Titel: Ansteckungsgefahr
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Hurt/Comfort: Ein Virus geht um/Ansteckungsgefahr - Für mich
Fandom: Alphateam
Rating: PG-13
Genre: Gen, Friendship, h/c
Warnungen: None
Zusammenfassung: Martina befürchtet, sich mit HIV infiziert zu haben...
Wörter: ~600
Anmerkungen: Bezieht sich auf die Folge 05x06 "Schneller, höher, weiter". Wer die Szene nachschauen möchte, gucke einmal
hier ab 41:30 bzw. 43:20.
Ansteckungsgefahr
„Ich bin positiv!“
Eberhard ist froh, dass er Martina in diesem Augenblick den Rücken zuwendet. Sie muss nicht sehen, wie ihm alle Gesichtszüge entgleisen, sie ist fertig genug. Er schluckt leicht, schließt kurz die Augen, versucht sich zu sammeln. Es ist eine Sache, zu ahnen, dass der tote Junkie, der Martina überfallen hat, HIV-positiv war, dass theoretisch die Möglichkeit besteht, dass sie sich angesteckt hat, aber eine ganz andere, es so hart aus ihrem Mund zu hören.
„Es dauert sechs bis sieben Wochen, bis die Viren im Blut nachweisbar sind.“
Es klingt lahm, sogar in seinen eigenen Ohren. Ein Strohhalm, mehr nicht. Ganz sachlich, rein medizinisch hat er recht, das weiß er. Aber es ist auch Augenwischerei. Nicht nachweisbar ist noch lange nicht negativ. Und es hilft Martina auch nicht.
„Ich weiß es. Ich hab’ ihn in den Arm gebissen.“ Martins starrt in die Ferne, sieht in nicht, sieht wahrscheinlich gerade gar nichts. „Ich konnte sein Blut schmecken.“
Er hockt sich auf die Armlehne des Sessels ihr gegenüber, drückt ihre Hand. Sie ist warm und weich. Viel zu warm. Auf ihrer Stirn steht der Schweiß. Sie sieht nicht gut aus, wie sie da auf dem Sofa hockt, die Arme um die Knie geschlungen. Ein Häufchen Elend. Sein Herz zieht sich zusammen. Er will ihr helfen, sucht verzweifelt, fieberhaft irgendetwas in seinem Kopf, dass ihr Mut machen könnte.
„Hast du die PEP-Tabletten genommen?“
Noch so ein Strohhalm. Post-Exposure Prophylaxis ist großartig, aber auch keine Garantie. Und die Angst bleibt doch, bis zum Test.
„Die wirken aber nur, wenn man sie zwei bis drei Stunden nach Ansteckung nimmt. Als klar war, dass der Typ Aids hat, war es zu spät.“
Sie hat Recht, natürlich hat sie Recht. Sie ist auch Ärztin, sie hat lange in Afrika gearbeitet, sie kennt sich mit Aids aus wie niemand sonst im Team. Der Überfall war zu Schichtbeginn, der Junkie wurde erst zu Schichtende wieder eingeliefert. Dazwischen lagen zwölf Stunden. Viel zu lange. Er weiß nicht mehr, was er noch sagen soll. Seine Strohhalme sind aufgebraucht. Also fragt er das naheliegendste.
„Wann ist der nächste Test?“
„In sechs Wochen.“
Sechs Wochen. Sechs Wochen zwischen Hoffen und Bangen, zweiundvierzig Tage Angst.
„Ich halte das bis dahin nicht mehr aus.“
Eberhard steht auf, setzt sich neben Martina auf das Sofa, legt die Arme um sie, zieht sie zu sich. Er will ihr so gerne etwas aufmunterndes sagen, Mut machen, Hoffnung geben, aber er weiß einfach nichts. Sie sind beide Ärzte, sie kennen sich beide aus mit HIV und Aids, sie wissen um Risiken, Gefahren und Chancen. Ein paar Tropfen Blut reichen aus. Es gibt keinen besonderen Grund, warum Martina sich angesteckt haben sollte, aber auch keinen, warum es nicht passiert sein sollte. Beides ist möglich, beides gleich wahrscheinlich.
Es ist schon fast ironisch, eigentlich hat er immer geglaubt, wenn diese Situation einmal eintritt, dass es dann umgekehrt sein wird. Dass er dann derjenige ist, der Angst haben muss und Martina ihn tröstet. Er erinnert sich noch genau an seinen ersten Aidstest, damals vor ein paar Jahren. Aber er war selbst schuld gewesen. Und er musste auch nur eine Schicht warten, nur eine Nacht Angst haben, nicht sechs Wochen.
„Ich bin für dich da. Egal was der Test ergibt.“
Ein Versprechen. Es ist nicht viel, aber es ist alles, was er hat. Martina schließt die Augen, nickt leicht. Tränen rinnen ihre Wangen hinab. Er drückt sie an sich, gibt ihr einen Kuss aufs Haar. Hält sie einfach fest.