Titel: Mörderisches Grünzeug
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Genre+Challenge: JOKER (Inspiration:
Challenges von
nachanca) (Blumentopf) (Weltherrschaft) - Für mich
Fandom: Original
Rating: PG
Genre: Gen, Crack, Dystopie,
Warnungen: Complete and utter crack!
Zusammenfassung: Der Garten ist auf Blut aus…
Wörter: ~1450
Anmerkungen: Nachdem ich mich beim
letzten Mal ein bisschen gedrückt hatte, weil ich noch keinen Plan hatte, was jetzt das Ende der Welt mit dem Blumentopf zu tun hatte, sprang mich dann die Zusammenfassung von
nachancas Geschichte an, und plötzlich ergab alles auf eine sehr schräge Art Sinn…
Und: YAY!!! Weltherrschaft eingetopft!
Mörderisches Grünzeug
„Ich schwöre dir, dieser Garten will mich umbringen!“
Das ist doch mal eine Begrüßung, oder nicht? Okay, ja, ich weiß, nicht mehr witzig und ja, wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß, dann hätte ich auch anders reagiert. Wusste ich aber nicht. Ich wusste nix. Gar nichts. Nicht mal was geahnt hab ich. Oder sonst irgendwer. Ich meine, erinnert euch mal zurück an diese Zeit. Damals, als die Mücke, die nachts in deinem Ohr gesirrt hat maximal nervig war und kein legitimer Grund für Todesangst. Habt ihr? So, und dann stellt euch mal vor, zu dieser Zeit, also bevor die ganz Welt den Bach runter gegangen ist, da klingelt es an eurer Tür. Ihr, gerade schön beschäftigt mit Twitter oder Tumblr oder Facebook oder ’nem Buch oder was auch immer, macht nichtsahnend auf.
Vor der Tür steht eure Freundin und sieht irgendwie so aus, als hätte sie einen Ringkampf mit der Hecke angefangen - und verloren. Dreck im Gesicht, Zweige und Blätter in dem Haaren, komisches Grünzeugs überall an den Klamotten. Ihr hättet auch gelacht. Natürlich hättet ihr gelacht. Erst recht, wenn sie dabei noch so eine herzallerliebste Schmollschnute zieht und todernst erklärt, dass der Garten sie umbringen will.
Fand sie natürlich gar nicht witzig. Kann man ja auch verstehen. Schadenfreude mag keiner gern. Außer der den’s freut vielleicht. Sie hat mir dann auch anklagend ihre Hände gezeigt und die Unterarme. Und ich muss sagen, die sahen schon echt beschissen aus. Alles krebsrot, mit Pustel und kleinen Wasserbläschen. Glaub’ ich ja auch, dass das beschissen weh getan hat. Was sie gemacht hat, wollte ich wissen. Verständlicherweise.
„Ich wollte das ganze Gestrüpp da hinten wegmachen. Für das neue Gemüsebeet. Aber das Scheißzeug hat sich gewehrt.“
Okay, das erklärte alles. Hab’ ich jedenfalls zu dem Zeitpunkt gedacht. Ich mein, da war diese Ecke im Garten, da wollten wir schon ewig ein Gemüsebeet hinmachen. Weil man die Ecke sonst für nix nutzen konnte, aber das war halt alles total überwuchert mit Brombeeranken und Nesseln und so Zeugs. Deswegen haben wir das nie gemacht. Bis zu dem Tag. Klar, und wenn man diese Ranken da ohne Handschuhe wegreißt, dann holt man sich fiesen Ausschlag. Das hab ich ihr dann auch gesagt. Fand die gar nicht witzig. Hat mir die Handschuhe an den Kopf geschmissen. Die sahen noch schlimmer aus als ihre Finger. Richtige Löcher waren da drin.
Ja, ja, ich weiß, das hätte mir eine Warnung sein sollen. Aber mal ehrlich, wer denkt denn bei einem Paar kaputter Handschuhe an sowas? Die waren schon alt und meine Freundin auch immer so zerstreut, da wäre es jetzt nicht völlig aus der Luft gegriffen gewesen, dass sie erst bemerkt, dass die Handschuhe löcherig sind, wie ein Schweizer Käse, wenn es längst zu spät ist.
Was das jetzt alles mit dem Blumentopf zu tun hat, wollt ihr wissen? Also, so direkt nichts. Mehr so indirekt. Und ja, eigentlich hat das Ende der Welt auch nicht mit einem Blumentopf angefangen. Das war schon viel früher. Aber da hab’ ich das erste mal gepeilt, dass hier wirklich was nicht stimmt. Es klang halt einfach cool.
Das Ende der Welt begann mit einem Blumentopf. An einem Donnerstag.
Das stimmt aber wirklich. Es war ein Donnerstag, als mir die Sache mit dem Blumentopf aufgefallen ist. Zwei Tage nachdem der Garten versucht hatte, meine Freundin zu strangulieren. Aber der Reihe nach.
Gegen Nesselausschlag hilft Aloe und ich hatte zum Glück eine ziemlich dicke Aloe bei der Balkontür stehen. Ich hab also ein paar Blätter abgeschnitten, hab sie gespalten, hab die Arme meiner Freundin damit schön bedeckt und das ganz verbunden. Kühlt, lindert die Reizung und unterstützt die Heilung. Wahres Wundermittel, dieses Zeug. Naja, meine Freundin war besänftigt, der Garten hatte vorerst seine Ruhe wieder. Alles war gut. Dachte ich jedenfalls.
Den Abend, also Dienstagabend, ist mir zu ersten Mal etwas seltsames aufgefallen. Ich meine, wirklich aufgefallen ist es mir nicht, aber jetzt weiß ich, dass es mir hätte auffallen sollen. Der Topf von der Aloe, der war irgendwie verschoben. Die Erde da drin war ganz aufgewühlt und die Blattstümpfe, wo ich die Blätter abgeschnitten hatte, die waren schon völlig braun und vertrocknet. Ich hab’ mich schon ein bisschen gewundert, aber mir dann auch nix weiter dabei gedacht. Es war ziemlich heiß gewesen und wahrscheinlich hatte die Katze mal wieder im Blumentopf rumgebuddelt. Ich hab’ dann nur schnell die Erde zusammengefegt, den Topf zurück an seinen Platz geschoben und die braunen Blattstrünke aus der Pflanze gezupft. Alles gut. Bis zum nächsten Morgen…
Da war der Topf schon wieder verschoben. Es lag noch mehr Erde daneben. Und dann war da dieses Geschmier an der Scheibe. Als hätte jemand Blätter von der Aloe daran lang gewischt. Und da waren auch ein paar abgebrochen. Aber dann erst die Katze. Halleluja, die hat plötzlich diese Aloe angefaucht. Hat eine Bürste gekriegt und den Schwanz aufgestellt. Wie im Cartoon, echt mal. Und dann ist die auf diese Blume losgegangen. Sowas hab’ ich überhaupt noch nie gesehen.
Ich hab’s natürlich immer noch nicht gepeilt. Hab nur die Katze im Genick gepackt und aus der Wohnung geschmissen. Fand sie nicht cool. Klar, kann man verstehen. Die wusste ja längst, was Sache war. Ich gab sie seitdem auch nie wieder gesehen. Keine Ahnung, was aus ihr geworden ist. So im Rückblick tut sie mir ja schon ein bisschen leid. Aber was soll ich machen? Ändert jetzt auch nichts mehr.
Aber ich schweife schon wieder ab. Also, Mittwoch morgen. Ich die Aloe wieder gerichtet und dann los zu Arbeit. Ich hatte den Tag einen Geschäftstermin und war mit der Bahn unterwegs gewesen. Eigentlich hätte ich abends wieder da sein wollen, aber war ich dann nicht. Da waren ein paar alte Bäume umgekippt und hatten die Oberleitung runtergerissen. Und die Wurzeln hatten den Bahndamm dann auch irgendwie noch aufgewühlt. Weiterfahrt auf unbestimmte Zeit verzögert, wie das im Bahnsprech so schön heißt. Hieß in dem Fall zurück und dann mit dem Bus bis in die nächste Stadt und weil dann schon kein Zug mehr ging, gab es ein Hotelzimmer. Fünf Sterne sogar, mit Wellnessbad und… ja, egal. Gibt es sowieso nicht mehr und darum ging es jetzt ja auch nicht. Der wichtige Punkt ist: Ich war erst den nächsten Tag zu Hause. Irgendwann mittags. Damals war ich genervt, heute denke ich mir ‚War schon besser so.‘
Wie ich dann so in die Wohnung komme, schlägt mir sofort ein ganz komischer Geruch entgegen. Irgendwie ‚grün und feucht‘, wenn ihr versteht was ich meine. Wie die Tropenhäuser in Zoos immer. Heute weiß ich, was das ist, aber damals… Und heiß war es in der Wohnung. Tropenhaus, aber sowas von. Ich hab erst mal mein Tasche fallen lassen und bin ins Wohnzimmer, nach dem Thermostat von der Heizung gucken, aber dazu bin ich dann gar nicht mehr gekommen. Da hab’ ich’s dann nämlich gesehen.
Der Topf von der Aloe, der war weg. Naja, eigentlich nicht weg, mehr kaputt. Zersprungen in tausend kleine Scherben. Die lagen kreuz und quer durchs ganze Wohnzimmer versprengt, als hätte irgendwas von innen so lange mit aller Kraft gegen die Wände des Topfs gedrückt, bis er auseinandergeplatzt ist. Eine kümmerlicher Rest Erde lag noch auf den Resten vom Topfboden, aber die Aloe, die war weg. Dafür war die Balkontür zersplittert und eine erdige braune Spur zog sich quer über den Balkon und dann innen am Geländer hoch. Ich bin dann durch die kaputte Tür auf den Balkon gestiegen und hab nachgeschaut, wo die Spur den hinführt. Und das hätte ich besser mal gelassen.
In den Garten führte sie natürlich. Auf der anderen Seite am Geländer wieder runter, über das Dach von den Garagen und dann da runter in den Garten. Und heilige Scheiße sah der Garten aus. Ich mein besonders ordentlich war der nie gewesen, weil der hat ziemlich riesig war und wir ’nen großen Teil immer einfach haben wuchern lassen, aber das… Ich sage euch, Schneewittchens Dornenhecke war ein Witz dagegen. Der ganze Garten war mir Brombeeren und Nessel und ich weiß nicht was für Zeug überwuchert und da standen drei massive Bäume am Haus, die da gestern garantiert noch nicht gestanden hatten. Als, ja schon, aber das waren junge Setzlinge gewesen, die wir gerade vor ein paar Wochen erst gepflanzt hatten, nicht solche Riesen. Und du konntest dem Zeug beim Wachsen zugucken. Wie in diesen Schlangengruben aus Filmen. Wo sich alles übereinander und untereinander dreht und windet. Ich hab’ das nur angestarrt, gar nicht daran gedacht, dass das gefährlich sein könnte. Bis es zu spät war. Plötzlich hat sich so eine Ranke um meine Knöchel gewunden - Brombeeren, mit Dornen - und das tat höllisch weh.
‚Holy shit, der Garten will dich tatsächlich umbringen.‘, hab ich noch gedacht.
Und dann hat er genau das getan.