Exorzismus [AUs: Monster vs. Jäger - Fürs Team]

Jul 14, 2019 07:48

Titel: Exorzismus
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: AUs: Monster vs. Jäger - Fürs Team
Fandom: Tatort Stuttgart
Rating: PG-13
Genre: AU, Urban Fantasy, Crime
Warnungen: Canontypical Violence.
Zusammenfassung: Thorsten und Sebastian untersuchen den Fundort einer Leiche und machen eine erschreckende Entdeckung...
Wörter: ~1100
Anmerkungen: Der Tatort Stuttgart hat freundlicherweise die Vorlage für diese Szene gleich selbst geliefert, mit der Eröffnungsszene der neuen Folge "Hüter der Schwelle", die ich anfang Juni mit turelietelconta in Stuttgart als Vorabpremiere auf dem SWR-Festival gesehen habe. Die Folge war jetzt nicht berauschend, Tatort und Okkultismus ist eben doch immer noch eine eher bescheidene Kombibation. Das einzig lohnenswerte war die Fightclub-Szene mit einem halbnackten Sebastian, aber gut, immerhin war es gut für so kleine Gedankenspielchen, wie dieses hier,


Exorzismus

Im Gänsemarsch stapften sie den schmalen Trampelpfad entlang, der sich an der dich bewaldeten Bergflanke emporwand. Fünf uniformierte Kollegen vor ihm, hinter im die Kollegen von der Spusi, in zivil, zwei riesige Alukisten zwischen sich, dann Sebastian, dann noch einmal fünf Uniformierte. Thorsten war nicht wohl dabei. Sie waren zu viele. Zu viele vor allem, die nicht sahen, nicht ahnten, in welche Gefahr sie sich begaben. Sie konnten die Zeichen nicht deuten. Die Farben, die viel zu hart, zu kalt waren für einen Spätsommermorgen, die tiefe Stille, in der dich kein Lüftchen regte, kein Vogel sang, den Geruch von Moder und Verwesung, der sich süßlich auf ihre Zungen legte. Sie fröstelten, sie wunderen sich über die Stille, den seltsam Geruch, aber sie verstanden nicht.

Thorsten stampfte weiter. Er hätte den Weg hinauf auch ohne Führer und mit verbundenen Augen gefunden. Der ganze Wald war durchtränkt von Magie, die grüngoldenen Linien, die sich den Pfad entlang schlängelten, blendend hell. Sie wanden sich um seine Arme, drängte, schoben, zogen ihm weiter, ein klares Ziel vor Augen, wisperten zugleich von großer Gefahr. Er konnte sie spüren, hören, sehen.

Dunkle Schatten tanzten an den Rändern seines Blickfelds, krochen bis fast an den Pfad heran, verschwanden, tauchten wieder auf, flackerten erratisch wie unter einem Stroboskop. Mit jedem Schritt wurden sie mehr, deutlicher, dreister; kündeten von einer düsteren Bedrohung gerade außerhalb seines Blickfeldes. Er dreht den Kopf, folgte ihn, versucht einen Blick auf ihren Ursprung zu erhaschen, doch da war nichts. Nur Schatten. Was immer es gewesen war, es war mächtig gewesen, aber längst verschwunden. Nur seine finstere Magie hatte es zurück gelassen.

„Ahhh, … Hilfe!“

Der Aufschrei riss ihn aus seinen Gedanken. Thorsten fuhr herum, sucht nach dem Ursprung. Er wurde fast sofort fündig. Die Träger der zweiten Kiste hatten sich offenbar vertreten und waren gestürzt. Die Kiste hin nur noch knapp auf der Kante des Weges und drohte mitsamt der Träger eine steile Böschung hinab zu rutschen. Schwarze Schatten schlängelten wie Tentakel auf die Männer zu, die mit der Kiste kämpften, wickelten sich um ihre Beine, zogen an ihnen. Dunkle Magie verlangte Opfer, das lag in ihrem Wesen, selbst wenn der Magier, der sie beschworen hatte schon lange verschwunden war.

Fieberhaft durchwühlte Thorsten sein Gedächtnis, suchte eine Formel, ein Ritual, irgendwas, um diese düsteren Schatten schnellstmöglich zurück zu drängen. Unauffällig und effektiv, sollte es sein.

Sebastian kam ihm zuvor. Er schritt einfach auf die Männer zu, packte einen von ihnen beim Oberarm und zog sie zurück auf den Weg. Die Schatten zogen sich hektisch zurück, rollten sich ein, als hätten sie sich verbrannt. Sebastian schien grüngolden zu glühen und da waren Ansätze von Hörnen auf seiner Stirn zu sehen. Ein Satyr! Sein angeblich ganz und gar menschlicher Kollege war ein Satyr. Ein Satyr und ein Druide. Was für ein schlechter Witz.

Die Männer von der Spusi standen wieder sicher auf den Beinen, Sebastian klopfte ihnen noch kurz auf die Schulter und ein feiner, grüngoldener Schimmer überzog sie. Dann signalisierte der Führer zum Aufbruch und sie marschieren weiter. Noch bevor Thorsten die Chance hatte, sich ernsthaft Gedanken um Sebastian zu machen, wurde der Weg ebener. Die Bäume endeten und sie traten hinaus auf eine große freie Fläche auf der Kuppe des Berges: Der Hain.

Die Magie war mächtig hier oben - und sie war wild und aufgewühlt. Grüngoldene Linien überall, Wellen, Wirbel und Knoten, legten sich um die schwarzen Schleier, die dunklen Schatten, versuchten der rohe Gewalt des Todes entgegenzuwirken mit ihrer puren Energie des Lebens. Es war nicht der Tod an sich, der den Hain so in Aufruhr versetzt hatte, der Tod gehört zum Leben dazu, es war die Art des Todes.

Der Zug der Magie wurde stärker, es wurde immer schwerer, ihm zu widerstehen, anderes zu denken, als das, was die Magie von ihm verlangte. Thorsten gab nach, ließ sich von der Magie mitziehen, den Weg weisen, bis er schließlich im Zentrum des Hains angekommen war. Dem Ursprung, dem Zentrum des ganzen Aufruhrs.

Auf dem blanken Felsboden war mit weißem Kreidepulver ein riesiger, nahezu perfekter Kreis eingezeichnet. Darin ein Heptagramm, alle Spitzen perfekt auf der Kreislinie, große, weiße Kerzen auf den Schnittpunkten, kleine Gaben und Geschenke in den sieben Zacken und in der Mitte ein Mensch. Ein junger Mann, nackt, mit leeren blauen Augen die in den Himmel starrten und einem blutigen Loch in der Brust, wo einmal das Herz gewesen war.

Thorsten erkannte einen Exorzismus, wenn er einen sah und das hier trug alle Zeichen. Die Symbole auf dem Boden, die Kerzen, die Opfergaben, alles war da und dieser Ort war so durchtränkt von Magie, dass selbst absolute Laien dieses Ritual hätten ausführen können müssen, wenn die sich nur an die Anweisungen hielten und die Zeichnungen richtig anlegten und aktivierten. Die Zeichnung…

Er ging in die Knie, atmete tief durch, griff mit der einen Hand einen der herumschwirrenden Magiestränge, tippte dann mit den Fingerspitzen der anderen Hand leicht gegen den Kreidekreis.

Nichts passierte. Nicht die explosive Entladung fremder Magie, kein Schlag wie von einem Elektrozaun, nicht einmal ein leichtes Kribbeln in den Fingern. Er nahm ein bisschen von dem Pulver, zerrieb es zwischen Daumen und Zeigefinger. War der Kreis ausgebrannt? War das überhaupt möglich? Hier, an diesem Ort? Oder war er nie richtig aktiviert worden?
Es war keine wirklich bewusste Handlung, mehr ein Automatismus, als Thorsten den Magiestrang anzapfte, seine Energie in den Kreidekreis dirigierte. Der Kreis leuchtete auf, blendend hell, genau wie Thorsten erwartet hatte. Doch kaum zog er die Finger zurück, wurde er blasser und blasser, bis er schließlich erlosch.

„Mach das nochmal!“

Thorsten war so mit dem Kreis beschäftigt gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie Sebastian herangetreten war. Er schickte eine neue Ladung Magie durch den Kreis. Die Linien leuchteten auf, nur um dann sofort zu verblassen, sobald Thorsten die Verbindung unterbracht. Der Kreis ließ Magie entweichen. Zu viel, zu schnell. Nur wo? Er ging den ganzen Kreis mit den Augen ab, aber Sebastian war schneller. Zielsicher kickte er die Kerze in der nördlichen Spitze um.

Auf den ersten Blick sah die Zeichnung ganz normal aus, die Spitze des Heptagramms exakt auf dem Kreis. Er beugte sich herunter, betrachtete es aus der Nähe und dann sah er es: Da war eine winzige Unterbrechung im Kreisbogen, die Spitze des Heptagramms war offen. Es war kaum ein Millimeter, aber es reichte aus, um seine Wirkung null und nichtig zu machen. Blieb nur noch die Frage…

„Ein Versehen?“, fragte Sebastian. „Oder doch Absicht?“

Thorsten zuckte mit den Schultern. Unfall oder Mord? Er wusste es nicht. Es änderte auch nichts am Ergebnis.

„So oder so, wir haben einen entflohenen Dämon zu tun!“

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