Titel:
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Hurt/Comfort: „Entschuldige, dass ich mir Sorgen mache…“ - Für mich
Fandom: Alarm für Cobra 11
Rating: PG
Genre: Gen, Friendship, h/c, Background-Het
Warnungen: None
Zusammenfassung: Semir hat mal wieder Eheprobleme...
Wörter: ~800
Anmerkungen: Ich stelle fest, es lohnt sich, früh aufzustehen und mit den Kindern zum Spielplatz zu gehen. Es ist noch angenehm, die Zwerge können toben und Mama kann ein bisschen schreiben. Ich habe den Satz leicht angepasst, aber ich denke, der Sinn ist erhalten geblieben.
Senile Bettflucht
Mit einem tiefen Seufzer klappte Semir den KTU-Bericht zu, den er bis eben noch studiert hatte und rieb sich durchs Gesicht. Also entweder war er heute morgen noch nicht ganz zurechnungsfähig, oder der Bericht ergab von vorne bis hinten keinen Sinn. Er tendierte zu zweiterem. Die Nacht auf der Couch war zwar wirklich nicht sonderlich erholsam gewesen, aber lesen konnte er trotzdem noch - und sein Gedächtnis hatte auch nicht gelitten. Gestern auf der Autobahn hatte Hartmut ganz klar gesagt, dass der angebliche Unfall ein Anschlag gewesen war. Er hatte Tom und ihm die Hülse von der Sprengkapsel doch sogar gezeigt. Und jetzt sollte es doch nur ein ganz banaler Achsbruch wegen Materialermüdung gewesen sein? Da stimmte doch irgendetwas vorne und hinten nicht. Überhaupt, der ganze Bericht …
„Ach nee, was sehen meine entzündeten Augen? Schon so früh am arbeiten? Senile Bettfluch, oder was?“
Semir fuhr mitsamt seinem Stuhl herum. Tom stand in der Bürotür, einen Becher Kaffee in der Hand und ein geradezu unverschämtes Grinsen auf dem Gesicht.
„Musst du gerade sagen.“ Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Vor acht im Büro. Das ist neuer Rekord.“
Er drehte sich wieder um und zog den KTU-Bericht abermals zu sich heran. Da war etwas, irgendetwas, das nagte an ihm. Er konnte nur den Finger nicht darauf legen, was es eigentlich war.
„Da ich mich extra bemüht, früh da zu sein und dann sowas.“ Tom marschierte um die Schreibtische herum und platzierte seinen Kaffee unter dem Monitor. „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich länger geschlafen.“
Hätte Tom das mal getan, dann müsste er sich jetzt nicht mit dessen übertrieben guter Laune herumschlagen. Warum war der überhaupt so gut drauf? Der war doch sonst eher ein Morgenmuffel. Guten Sex gehabt letzte Nacht?
„Ja, ja. Schnapp dir lieber eine Akte und mach was aus der Stunde.“
Tom ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Es knirschte gefährlich. Dann zog er sich eine Akte heran und klappte den Deckel auf. Wenigstens tat er so, als würde er arbeiten, aber Semir spürte die Blicke, die immer wieder zu ihm herüber wanderten.
„Was?“, fauchte er Semir schließlich irritiert an.
„Entschuldige, dass ich mir Gedanken um meinen Partner mache!“, erwiderte Tom mit einem sehr sarkastischen Unterton. „Moment mal, so früh im Büro, beschissene Laune…“
„Ich habe keine beschissene Laune, verstanden!“
„… beschissene Laune! Du hast dich mit Andrea gestritten!“
Nein hatte er nicht. Genauso wenig wie er schlechte Laune hatte. Zu einem Streit gehörten harte Worte, Tränen und Geschrei. Vor allem aber gehörten dazu zwei.
„Nein, habe ich nicht!“
Hatte er auch wirklich nicht. Er hatte Andrea ja seit gestern Morgen nicht mehr gesehen. Als er gestern Abend nach Hause gekommen war, hatte sein Bettzeug im Wohnzimmer auf der Couch gelegen und Andrea war schon im Bett gewesen und heure früh hatte sie noch geschlafen, als er aufgebrochen war. Also hatten sie technisch nicht gestritten.
„Also, was war los? Worum geht es jetzt wieder?“
„Wir haben nicht gestritten!“
Sie hatten kein Wort mehr miteinander gewechselt seit gestern früh. Da war Andrea nur ein bisschen angefressen, weil er übernächstes Wochenende Dienst hatte und der Wellnessurlaub zum Hochzeitstag flachfiel. Blöd aber nicht zu ändern. Er hatte ihr doch versprochen, dass sie das nachholen würden.
„Semir, komm…“
„Ich hab’ auf der Couch gepennt, okay?!“, fuhr Semir ihn an.
„Also doch gestritten“, stellte Tom trocken fest und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.
„Nein, verdammt!“ Semir sprang aus seinem Stuhl hoch. Warum konnte Tom das denn nicht verstehen? „Als ich gestern nach Hause gekommen bin, lag das Bettzeug auf der Couch und Andrea hat kein Wort mit mir gesprochen. Ich hab’ sie nicht mal gesehen!“
„Autsch, das ist hart. Was hast du gemacht?“
„Wieso ich?“
Warum nahmen eigentlich immer alle ganz selbstverständlich an, dass er irgendwas verbrochen hatte. Er machte doch nur seinen Job. Andrea war doch die, die immer Stress machte, wenn er mal länger machte oder Bereitschaft hatte oder Wochenenddienste. Dabei kannte sie seinen Job doch. Von Anfang an.
„Ach komm, Semir, Andrea hat Temperament, aber sie reagiert doch nicht grundlos so.“
Semir ließ sich wieder in seinen Stuhl fallen, lehnte sich zurück und starrte an die Decke. Ja gut, vielleicht war er nicht ganz unschuldig. Er hätte das freie Wochenende schon vor Wochen eintragen können. Aber er hatte es eben vergessen. Er war doch auch nur ein Mensch. Kein Grund gleich so auszurasten.
„Wir wollten übernächstes Wochenende weg. Wellnessurlaub zum Hochzeitstag. Aber ich hab’ vergessen es einzutragen. Jetzt hab’ ich Dienst.“
„Na, wenn’s weiter nichts ist. Lass uns tauschen. Ich hab’ da frei.“
„Ehrlich? Das würdest du tun? Du hast doch seit Wochen nicht mehr frei gehabt.“
„Ja und?!“ Tom zuckte mit den Schultern. „Ich hab’ nichts vor.“
„Danke. Du bist ein echter Freund!“
„Revanchier dich und hol mir ’nen neuen Kaffee!“