Titel: Beziehungsfragen
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Crack/Humor: JOKER (Inspiration:
Die Abstimmung von
cricri_72)(Weltherrschaft) - Für mich
Fandom: Tatort Stuttgart
Rating: PG-13
Genre: Gen/Preslash/(Fem)Slash (as you like it), Fluff, Crack/Humor
Warnungen: None
Zusammenfassung: Große Entscheidungen in Berlin spiegeln sich auch im kleinen Stuttgart, oder so ähnlich……
Wörter: ~750
Anmerkungen: Also, eigentlich bedarf diese Entscheidung vermutlich einer besseren Würdigung als ausgerechnet Crack, andererseits war ich so genervt von der vollkommen verlogenen Art und Weise, wie die Abstimmung dann am Ende zustande gekommen ist, dass es dann auch wieder passt. Ich befürchte der ein oder andere Chara ist ein bisschen OOC, allen voran der überraschend gesprächige Gerichtsmediziner, aber das Genre ist ja nicht umsonst Crack. Ansonsten sage ich nur noch: Weltherrschaft Nr. 8 und für Punkte tue ich im Endspurt sowieso fast alles…
Beziehungsfragen
Freitagnachmittag war nicht unbedingt die Zeit, in der Thorsten geistig noch voll auf der Höhe war. Erst recht nicht nach einer langen Arbeitswoche mit drei Leichen. Auch wenn sich eine davon ziemlich schnell als Selbstmord entpuppt hatte, war es doch eine Menge Arbeit gewesen. Von daher fand er es absolut verzeihlich, dass er im ersten Moment absolut keine Ahnung hatte, warum Nika mit zwei Laschen Sekt und einem Tablett Gläser - und einen etwas verstörte Gerichtsmediziner im Schlepptau - ins Büro marschiert kam. Sebastians Gesichtsausdruck nach zu urteilen ging es ihm aber auch nicht anders. Er hob den Kopf und schaute Nika an, als sei sie eine fette Fliege, deren penetrantes Gesumme ihn in seinem wohlverdienten Büroschlaf störte. Treffende Einschätzung. Er streckte sich ausgiebig und gähnte laut.
„Was wird das?“
„Eine kleine Feier, was sonst!“
Völlig ungerührt von Sebastians leicht sparsamem Blick stellte Nika das Tablett auf dem großen Konferenztisch ab, köpfte die erste Flasche Sekt - ohne den Korken an die Decke zu schießen oder eine Schweinerei zu veranstalten - und schenkte die Gläser voll. Thorsten lehnte sich in seinem Stuhl zurück und beobachtete das Ganze mit zusammengezogenen Augenbrauen. Hatte er irgendetwas Bedeutendes verpasst?
„Und was genau feiern wir?“
„Die Entscheidung des Deutschen Bundestages, endlich auch gleichgeschlechtlichen Paaren die Ehe zu ermöglichen.“, erklärte Nika ernst und köpfte die zweite Flasche Sekt.
Oh, dann hatte er etwas Bedeutendes verpasst. Wie hatte er denn so verpeilt sein können? Nicht einmal auf die Nachrichten im Radio hatte er geachtet. Naja, aber dafür ließ er sich doch gerne mit einem Gläschen Sekt aus seiner Präwochenendlethargie holen. Sebastian sah das ganz offensichtlich genauso, denn der war schon aus seinem Stuhl aufgesprungen und hatte sich das erste Glas von Nika geklaut.
„Aber das ausgerechnet du darauf kommst“, bemerkte er, während er Dr. Vogt ein Glas hinhielt. „Willst du uns damit etwas sagen.“
„Vielleicht.“ Nika füllte das letzte Glas und stellte die Flasche weg.
„Grundsätzlich kann man aber auch einfach mal gesellschaftlichen Fortschritt feiern, selbst wenn er einen nicht persönlich betrifft“, bemerkte Dr. Vogt trocken.
Dafür dass es nicht um Leichen und Todesursachen ging waren das verdammt viele Worte von ihren notorisch mundfaulen Rechtsmediziner gewesen.
„Welcher Fortschritt?“
Wie auf Kommando fuhren alle herum. In der offenen Bürotür stand Frau Álvarez, einen dicken packen Akten unter dem Arm und musterte die kleine Versammlung interessiert.
„Die heute Entscheidung des Bundestages.“ Thorsten erhob sich jetzt ebenfalls aus seinem Stuhl, nahm zwei Sektgläser vom Tisch und hielt eines der Staatsanwältin entgegen. „Stoßen Sie mit uns an.“
„Darauf doch gerne.“ Sie legte ihren Aktenstapel auf der nächstbesten freien Oberfläche ab - ausgerechnet sein Schreibtisch - und nahm das Glas entgegen. „Obwohl ich mir schon ein bisschen mehr Rechtssicherheit bezüglich der Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz gewünscht hätte.“
„Ach, jetzt seien Sie doch nicht so eine Spielverderberin“, warf Sebastian sofort ein und tippte sein Glas gegen ihres.
„Ich will keine Spielverderberin sein“, erwiderte sie - mit einem bemerkenswerten Seitenblick zu Nika. „Aber das Grundgesetz spezifiziert die Ehe leider eindeutig als Vereinigung zwischen Mann und Frau und ich fürchte, es ist nur eine Frage der Zeit bis ein homophobes Ar-…“ - Sie räusperte sich geräuschvoll - „ein homophober Mitbürger mit genug Geld das bis zum Bundesverfassungsgericht durchklagt.“
„Lassen Sie uns trotzdem für den Moment feiern, dass jetzt endlich jeder den heiraten kann, den er oder sie liebt.“
Nika hob ihr Sektglas. Die anderen taten es ihr gleich und es gab ein allgemeines Geklirre und Genicke ringsum.
„Oder mit ihm oder ihr unglücklich machen darf…“, fügte Dr. Vogt düster hinzu.
„Ausgerechnet Sie hätte ich jetzt ja nicht für einen solchen Heiratsmuffel gehalten“, entgegnete die Álvarez.
„Mein Bruder war drei mal verheiratet und zahlt jetzt unterhalt für vier Kinder, von denen mindestens zwei nicht seine sind und meine Schwester war zwei mal verheiratet und keiner der Väter zahlt auch nur einen Cent für ihr drei Kinder.“
Die Álvarez, Nika, Sebastian und Thorsten tauschten betretene Blicke und Nika schenkte schnell allen ein bisschen Sekt nach. Dr. Vogt fiel der plötzlich Stimmungswechsel entweder gar nicht auf oder er ignorierte ihn einfach.
„Ehem, ja…“ Es war der Álvarez anzusehen, dass sie dringend eine Möglichkeit suchte, das Thema zu wechseln. „Herr Lannert, Herr Bootz, haben Sie denn schon entschieden, ob Sie es miteinander wagen? Jetzt wo Sie offiziell dürfen?“
„Was?“
Thorsten verschluckte sich und hustete seinen Sekt quer durchs Büro. So hoch und quietschig hatte er seit dem Stimmbruch nicht mehr geklungen. Entgeistert starrte er die Staatsanwältin an. Sebastian ging es nicht viel besser. Er klappte den Mund auf und zu, wie ein Fisch, aber kein Ton kam heraus. Die Álvarez - und Nika - hingegen musterten sie beide in einer demonstrativ unschuldigen Neugier, die schon mehr als verdächtig war.
Verdammt, er hatte heute nicht nur eine entscheidende Sache verpasst.