Titel: Berührungen
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Romantik/Intimität: JOKER (Inspiration:
„Name“ von
nachanca) - Für mich
Fandom: Tatort Stuttgart
Rating: PG-13
Genre: Gen, Fluff, UrbanFantasyAU
Warnungen: None
Zusammenfassung: Cougar trifft eine Entscheidung…
Wörter: ~850
Anmerkungen: Es ist irgendwie absolut nicht so geworden, wie ich es wollte und es wird wunderschönen Geschichte von
nachanca auch nicht wirklich gerecht, aber die Tatsache, dass dieses dumme Ding doch in Richtung Original vor sich hin morpht, macht das Schreiben jetzt auch nicht einfacher. Ich habe keine Ahnung, wo genau das jetzt chronologisch hinpasst, aber ich hoffe mal, das tut der Geschichte keinen größeren Abbruch.
Berührungen
Das kleine Feuer knisterte laut in der stillen Herbstnacht. Die tanzenden Flammen spendeten ein flackerndes organgenes Licht, warfen unruhige Schatten über die knorrigen alten Bäume um sie herum. Weniger scharfen Augen wären die obskuren Formen und seltsamen Schemen, die da immer wieder aus der Dunkelheit auftauchten vielleicht unheimlich gewesen, aber Cougar ließ sich nicht täuschen. Sie erkannte die seltsamen Formen und Schemen für das was sie waren: Alte, knorrige Bäume, in Form gebogen durch Magie.
Thorsten lag neben dem Feuer auf einem dicken Polster aus Moos und Blättern, eingerollt wie ein Welpe, und schlief tief und fest. Er war vollkommen erschöpft, das spürte sie tief in ihren Knochen. Aber der Faun hatte ganze Arbeit geleistet. Seine Magie war ihre fremd - wo Thorsten Linien, Stränge und Knoten sah, dachte er in Wurzel, Zweigen, Blättern und Blüten - aber der Effekt war unübersehbar. Die Magie pulsierte um sie herum, rieselte aus der Umgebung ganz sanft über sie hinweg, heilte die Wunden, die der Kampf mit dem Dämon gerissen hatte langsam aber stetig, wie ein warmer Sommerregen, der die ausgedörrten Wiesen erfrischte. Der Faun - nein, Sebastian, erinnerte sie sich. Thorsten hatte sehr nachdrücklich darauf hingewiesen, dass der Faun einen Namen hätte - hockte beim Feuer und stocherte mit einem langen Ast in der Glut herum. Es knackte und knisterte, irgendetwas zerplatzte mit einem Knall, schickte einen Schauer von Funken in den Himmel. Wie Glühwürmchen tanzten sie durch die Nacht. Cougars Schnurrhaare zuckten. Sie kämpfte mit dem Drang, ihnen hinterherzujagen.
„Ich… ähem … ich würde dich gerne etwas fragen.“
Sebastians Stimme lenkte ihre Aufmerksamkeit von den Funken weg. Der Drang zu jagen wurde geringer. Sie legte den Kopf schief, beobachtete den Faun. Er hatte sich nicht bewegt, hockte noch immer mit angezogenen Knien am Feuer, einen Arm um seine Schienbeine gelegt, und stocherte in der Glut herum. Er blickte sie nicht an, starrte nur stur weiter in die Flammen. Als müsste er den Mut aufbringen, seine Frage auch tatsächlich zu stellen. Sie brummte leise in der Kehle, wartete, ob er sich überwand. Es dauerte eine ganze Weile, doch dann, irgendwann, als sie schon meinte, er hätte es sich anders überlegt, fing er doch noch an zu sprechen.
„Kann ich dich eigentlich berühren? Darf ich das?“
Cougar erstarrte. Plötzlich schien der Kreis aus Bäumen und Gestrüpp, den der Faun um sie gewoben hatte, nicht mehr schützend, sondern bedrohend. Er ließ nichts zu ihnen herein, aber er ließ auch niemanden hinaus. Wenn Sebastian jetzt etwas versuchte, dann konnte sie nicht entkommen. Doch der Faun machte keine Anstalten. Er hatte seinen Stock fallen lassen, schlang jetzt auch den anderen Arm noch um seine Beine und bettete den Kopf auf den Knien. Das Feuer warf flackernde Schatten über sein Gesicht, brachte seine Augen zum Leuchten.
„Ich meine, ich weiß, was sie sagen. Heute sagen. Man berührt keine Seelentiere. Nicht mit guten Absichten.“ Er räusperte sich, zuckte irgendwie unbeholfen mit den Schultern. „Aber ich kenne auch die alten Geschichten. Da gehörten Seelentiere niemals nur zu einer einzelnen Person.“
Er verstummte, sprach die Frage nicht aus, die da in seinen Worten mitschwang. Cougar hörte sie trotzdem laut und deutlich. Sie berührte etwas, ganz tief in ihr. Es war so lange her. Jahre, Jahrhunderte, so lange, dass sie selbst kaum mehr zu sagen vermochte, wie viele Leben vergangen waren. So viele schon, dass sie es längst geschafft hatte, nicht mehr darüber nachzudenken, die vage, dumpfe Leere irgendwo ganz tief in ihrem Inneren zu ignorieren.
Sie waren einmal viele gewesen. Ein großer Zirkel, damals, als die Welt noch eine andere war, als Magie noch selbstverständlich war, als noch niemand zwischen Eingeweihten und Uneingeweihten unterschied. Aber das war lange her. Irgendwann waren sie einfach alle verschwunden, einer nach dem anderen. Mit jedem Leben waren sie weniger und weniger geworden, bis am Ende nur noch Thorsten übriggeblieben war. Er würde sie nicht verlassen, die lange Zeit allein, hatte ihre Magie, ihr Wesen so tief verbunden, dass sie längst untrennbar waren. Den anderen zu verlieren, würde sie beide töten. Aber es änderte nichts an dem Verlangen, an der tiefen Sehnsucht wieder eine Familie zu haben.
„Die Frage war unangemessen. Entschuldige bitte, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.“
Cougar schnaubte leise. Jetzt hob der Faun doch den Kopf. Ihre Blicke trafen sich für den Bruchteil einer Sekunde - plötzlich verstand sie. Sie schaute hinüber zu Thorsten, wie er da lag, verletzt und erschöpft, weil er einmal mehr gemeint hatte, er müsste die ganze Verantwortung alleine schultern - und wieder zurück zu Sebastian. Seine Magie geriet in Aufruhr, wirbelte plötzlich wild um ihm herum. Er versuchte sie zu kontrollieren, doch einzelne Stränge brachen immer wieder aus, streckten sich in ihre Richtung. Er war genauso allein wie Thorsten, kämpfte genauso verzweifelt mit einer Bürde, die niemals für einen einzelnen gedacht gewesen war.
Sie erhob sich, schritt langsam um das Feuer herum und rieb ihren Kopf gegen seine Schulter. Im ersten Augenblich erstarrte er, doch dann sank er gegen sie, schlang die Arme um ihre Schultern und vergrub das Gesicht an ihrer Brust. Seine Magie wusch über sie hinweg, wie ein erfrischender Frühlingsregen und die dumpfe Leere in ihrem Inneren wurde ein bisschen weniger.
Es war gut, wieder einen Zirkel zu haben.