Orig: In die Höhle des Löwens (Orte - in der Fremde)

Sep 04, 2020 22:07

Team: für Mega-Team, Päckchen 11
Challenge: Orte + In der Fremde
Fandom: Original (lesbische Kriegerprinzessinnen)
Folgt auf Tod im Wald und Verraten



Der Bericht an die Ältesten und die Königin hatte etwas Zeit in Anspruch genommen, aber nicht annähernd so viel wie die nachfolgende Diskussion. Bei der sie, wahrscheinlich in Gedenken ihrer zukünftigen Stellung, anwesend sein durfte. Anwesend, aber nicht teilnehmend. Es war erwartet, dass sie alles mitgeteilt hatte, was von Interesse war als sie ihren ursprünglichen Bericht abgeliefert hatte. Es ging lange hin und her. Ziemlich schnell waren sich alle einig, dass es Leute aus Ilyrien waren. Trivial, immerhin war es ein Grenzposten zu Ilyrien. Ermordet mit ilyrischen Pfeilen. Die nichts bewachten was für Denarianer Wert hatte.

Uneinigkeit bestand allerdings in der Frage, wie offiziell die Sache von Ilyrien aus war. Waren es ilyrische Verbrecher, die über die Grenze geflüchtet waren und Auslieferung befürchteten? Waren es Ilyrier, die über die Grenze gekommen waren um illegal nach Gold zu suchen, und die entdeckt worden waren und Bestrafung fürchteten? Waren es ilyrische Soldaten, die von einer kleinen Fraktion oder einem lokalen Herrscher gesandt worden waren, um Grenzkriege zu provozieren, wobei die Schuld für den folgende Krieg auf Denaria geschoben werden konnte? Oder war es auf Befehl des Königs von Ilyrien geschehen? Wollte er einen Krieg provozieren, oder hatte er mit dieser Aktion schon den ersten kriegerischen Akt ausgeführt? Für jede dieser Positionen fanden sich Älteste, die sie unterstützen, mal mehrere mal eine einzige.

Als Ishai das Gefühl hatte dass sie dieselben Argumente jetzt zum dritten Mal hörte, entschied sie sich die Beratung als eine Prüfung ihrer Geduld zu betrachten. Geduld war doch eine Tugend einer Königin, und lohnte sich also zu üben. Wie ihre Mutter sie nicht selten erinnerte.

Bei der fünften Wiederholung war wohl auch diese der Meinung, dass es keine weiteren neuen Ideen geben würde, wenn es so weiter ging.

„Es reicht!“ brach sie die Wortmeldungen ab. „Wir haben genug gehört und geredet, und während alle gute Argumente vorgebracht haben, haben wir für keines davon stichhaltige Beweise. Wir wollen keinen Krieg beginnen, der nicht unumgänglich notwendig ist, darin sind wir uns wohl alle einig. Genausowenig wollen wir uns aber unvorbereitet überfallen lassen.“ Sie blickte auffordernd in die Runde, in der alle, manche mehr, manche weniger offen, zustimmend nickten.

„Dann ist jetzt unsere wichtigste Aufgabe, zu erfahren was in Ilyrien vor sich geht. Ishai wird als Bote an den Königshof reiten, und König Olaf mit den Pfeilen konfrontieren, und eine Erklärung verlangen. Natürlich nur, wenn nicht schon von vornherein offensichtlich ist, dass ein Kriegszug geplant ist.“ Der letzte Satz ging direkt an Ishai, die die Anweisung nur mit einem tiefen Nicken bestätigte. Natürlich war es unnötig gewesen, ihr diese letzte Anweisung zu geben, hätte sie doch auch sonst nichts anderes getan. Aber eine Königin musste ihre Befehle immer sehr präzise ausdrücken, ein anderer Rat, den ihre Mutter oft wiederholte.

Aufgrund dieser Ereignisse ritt sie drei Wochen später auf das Stadttor von Ikbale, der Hauptstadt Ilyriens, zu. Die Reise hatte fast zweieinhalb Wochen gedauert, davor hatte sie noch Pferd und Kleidung für die Zeit ausgewählt und gepackt. Und ihre Waffen natürlich. Messer, Bogen, eine ausreichende Anzahl Pfeile im Köcher, und ihr Schwert an der Seite. An einem Tümpel vor der Stadt hatte sie sich noch die Zeit genommen, zu baden. Sich darauf verlassend, dass ihr Pferd sie vor Annäherungen von Fremden warnen würde, entkleidete sie sich von ihrer Reisekleidung, die sie jetzt auch schon wieder mehrere Tage trug und nahm ein ausgiebiges Bad. Anschließend kleidete sie sich in ihre beste Reitkleidung, und flocht ihre vorderen Haare zu einem Zopf, mit dem sie den Rest ihrer sattellangen, blauschwarzen Haare im Nacken zusammenband.

So schon eher mit dem Aussehen einer wichtigen Person, wenn schon nicht einer Prinzessin, wurde sie zumindest in die Stadt eingelassen. Den Palast fand sie auch, allerdings wurde sie dort nicht, wie sie erwartet hatte, zum König vorgelassen. Stattdessen musterte der Torwächter sie, von oben bis unten. Plötzlich kamen ihre sorgfältig ausgewählten Kleider ihr schäbig vor, ganz unpassend für den königlichen Hof. Innerlich schüttelte sie den Kopf und rief sich zur Ordnung. Sie war unterwegs gewesen, und nach Wochen in einer fremden Stadt angelangt. Ihre Kleidung war aus hervorragend gearbeitetem Leder, wie sie auf ihrem Ritt durch die Stadt kein feineres gesehen hatte. Dann war der Anzug mit feinen Perlenwebereien und Stickereien versehen. Die Handarbeit ihrer Schwester, als Geschenk zu ihrem Erwachsenwerden. Nein, das Material selbst war von Ilyriern nicht als besonders wertvoll angesehen, Holz- und Glasperlen in bunten Farben. Aber die Verarbeitung und der Aufwand machten es annähernd unbezahlbar. Hätte sie ihrer Schwester die Arbeit vergüten müssen - sie hätte einen Jahreslohn dafür bezahlen müssen. Wobei, die Messer die sie ihrer Schwester geschenkt hatte, selbstgeschmiedet und mit verschiedenen Griffen und Klingen für verschiedenste Arbeiten, waren auch nicht gerade schlampig gewesen. Und ihre Schwester beeindruckte damit immer noch Besucher.

Die Erinnerung daran half ihr, den taxierenden, leicht verächtlichen Blick ihres Gegenübers mit einer Spur mehr Arroganz in ihrer hoch gezogenen Augenbraue zu erwidern.

„Verzeiht. Ihr könnt nicht zu König Olaf, dieser weilt nicht mehr unter den Lebenden.“ erklärte der Torwächter seine Weigerung sie zum König zu lassen. Und das war wirklich keine gute Nachricht.

Unter der Annahme dass König Olaf noch König war, war sie sich sicher gewesen dass es keine offizielle Attacke Ilyriens gegen Denaria gewesen war, und auch keine Vorbereitung eines Krieges. Wenn König Olaf jetzt aber tot war, dann konnte die Situation schon wieder ganz anders aussehen.

„Wer ist jetzt Herrscher über Ilyrien?“

„Noch niemand. Deswegen sind ja alle in großer Aufregung hier. Die Prüfungen fangen bald an, und im Moment ist die Anmeldung für das Turnier.“ Ah. Also war der große Trubel und das Rumrennen wie aufgescheuchte Hühner wohl gar nicht typisch für Ikbale, sondern in diesen Prüfungen begründet. Und „Ein Turnier? Was für ein Turnier?“

Wenn sie sowieso noch einige Zeit bleiben musste, um heraus zu finden war los war, wäre es vielleicht interessant sich mit anderen zu messen. Vielleicht könnte sie dabei sogar noch etwas lernen.

„Das Turnier das der Anfang der Prüfungen ist, natürlich.“

team: ouroboros, team: metaphermorphose, original, team: pluto, team: melpomene, turelietelcontar

Previous post Next post
Up