Bruderherz 1/2 [Romantik: Wenn es sonst nichts ist] + für mich

Jul 28, 2019 08:17

Team: Weiß (Titanic)
Fandom: The Umbrella Academy
Charaktere/Pairings: Klaus/Diego
Wörter: ~1100
Prompt: Romantik: Wenn es sonst nichts
Inhalt: Wenn die Welt untergeht … was für eine Rolle spielt es dann noch?

Timeline: Spielt unmittelbar nachdem Fünf die Zeit zurückgedreht hat und seine Geschwister über die anstehende Apokalypse aufgeklärt hat.

Warnungen: Implizierter Inzest. Sehr deutlich impliziert. Mehr Text als Subtext.



Die Welt geht unter.
Diego wäre ja irgendwie vage schockiert gewesen, aber grade ist irgendwie sowieso alles egal.
Eudora ist tot und seine Geschwister reagieren alle genauso, wie er es erwartet hat.
Sie machen sich alle der Reihe nach vom Acker.

„Besprechung in einer Stunde. Wir treffen uns wieder hier und suchen Harold Jenkins“, bestimmt Fünf. „Vorher muss ich noch was erledigen.“ Und damit verschwindet er, die fiese, kleine Arschkrampe, bevor irgendjemand was dazu sagen kann.

Allison erhebt sich ebenfalls. „Ich rufe so lange meine Tochter an. Vorher kann die Welt mich mal.“

Luther starrt brütend aus dem Fenster. „Ich denke immer noch, dass das alles was mit meiner Mondmission zu tun hat.“ Abrupt dreht er sich um und stapft zur Tür. „Ich sehe Dads Unterlagen durch.“

Diego verdreht die Augen, aber er enthält sich jeden bissigen Kommentares, obwohl er genug davon übrighätte. Wenn Luther sich sogar jetzt noch einreden will, dass seine Mondmission irgendwas anderes war, als ein verzweifelter Versuch von Dad ihn irgendwie los zu werden, dann kann er ihm auch nicht mehr helfen.

Sein Arm schmerzt. Es gibt niemandem, den er anrufen möchte (nicht mehr) und es gibt keinen Ort, an dem er sein müsste. Also kann er auch genauso gut hier sitzen bleiben.
Er lässt sich auf einen Hocker an der Küchentheke nieder und angelt nach der Zeitung und der Kaffeekanne.
Er fühlt sich ausgehöhlt seit der Nacht in dem Motel, seit…
Er will nicht darüber nachdenken. Er kann nicht darüber nachdenken.

Erst als er sich einen Kaffee eingießt, merkt er, dass er nicht als einziger hiergeblieben ist. Klaus sitzt immer noch auf der Couch, die Beine angezogen, und sieht ihn mit einem merkwürdigen Blick an.

„Was?“ fragt er.

„Oh nichts“, sagt Klaus vage. „Ich dachte nur, du willst vielleicht auch einen dramatischen Abgang hinlegen, weil das bei uns in der Familie liegt und offenbar der Trend des Vormittags ist.“

Diego zuckt mit den Schultern. „Die kommen eh alle gleich wieder. Und so lange kann ich genauso gut erstmal frühstücken.“ Und weil er sich in Anbetracht des nahenden Weltendes großzügig und altruistisch fühlt und weil Klaus so blass und zittrig aussieht, wedelt er mit der Kaffeekanne. „Auch eine Tasse?“

Klaus blickt zuerst hinter sich, als sei er nicht sicher, dass wirklich er gemeint ist. Dann nickt er zögernd. „Okay.“ Er schiebt sich an die Theke, seltsam scheu und zurückhaltend, und Diego schiebt ihm eine Tasse entgegen.

„Machst du mir Waffeln?“ fragt Klaus hoffnungsvoll.

Diego schnaubt. „Klar. Wenn es sonst nichts ist…“

Aber irgendwas an Klaus‘ gesenktem Kopf und den bleichen Lippen bringt ihn dazu, dass er ihm eine Packung Toast und Marmelade hinschiebt, weil hey, Diego ist kein komplettes Arschloch. Und möglicherweise ist er ein bisschen empfänglich dafür, wenn Menschen aussehen, als ob die Welt ihnen sehr lange zu viel zugemutet hat und sie gleich zusammenklappen.
War er schon immer. Sonst würde er ja nachts nicht mit einer schwarzen Maske rumrennen und Leute retten.

Danach sind sie eine Weile still.
Diego versenkt zwei Stück Zucker in seinem Kaffee, aber rührt nicht um. So mag er ihn am liebsten, zuerst bitter und das Süße ganz zum Schluss.

Neben ihm wippt ihm Klaus unruhig mit den Beinen und kaut gedankenversunken auf den Fingernägeln. Sein Kaffee - ganz viel Milch, kein Zucker - steht noch unberührt vor ihm.

Diego, der ihn bis eben nicht richtig beachtet hat, lässt einen forschenden Blick an ihm hinabwandern. „Bist du etwa nüchtern?“ fragt er.

„Oh. Ja“, sagt Klaus unbestimmt, als sei er selbst nicht ganz sicher, wie das passiert ist.

„Ich dachte, du würdest die Gelegenheit nutzen und dich zudröhnen, jetzt wo es sowieso keine Rolle mehr spielt.“

„Ja. Oh ja. Der Gedanke ist mir gekommen.“ Klaus nickt und malt mit den Fingerspitzen geistesabwesend Kreise über die Küchentheke. „Man könnte so vieles tun. Jetzt wo es eh egal ist.“

„Hmhm“, macht Diego, ohne richtig zu zuhören. Er breitet die Zeitung vor sich aus und scannt die aktuellen Meldungen ohne viel Enthusiasmus.

„Ich meine, wie viele Tage haben wir noch bis zum Weltuntergang? Zwei?“

„Drei.“

Eine Weile ist es still auf Klaus‘ Seite der Theke - ungewohnt still, warnt ein kleines Stimmchen - aber es gibt da einen Spruch über einen geschenkten Gaul, und Diego hat definitiv nicht vor dieser geschenkten Stille ins Maul zu schauen.
„Es wäre nicht mehr genug Zeit, um einen Europatrip zu machen“, sagt Klaus schließlich.

„Hm.“

„Auch nicht mehr genug Zeit, um eine Band zu gründen.“

„Nope.“

„Oder seine Memoiren zu schreiben. Nicht, dass ich das vorhätte, denn man soll seinen Geschwistern ja nicht alles nachmachen, und DAS hat zumindest einer von uns schon erledigt…“

„Was willst du?“ fragt Diego, ohne aufzusehen.

„Ich bin schockiert und verletzt. Wieso denkst du, dass ich etwas will?“

„Du willst immer etwas. Nicht aufhören zu nerven, bis du es kriegst, ist deine eigentliche Superkraft, und das weißt du auch ganz genau.“

„Es sind noch drei Tage bis zum Weltuntergang.“

„Na und?“

„Hörst du mir nicht zu?“

Abrupt wirft Diego die Zeitung auf den Tisch und hebt den Kopf, bereit Klaus sein mit Sicherheit spöttisches Grinsen aus dem Gesicht zu wischen… und er stoppt. Klaus steht direkt vor ihm, so unmittelbar, als gehöre Beamen auch zu seinen Superkräften.

Er sieht ganz und gar nicht spöttisch aus.

Seine Augen sind schwarz und riesig in seinem blassen, ernsten Gesicht.
Er streckt eine Hand aus und legt sie mitten auf Diegos Brust, direkt über sein schlagendes Herz. Es ist eine zögernde Bewegung, behutsam und vorsichtig, als rechnet er damit, sich zu verbrennen.
Und Diego … Diego kann plötzlich nicht mehr atmen.

„Nein“, sagt er leise.

„Ja“, erwidert Klaus ebenso leise.

Es ist die Antwort, auf die eine Frage, die sich seit Jahren keiner von ihnen zu stellen traut, nicht laut wenigstens. Deren Existenz Diego erfolgreich verdrängt hatte.
Er dachte, sie seien darüber hinweg. Das war nur eine Phase, nichts weiter!
„Du bist betrunken.“

„Ich war seit sechzehn Jahren nicht mehr so nüchtern. Ich war vermutlich überhaupt noch nie so nüchtern wie jetzt.“

„Nein.“

„Ja“, flüstert Klaus.

Diego schluckt und schluckt. Der Raum schrumpft um ihn zusammen, und er fühlt sich, als ob er erstickt. Einen Moment lang vergisst er alles andere. Alles, was geschehen ist. Alles, was geschehen wird. Es existiert nur noch Klaus, seine Hand auf Diegos Brust, mitten auf seinem schlagenden Herzen und seine hungrigen, dunklen Augen.
„Hast du nicht das Gefühl, dass das sogar für unsere Verhältnisse abgefuckt ist?“ fragt er rau.

„Hast du nicht zugehört?“ wiederholt Klaus. Seine langen, dünnen Finger sind über seiner Brust ausgebreitet wie ein Spinnennetz. Seine Augen sind gesenkt und seine langen, schwarzen Wimpern malen zarte Schatten unter seine Augen. „Die Welt geht unter. Du denkst doch nicht ernsthaft, dass wir das aufhalten können, ganz egal was für einen hanebüchenen Plan Fünf sich aus dem Arsch zieht?“

Jede Antwort wäre eine Lüge gewesen, deswegen schweigt Diego.

„Raub eine Bank aus, renn nackt durch die Innenstadt, schlaf mit deinem Bruder. Es spielt alles keine Rolle mehr. In drei Tagen sind wir alle tot. Also…“ Klaus senkt die Stimme zu einem verführerischen Hauchen, als sei er sich seiner eigenen Wirkung nicht allzu genau bewusst, der kleine Bastard. „…warum, Bruderherz, sollten wir nicht?“

Warum sollten wir nicht.

Es gibt eine Millionen Gründe, wieso nicht, und Diego kennt sie alle, jeden einzelnen. Sie sind auf seiner Brust eingraviert, unter seine Haut geritzt, mitten auf sein Herz tätowiert und doch kriegt er keinen einzigen davon zu fassen. Dort wo all die Gründe sein sollten ‚Wieso Nicht‘ ist nur ein Abgrund, ein weißes Rauschen. Wie eine heranrollende Brandung, die ihn zu verschlingen droht.

„Klaus…“

„Ja“, sagt Klaus erneut, wie die Antwort auf eine Frage. „Ja. Die Antwort ist immer ja.“
Und Diego denkt ‚Oh.‘
Oh fuck.

Mit einer einzigen, fließenden Bewegung packt er seinen Bruder, wirbelt ihn herum und drückt ihn mit dem Rücken gegen die Wand. „Ich warne dich…”, sagt er heiser. „Du weißt ja nicht, worum du mich bittest.“

Ein seliges Lächeln breitet sich auf Klaus‘ Gesicht aus. „Oh ja bitte…“ Er fletscht die Zähne zu einem katzenhaften Lächeln und bäumt sich gegen den festen Griff um seine Handgelenke auf. „Sorg dafür, dass ich es bereue. Beiß mich. Bestraf mich. Versohl mir den Hintern. Aber hör nicht auf, auch wenn ich darum bettele.“

In drei Tagen geht die Welt unter.

Warum, Bruderherz, sollten wir nicht.

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