Ein Weihnachtsengel [24. Türchen]

Dec 24, 2018 17:04

Challenge: Ein Weihnachtsengel (+ eventuell Weihnachten in einer anderen Kultur)
Fandom: Haikyuu!! - Dämonen/Engel-AU
Charaktere: Kenma Kozume, Taketora Yamamoto (pre-slash), Tetsurou Kuroo
Sprache: Deutsch
Wörter: 1339
Warnungen: es ist Fluff und hat keinen Plot lol
Inhalt: Die Akademie muss ja unbedingt immer menschliche Traditionen übernehmen, die Kenma allesamt nicht ausstehen kann.
A/N: Ich wollte auch etwas netteres schreiben, so zu Weihnachten, nach dem eher deprimierenden Kram aus meinem Original. Also hier: habt eine kurze Story voller Klischees, Tropes und Schmalz :D
Frohe Weihnachten allen! (Ich hoffe, ihr habt ein angenehmeres Weihnachten als ich! lol)



Kenma ist gewaltig angepisst.

"Oh man, dein Gesicht!" Kuroo, oder Mister Offensichtlich, zeigt mit seinem Finger überdeutlich auf Kenmas Gesicht, hält sich dabei mit dem anderen Arm den Bauch und kann vor lauter Lachen kaum sprechen.

Kenma hasst ihn. So sehr. Wären sie nicht in aller Öffentlichkeit und wäre er nicht zu faul, sich einen todsicheren Plan zu überlegen, mit einem Mord an Kuroo davonzukommen, würde er ihn umbringen. Ihn und Taketora gleich mit, der Kenmas Meinung nach die Schuld an allem trug.

"Wenn du dich nicht bald einkriegst, erzähle ich allen, was für ein Weichei du in Wirklichkeit bist", sagt Kenma deshalb, statt Kuroo zu erwürgen.

Das ernüchtert Kuroo fast schlagartig. "Hey, das ist unter der Gürtellinie."

Kenma lächelt ihn fies an. "Du weißt, ich hab die Beweise dafür."

Kuroo grummelt etwas in seinen nicht vorhandenen Bart hinein, doch er lässt das Lachen wenigstens sein.

"Die ganze verdammte Akademie hat sich wohl gegen mich verschworen, also treib es nicht zu weit." Kenma rückt sich die lange, schwarze Perücke an der Stirn nochmal zurecht und stolpert im Stehen fast über seine eigenen Füße, weil er sich einfach nicht an den dämlichen Kimono gewöhnen kann. Es ist furchtbar warm sowohl unterm Kimono als auch unter der Perücke, aber was hat er sich auch überreden lassen.

Kuroo wirft ihm einen bedeutsamen Blick zu. "Naja, von euch zweien passt nur einer in die Rolle der wunderschönen Tennin, auch wenn Yamamoto das Gefieder aufm Rücken hat", kann er sich nicht verkneifen zu sagen, mit einer Anspielung auf Taketoras Engelsflügel. Das war auch Kenmas Argument gewesen, aber wirklich alle haben sich auf Taketoras Seite geschlagen. Miese verräter.

Manchmal wünscht sich Kenma zurück in die Zeit, in der er Taketora noch nicht ausstehen konnte. Da hätte er sich wenigstens nicht überreden lassen. Nicht um alles in den Dimensionen.

"Wo wir gerade von deinem Partner reden, wo steckt er denn? Sollte er nicht auch hier sein?"

Kenma ignoriert die verschwörerische Art, in der Kuroo "Partner" sagt. "Nein. Er kommt von der anderen Seite auf die Bühne."

Dass Kenma überhaupt bei einer Vorführung mitmacht hat einzig und allein den Grund, dass es verpflichtend ist, und dass es lediglich eine sehr kurze Vorstellung ist. Jede der Dämon-Engel-Gruppen hat ein Los mit einem Thema ziehen müssen, das sie kurz auf der Bühne vorstellen. Natürlich hat Kuroo, der blöde Glückspilz, das Thema "Schrein" gezogen. Aber Kenma musste "Tennin" ziehen. Ausgerechnet.

Warum sie diesen Mist überhaupt machen, kann sich Kenma immer noch nicht erklären. Klar, sie wollen mehr menschliche Traditionen in der Akademie verbreiten (in diesem Fall eine mehr als bescheuerte sogenannte "Weihnachts-Bühnenaufführung"), um die Engel und Dämonen auf die Erde vorzubereiten, aber er und Taketora sind bereits auf der Erde gewesen. Alle Engel-Dämonen-Gruppen in Kenmas Stufe waren das. Warum also konnten die Gruppen in der Stufe unter ihnen das nicht allein machen?

"Wenigstens hast du den richtigen Gesichtsausdruck für eine dämonenbesessene Tennin", meint Kuroo achselzuckend und Kenma stöhnt entnervt auf.

"Als nächstes Kenma Kozume und Taketora Yamamoto mit der Aufführung Die Befreiung der Tennin - Applaus!", ruft Meister Nekomata auch schon Kenma auf und er stöhnt erneut genervt, gibt sich jedoch mit seinem Schicksal geschalgen. Augen zu und durch.

Kuroo klopf ihm halb aufmunternd, halb belustigt auf die Schulter und schubst ihn zur Bühne raus und Kenma fällt fast mit dem Gesicht voran auf den Boden, weil der Kimono seine Beinfreiheit doch sehr einschränkt. Er schafft es noch, sich aufzufangen und konzentriert sich kurz, um Schwebemagie um sich selbst aufzubauen. Danach geht alles viel leichter. Kenma schwebt hoch, bis er einige Meter über dem Boden ist und wartet.

Taketora, auf der anderen Seite als edler Samurai - nur ohne Helm - gekleidet, tut so, als erklimme er schweren Schrittes einen Berg in Richtung Kenma und baut mit seiner Beschwörungsmagie Stück für Stück etwas Berg auf, bis auch Kenma wieder festen, beschworenen Boden unter seinen Füßen hat.

"Was habt Ihr hier zu suchen, Samurai?", fragt Kenma. Vielleicht einen Tacken zu wenig gebieterisch, wie Taketora es sich vorgestellt hatte - Taketoras Gesicht verzieht sich kurz enttäuscht, doch er fängt sich schnell wieder.

"Euer weiser Rat hat unserem Dorf immer gute Dienste erwiesen. Jetzt ist es an der Zeit, dass wir Euch einen Dienst erweisen, geehrte Tennin, und das Böse aus euch vertreiben!"

An dieser Stelle lässt Kenma die Haare der Perücke nach oben schweben, sodass er höchst unnatürlich damit aussieht. Seine Augen lässt er dämonisch rot glühen - wie die Menschen sich das wohl vorstellen müssen - und er nimmt den Verhüllungszauber von seinen Hörnern, sodass sie wieder zum Vorschein kommen.

"Ich könnt mich nicht aufhalten!", ruft er Taketora entgegen, dieses Mal mit mehr Einsatz, und Taketora grinst ihn tatsächlich kurz an. Dann stürzt sich Kenma auf ihn und sie spielen eine Art Kapf vor, mit Lichtkugeln als Feuerbälle und einer von Taketora heraufbeschworenen Katana-Illusion, die letztendlich durch Kenmas Brust tritt und in ihrer Aufführung den Dämon in ihm tötet.

Taketoras Gesich ist Kenmas plötzlich ganz nahe und seine Faust ist in Kenmas Kimono gepresst, direkt über dem Herzen. Taketora reiß seine Augen überrascht auf, als er diese Tatsache auch zur gleichen Zeit wie Kenma bemerkt. Für einen kurzen Moment halten sie beide ihren Atem an und Kenma kann sein Herz laut pochen hören. Doch dann scheint Taketora sich wieder zu besinnen und sich an seinen Text zu erinnern.

"Dieses Schwert wurde gesegnet und wird was von euch Besitz ergriffen hat, vertreiben!", sagt Taketora. Er hört sich atemlos an, mehr als er nach diesem ganz und gar nicht anstrengenden Show-Kampf sein sollte. Aber auch Kenmas Einsatz kommt ein paar Momente zu spät.

Er schließt die Augen und konzentriert sich, sodass die Stelle, an der Taketoras Faust immer noch in seine Brust drückt, anfängt zu dampfen. Der Dampf hüllt Kenma komplett ein und auch Taketoras Gesicht wird davon verdeckt und für einen ganz kurzen Moment ist Kenma ist fast sicher, dass Taketoras Augen runter zu Kenmas Lippen wandern. Doch der Moment ist sofort wieder vorbei und Kenma präsentiert sich wieder ohne Hörner, ohne glühende Augen und seine Haare fallen herab an seine Seite wie Seide.

Taketora löst das Schwert auf und tritt einen Schritt zurück, verbeugt sich vor Kenma, wie ein menschlicher Ehrenmann es wohl tun würde. Und Kenma lächelt auf ihn herab, so wie es im Skript steht.

"Ich danke Euch, mein treuer Samurai. Ich werde auf ewig in eurer Schuld stehen. Mag Euer Dorf gesegnet sein."

Dann sieht Taketora wieder auf und sie starren sich gegenseitig in die Augen, als könne keiner den Blick abwenden.

Jemand im Publikum hustet laut und sie schrecken beide hoch und sehen gleichzeitig in die Reihen der Zuschauer. Hastig lassen sie ihre Beschwörungen und Illusionen wieder verschwinden und verbeugen sich, bevor sie gemeinsam von der Bühne gehen.

Taketora räuspert sich. "Hat ja gut geklappt. Du hast dir sogar Mühe gegeben!" Er sieht Kenma nicht in die Augen.

"Ja…" Kenma sieht ebenfalls zu Boden, denn sein Herz rast immer noch wie wild vor sich hin.

"Ähm, ich werde dann mal… die Rüstung und so!" Taketora verbeugt sich seltsamerweise vor Kenma und hastet anschließend davon, um die permanente, nicht beschworene, echte Rüstung wieder an ihren Platz zu bringen, und Kenma bleibt am selben Fleck stehen, vollkommen verwirrt und durcheinander.

Jemand rumpelt ihn von der Seite an und Kenma weiß, wer es ist, auch ohne nachzusehen.

"Na, ihr Turteltauben?" Kuroos Grinsen ist bescheuert und Kenma hat jetzt keine Lust, auf diesen Mist. Also zaubert er seine eigene Perücke Kuroo ins Gesicht, sodass der nichts mehr sehen kann, und macht ebenfalls einen Abflug. Schwebend, weil er immer noch den dämlichen Kimono an hat.

Er weiß ganz genau, was das alles zu bedeuten hat, aber heute will er nicht weiter darüber nachdenken. Heute freut er sich viel lieber darüber, dass es endlich vorbei ist, und verbannt das klare Bild von Taketora, wie er Kenmas Lippen anvisierte, in die hintersten Ecken seines Verstands.

Was morgen wird, kann er später immer noch versuchen, zu wahrsagen, denkt er, während er sich mit den Fingern über die Lippen streicht und versucht, nicht zu lächeln.

rolly_chan, haikyuu!!

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