Titel: Auf den zweiten Blick
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Romantik/Intimität: Auf den zweiten Blick (Weltherrschaft) - Für mich
Fandom: SK Kölsch
Rating: PG-13
Genre: Gen, Background Slash, Fluff,
Warnungen: None
Zusammenfassung: Falk hat eine überraschende Erkenntnis…
Wörter: ~700
Anmerkungen: Diese Idee geht mir schon seit Ewigkeiten im Kopf herum, aber sie wollte nie so wie ich. Dieses Mal hat es auch nicht so richtig hingehauen, aber egal. Punkte, Weltherrschaft und überhaupt. Komplett ohne Beta.
Auf den zweiten Blick
Nä, wat wor dat dann fröher en superjeile Zick,
mit Träne in d'r Auge loor ich manchmol zurück.
Bin ich hück op d'r Roll nur noch half su doll,
doch hück Naach weiß ich nit wo dat enden soll
Der Refrain des Brings-Hits rollte aus den Boxen. Sie waren eigentlich viel zu groß für den kleinen Raum und die Akustik war auch nicht besonders gut, aber es tat der Stimmung keinen Abbruch. Fast alle Anwesenden sangen mit, hüpften und klatschten im Takt. Es war ansteckend. Ob wohl Kölschrock nicht unbedingt seine Musikrichtung war, konnte Falk gar nicht anders als mitzuklatschen.
Anfangs war er ja wirklich skeptisch gewesen und hatte sich schon gewundert, warum Jupps ehemalige Klassenkameraden ausgerechnet zu ihm gekommen waren, wegen der Party zu ihrem fünfundzwanzigjährigen Abi-Jubiläum. Als Organisationsgenie war Jupp ja nun wirklich nicht berühmt. Und als Jupp sich dann auch noch zu der Behauptung verstiegen hatte, dass er Brings als Live-Act holen wollte, weil er bei denen mal Gitarre gespielt hätte, da hätte Falk dann fast laut losgelacht. Die Behauptung klang mal wieder so typisch nach den großkotzigen Macho, den Jupp so gerne gab, dass Falk nicht einmal erwogen hatte, dass es hätte war sein können. Erst recht nicht, nachdem Chris Kremer gefragt hatte, ob Jupp nicht mal ihr Roadie gewesen wäre. War es aber. Das hatte Stefan Brings selbst sogar noch bestätigt. Und wenn man Jupp jetzt da vorne auf der Bühne sah, dann fiel es plötzlich gar nicht mehr so schwer, sich das vorzustellen.
„Der Jupp, der hat schon was drauf“, bemerkte plötzlich Kalle von der Seite. „Der kann schon was auf die Beine Stellen. Aber du musst die ganze Zeit hinter ihm her sein, sonst kanste’s vergessen.“
„Wem sagste das?!“
Falks Antwort kam ganz automatisch, doch dann kam er plötzlich ins Grübeln. Es war eine beliebte Klage, über Jupp, dass er alles vergaß, sich um nichts kümmerte und generell einfach unzuverlässig war. Aber, stimmte das überhaupt? Klar, Jupp vergaß schon mal was und nicht selten kollidierte auch sein Job mit Terminen und Verabredungen, aber Jupp war sich dessen durchaus bewusst und auch meistens ziemlich zerknirscht deswegen. Wenn er sich etwas wirklich vorgenommen hatte, dann zog er das meistens auch durch. Genauso wie jetzt bei der Klassenfete. Er hatte sie um die Organisation gekümmert und er hatte auch wie versprochen einen Auftritt von Brings organisiert - ohne dass ihm die ganze Zeit jemand auf die Füße gestiegen war.
Es schien irgendwie so eine generelle Sache mit Jupp zu sein. Fast jeder dem er bei der Kölner Polizei - und teilweise auch darüber hinaus - begegnet war, hatte eine Meinung zu Jupp, hatte ihm irgendwelche Geschichten erzählt oder ihn gewarnt. So wie die Sache mit den Frauengeschichten und der angeblichen Homophobie. Nichts davon hatte er selbst bisher wirklich feststellen können. Gut, er arbeitete erst ein knappes Dreivierteljahr hier in Köln, aber trotzdem, wenn die Geschichten auch nur annährend wahr gewesen wären, dann hätte er das doch längst bemerkt. Hatte er aber nicht. Frauengeschichten waren da überhaupt gar keine gewesen. Ein paar kleinere Flirtereien mit Frau Dr. Schwarz, aber das war so eindeutig freundschaftlich, das konnte man kaum aus Frauengeschichte bezeichnen. Und die angebliche Homophobie…
Da hatte man ihn ja schon in Wiesbaden gewarnt und er hatte Jupp schon an ihrem ersten gemeinsamen Tag ein paar Mal provoziert, aber Jupp war nicht wirklich darauf angesprungen. Jedenfalls nicht so, wie er es nach den Erzählungen erwartet hatte. Während des Falls wirkte er mehr verärgert darüber, wie der Täter das Opfer zugerichtet hatte, nicht dass er schwul war und später, als sein Freund ihn vor alle Augen geküsst hatte, schien er vor allem überrascht. Er hatte ihn auch danach nicht anders behandelt als vorher. Ja gut, vor ein paar Tagen im Büro, als er so lasziv auf ihn zugegangen war, da hatte Jupp ein bisschen seltsam geguckt, aber gesagt hatte er nichts. Nur das T-Shirt hatte er dann tatsächlich haben wollen.
Mit der Erzählungen jedenfalls hatte der Jupp, den er kennen gelernt hatte, wenig zu tun. Ja, er war ein Chaot und manchmal auch ein ziemlicher Macho; er hatte eine verdammt große Klappe, konnte sich mit seinem ‚Bauchgefühl‘ bisweilen ganz schön verrennen und trieb mit seinen Alleingängen alle die Wände hoch, aber viel davon war auch Fassade - hinter der sich ein ganz andere Mensch verbarg.
„Klaus!“
Berthas erfreuter Ausruf riss ihn aus seinen Gedanken. Er wandte sich herum, um zu sehen, wer Jupps Mutter so sehr in Begeisterung versetzt hatte.
Knapp neben ihm stand ein Mann ungefähr in Jupps Alter an der Theke. Dunkelblonde kurze Haare, extrem gut gekleidet in einem feinen Dreiteiler und mit einem schalkhaften Lachen auf dem Gesicht. ‚Klaus‘, der Name sagte ihm etwas. So hieß doch auch Jupps letzter Partner. Aber was sollte der auf Jupps Abi-Jubiläum wollen? Er selbst kam sich ja schon etwas fehl am Platze vor.
„Da wird Jupp sich aber freuen, dass du es doch noch geschafft hast.“ Sie drückte denn Mann fest. „Willst du etwas trinken?“
„Gerne. Machst du mir ein Wasser?“
Er hatte eine angenehme Stimme. Bertha lachte und schob ihm ein Glas hin.
„Wasser und Seife hab' ich aber nicht.“
Der Mann zwinkerte ihr zu und genehmigte sich einen Schluck. An seiner Hand, blitzte ein Ring auf. Ein Ehering. Weißgolden mit einen Streifen Graugold. Schmal, schlicht und dezent, aber dennoch so ungewöhnlich, dass er Falk auffiel - vor allem, weil er sich absolut sicher war, dass er diesen Ring schon mal gesehen hatte. An der silbernen Kette, die Jupp immer um den Hals trug. Die er sich geweigert hatte abzulegen, als sie bei ihrem ersten gemeinsamen Einsatz nackt in diese Bank mussten. Damals hatte er einfach angenommen, dass es der Ring von seiner verstorbenen Ex-Frau gewesen wäre.
Er drehte sich wieder herum zur Bühne. Jupp hatte den Arm um Chris Kremer gelegt, sang die letzten Zeilen des letzten Refrains und riss den Arm in die Höhe. Seine Kette rutschte aus seinem Kragen und sein Ring glänzte im Scheinwerferlicht. Das konnte doch nur ein Zufall sein, oder nicht? Jupp war doch nicht mit einem Mann…
Die letzten Töne des Liedes verklangen. Jupp steckte das Mikrophon zurück in den Ständer, klopfte Kremer kurz auf die Schultern und sprang von der Bühne. Ohne auf die Glückwünsche und Schulterklopfter seinen Klassenkameraden einzugehen, drängte er sich durch die Menge - direkt auf diesen Klaus zu. Das Strahlen in seinen Augen sprach Bände und trotzdem fiel Falk fast die Kinnlade auf den Boden, als Jupp dem anderen Mann in die Arme fiel und ihn leidenschaftlich küsste.
Bertha grinste wie ein Honigkuchenpferd, Jupps Klassenkameraden pfiffen und applaudierten und Falk schwor sich, jeden, der ihm etwas über Jupp erzählen wollte, zu fragen, ob er auch einen zweiten Blick riskiert hatte.