1. Intimität: Blicke (für mich)

Jul 01, 2012 22:57

Team: Novalis
Fandom: The Amazing Spiderman
Charaktere: Peter Parker, Eugene "Flash" Thompson, Gwen Stacy
Challenge: Intimität: Blicke (für mich)
Wörter: ~1000
Warnung: Gaaaanz leichte Spoiler für den Film (es spielt irgendwo mitten drin, nach der Szene mit dem Basketball)
Vorwort: Uh ja. Keine Ahnung. Ich hatte es im Kopf, es musste raus. Hauptsächlich die Schuld von Chris Zylka, weil er wirklich einen ganz entzückenden Flash Thompson abgegeben hat.



"Parker?"

"Acetylcholinesterase", sagte Peter, ohne aufzublicken.

"Sehr gut." Mr. Bellmer nickte wenig überrascht. "Auf diesem Bild hier sehen sie…"

Peter ließ seinen Kopf auf die gekreuzten Arme sinken. Die Kapuze seines Pullovers rutschte nach vorne und fiel ihm in die Augen. Mr. Bellmer verschwand aus seinem Gesichtsfeld und mit ihm ein veraltetes Lehrvideo auf dem grade die chemische Übertragung zwischen zwei Synapsen stattfand. Es war ohne Ton und die kleinen schwarz-weißen Knubbel und Bläschen sahen aus als seien sie von einem Erstklässler gezeichnet worden.
Peter dachte an die 3D animierten Graphiken in der Oscorp und schloss die Augen. Das graue Klassenzimmer verschwand aus seiner Wahrnehmung. Manchmal fühlte sich diese Hälfte seines Lebens so surreal an, als gehörte sie jemand anderem.

Die Stimme seines Biologielehrers drang durch den grauen Stoff seiner Kapuze zu ihm durch.
"Nennen sie mir einen wichtigen inhibitorischen Neurotransmitter. Thompson?"

Auch ohne die Augen zu öffnen, konnte Peter sich Flash in diesem Moment ganz genau vorstellen. Mit diesem 'Kaninchen vor der Schlange'-Blick.
Ein bisschen so wie er Peter in der Sporthalle angestarrt hatte, nachdem Peter ihn vor allen Leuten lächerlich gemacht hatte.

Seltsamerweise war es ausgerechnet dieser Blick, der hängen geblieben war, wenn Peter daran dachte. Das und der enttäuschte Blick von Onkel Ben.

'Er hat es verdient, nicht wahr? Dann müsstest du dich jetzt doch eigentlich richtig gut fühlen?'

Es hätte sich besser anfühlen müssen. Das fand er allerdings auch. Mehr Genugtuung. Mehr Zufriedenheit. Mehr 'du hast diesen Arschtritt sowas von verdient, du Penner'.
Stattdessen hatte Peter immer nur diesen Blick vor Augen. Den von Onkel Ben natürlich, und ärgerlicherweise auch den von Flash. Seinen Blick in diesem einen Bruchteil einer Sekunde als ihm klar geworden war, dass er verloren hatte und dass es keine Möglichkeit mehr gab aus dieser Situation hinauszukommen, ohne sich lächerlich zu machen.
Demütigung. Panik. Unsicherheit.
Ein Gefühl, als ob der Boden unter dir wackelt, weil sich die Wirklichkeit, an die du immer geglaubt hast ganz plötzlich verschiebt und du nicht hinterherkommst.

Aber vielleicht war das nur Peters Projektion. Er wusste wie sich das anfühlte.

"Uhm…"

"Oh, entschuldigen sie wenn ich störe." Mr. Bellmer hob die Augenbrauen. "Ich hasse es wirklich meine Schüler im Unterricht zu stören, wenn sie so offensichtlich viel wichtigere Dinge zu tun haben. Sollen wir ihnen gleich ein F eintragen, Thompson?"

Peter öffnete die Augen und legte den Kopf schräg, so dass er seitlich, unter dem Rand der Kapuze hindurch hinüber zu Flash schielen konnte.

Flash rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Sein Nacken war rot angelaufen und Peter konnte dabei zu sehen wie es sich unter seiner Haut ausbreitete und immer weiter nach oben stieg. "Wie…äh, wie war die Frage nochmal?"

Peter sah hinüber zu Gwen. Sie hatte sich halb auf ihrem Stuhl umgewendet und spielte ungeduldig mit einem Stift in ihrer Hand. Der Blick, den sie Flash zuwarf war irgendwo zwischen mitleidig und auffordernd.
Richtig. Sie gab ihm Nachhilfe oder so. Peter war sich ziemlich sicher, dass es wirklich Nachhilfe war und nicht 'Nachhilfe'.

Gwen hatte eine Art mit Flash umzugehen, die Peter unheimlich cool fand. Sie ließ sich nichts von ihm gefallen und sie hatte offensichtlich auch keine Angst vor ihm, aber sie war auch nie herablassend. Sie war beinah nett. Okay, vielleicht nicht nett. Aber anständig.
Anständig war gut.

Mr. Bellmer seufzte. "Ein inhibitorischer Neurotransmitter, Thompson. Nennen sie mir wenigstens einen."

"Ein inhibitorischer Neurotransmitter", wiederholte Flash verzweifelt.

Und Peter dachte an seinen Blick in der Sporthalle. Kaninchen vor der Schlange und so.
Demütigung. Panik.

"Glycin", wisperte er aus einem Impuls heraus.
Er hatte γ-Aminobuttersäure sagen wollen, aber er war nicht sicher, ob Flash das fehlerfrei würde aussprechen können.

Er sah, wie Flash erstarrte.
Natürlich. Nach allem, was er wusste war Peter lediglich darauf aus ihn erneut zu demütigen. Er spürte einen kleinen Stich von…irgendetwas in seiner Rippengegend.
Oh. Hallo Schamgefühl.

"Uhm…" Flash räusperte sich umständlich. "Ein inhibitorischer Neurotransmitter. Ein inhibitorischer Neurotransmitter ist zum Beispiel…"

"Ja?" fragte Mr. Bellmer ungeduldig.

"Glycin", flüsterte Peter erneut, und dachte 'nun sag es doch endlich, du Idiot'. Er spürte Gwens Blick auf sich und vermied es in ihre Richtung zu sehen.

Er sah wie Flashs Hand sich unter dem Tisch zur Faust anspannte.
Peter dachte daran, wie oft er mit dieser Faust auf jemanden eingeschlagen hatte. Und daran wie oft diese Faust in seinem Gesicht gelandet war.
Und an den Ausdruck auf Flashs Gesicht in der Sporthalle.

"Kommt da noch etwas, Thompson? Unsere Unterrichtszeit ist begrenzt."

"Glycin", zischte Peter. Und dachte 'sag es schon!'.

"Glycin", sagte Flash. Er würgte es hervor, so als koste es ihn Überwindung das Wort über die Lippen zu bringen. Seine Hand war immer noch zur Faust geballt und er hatte die Schultern angespannt, als sei er bereit für einen Angriff .
Vielleicht war er das.
Typen wie Flash waren das immer.

Trotzdem war Peter sekundenlang überrascht, dass er es wirklich gesagt hatte.

"Glycin", wiederholte Flash etwas nachdrücklicher.

Überrascht hob Mr. Bellmer die Augenbrauen. Sekundenlang war er still. Seine Augen zuckten kurz in Peters Richtung (dem Schüler, der am nächsten bei Flash saß), und schüttelte dann unmerklich den Kopf.
Vermutlich konnte nicht einmal er sich vorstellen, dass ausgerechnet Peter Parker Flash Thompson irgendetwas vorsagen würde.
"Das…ist korrekt. Überraschend. Glycin ist beispielsweise ein inhibitorischer Neurotransmitter. Miss Perry, wenn sie sich netterweise 5 Minuten von ihrem Ipod lösen könnten, können sie uns vielleicht erklären was inhibitorisch bedeutet."

Peter wandte seinen Blick ab und ließ den Kopf erneut auf seine gekreuzten Arme sinken. Die Kapuze rutschte bis zu seiner Nasenspitze hinunter.
Er fühlte sich schwer und leicht zu gleich.

Er schob die Kapuze zurück. Flash hatte sich umgedreht und starrte ihm direkt ins Gesicht. Eine senkrechte Falte hatte sich mitten in seine Stirn gegraben und er hatte die Lippen fest aufeinander gepresst. Er sah nicht glücklich aus. Aber auch nicht wütend.
Mehr… nach Wirklichkeit verrutscht und so.
Peter kannte das.

Er wandte den Kopf ab.
Sein Blick landete auf Gwen. Sie lächelte ihn an. So als ob sie genau wusste, was er grade gemacht hatte. Vielleicht tat sie das. Vielleicht auch nicht.
Aber sie lächelte. Und Peter spürte wie seine Wirklichkeit sekundenlang in die eine Position verrutschte, in der nicht alles seltsam, deprimierend oder irgendwie furchteinflößend war.

Er lächelte zurück.

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