Titel: Idiot
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Charakterschwächen: Jähzornig/Aufbrausend - Fürs Team
Fandom: Tatort Stuttgart
Rating: PG
Genre: Preslash, Angst,
Warnungen: None
Zusammenfassung: Sebastian hat sich nicht unter Kontrolle...
Wörter: ~650
Anmerkungen: Ich arbeite an einer kleinen Thorsten/Sebastian-First-Time-Geschichte, die mit einem kleinen Ausraster von Sebastian beginnt, denn Sebastian ist ein Pulverfass mit sehr kurzer Zündschnur, wenn er emotional unter Druck steht. Eigentlich ist die Geschichte aus Thorstens Perspektive geplant, aber ich überlege, auch ein paar Schnipsel aus Sebastians Sicht einzustreuen. Und ich dachte, was ist besser zum ausprobieren, als die Sommerchallenge? Es ist nicht wirklich so geworden, wie ich es wollte, aber gut. Punkte und so...
Idiot
„Sebastian?“
„Hm…?“
Sebastian machte sich gar nicht die Mühe, den Kopf zu heben. Konzentriert studierte weiterhin den KTU-Bericht. Das musste heute noch fertig werden. Und die anderen fünfzehn auch noch.
„Sebastian, komm. Es ist Zeit für den Feierabend.“
„Hm, ja … gleich...“
Herrgott, Thorsten konnte doch sehen, dass er beschäftigt war. Warum konnte er ihn denn nicht einfach in Ruhe lassen. Er wusste doch genau, dass die Álvarez die Berichte lieber heute als morgen haben wollte. Und er hing nun mal hinterher. Mochte ja sein, dass Thorsten jegliche Hoffnung auf eine Beförderung schon lange aufgegeben hatte, aber deswegen musste das ja nicht jeder so sehen. Er wollte garantiert nicht sein ganzes Leben popeliger Hauptkommissar bleiben. Schließlich musste er seine Familie ernähren. Kinder waren teuer. Der Unterhalt war…
„Schluss jetzt!“ Mit einem Ruck wurde Sebastian der Bericht aus der Hand gerissen. „Ich will heute noch Feierabend haben!“
„Sag mal spinnst du?!? Geh doch einfach! Du bist doch alt genug.“
Warum konnte Thorsten ihn denn nicht einfach in Ruhe lassen? Warum konnte er denn nicht verstehen, dass Sebastian einfach keine Lust hatte, in einem einsamen, kalten Hotelzimmer zu sitzen. ‚Weil er das mit dem Hotelzimmer nicht weiß‘, erinnerte ihn eine leise Stimme in seinem Hinterkopf. Thorsten glaubte ja immer noch, ‚rausgeschmissen‘ meinte nur die Couch im Wohnzimmer.
Sebastian holte tief Luft, lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Zwang sich zur Ruhe. Thorsten hatte einen Schritt zurück gemacht. Vor ihm, weil er ihn sie angefaucht hatte. Das hatte er noch nie gesehen. Thorsten trat keinen Schritt zurück. Niemals. Nicht einmal für Viktor de Man.
„Wenn ich jetzt gehe, sitzt du morgen noch hier. Und das ist weder deiner Arbeit noch deiner Ehe zuträglich.“
Was ging das denn Thorsten an? War der jetzt sein Babysitter oder was? Meinte sein werter Partner, nur weil Sebastian mal wieder Stress mit Julia hatte, konnte er sich hier aufspielen, oder war? Er war erwachsen verdammt und Thorsten ging das alles überhaupt nichts an.
„Das kann dir doch völlig egal sein. Meine Ehe geht dich einen Scheißdreck an!“
Sebastian sprang aus seinem Stuhl auf, knallte die Fäuste auf den Schreibtisch. Der Monitor machte einen kleinen Satz und die Tischplatte knackte gefährlich.
„Es ist mir aber nicht egal! Du bist mein Partner und ich muss den ganzen Tag deine Launen ertragen.“
Sebastian stemmte sich auf die Tischplatte. Sein Herz hämmerte, Hitze stieg ihm in die Wangen und in seinen Ohren pulsierte das Blut. Das Rauschen übertönte fast alles. Was bildete Thorsten sich eigentlich ein?
„Dann such dir doch einen anderen Partner! Dann musst du mich nicht mehr ertragen und ich dich auch nicht!“
Sollte er doch verschwinden. Wenn er nicht wäre, wenn er niemals hier aufgetaucht wäre, wenn er niemals sein Partner geworden wäre, dann hätte er doch diesen Scheißtraum nicht gehabt und dann hätte Julia ihn niemals rausgeschmissen. Dann wäre er jetzt glücklich mit seiner Frau und seinen Kindern und alles wäre gut. Bestens sogar. Aber nein, Thorsten musste ja hier auftauchen und alles kaputtmachen!
„Gut, wie du willst!“
Thorsten straffte die Schultern und drehte sich um. Er schnappte seinen Mantel und den Rucksack und war schneller aus dem Büro, als Sebastian es jemals erlebt hatte. Die Tür schlug so hart hinter ihm ins Schloss, dass die Glasscheiben klirrten. Sebastian starrte ihm hinterher. Erst jetzt sickerte langsam ein, was eigentlich gerade passiert war.
Er hatte Thorsten vergrault. Thorsten, der seit Tagen seine Launen ertrug, der ihm den Rücken freihielt, wie kein zweiter, der sich um alles kümmerte, die Kollegen managte, weil er selbst keine Nerven dafür hatte, der ihm immer zugehört hatte, ohne je zu drängen. Sein bester Freund. Und er hatte ihn vergrault. Hatte ihm praktisch gesagt, dass er nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, dass er sich einen neuen Partner suchen sollte. Und das nur, weil er seine Gefühle nicht unter Kontrolle hatte.
„So eine verdammte Scheiße!“
Sebastian holte aus und schleuderte seine Kaffeetasse quer durch das Büro. Sie krachte gegen die Wand und zerbarst in tausend Scherben. Genau wie sein Leben. Er war doch so ein verdammter Idiot!