Titel: Vorteile des Irdischen
Fandom: Good Omens
Charaktere: Crowley, Erziraphael
Sünde: #06 Völlerei (
1/9)
Word Count: 672
Rating: PG
Warnings: Alkohol? Keine.
Summary: Nichts Außergewöhnliches. Engel und Dämon genießen zusammen ein Abendessen.
A/N: Ich geh's ruhig subtil an und versuche mich zu steigern. Oder so. :)
Der Abend war weder besonders dunkel, noch in irgendeiner Hinsicht stürmisch. Für einen Engel und einen Dämon war er dagegen äußerst gemütlich, wenn nicht sogar behaglich. Die beiden saßen im Ritz an einem Zweiertisch am Fenster. Das Licht einer Kerze flackerte zwischen ihnen und bemühte sich verzweifelt, hell genug zu sein um ihre Gesichter zu erhellen.
"Im Ernst? Ich dachte, gerade Fußball hättet ihr erfunden", sagte Erziraphael und schob sich einen weiteren Bissen seines Steaks in den Mund. Crowley schenkte sich ein zweites Glas des Blauen Burgunders nach und nippte daran.
"Das haben die Menschen ganz alleine geschafft."
"Und diese Auto-Rennen?"
"Nee. Unten haben sie erst sehr spät herausgefunden, was für eine hervorragende Quelle Sport ist."
"Wirklich?", fragte Erziraphael. "Das überrascht mich. Ich war fest davon überzeugt, dass ihr dafür verantwortlich seid."
Crowley, der sich vom Essen nur mehr mit dem Wein beschäftigte, bestellte Erziraphael einen Nachtisch und die nächste Weinflasche.
"Wie aufmerksam von dir, mein Lieber." Erziraphael lächelte auf seine ganz eigene halb-engelhafte Art. "Haben wir etwas zu feiern?"
"Nichts Spezielles." Crowley schob sich die dunkle Sonnenbrille hinauf, die ihm auf die Nasenspitze gerutscht war und überlegte. "Die Welt ist nicht untergegangen."
"Du meinst, das geht als Grund durch?" Erziraphael die sündhaft süße Nachspeise und beäugte sehnsuchtsvoll den Wein.
"Natürlich."
Erziraphael nickte zustimmend. Nichts war falsch an einem guten Grund.
"Ich lade dich ein", bemerkte Crowley einige Zeit später, als sich die Nacht richtig über die Stadt gelegt hatte. Kein schmutziger Teller verunstaltete den Tisch; sie waren weggebracht worden, wann immer einer der beiden einen geleert hatte. Nur drei leere Flaschen standen zwischen ihnen.
"Du bist heute direkt gut."
Crowley verzog das Gesicht.
"Reite nicht noch darauf herum. Wenn das jemand hört, kann ich sowieso meinen Job an den Nagel hängen."
Erziraphael tätschelte Crowleys linke Hand, die auf dem Tisch lag. Es sollte beruhigend sein. Aus Crowleys Gesicht war nicht abzulesen, was in ihm vorging.
"Andererseits ist das nicht wirklich eine Überraschung, meinst du nicht?"
"Äh, nun…"
"Wann war noch gleich das letzte Mal, dass du gezahlt hast?", fragte Crowley und lehnte sich vor. Seine vom Wein glänzend roten Lippen verzogen sich zu einem kleinen Grinsen.
Erziraphael verschränkte trotzig die Arme und versuchte so zu tun, als sei er überhaupt nicht zerknirscht. Nicht ein bisschen.
"Das kann nicht einmal ein ganzes Jahrhundert her sein."
Die Wahrheit war, Erziraphael mochte es nicht, Geld zu erschaffen. Andererseits war es undenkbar, den Kellner einfach dazu zu bringen, zu vergessen, dass sie noch nicht bezahlt hatten. Engel taten das einfach nicht. Crowley zahlen zu lassen, war die einfachste Alternative aus diesem Dilemma.
"Ich bin sicher, dass du bei Büchern nicht so kleinlich bist." Obwohl die Sonnenbrille Crowleys Augen verdeckte, war sein belustigter Gesichtsausdruck nicht schwer zu lesen.
Erziraphaels Gesicht blieb ernst.
"Ich helfe damit nur den Buchhändlern."
Für einige lange Momente erwog Crowley die Möglichkeit, darauf zu antworten, aber dann beschloss er, dass es die Mühe nicht wert war und nahm einen Schluck von seinem Glas.
Nachdenklich betrachtete Erziraphael seine perfekt manikürten Finger.
"Im Buchladen steht noch eine Flasche."
"Es ist nie falsch, bei bestimmten Gelegenheiten ein paar zur Hand zu haben."
"Es liegt mir fern, etwas andeuten zu wollen."
"Natürlich", sagte Crowley und rückte seine Sonnenbrille zurecht. "Völlig klar."
"Ich will nur nicht, dass sie schlecht wird."
Crowley nickte zustimmend.
"Das müssen wir unbedingt verhindern."
Crowley zahlte und sparte dabei nicht an Trinkgeld. Dämonischer Einfluss schön und gut, aber er fand, dass es sich durchaus lohnte, in seinem Stammlokal großzügig zu sein.
Die beiden traten gemeinsam hinaus in die kühle Nacht. Für zwei Geschöpfe, die eigentlich keinerlei Nahrung brauchten um zu überleben, fühlten sie sich erstaunlich satt und zufrieden. Sie begannen, den Weg zurück zu schlendern.
"Nur ein paar Straßen weiter hat kürzlich ein Sushi-Restaurant aufgemacht", verkündete Crowley und streckte sich. "Wir könnten es uns am Dienstag mal ansehen..."
"Das hört sich gut an, mein Lieber." Der Engel lächelte.
Insgeheim dachte Erziraphael, dass Essen einer der Vorteile der irdischen Welt war, den sie ruhig Oben auch einführen hätten können.