Autor: Elster
Fandom: Hana Kimi
Challenge: #2 Mutprobe
Spielt während der Klassenfahrt auf Hokkaido; die Jungs erzählen sich Gruselgeschichten. Umeda taucht leider nicht auf, wahrscheinlich ist er im Badehaus beschäftigt...
„... aber ihre Füße waren mit Spinnfäden auf den Boden geklebt als wären sie festgewachsen und so war das letzte, was sie sah, nur noch, wie tausende von großen, schwarzen Spinnen langsam näher kamen.“ Alle starrten Sekime an, dessen Gesicht in tiefen Schatten lag. „Ihr Geist spukt immer noch herum, ein Schatten aus Spinnennetzen aus denen tote schwarze Insektenaugen dich anstarren. Man sagt, wer in diese Augen sieht, der erkennt die Netze des Schicksals und verliert den Verstand...“
Einen Moment lang war es absolut still im Schlafsaal. Eine Diele knarrte, Stoff raschelte, ein Auto fuhr vorbei. Der Bann war gebrochen. Sano löste sanft aber nachdrücklich den Klammergriff von Mizukis Hand an seinem Arm.
Nakatsu schaltete die Taschenlampe ein und nahm sich eine handvoll Chips aus der Tüte.
„Boah, das war... echt...“
„Ja... fies.“
„Toll, jetzt haben wir also auch die Geschichte mit den bösen Spinnen gehört... Können wir jetzt bitte schlafen? Es ist halb zwei, wir stehen morgen um sieben auf und machen diese Tour. Heute war schon anstrengend und Nanba-senpai wird da sein und ich brauche! Meinen! Schönheitsschlaf!!!“
Nakao drehte ihnen wider den Rücken zu und wickelte sich in seinem Futon ein, der als einziger noch an seinem ursprünglichen Platz lag und nicht wie die anderen in einem Kreis um die Süßigkeiten. Alle schwiegen einen Moment. Die Taschenlampe wurde wieder ausgeschaltet.
„Wer kennt noch eine? Du?“
„Hm... nein, nach der ist meine langweilig...“
„Kayashima?“
„...“
„Kayashima?“
„Hm?“
„Was ist?“
„Ich dachte nur gerade...“ Er sprach nicht weiter und die Stille war perfekt.
„Was?“
„So einen Geist habe ich heute gesehen.“
„WAS?!“
„Mit den Augen bin ich mir nicht sicher, aber die Spinnweben... Habt ihr das verlassene Haus gesehen, an dem wir vorbeigefahren sind, ein paar Meter die Straße runter?“
Jemand hustete, das Licht ging wieder an. Nakatsu erstickte beinahe an Chipskrümeln. „Du willst sagen, du hast den Geist der Spinnenfrau gesehen? Hier?“, keuchte Nakatsu mit tränenden Augen.
Kayashima sah ihn unbewegt an.
„Ich habe doch am Anfang gesagt, dass sich das Ganze in Hokkaido abgespielt hat.“, sagte Sekime und erntete ein wenig mehr stummes Entsetzen.
Sano gab alle Versuche auf, Mizuki abzuschütteln und bewegte die Hand, um ein bisschen Blut hineinzupumpen.
„Sie könnte herkommen.“, flüsterte jemand. Wieder herrschte absolute Stille und diesmal fuhr kein Wagen vorbei. Wieder knarrte irgendwo Holz, aber diesmal waren es die Schritte der Spinnenfrau auf der Suche nach Opfern.
„Ach was, das ist doch Blödsinn.“, sagte Nakatsu schließlich und erschreckte selbst darüber, wie laut es klang. Und wie wenig überzeugend.
„Mann, ich dachte, ihr seid endlich fertig,“ beklagte sich Nakao. „Macht das Licht aus!“
„Nein!“, antworteten mehrere Stimmen entsetzt.
Nakao drehte sich um. „Was denn?“
„Sie könnte herkommen...“
„Wenn Kayashima sie gesehen hat...“
„Und fast nebenan...“
Nakao verdrehte die Augen. „Dann geht doch nachgucken. Nakatsu kann das machen, der glaubt nicht dran.“
„Was?“
Nakao hatte selbst wenn er auf dem Boden in einem Futon lag und hellgrüne Pflegecreme im Gesicht hatte noch einen Blick drauf als würde er auf einen hinabsehen. „Du hast gesagt, es ist Blödsinn und außerdem war diese mitternächtliche Laberrunde deine Idee. Traust du dich nicht oder was?“ Damit drehte er ihnen wieder den Rücken zu und versuchte zu schlafen.
„Es wäre wirklich gut, wenn jemand nachgucken könnte...“
Nakatsu zögerte. „Ähm... ich...“
Alle sahen ihn an. Mizuki sah ihn an. Und Mizuki saß viel zu nah bei Sano. „Wenn es sein muss, könnte ich-“, setzte Sano an.
„Nein nein, ich mach das.“, sagte Nakatsu schnell. „Keine Sorge! Geister - Blödsinn. Kayashima kann sich auch irren.“ Er stand auf und zog sich Socken und Schuhe an und eine Jacke über den Pyjama. Alle beobachteten schweigend, wie er sich die Taschenlampe schnappte und zur Tür ging. „Ja also... wenn ich nicht wiederkomme... hm...“
„Ich komme mit.“ Kayashima stand ebenfalls auf und zog sich an. Nakatsu hätte ihm um den Hals fallen können.
„Ja, wenn du meinst, ich warte solange.“, sagte er cool.
Draußen war es stockdunkel, der Wind war ziemlich kalt und rauschte in den Bäumen. Sie gingen den Weg von der Herberge zur Straße runter und bogen nach rechts ab. Das Licht der Taschenlampe zitterte ein wenig. „Ziemlich kalt nachts.“, sagte Nakatsu.
Kayashima blieb stehen. „Da ist keine Spinnenfrau.“
„Echt nicht?“ Nakatsu wusste nicht, ob er vor Erleichterung jubeln sollte oder wütend sein, weil sein Zimmergenosse ihn so erschreckt hatte.
„Ich wollte euch nicht den Spaß verderben...“, sagte Kayashima ernst.
Nakatsu sagte lieber nichts dazu.