Making History: Der Geschmack von Erdnussbutter

Feb 10, 2008 17:11

Autor: Elster
Fandom: Making History
Disclaimer: Gehört alles Stephen Fry, dem größten Fanboy von allen.
Ausrede, warum ich zu spät bin: Ich habe keine Ahnung von Baseball.
Challenge: #2 so ungefähr, aber eher unerwiederte Liebe im Allgemeinen.


An Sonntagen stand Steve früh auf. Gegen sieben war der Campus wie leer gefegt. Als wäre Steve der einzige Mensch auf der Welt. Die Dickinson Hall war totenstill nach den Stürmen, die Samstagnacht durch die Studentenschaft gezogen waren. Alle lagen im Bett - selten dem eigenen - und schliefen ihren Rausch aus.
Trat man hinaus, war da höchstens der alte schwarze Hausmeister, der gleichmütig Bierflaschen und Pappbecher vom Rasen sammelte.
Auf dem Weg zu PJ’s begegneten einem kaum Menschen, höchstens das eine oder andere Mütterchen auf dem Weg zum Gottesdienst.
Es war ein erhebendes Gefühl. Erhebend und bedrückend, wie zu dünne Luft. Das Gefühl exquisiter, unüberwindlicher Einsamkeit.

Steve lernte gern im Freien. Er mochte es, Natur um sich zu haben, wenn er sich durch Rechnungen und physikalische Gesetze Kämpfte. Es war etwas Tröstliches in der Exaktheit, der klinischen Gefühllosigkeit mit der die Natur wirkte. Aber auch etwas Beengendes, das sich manchmal nur mit einem weiten Himmel auslöschen ließ.
Sein liebster Platz waren die Bänke, die man auf der Wiese vor Henry Hall aufgestellt hatte. Verwittertes Gusseisen, das der Ewigkeit trotzen wollte und Holzleisten, die erst vor kurzem ausgetauscht worden waren und deren Beize mit jedem Regen ein wenig dunkler wurde.
Hatte Steve genug vom Lernen, konnte er dort sitzen, Bücher und Notizen in einem wackligen Stapel neben sich, und die anderen Studenten beobachten. Studenten, die aus dem Gebäude schlenderten, gehetzte Studenten, beschäftigte, bekiffte, abgelenkte, verliebte Studenten. Eine andere Art, die er beobachtete wie ein Ameisenforscher oder eine Ameise.
Und dann begegnete er einem Blick. Einem trägen, neugierigen, wachsamen Blick über eine Zigarette hinweg. Aus Augen, deren Farbe er nicht erkennen konnte, von einem Typen, der am Eingang der Henry Hall herumstand und nichts tat. Außer Steves Welt zu erschüttern.
Ein Name wurde gerufen, ein Zigarettenstummel ausgetreten und ein Student verschwand mit seinen Freunden.
Steve starrte auf die Stelle, an der der Weg hinter das Wohnheim abbog und schmeckte den Namen auf seiner Zunge. Mike.

Mike blinzelte gegen die abendliche Sonne an und zog sich die Baseball-Kappe tiefer ins Gesicht. Er wartete den Batter-Wechsel ab, den Ball schon in der Hand. Er wirkte entspannt, wie er so auf dem Feld stand, entspannter als irgendwo sonst.
Steve stand abseits, seine Kamera zirpte leise, einmal für jedes Photo.
Der Batter machte sich bereit, der Trainer nickte Mike zu und gab ihm irgendein Handzeichen. Die Gelöstheit wich einer tiefen Ruhe als Mike Wurfposition einnahm. Die Kamera schnurrte beim heranzoomen.
Gleich.
Und dann lächelte Mike - nur kurz, die erste in einer ganzen Abfolge von perfekten Bewegungen, die den Ball als zischend weißes Geschoss am Schläger vorbei in die Handschuhe des Catchers trieb.
Von allem, was Steve an Michael beneidete, war dieses Lächeln das Unglaublichste. Es war die Sicherheit, etwas richtig zu machen, in dem Moment vielleicht alles richtig zu machen. Es war ein Gefühl von Fehlerlosigkeit, dass Steve seit Jahren nicht mehr hatte, nicht mehr haben konnte.
Wie ein Schmerz, der für kurze Zeit aufhört.

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