Titel: Blut und Aether
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Genre+Challenge: Steampunk/Cyberpunk (Blut & Kartoffel) - Für mich
Fandom: Pandora's Shadow (Original)
Rating: P16/Mature
Genre: Steampunk, Angst, Dark
Warnungen: None
Zusammenfassung: Auf diese Bluttransfusion hätte Ana wirklich gerne verzichtet...
Wörter: ~1150
Anmerkungen: Komplett ohne Beta, weil ich das Ding sonst vermutlich in die Tonne gekloppt hätte (Es ist nicht hilfreich, wenn man jeden zweiten Satz auf Englisch im Kopf hat und überlegt, doch die Sprache zu wechseln). Es ist eine Probeszene aus einem Universum, dass mir schon seit längerer Zeit im Kopf herumspukt. Es oszilliert fröhlich zwischen Steampunk und Cyberpunk, Magie und harter SciFi, deutsch und englisch hin und her und alles, was ich sicher weiß ist, dass es am Ende FemSlash werden soll.
Ach so, ich habe mich für den Steampunk entschieden, auch wenn es eher light ist, und es sind mal wieder blutige Kartoffeln...
Blut und Aether
Verbissen Ana zerrte an den stählernen Spangen, die ihre Hände und Füße an den seltsamen Labortisch fesselten. Schweiß trat ihr auf die Stirn und das Herz hämmerte in ihrer Brust. Sie keuchte vor Anstrengung, aber ganz gleich wie sehr sie sich auch verausgabte, die Fesseln gaben nicht einen Millimeter nach. Ihr blieb nichts anderes übrig, als hier zu liegen, ausgestreckt wie auf einem Andreaskreuz und darauf zu hoffen, dass Phil sie rechtzeitig finden würde.
Den Mann an dem Arbeitstisch kaum zwei Meter neben ihr schien das alles kaum zu interessieren. Seitdem die Männer sie in das Labor gebracht und auf dem Tisch fixiert hatten, hatte er sie kaum zu Kenntnis genommen. Auf die Frage wohin mit ihr, hatte er die Männer mit einer vagen Geste in Richtung des Tisches gewiesen und seither hatte er sie mehr oder weniger ignoriert. Er monologisierte vor sich hin, über Theorien, Beweise, Gegenbeweise und seine eigene Genialität - Ana hatte gar nicht erst versucht, ihm zu folgen -, eilte von Arbeitstisch zu Arbeitstisch, dreht und stellte an diesen und jenen Experimenten herum und aß ab und an einen Bissen von dem Teller, der auf dem kleinen Tisch bei der Tür stand. Ein paar Mal hatte er in ihre Richtung geschaut, manchmal auch gesprochen, aber wirklich wahrgenommen hatte er sie nicht - zumindest hatte er keine ihrer Fragen beantwortet. Sie wusste noch immer nicht, wer er war oder was er von ihre wollte.
„Ah ja, noch ein bisschen… ja, ja, … genau so … ja, … perfekt!“
Ana drückte die Schultern gehen den Tisch, verdrehte den Hals, versuchte irgendwie zu erkenne, was der Mann da eigentlich hinter ihr tat. Vergeblich. Das einzige, was sie sah, war ihr eigener Oberarm. Es knackte und zischte hinter ihr, wie ein Dampfkessel, dem urplötzlich aller Druck entwich, Stoff raschelte, Schritte auf dem Steinboden und der Mann trat in ihr Blickfeld. Er hielt eine kleine Phiole mit einer dunklen Flüssigkeit in der Hand und schaute sie zum ersten Mal tatsächlich an.
„Sie dürfen sich glücklich schätzen, meine Gute. Sie werden einer Sensation zum Durchbruch verhelfen.“
Ein geradezu manisches Grinsen kroch auf sein Gesicht. Da war ein Ausdruck in seinen Augen, der kaum anders als ‚irre‘ zu nennen war. Er hielt Ana die Phiole direkt vor das Gesicht, schüttelte sie sachte hin und her. Eine dunkelrote Flüssigkeit floss zäh hin und her. Vielleicht war es nur das seltsame Lichte, doch es schien, als würde sie ganz dezent leuchten. Ana schluckte trocken. Was immer der Mann mit ihr vorhatte, der Ausdruck in seinen Augen versprach nichts Gutes.
„Was ist das? Wer sind Sie? Was wollen sie von mir?“
„Das, meine Liebe, ist das Blut eines gewöhnlichen Hausschweins. Saturiert, wie selbst Sie mit ihrem laienhaften Verständnis erkennen sollten,“ - er schüttelte die Phiole noch einmal demonstrativ vor ihren Augen und dieses Mal war Ana sich sicher, dass der Inhalt leuchtete - „mit Aether.“
Anas Herz setzte einen Schlag aus. Also war er es. Die Monster die angeblich nächstens durch die Stadt streiften, Wesen wie aus den finstersten Albträumen, irgendwie noch Tiere, aber auch schon nicht mehr, grauenvoll deformiert. Das waren keine Absinth-Phantasien armer Teufel, die sich schon vor langer Zeit um das letzte bisschen Verstand gebracht hatten. Das war real. Genauso wie die grauenvoll entstellten Leichen. Das war seine Schuld.
„Was ich von Ihnen will?“, wiederholte er ihre Frage süffisant. „Nun, ganz einfach. Sie werden für mich überprüfen, ob diese Theorie auch am lebenden Objekt funktioniert. Warum ein wundervolles Schwein verschwenden, wenn ich hier so ein perfektes Versuchskaninchen habe.“
„Was … was meinen Sie damit?“
Der Kerl war ja vollkommen wahnsinnig. Sie streckte sich wieder, ruckte, riss und zerrte mit aller Kraft an den Fesseln. Vergeblich. Sie gaben noch immer nicht nach. Im Gegenteil, sie zogen sich zusammen, schnitten mit einem Mal in die Gelenke ein. Ein harter Schlag traf sie mitten auf der Brust, presste die Luft aus ihren Lungen. Sie sackte zusammen, ihre Glieder erschlafften. Eine stählerne Spange schnappte um ihren Hals, raubte ihr auch das letzte bisschen Bewegungsfreiheit.
Eisige Panik kroch ihre Kehlen hinauf, legte sich wie eine weitere Eisenspange um ihre Brust. Ihre Kehle wurde eng, das Herz schlug ihr bis zum Halse und in ihren Ohren pulsierte das Blut. Das Rauschen übertönte alles, sie verstand kaum mehr, was er sagte, wollte ihm auch gar nicht mehr zuhören, betete einfach nur noch zu allen Göttern, dass Phil sie rechtzeitig finden möge.
„Ich bezweifle, dass Sie es auch nur annährend verstehen werden, aber ich will versuchen, es Ihnen zu erklären. Das hier…“ - er griff über sich und zog eine gigantische Apparatur, über und über bestückt mit Knöpfen, Wählscheiben, Drehreglern und kleinen Glasröhrchen, zu ihr herunter - „…ist eine Aetherfalle. Sie sammelt den Aether zwischen den Dimensionen und bindet ihn an eine Trägerflüssigkeit. In diesem Fall Ihr Blut!“ Er hob ein Bündel dünner Schläuche an. „Diese wundervollen Manschetten sind mit einem Ring aus Nadeln ausgestattet, und über diese Schläuche mit einer Pumpe verbunden.“
Ana schüttelte wild den Kopf, biss die Zähne zusammen, stemmte sich gegen die Manschetten. Die Manschetten zogen sich zu, drückten ihr die Luft ab. Etwas biss in ihre Handgelenke. Ein scharfer, stechender Schmerz schoss ihren Unterarm hinauf.
„Sie sind ja wahnsinnig!“, keuchte sie.
„Sie wollten doch die Wahrheit über die Kreaturen wissen. Aber keine Sorge, ich habe meine Methode perfektioniert … hoffentlich!“ Er dreht an ein paar Scheiben herum, schob ein paar Regler hin und her, klopfte hier und das gegen ein paar Glasröhrchen. „Wenn ich mich nicht täusche, wird mein kleines Experiment ihnen ungeahnte Fähigkeiten verleihen.“ Er drehte noch einen Regler in Position, lehnte sich dann etwas zurück, als wollte er überblicken ob er auch wirklich nichts vergessen hatten.
„Und wenn nicht?“
Reden, sie musste ihn am Reden halten, ihn ablenken von seinem Experiment, Zeit schinden für Phil. Ana schloss die Augen, horchte mit hämmerndem Herzen. Da war nichts! Um sie herum war alles still. Phil würde nicht mehr rechtzeitig kommen.
„Dann wissen Sie woher die Monster kommen. Dann haben Sie die Intelligenz einer gekochten Kartoffel und die Mordlust eines hungrigen Dinosauriers. Und ich werde Sie zermalmen!“
Er griff eine der Kartoffeln von seinem Teller und ließ sie zu Boden fallen. Dann machte er einen Schritt nach vorn. Vermutlich um die Kartoffel demonstrativ unter seinem Schuh zu zermatschen, doch das konnte Ana aus ihrer Position nicht sehen.
„Beten Sie, dass es funktioniert.“
Er packte den großen Hebel an der Maschine, riss ihn mit einem Ruck herunter. Ein Kessel zischte, das rhythmische Stampfen eines Dampfkolbens nahm langsam Fahrt auf, dann ein schriller Pfiff. Die Maschine erzitterte. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte, hoffte Ana die wäre defekt. Dann nickte der Mann und legte nacheinander drei weitere Hebel um. Die Nadeln bissen in ihre Hand- und Fußgelenke, in ihren Hals. Scharfe Schmerzen schossen durch ihren Körper. Sie schrie. Ein Sog packte sie, zerrte unbarmherzig an ihr. Die Manschetten schnitten eine, die Ränder ihres Gesichtsfelds flackerten, trübten sich ein, wurden immer enger. Sie stemmte sich verzweifelt, doch der Sog war übermächtig, riss sie mit sich in die schwarzen Tiefen.