Team: Weiß (Titanic)
Fandom: The Umbrella Academy
Charaktere/Pairings: Eudora, Diego, Klaus
Wörter: ~1000
Prompt: H/C: Jemandem bewusstlos in die Arme fallen
Inhalt: Eudora hat eine Erkenntnis, Diego lügt und Klaus möchte Waffeln.
Anmerkungen: Diese Drei zu schreiben ist ein Quell der Freude. Deswegen mache ich jetzt einfach weiter.
Direkte Fortsetzung von
HIER.
Es ist Klaus, der die Stille unterbricht.
Er lehnt schweratmend an der Wand, immer noch halbnackt, blutig und im Handtuch. Er gibt einen Laut von sich, irgendwo zwischen Erleichterung, Angst und Erschöpfung, der bewirkt, dass Diegos Fokus sich umgehend zu ihm verlagert.
Mit einem Ausatmen sackt Klaus nach vorne, ihm entgegen.
„Shit! Klaus! Hey!“ Diego schlingt die Arme um seine Taille, bewahrt ihn grade so davor auf dem hässlichen Teppich zu landen und manövriert ihn zur Bettkante, auf die Klaus unzeremoniell hinuntersinkt. Diego geht vor ihm in die Knie und mit beiden Händen umfasst er sein Gesicht. „Sieh mich an. Hey! Sieh mich an.“
Klaus gehorcht. Seine hektisch hin und herspringenden Pupillen pendeln sich auf dem Gesicht seines Bruders ein und bleiben schließlich dort hängen. Er atmet schwer und unregelmäßig. Als er endlich etwas sagt, schwingt in seiner Stimme beinah kindliches Erstaunen mit. „Du bist gekommen…“, flüstert er.
Diego zuckt zusammen, als hätte man ihm einen Schlag in die Magengrube versetzt.
Und Eudora versteht zum ersten Mal sein seltsames Benehmen vorhin im Flur. Oh, denkt sie. Oh. Die Wahrheit geht ihr auf, wie ein ganzer Kronleuchter.
„Du bist gekommen“, wiederholt Klaus verwundert.
Es ist Eudora, die an seiner Stelle antwortet. „Ja“, sagt sie. „Er ist gekommen, um dich hier rauszuholen. Wir sind die Kavallerie.“
Diego wirft ihr einen hitzigen Blick zu, aber sie schüttelt abrupt den Kopf. Hier und jetzt ist nicht der richtige Augenblick für seine Selbstgeißelung. „Wir brauchen Verstärkung“, merkt sie an, weil das sonst niemanden zu kümmern scheint.
„Oh Diego.“ Auf Klaus‘ Gesicht breitet sich ein seliges, schmachtendes Lächeln aus. Es ist umso verstörender, weil seine Zähne blutverschmiert sind. „Du hast mich vermisst. Du hast gemerkt, dass ich weg bin. Du bist ab heute ganz offiziell mein Lieblingsbruder. Egal, was Fünf sagt, du bist gar nicht so doof!“
„Vielen Dank auch.“
„Sorry, Ben“, sagt Klaus. „Du bist toll und alles. Aber Diego ist für mich gekommen!“
„Klaus…“
Aber Klaus wartet seine Antwort nicht ab. Er wirft sich ihm praktisch entgegen und schlingt die Arme um seinen Hals. „Oh danke. Danke. Danke“, haucht er erstickt.
Klaus, wird ihr klar, hat ebenfalls gewartet. Lange über dem Moment hinaus, an dem noch Hoffnung bestand, dass es jemals enden würde.
Tränen laufen über sein Gesicht, aber er gibt keinen Ton von sich. Er weint lautlos, so wie ein Kind, was es gewohnt ist, allein im Dunkeln zu sitzen, weil es weiß, dass sowieso niemand zuhört.
Eudora weiß nicht wieso alles, was sie je von Klaus mitbekommt immer Herzzerreißend ist, aber sie wünschte, er würde damit aufhören.
Diego macht Anstalten ihm über den Rücken zu streicheln, und lässt die Hände dann kraftlos wieder sinken, als sei das Gewicht dieser riesigen Lüge zu viel für ihn. „Kannst du aufstehen?“ fragt er rau. „Klaus. Nicht jetzt. Kannst du aufstehen?“
Klaus wischt sich über das Gesicht und nickt. „Ich weiß nicht, es ist eine Weile her, dass ich es versucht habe. Aber ich müsste wirklich dringend mal pinkeln.“
„Komm her, Kleiner.“ Behutsam legt Diego einen Arm um seine Taille und hilft ihm hoch.
Kleiner.
Das hat er schon mal gesagt. Damals auf dem Revier.
‘Ist okay, Kleiner.‘
Es ist beinah lustig, denn Klaus ist mindestens genauso groß wie Diego, wenn nicht sogar ein bisschen größer. Aber er ist so dünn und sieht so fragil aus, wie ein Paket, das man nicht fallen lassen darf, weil es sonst in tausend Stücke zerspringt. Alles an Diego ist solide, alles Muskeln und Leder und geschärfte Messer. Klaus dagegen besteht aus weichen Locken, Sarkasmus und verschmiertem Mascara.
Er ist wackelig wie ein Rehkitz und hält sich mit beiden Händen an Diego fest, aber er steht, und das ist das Beste, was sie jetzt kriegen können. „Ich will eine heiße Dusche“, sagt er sehnsüchtig. „Und Waffeln. Diego, wir hätten so gerne Waffeln. Und ein paar Benzos. Oder Speed.“
„Du kriegst eine Dusche und Waffeln. Keine Drogen.“
„Aber Diego…“
„Vergiss es.“
„Ich weiß ja nicht, was ihr vorhabt, aber ich muss das melden“, sagt Eudora. „Das ist ein Tatort!“
„Bist du verrückt? Wir müssen hier weg“, widerspricht Diego.
„So einfach ist das nicht!“
„Diese Typen haben Luther und Fünf überlebt, denkst du ernsthaft, die sind tot?“
„Ich muss den Tatort sicher!“
„Du hörst nicht zu! Die werden wiederkommen!“
„Das ist kein Hobby von mir, Diego! Das ist mein Job!“
„Du bleibst garantiert nicht alleine hier!“ faucht er. „Sie hätten dich töten können!“
Sie verstummt. Er auch.
Sie hat beinah vergessen wie das ist, wenn sich Diego Sorgen um einen macht, die hitzige Wucht, der dunkle Abgrund.
Er gibt sich sonst immer so viel Mühe es zu verbergen. Es ist tief vergraben hinter einer Wand aus Zynismus und schlecht gespielter Gleichgültigkeit. Aber jetzt grade ist es ganz dicht unter der Oberfläche, sämtliche Beschützerinstinkte, die er besitzt, sind maximal aufgedreht.
Es muss an Klaus liegen, denkt sie. Irgendwas an seiner Anwesenheit bringt es zum Vorschein, all die weichen, zärtlichen Gefühle, die er sonst vergräbt und die man sonst nie zu sehen bekommt.
Klaus hält sich immer noch am ihm fest, das Gesicht an Diegos Halsbeuge vergraben. Er nutzt den Moment der Stille, um den Kopf zu heben. „Ich bin auf Diegos Seite“, sagt er. „Ben auch. Sie sind tot“, flüstert er dicht an Diegos Ohr. „Sie sind alle tot…“
Ein Schauer durchläuft ihn und er drückt sich noch ein bisschen näher an seinen Bruder. Diego, dem sonst immer grundsätzlich alles peinlich ist, wirkt erstaunlich entspannt mit so viel Körperkontakt. Gleichzeitig wirft er Eudora einen bittenden Blick zu. Zwing mich nicht, sagt dieser Blick. Zwing mich nicht, mich zu entscheiden.
Und irgendwas an diesem pathetischen Bild gibt den Ausschlag. Sie lässt die verschränkten Arme sinken.
„Na gut.“
Diego nickt erleichtert. „Ich bin sicher, dass hier irgendjemand ohnehin schon längst die Polizei gerufen hat. Lange Antwortzeit übrigens, das spricht nicht für euch.“
„Es ist Donnerstag“, murmelt Klaus. „Sie machen donnerstags immer Razzien in den Clubs am Westende. Ist ein langer Weg.“
Diego seufzt. „Ich will gar nicht wissen woher du das weißt. Dann los. Wir können ihn zu mir…“
„Auf keinen Fall gehen wir in dein Kellerloch“, widerspricht Eudora und steckt ihre Pistole ein. „Ich hol mir doch kein Tetanus in deiner Bruchbude. Wir gehen zu mir.“
Klaus hebt den Kopf. „Gibt es da Waffeln?“
„Ja.“
Er deutet auf sie. „Ich bin auf ihrer Seite, Diego.“
„Bist du einfach immer auf der Seite von dem, der dir grade Waffeln versprochen hat?!“
Klaus zuckt mit den Schultern.
Diego hebt die Augenbrauen, sieht einen Augenblick lang aus, als möchte er aus Prinzip widersprechen, und überlegt es sich in letzter Sekunde anders. „Wegen mir.“
Eudora ist nicht ganz sicher, wer von ihnen sich nun durchgesetzt hat.