Charakterschwäche - Naiv/ahnungslos (für's Team)

Sep 09, 2017 22:24

Team: Aschenputtel
Challenge: Charakterschwäche - Naiv/ahnungslos (für's Team)
Titel: Sattgesehen
Fandom: RPS (Monsta X)
Anmerkungen: Das post-Monsta-X-Konzert-Niedergeschlagenheits-Wichteln geht in die nächste Runde!


Es ist nicht so, als wäre Kihyun plötzlich ein anderer Mensch. Oder so, als hätte Changkyun noch nie bemerkt, dass Kihyun ziemlich hübsch ist. Er sieht ihn nicht „wie zum ersten Mal“ und auch nicht „mit völlig anderen Augen“.

Im Grunde ist es eigentlich so, denkt Changkyun, während er seine Augen nicht von Kihyun lassen kann, als würde man jemanden nach längerer Zeit wiedersehen und ganz viel in der Person wiedererkennen.

Aber dann ist da eben noch etwas anderes, etwas Neues, was man vielleicht vorher einfach nicht bemerkt hat, weil man denjenigen zu oft gesehen hat.

Changkyun ist sich nicht sicher, ob das überhaupt Sinn macht. Es macht Sinn in seinem Kopf, irgendwie, denn Kihyun ist verdammt, verdammt schön und überhaupt ist Changkyun schon stolz auf sich, dass er drei Dinge nacheinander denken kann, während er Kihyun ansieht und langsam dahinschmilzt.

Ungefähr so wie das Eis in Kihyuns Hand.

Ja, ziemlich genau so fühlt er sich.

„Wir haben jetzt verstanden, dass er süß ist“, hat Jooheon gesagt, und: „Du musst es nicht nochmal sagen.“

Aber er grinst dabei und klopft Changkyun auf die Schulter; es ist nicht böse gemeint und Changkyun wäre es auch ziemlich egal, wenn es böse gemeint wäre, denn verdammt, Kihyun ist schon wirklich hübsch und Changkyun ist wirklich, wirklich schwach.

Changkyun glaubt, überzulaufen vor irgendwas, von dem er selbst nicht genau weiß, was es ist, wenn er nicht irgendjemanden nochmal darauf hinweist, wie süß und hübsch Kihyun ist, aber Jooheon rollt schon mit den Augen, wenn Changkyun nur Luft holt, und so muss Changkyun seine einspurigen Gedanken wohl für sich behalten.

Es ist nur so-

Wenn Kihyun sich bewegt, raschelt der kurze Rock um seine Beine.

Changkyun kann nicht wegsehen.

Wenn jemand lacht, weil Kihyun und Minhyuk so ungewohnt aussehen, schaut Kihyun empört auf seine Turnschuhe und schilt sie dafür, dass sie mit der Szene nicht weiterkommen.

Changkyuns Blick folgt seinem und er kann nicht wegsehen.

Wenn Kihyun sich selbst verhaspelt, streicht er sich die langen Perückenhaare aus dem Gesicht. Es ist überflüssig, weil ihm die Haare vor lauter Haarspray sowieso nicht in die Augen fallen können, aber die Verlegenheit bringt ihn dazu.

Changkyun kann nicht wegsehen und schmilzt.

„Kihyun sieht super aus, oder?“, sprudelt es aus ihm heraus, denn Kihyun lacht verlegen über irgendetwas, das Minhyuk gesagt hat, und Changkyun muss Jooheon nicht einmal anschauen, um zu wissen, dass er die Augen verdreht.

„Verlieb dich bloß nicht“, sagt Jooheon, geradezu so, als könnte Changkyun daran irgendetwas beeinflussen.

Dafür ist es schon lange viel zu spät.

„Hm“, macht Changkyun, unverbindlich, denn Kihyun schaut zu ihnen rüber, als habe er gehört, was Jooheon gesagt hat-

(hoffentlich hat er auch alles gehört, was Changkyun gesagt hat)

(hoffentlich nicht)

-aber Changkyun kann ihm nicht lange in die Augen sehen, ohne fürchterlich rot anzulaufen. So rot, dass ihm ganz heiß wird und er sich wegdrehen muss, denn Kihyun hat bestimmt gehört, was er gesagt hat, Kihyun hat bestimmt gemerkt, dass er angestarrt wurde, Gott, Kihyun weiß bestimmt, dass Changkyun über seine Beine nachdenkt und über kurze Röcke und hohe Strümpfe und-

Kihyun schnalzt ungehalten mit der Zunge und stampft an ihnen vorbei aus der Halle hinaus, etwas murmelnd, das klingt wie eine Mischung aus „ihr seid alle doof“ und „frische Luft schnappen“.

Dass Jooheon übertrieben entnervt aufstöhnt, als Changkyun ihm hinterher nach draußen stürzt, ignoriert Changkyun gekonnt.

„Hast du dich noch nicht sattgesehen?“, fragt Kihyun über die Schulter hinweg.

Bestimmt sollte Changkyun ein bisschen mehr darüber nachdenken, was das heißt. Dass Kihyun sich nicht wohlfühlt; dass es Kihyun unangenehm ist, wenn sie ihn ansehen; dass er sich ausgelacht vorkommt.

Stattdessen kommt er bloß immer wieder zu einem einzigen Gedanken zurück, nämlich dazu, wie schön, wie unglaublich übertrieben schön Kihyun einfach ist in seiner blöden Zöpfchenperücke und seinem blöden Schulmädchenoutfit, mit den blöden hohen Strümpfen und den blöden Turnschuhen, die sein komplettes Outfit nur noch süßer machen.

Mit seinen knochigen Schultern und seiner zierlichen Hüfte, mit seinen sehnigen Beinen und seiner ganzen Haltung, die auch ein ungewohntes Kostüm nicht ändern kann.

„Sorry“, murmelt Changkyun. Er hofft, dass Kihyun sich noch nicht umdreht, denn seine Wangen glühen; wenn er sein Gesicht anfasst, ist es ganz heiß.

Kihyun zuckt bloß mit den Schultern und zupft ganz und gar überflüssig an seinem Rock herum.

Es ist fürchterlich süß.

„Ich wollte dich nicht ärgern“, sagt Changkyun, denn das wollte er wirklich nicht.

Kihyun streicht seinen glatten Rock noch glatter.

„Hab ich‘s übertrieben?“

Kihyun schnalzt wieder mit der Zunge und hält sich im letzten Moment davon ab, sich die Haare zu raufen und damit seine Perücke kaputt zu machen.

„Nee“, sagt er schließlich. Und dann: „Doch.“

Er dreht sich herum und Changkyun fühlt seine Wangen noch heißer werden, falls das überhaupt noch möglich sein kann.

„Ihr habt es irgendwie alle übertrieben“, erklärt Kihyun, sieht ihn aber glücklicherweise nicht an.

Das könnte er jetzt wirklich nicht ertragen.

„Sorry“, sagt er nochmal, weil ihm nichts Besseres einfällt und weil er nicht weiß, was Kihyun hören will. Er weiß bloß, was er ihm sagen will, aber davon hat Kihyun ja scheinbar schon genug gehört.

„Ist schon okay. Ich revanchiere mich dann einfach bei dir, wenn du die Mutti spielst.“

Es ist ein schwacher Trost, findet Changkyun, denn er möchte ja, dass Kihyun weiß-

„Du siehst aber echt süß aus, hyung“, sagt er, bevor er es sich anders überlegen kann.

Kihyun rollt schon mit den Augen (es war blöd, blöd, blöd, es nochmal zu sagen) und geht zwei Schritte, drei Schritte an Changkyun vorbei, zurück zur Halle (blöd, so blöd, warum ist er so), aber Changkyun möchte ihn so nicht gehen lassen, nicht, wenn er wütend ist und Changkyun alles bloß noch schlimmer gemacht hat.

Er will sich in den Hintern treten.

„Ich mein’s aber ernst, hyung“, sagt er, einfach nur, damit Kihyun stehen bleibt.

„Voll zum Verlieben.“

Im Erdboden versinken möchte er, dringend, sofort, aber wenigstens (leider) ist Kihyun stehen geblieben.

Es dauert ein paar Momente, in denen Changkyun sich bemüht, gar nichts zu denken, während er eigentlich einfach nur schreien möchte, dann dreht Kihyun sich um.

„Willst du unserer männlichen Hauptrolle Konkurrenz machen, oder was?“

Kihyun sieht ihn an, aber Changkyun kann seinen Blick einfach nicht erwidern.

„Hm“, sagt er stattdessen. Hm.

Er würde einiges dafür geben, die Zeit ein bisschen zurückzudrehen. So weit, dass er Kihyun nicht aufhalten kann. Oder so weit, dass er Kihyun nie nach draußen gefolgt wäre. Oder vielleicht sogar so weit, dass er einfach den Mund gehalten hätte, den ganzen Tag lang.

„Für die Hauptrolle brauchst du erst mal ‘ne Wand“, erklärt Kihyun und packt ihn am Ärmel seiner lächerlichen, schlecht sitzenden Schuluniform.

„Außerdem brauchst du eine komplett aufgelöste weibliche Hauptrolle.“

Er zieht Changkyun mit sich bis zur Fassade der Lagerhalle und lehnt sich dagegen.

„Glücklicherweise bin ich grade zumindest halb aufgelöst und trage immerhin eine Schuluniform für Mädchen. Das muss reichen.“

Changkyun möchte irgendetwas sagen. Vielleicht ‚was machst du‘ oder ‚was soll das‘ oder ‚es tut mir leid, dass ich damit angefangen habe, lass uns bitte wieder rein gehen und so tun, als wäre nichts gewesen‘, aber bevor er sich für eines entscheiden kann, hat Kihyun ihn wieder am Uniformärmel gepackt und seine Hand gegen die Fassade gedrückt, links neben Kihyuns Kopf.

Eigentlich ist er schon lange nicht mehr rot geworden, denkt Changkyun. Wurde auch mal wieder Zeit.

„So, bitte. Das ist die Position für die männliche Hauptrolle. Jetzt bist du dran.“

Changkyun will den Arm wegziehen, er will sagen, dass das alles blöd ist, dass sie bitte alles vergessen sollen, was passiert ist, dass Kihyun wirklich hübsch aussieht und dass es für Changkyuns Vernunft vielleicht nicht so gut ist, wenn er hier eine Armlänge von Kihyun entfernt vor der Wand steht und Kihyun so süß ist mit seinen falschen Zöpfen und seinem trotzigen Gesichtsausdruck, aber Kihyun hält seinen Ärmel weiter fest und Changkyun bringt es nicht über sich, ihm zu sagen, dass das vielleicht nicht einhundertprozentig die Hauptrollenposition ist, so lange er ihn festhält.

Was er tun soll, weiß er nicht. Er weiß nicht einmal, ob Kihyun ihn ansieht oder nicht, denn er starrt lieber stetig Kihyuns Hals an, als ihm ins Gesicht zu sehen.

„Nein?“, fragt Kihyun schließlich.

„Doch“, antwortet Changkyun, auch, wenn er gar nicht richtig weiß, was die eigentliche Frage war.

Kihyun seufzt.

„Es tut mir auch leid“, sagt er, und jetzt weiß Changkyun, dass Kihyun ihn auch nicht ansehen konnte.

„Ihr meint es ja nicht böse. Aber ich will das hier gut machen, verstehst du?“

Changkyun nickt.

„Vielleicht nehm‘ ich das alles zu ernst.“

Kopfschütteln.

„Jedenfalls kam ich mir verarscht vor von euch.“

Kihyun hat seinen Ärmel losgelassen, aber Changkyun nimmt die Hand nicht von der Wand.

„Sorry“, sagt er wieder und kommt sich blöd vor dabei.

„Ich werd’s überleben.“

Kihyun grinst schief und legt den Kopf zur Seite, so, dass sein Kopf mit den falschen Haaren gegen Changkyuns Hand stößt.

Das ist okay, denkt Changkyun. Einfach so weggeschmolzen ist er auch schon länger nicht mehr.

team: aschenputtel, rps, ayawinner

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