Team: Melpomene
Challenge: Angst + "Davon hat keiner etwas" (Päckchen 5)
Fandom: Orig (Lesbische Kriegerprinzessinnen, oder so)
Fassungslos starrte Ishai auf das Bild vor ihr. Ein Bild, auf das sie absolut nicht gefasst gewesen war. Immerhin hatte sie nichts davon gewusst, dass hier ein Kampf stattgefunden hatte. Sie war gekommen, um routinemäßig die Grenzposten zu kontrollieren. Eigentlich eine langweilige Aufgabe. Eine Aufgabe, vor der sie sich gedrückt hatte, in der Annahme dass sie im Grunde völlig überflüssig war. War das hier also ihre Schuld? Hätte sie es verhindern können wenn sie da gewesen wäre? Wenn sie ihre verdammte Pflicht als Thronerbin und Anführerin der Krieger getan hätte, statt sich davor zu drücken? „Nein, dann wärst du auch nur gestorben!“ flüsterte eine Stimme in ihrem Hinterkopf. Aber ob die Stimme recht hatte, oder sie nur beruhigen wollte, würde sie wohl nie erfahren. Es war jedenfalls zu spät. Sie war nicht da gewesen, und die beiden Grenzpatrouillen waren tot. Ob sie es hätte verhindern können oder nur eine weitere Leiche bedeutet hätte - das wussten nur die Götter allein.
Schluss jetzt mit ihrer Gedankenverlorenheit. Sie sah sich um, suchte nach Hinweisen darauf, was geschehen war. Die beiden Krieger waren von Pfeilen getötet worden. Einer im Rücken - der andere im Hals. Nach ihrer Position waren sie überrascht worden. Der erste war tot gewesen bevor er reagieren konnte. Die andere hatte noch die Zeit gefunden zu ihrem Schwert zu greifen, es war ein gutes Stück aus der Scheide gezogen. Aber da sie ohne Deckung war, hatte ihr auch das nichts mehr gebracht. Sie war im Hals getroffen worden. Die Verbrecher mussten nicht einmal in ihre Nähe gekommen sein. Verbrecher? Ja, natürlich, irgendwie schon. Immerhin hatten sie zwei Menschen ermordet. Aber waren sie wirklich gesetzlos, oder folgten sie nur anderen Gesetzen? Zum Beispiel dem von Ilyrien statt Denaria? Denn wenn sie sich die Befiederung der Pfeile so ansah, war sie sich fast sicher dass es sich um ilyrische Pfeile handelte. Dieses braune Muster der Federn war typisch für die Art Waldschnepfe die es nur dort gab. Ein unprovozierter Angriff. Eine Gruppe Banditen die sich über die Grenze gewagt hatten? Oder ein Versuch die denarische Verteidigung zu prüfen, wenn nicht sogar einen Krieg zu provozieren?
„Aber davon hat keiner was!“ hörte sie eine Antwort auf ihre Überlegungen, und erst in dem Moment fiel ihr auf, dass sie laut überlegt hatte. Und ihr Bruder ihr eine Antwort gegeben hatte. Eine Antwort die stimmte - und auch wieder nicht. Denn für gemeine Diebe gab es hier nichts zu holen, warum sollten sie also Grenzposten töten? Sie hatten noch nicht einmal deren Schmuck angefasst. Also blieb eigentlich nur ein politischer Grund. Auch wenn sie ihrem Bruder eigentlich zustimmte - niemand hatte was von einem Krieg.