Titel: Kartoffelwinter
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Genre+Challenge: Film Noir (Blut & Kartoffel) - Für mich
Fandom: Original
Rating: PG-13
Genre: Gen, Noir, Crime
Warnungen: Klischees so weit das Auge reicht.
Zusammenfassung: Es hätte mir eine Warnung sein sollen, dass jemand fünfhundert Dollar für eine einfache Observation bietet...
Wörter: ~750
Anmerkungen: Was soll ich sagen? Es macht einfach Spaß, Charaktere in beschissene Situationen zu bringen, wenn man sich keine Gedanken machen muss, wie man die da wieder herausbekommt. Oder sich einen Namen überlegen muss... XD
Mal wieder komplett ohne Beta, weil drei Kinder, Bauarbeiter, Migräne ubd generell Stress pur.
Kartoffelwinter
Es war noch nicht besonders spät, aber der Winter in diesem Jahr war kalt und hart gewesen. Mein Atem kondensierte in der Luft, stieg in kleine weißen Wölkchen zu einem stahlgrauen Himmel auf. In der Ferne grummelte es. Ein einzelner Blitz zuckte über den Himmel.
Mit schnellen Schritten eilte ich die Straße entlang. Niemand kam mir entgegen. Selbst die Dealer, Huren und Stricher hatten sich längst in ihre Absteigen verkrochen. Nur zwei einsame Jungs hielten noch aus. In engen Hosen und offenen Pelzjäckchen zitterten sie im Licht der letzte Straßenlaterne. Junkies. Niemand sonst war verzweifelt genug, diesen Temperaturen zu trotzen. Niemand außer mir.
Die ersten Tropfen fielen vom Himmel, stachen wie eisige Nadeln in meinen Nacken, krochen mir den Rücken hinab. Ich schlug den Krachen hoch, zog die Schultern zusammen. Es half wenig. Mein Mantel war alt und ausgetragen. Ich brauchte dringend einen neuen. Nur deswegen hatte ich diesen Auftrag überhaupt angenommen. Ein weiterer Blitz jagte über den Himmel. Grollend rollte der Donner heran. Die beiden Junkies verschwanden.
Es hätte mir eine Warnung sein sollen. Ich hätte den Auftrag sausen lassen und verschwinden sollen. Aber fünfhundert Dollar waren eine Menge Geld. Viel zu viel Geld für eine einfache Observation, wenn man es genau betrachtete. Schon das hätte mich misstrauisch machen sollen. Hatte es auch, aber ich hatte mein Bauchgegühl ignoriert. Ich würde es bereuen, das wusste ich, aber ich war zwei Monatsmieten im Rückstand. Wenn ich nicht bald zahlte, würde ich das Büro verlieren und dann hatte ich gar nichts mehr.
Ich eilte weiter. Aus den vereinzelten Tropfen war längst ein eisiger Guss geworden. Fette, eisige Tropfen fielen vom Himmel, trommelten einen irren Rhythmus auf die blechernen Vordächer der heruntergekommenen Lagerhäuser. Mein Mantel war längst durchweicht, das Haar klebte mir im Gesicht und meine Haut war längst taub vor Kälte. Selbst das Blut in meinen Adern schien zu gefrieren. Ich vergrub die Hände in den Manteltaschen, biss die Zähne zusammen, um sich daran zu hindern laut aufeinander zu schlagen. Es half wenig. Ich war nass bis auf die Knochen und mindestens genauso kalt.
Vor mir lag der Hafen. Aufgewühltes Wasser schlug gegen die Kaimauern, spülte immer wieder über die Landungsstege. Ein Scheinwerfer glitt über das Wasser. Ich presste mich hinter einen Stapel Holzkisten. Es war zweifelhaft, dass sie bei diesem Wetter mehr als ein paar Schemen ausmachen konnten, aber ich wollte lieber auf Nummer sicher gehen. Bisher waren es leicht verdiente fünfhundert Dollar. Das sollte so bleiben.
Ein Lastwagen wollte heran, kam nur wenig hinter meinem Versteck zum Stehen. Er war alt, uralt, Vorkriegsmodell. Ich kniff die Augen zusammen, versuchte den Schriftzug auf der Plane zu erkennen. Vergeblich. Er war zu verblichen und der Regen tat sein übriges. Drei Männer sprangen aus dem Führerhaus, liefen um den Wagen herum, schlugen die Plane zurück. Hinter mir ächzten die Rollen eines uralten Schiebetors. Ich fuhr zusammen, presste mich tiefer zwischen die Kistenstapel.
Ein vierter Mann sprang von der nahen Laderampe, eilte zum Laster hinüber. Er brüllte Befehle. Über den Regen war nichts zu verstehen, aber die Bedeutung wurde trotzdem schnell klar. Ein Mann kletterte auf die Ladefläche, reichte eine Kiste herunter. Ein anderer nahm sie an, schleppte sie die Rampe hinauf und verschwand durch das offene Tor. Die nächste Kiste erschien, der nächste Mann packte sie und schleppte sie in das Lagerhaus. So ging es weiter.
Ich reckte den Hals, kniff die Augen zusammen, versuchte zu erkennen, was die Männer da entluden. Es waren Kisten. Offene Kisten, wie es schien, denn die Oberseite war seltsam uneben und ein Stofflappen hing darüber. Sie waren schwer. Die Männer ächzten und stöhnten unter der Last. Einer kam auf der Treppe ins Straucheln. Die Kiste kippte zu Seite. Etwas fiel heraus. Er fing sich im letzten Moment ab, stapfte fluchend weiter.
Das etwas rollte vor meine Füße. Ich schaute mich um. Die Männer waren beschäftigt, niemand sah mich. Vorsichtig ging in die Knie, hob das etwas auf. Es war eine kleine, unregelmäßig geformte Kugel. Fest aber nicht hart. Unter den Druck meiner Finger gab sie etwas nach. Sprengstoff? Ich drückte fester zu. Es kostete einige Kraft, aber schließlich gab die Kugel nach. Kleine Bröckchen quollen zwischen meinen Fingern hindurch, Saft lief über meinen Handrücken. Ein vertrauter, erdiger Geruch stieg mir in die Nase.
Kartoffeln?! Die Männer luden Kartoffeln um. Was war daran fünfhundert Dollar wert? Der Lauf einer Pistole, der sich hart und kalt in meinen Nacken bohrte, gab mir die Antwort. Eine kalte Stimme klang in meinem Ohr.
„Hände hinter den Kopf! Mitkommen!“