Titel: Kein Entrinnen
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Angst: „Ich kann nicht mehr“ - Fürs Team
Fandom: ARK Survival Evolved
Rating: PG
Genre: Gen, Angst,
Warnungen: None
Zusammenfassung: Auch nach dem tausendsten Mal wird das Aufwachen nicht leichter. Im Gegenteil…
Wörter: ~800
Anmerkungen: Ein Bestandteil der Spielmechanik von ARK sind sogenannte Respawns. Sprich, wenn man stirbt kann man einfach an der Stelle, wo das Spiel ursprünglich begonnen hatte oder in seinem Bett (wenn man schon eins hat) wieder erscheinen. Ich habe keine Ahnung, ob und wie das storymäßig eingebunden ist. Die Geschichtenschnipsel, die ich bisher gefunden habe, deuten eher darauf hin, dass es nicht Bestandteil der „offiziellen“ Geschichte ist, aber ich fand es ganz interessant, dass mal in einer Geschichten zu verarbeiten (Auch weil ich es mit Captain Jack Harkness immer nur ausgemalt, aber nie geschrieben habe). Naja, es ist nicht ganz so geworden, aber egal. Ich kann mich immer noch nicht entscheiden, ob ich jetzt 1. Oder 2. Person POV schreiben möchte. Aber egal. Wir gehen auf den Endspurt zu und es sind Punkte…
Kein Entrinnen
Du schlägst die Augen auf. Alles ist verschwommen und konturlos. Nur Farben und Formen, vage Lichtspiele, mehr nicht. Im ersten Moment weißt du nicht mehr, wer du bist und wo du bist. Wie bist du in dieses Bett gekommen? Warum hast du so wenig an? Was ist überhaupt passiert.
Langsam wird deine Umgebung klarer. Die Formen und Farben gewinnen an Konturen. Details treten hervor, Licht und Schatten, Tiefe. Dieses schwarzbraune Ding über dir ist die Decke. Dicke Holzbohlen und Bretter. Das seltsame weiche Zeug, das dich umhüllt ist dein Schlafsack. Weiches Fell, das dich warm hält in kalten Nächten. Es kitzelt auf deiner bloßen Haut. Du bist fast nackt, nur in Unterwäsche. Wie jedes Mal, wenn du wieder aufwachst.
Das wievielte Mal ist das jetzt? Du weißt es nicht wirklich. Das fünfhundertste, vielleicht auch schon das tausendste. Irgendwann zwischen hundert und hundertfünfzig hast du aufgehört zu zählen. Die Strichliste auf dem Baumstumpf vor deinem Haus endet bei einhundertsechsunddreißig. Aber die ersten Male sind da noch gar nicht drauf.
Da war es noch neu und faszinierend. Da hat es dich in eine unsagbare Hochstimmung versetzt, dass du scheinbar unsterblich bist. Da bist du leichtsinnig gewesen, hast es herausgefordert, die Grenzen ausgetestet. Hat dich vorsätzlich von Klippen gestürzt und ohne weiter darüber nachzudenken mit den gefährlichsten Raubtieren angelegt. Du wusstest ja, wenn dein Leben endet, dann würdest du wieder in deiner kleinen Bucht aufwachen - oder später dann in deinem Bett. Bei bester Gesundheit, alle Erinnerungen intakt. Du würdest zu der Stelle gehen, wo du das letzte Mal dein Leben gelassen hast und einen netten Lederbeutel finden, mit allem, was du beim letzten Mal bei dir getragen hast. Es war zwar nicht immer witzig halbnackt durch den Dschungel zu laufen, aber du wusstest ja, was an deinem Ziel auf dich wartet. Deine ganze Ausrüstung war noch da. Selbst dein Haus, deine Felder, sogar deine mühevoll gezähmten Kreaturen gingen dir nicht verloren. Es war ein nettes Leben, ein bisschen mühevoll manchmal, aber entspannt und ohne Sorgen. Bis du zum ersten Mal mehr gefunden hast als nur eine Ledertasche…
Du hattest die Stelle gefunden. Gar kein Problem. So weit war es dieses Mal ja gar nicht gewesen. Es war auch mehr Dummheit als Leichtsinn gewesen. In Gedanken warst du schon wieder ganz woanders. Du wolltest nur noch eben schnell deine Ausrüstung einsammeln, bevor du dich auf den Weg zu deinem neuen Ziel machst. Aber dann war plötzlich alles anders. Da war kein nützlicher Lederbeutel, da lag ein Körper. Ein menschlicher Körper. Du bist auf die Person zugestürmt, hast sie bei der Schulter gepackt, herumgerissen - und dann hast du geschrien wie noch nie in deinem Leben.
Dein eigenes Gesicht hat dich angestarrt mit riesigen, leeren Augen. Danach war alles anders. Plötzlich war deine Unsterblichkeit keine persönliche Eigenschaft mehr. Plötzlich war sie unheimlich und fragwürdig. Wie konntest du hier sein und gleichzeitig da tot auf dem Boden liegen. Du bist zum nächsten See gestürmt, hast dein Spiegelbild kontrolliert. Es war das gleiche Gesicht. Ist es immer noch. Das weißt du, obwohl du schon lange jeden Spiegel meidest. Es war nicht das letzte Mal, dass du deinen Körper gefunden hast.
Du weißt bis heute nicht, wie es funktioniert und warum. Hologramme? Klone? Bewusstseinstransfer? Ganz etwas anderes? Nach dem ersten Schock hast du versucht es überprüfen, hast dich tagelang immer wieder umgebracht, umbringen lassen. Es hat dir keine neuen Erkenntnisse gebracht. Im Moment des Todes wird alles schwarz und dann wachst du wieder auf, in deiner Bucht, in deinem Bett. Einen Moment bist du desorientiert, weiß nicht, wieviel Zeit vergangen ist, was eigentlich passiert ist, aber dann klärt sich dein Bewusstsein und es ist, als wäre nichts gewesen. So wie jetzt.
Unbändiger Zorn wallt in dir auf, die Galle kriecht dir die Kehle hoch. Du ballst die Hände zu Fäusten, brüllst mit allem, was deine Lunge hergibt.
„Ich kann nicht mehr! Ich will nicht mehr! Lasst es endlich aufhören!“
Keine Antwort. Niemand hört dich. Du krallst deine Finger um das Implantat, kratzt und zerrst daran, versuchst es dir aus dem Arm zu reißen. Schmerz jagt durch deinen ganzen Körper, jeder einzelne Nerv scheint in Flammen zu stehen. Deine Muskeln blockieren, Krämpfe schütteln deinen Körper. Das Atmen wird schwer, dein Kopf hämmert und dein Gesichtsfeld wird immer enger. Das Implantat überlädt, ein elektrischer Schlag jagt durch deinen Körper. Du zuckst wild, verlierst den Griff um das Implantat - und der ganze Spuk ist vorbei.
Dein Körper entspannt sich langsam, du sackst zusammen. Ganz ohne dein Zutun füllen sich deine Lungen mit Luft. Schwer atmend bleibst du liegen, rührst dich nicht. Der Schmerz lässt nach. Er verschwindet nicht völlig, aber schon bald wird er kaum noch mehr sein als ein vages Hintergrundgefühl. Wie das konstante Rauschen der Wellen vor deinem Fenster.
Du atmest noch einmal tief durch, dann befreist du dich aus dem Schlafsack. Du hast ja doch keine Wahl. Aufstehen, anziehen, ausrüsten, weitermachen. Bis zum nächsten Tod. Ein ewiger Kreislauf, aus dem es kein Entrinnen gibt.