Team: Juliet
Challenge: Romantik/Intimität - Joker (Sich jemandem öffnen / anvertrauen)
Fandom: Blind ermittelt
Charaktere: Niko Falk, Alex Haller
A/N: Niko kann einfach nicht aufhören, Fragen zu stellen. Bis Alex auch eine stellt.
Er hatte nicht vergessen, dass Alex blind war. Er war ja kein kompletter Idiot. Es war nur so, dass er vergessen hatte, was es genau bedeutete. In letzter Zeit waren sie nur an Orten gewesen, an denen sich Alex gut auskannte. Im Hotel hatte Niko sowieso das Gefühl, dass der Stock, mehr ein Signal für Hotelgäste war, als eine wirkliche Notwendigkeit für Alex, so zielsicher wie er sich dort bewegte. Und durch Teile der Wiener Innenstadt konnte Alex ihn auch mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit führen. Aber jetzt waren sie eben in keinem davon, sondern schon nah an einem der Außenbezirke. In einem sehr exklusiven Klamottenladen (bzw. Herrenausstatter). Der Laden war so exklusiv, dass er nur drei Kundenparkplätze hatte, und die waren alle schon belegt. Leise fluchend fuhr Niko weiter, bis er woanders einen fand. Er stieg aus, und war schon ein paar Schritte gegangen, bis er bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Alex stand noch am Wagen und wartete. Sofort hechtete er zurück.
„Sorry.“
„Hier kenn ich mich nicht gut genug aus“, sagte Alex nur, und er klang nur erklärend, nicht sauer. Und Niko hätte es einfach dabei belassen sollen.
„Was würdest du eigentlich machen, wenn ich dich alleine hier stehenlasse?“ Warum konnte er nie seine Klappe halten? Das war wahrscheinlich das Dümmste, was er hätte sagen können, nachdem Alex gerade eine schwindelerregende Summe auf sein Konto überwiesen hatte, und versprochen hatte, das auch weiterhin zu tun - solange Niko ihn fuhr und ihn dabei eben nicht alleine irgendwo stehen ließ.
Aber Alex klang immer noch nicht wütend, sondern eher amüsiert, als er antwortete: „Es ist mitten am Tag, und wir sind immer noch in Wien. Ich könnte mir einfach ein Taxi rufen. Und dann müsstest du dich vor Sophie in Acht nehmen.“
Erleichtert griff er nach Alex Arm. Sie würden jetzt einfach zu diesem Laden gehen, die Hemden kaufen, die Alex brauchte, und vergessen, dass Niko seinen Mund nicht halten konnte.
„Machst du dir Sorgen, dass sowas passieren könnte?“
Dazu müsste er nur endlich auch seinen Mund halten. Aber das hatte er nie gekonnt. Stattdessen redete er sich immer weiter rein. Und diesmal war er sich sicher, dass er zu weit gegangen war. Alex war zusammengezuckt. Nur ganz leicht, aber da sie quasi Arm in Arm standen, merkte Niko es trotzdem. Er bereitete sich auf einen Wutanfall vor. Oder zumindest eine deutliche Ansage, dass er solche Fragen lassen sollte. Aber nichts davon passierte. Stattdessen war Alex einige Momente sehr ruhig, bevor er antwortete: „Ja. Früher zumindest. Nicht bei dir.“
Niko blieb wie angewurzelt stehen. „Ernsthaft?“
Selbst die Sonnenbrille konnte Alex überraschten Gesichtsausdruck nicht ganz verbergen. „Ich hab dir vertraut, als wir in einem Haus voller bewaffneter Verbrecher waren. Ich danke, da kann ich auch drauf vertrauen, dass du mich beim Hemden kaufen, nicht alleine lässt.“
„Klar.“ Er wollte sich wieder in Bewegung setzen, aber Alex hielt ihn zurück.
„Alles in Ordnung?“
„Klar“, sagte er noch einmal und machte noch einen Versuch wieder loszugehen, der genauso erfolglos blieb, wie der vorherige, weil Alex immer noch bewegungslos dastand.
„Niko?“
Natürlich funktionierte das mit dem Arm-in-Arm stehen in beide Richtungen. Alex hatte sicher genauso gemerkt, wie Niko vorhin bei seinen Worten zusammengezuckt war. Er hätte wirklich einfach seine Klappe halten sollen. Jetzt war es zu spät.
„Mir hat schon lange niemand mehr vertraut.“ Er lachte. Zumindest das konnte er noch. So tun, als wäre das ganze nur eine amüsante Anekdote.
Natürlich nahm ihm Alex das nicht ab. Er fasste seinen Arm fester. Ganz ruhig sagte er: „Dir zu vertrauen, war seit Langem das Beste, was ich getan habe.“
Niko starrte ihn an. Zumindest konnte Alex jetzt nicht sehen, wie heftig er blinzelte. Und warum.