Title: Faraway (Teil 1 der Trilogie Hope springs eternal)
Characters: Dean, Sam
Classification: h/c und etwas humor
Rating: T
Warnings: Spoiler Season 2 bis etwa
Children Shouldn't Play With Dead ThingsDisclaimer: Natürlich gehört mir weder Dean noch Sam noch John, aber ich hab sie mir trotzdem ein wenig zum Spielen ausgeborgt ;)
Summary: Eine Vision führ Sam und Dean ins Hinterland, wo sie nicht nur auf eine neue Verbündete, sondern auch einen ungewöhnlichen Job stoßen. Anfang/Mitte Season 2; Hurt!Dean, Limp!Sam
AN: Ich war noch nie in den USA und plane das auch in nächster Zukunft nicht. Falls ich also irgendwo Geschäfte falsch benenne, oder es in Montana niemals schneit, sorry an alle...
Wen es interessiert, wo die Geschichte genau spielt, kann einen Blick auf
Google Maps werfen und der Titel kommt von
Apocalyptica's Faraway "Dean?" Sam kniff die Augen ein wenig zusammen und versuchte die Dunkelheit zu durchdringen. "Kommst du?" Als er nach einigen Sekunden noch immer keine Antwort erhielt, seufzte der jüngere der beiden Winchesters und machte sich wieder auf den Weg in das Haus hinein. Draußen schüttete es in Strömen und der eisige Wind lies die gefühlte Temperatur deutlich unter den Gefrierpunkt sinken. Sam wollte einfach nur mehr in ein warmes Bett. Vielleicht vorher noch eine heiße Dusche... Eigentlich war hier alles erledigt. Diese alte Bruchbude außerhalb von... von... außerhalb des Kaffs, das kaum mehr als eine Ansammlung halb verfallener Häuser war, nicht mal ein Motel hatte und dessen Name er vergessen hatte... diese Bretterbude hatte einem Vampirpärchen als temporärer Unterschlupf gedient. Die beiden waren vernichtet und eigentlich konnten sich die Winchesters wieder verziehen, eigentlich... Aber wo blieb Dean?
Die beiden Brüder hatten den Kampf gut überstanden. Sam hatte zwar einen Sessel an den Kopf bekommen, aber außer einer Wunde, die schon zu bluten aufgehört hatte und einem leichtem Schwindelgefühl, dass inzwischen wieder im Abklingen war, war zum Glück nichts passiert. Es nervte ihn viel mehr, dass er sich den Knöchel verstaucht hatte und jetzt nur mehr unter Schmerzen humpeln konnte. Nichts Schlimmes, da war sich Sam sicher, aber genug, dass Deans Beschützerinstinkt geweckt wurde und er seinen jüngeren Bruder schon mal vor zum Wagen geschickt hatte.
Dean wollte eigentlich nur mehr ihre Sachen zusammen sammeln... vielleicht hatten sie einen Vampir übersehen? Vielleicht war ihm Dean in die Falle gegangen. Vielleicht brauchte sein Bruder Hilfe? Trotzdem oder gerade deswegen zwang sich Sam zur Ruhe. Er blieb stehen und lauschte. Es hatte keinen Sinn, wenn sich Sam auch überrumpeln lies... Da! Ein Geräusch! Sam zog sein Messer und verfluchte die Tatsache, dass alle anderen Waffen bei Dean waren. Schritte! Für einen Vampir auf der Jagd ganz schön laut...
"HATSCHI!!" Ein Niesen mit der Lautstärke eines Pistolenschusses hallte durch die Nacht, gefolgt von einem schmerzerfüllten Stöhnen. Dean! Über Sams Gesicht huschte ein erleichtertes Lächeln und dann kam auch schon der Ältere der beiden um die Ecke. Über einer Schulter hatte er die Sporttasche mit ihren Sachen geworfen, mit der anderen Hand hielt er sich seine offensichtlich schmerzende Seite. Als Dean seinen jüngeren Bruder bemerkte, straffte er sofort seine Gestalt, packte die Tasche fester und fragte: "Sam, was machst du noch hier? Du solltest doch beim Wagen warten." Der jüngere Jäger zuckte erst mit den Schulter, antwortete dann aber doch ehrlich: "Ich hab mich gewundert, wo du bleibst und mir gedacht, du brauchst vielleicht Hilfe..." Aber Dean wiegelte sofort ab: "Wobei denn? Schau lieber, dass du in den Impala kommst. Ich bin froh, wenn wir hier abhaun können und so lahm, wie du zur Zeit unterwegs bist, brauchst du..." "Ok, ok!" Sam unterbrach seinen Bruder, bevor der noch richtig in Fahrt kommen konnte. "Du hast ja recht. Laß uns von hier verschwinden." Während Sam hinter dem älteren Jäger her humpelte, hatte er ein wachsames Auge auf ihn.
Das Wetter draußen hatte sich leider nicht zum Besseren gewendet. Es war noch immer bitter kalt und jetzt, wo das Adrenalin des Kampfes verschwunden war, merkte Sam, daß seine Kleidung durchnäßt war und er ein Zittern kaum unterdrücken konnte. Zum Glück gab es im Wagen Gewand zum Wechseln... Dean hatte inzwischen die Tasche im geräumigen Kofferraum verschwinden lassen und war ebenfalls dabei, vorsichtig einzusteigen. Die Art, wie er sich bewegte, verhärtete Sams Verdacht und als sich die beiden Männer im Wagen umzogen, konnte er an Deans linker Seite einen Bluterguss erkennen, der sich über die vier letzten Rippen erstreckte. Typisch Dean. Einer der Vampire hatte seinem älteren Bruder einen Tritt gegeben, der ihn nicht nur quer durch den Raum, sondern auch direkt durch die morsche Wand ins Nebenzimmer fliegen ließ. Natürlich hatte Dean behauptet, alles wäre in Ordnung und ihm ginge es gut.
"Mann, das sieht übel aus..." Sam deutete auf die dunkel verfärbte Stelle, als sich sein Bruder gerade ein frisches T-Shirt über den Kopf zog.
"Hm...?" war die einzige Antwort, die er erhielt.
"Deine Rippen..." Präzisierte Sam seine Aussage mit einem leicht genervten Unterton.
"Ach so..." Für Dean war das Thema anscheinend beendet, denn er richtete sein Shirt und schlüpfte dann vorsichtig in ein frisches Flanellhemd.
"Nicht daß du dir etwas gebrochen hast..." Versuchte es Sam erneut.
Dean drehte den Zündschlüssel und sagte während der Wagen ansprang: "Sam, das ist nur ein blauer Fleck. Hör auf mich zu bemuttern, sondern zieh dir lieber trockene Sachen an, sonst erkältest du dich auch noch. Ich kann es nicht ausstehen, wenn du mit deinem ständigen Gehuste Bon unterbrichst." Klar. Dean musste ja wieder einen Witz aus allem machen, das ihm am Herzen lag.
Sam rollte mit den Augen, kam aber Deans Aufforderung nach. Er hatte ja recht. Obwohl der jüngere Winchester bezweifelte, dass sein Niesen laut genug sein könnte, um die grölende Stimme des Leadsängers von ACDC zu übertönen (zumal Dean nur zwei Lautstärken beim Autoradio benutzte: "Laut" und "extrem Laut"), begann er sich ebenfalls langsam umzuziehen.
Fünf Minuten später kam endlich warme Luft aus dem Gebläse und Sam hatte es geschafft, trotz der Enge im Wagen seine lange Gestalt nicht nur in ein neues T-Shirt zu hüllen, sondern auch einen frischen Hoodie überzuziehen. Dean stoppte den Impala am Strassenrand und drehte die Innenbeleuchtung an, gerade, als Sam den Zippverschluß zuzog. "Sam..." mehr brauchte der Ältere der beiden gar nicht sagen. Sein Bruder wußte auch so sofort, was als nächstes kam. Er öffnete das Handschuhfach und holte die Box mit den Erste Hilfe Sachen heraus, um sie an Dean weiter zureichen und drehte sich dann so, daß der einen guten Blick auf die Wunde auf Sams Stirn werfen konnte. Natürlich hatte er recht, es mußte Nichts genäht werden und bis auf etwas Wundgel konnten die Brüder nichts machen, um die Heilung zu beschleunigen. Auch Sams linker Knöchel war nur verstaucht. Morgen und vielleicht auch noch Übermorgen würde er den dumpfen Schmerz bei jedem Schritt spüren, aber zur Zeit gab es sowieso keinen Grund zu Fuß gehen.
Dean griff zum Schlüssel, um den Wagen an zu lassen, aber Sam war schneller. Bevor sein Bruder reagieren konnte, hatte der jüngere Winchester den Schlüsselbund auch schon in seiner Jackentasche verschwinden lassen, was Dean mit einem entgeisterten "He, Alter! Was soll der Scheiß?" kommentierte.
"Jetzt bist du dran."
"Mann, ernsthaft, gib mir die verdammten Schlüssel wieder."
"Dean. Hoch mit dem Shirt."
"Ehrlich Sammy, ich kann deiner freundlichen Einladung kaum widerstehen, aber du bist nicht ganz mein Typ."
"Dean, verdammt, laß mich deine Rippen untersuchen!" Mit diesen Worten packte er das T-Shirt seines Bruders und zog es hoch, soweit das ging. Dean zuckte schmerzerfüllt zusammen, als der Jüngere der beiden dabei an der verletzten Stelle an kam. Behutsam untersuchte Sam jede Rippe und erkannte nur an Deans angespannten Kiefermuskeln, dass er seinem Bruder trotz aller Vorsicht Schmerzen zufügte. Er murmelte eine Entschuldigung und setzte sich wieder richtig auf seinen Platz. "Wahrscheinlich nichts gebrochen, aber sicher geprellt", fasste er das Ergebnis zusammen. "Danke, Dr. House..." grummelte Dean. Aber als Sam ihm die Schlüssel wieder reichte, Dean endlich losfahren und auch das Radio aufdrehen konnte, besserte sich seine Laune deutlich.
Eine Viertelstunde später konnten sie die alte Schotterstrasse endlich verlassen und der Impala bog auf Highway 200 ab. Dean beschleunigte allerdings zu Sams Überraschung nicht, sondern deutete mit dem Kopf auf den Rücksitz. "Kannst du mal den Plastiksack hervor holen?" Sein Bruder griff mit einem seiner langen Arme nach hinten und beförderte ohne Probleme eine 7/11-Einkaufstasche auf seinen Schoss, die Dean wohl nur erreicht hätte, wenn er halb auf die Rückbank gekrochen wäre. "Mann, Sam", lachte Dean, als er dann allerdings den fragenden Blick seines Bruders sah, schüttelte er nur grinsend den Kopf. "Pack einfach aus, ok?" Sam zuckte mit den Schultern und griff beherzt in den Sack. Er zog einen braunen Becher hervor und versuchte in der Finsternis die Beschriftung zu entziffern: "Mousse au choccolat? Extra... Extra Schokolade mit... Dunkler Schokosauce..." Sam verzog angewidert das Gesicht: "Mann, wenn du DAS iss, muss ich dich mit einer Schokovergiftung in der nächsten Notaufname abliefern!" "Sammy, laber nicht, gib her!" Der jüngere Winchester kam der Aufforderung grinsend nach. Es war ungesund, sich zwischen Dean und sein Essen zu stellen. Und wenn es dabei um Schokolade ging, dann umso mehr. Sam griff nochmals in den Sack und holte einen weiteren Becher hervor. Da der allerdings hell war, konnte er die Schrift viel leichter entziffern. "Mousse au Choccolat aus weißer Schokolade mit Karamellsauce?!" Sam warf seinem Bruder einen begeisterten Blick zu. "Danke, wann hast du denn das besorgt?" Dean antwortete mit einem breiten Grinsen, während er einhändig versuchte, seinen Deckel zu entfernen. "Du brauchst eben ewig im Bad..."
"Jetzt fehlen eigentlich nur mehr Löffel."
"Schau im Sack nach..."
Sam tat wie geheißen und beförderte zwei kleine Plastik-Eislöffel zu tage. "Cool."
Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf Deans Gesicht aus. "Gib's ruhig zu, ich bin unglaublich." Lachend machten sich die Brüder über die Nachspeise her.
"Wie sieht unser weiterer Plan aus?" Fragte Sam und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. Die Uhr am Armaturenbrett des Impalas zeigte kurz nach 1 Uhr Nachts an, als Dean seinen leeren Becher wieder in den Plastiksack steckte und langsam beschleunigte. Als sein Bruder nicht sofort antwortete, präzisierte der Jüngere der beiden: "Übernachten wir im nächsten Motel?" Aber Dean schüttelte den Kopf. "Noch 200 Meilen bis zu gratis Zimmerservice. Ich bleib vorher sicher nicht stehen!" Ein Bekannter ihres Vaters hatte in besagter Entfernung ein Hotel und nachdem die Winchesters dort vor Jahren einen mächtigen Poltergeist (ok, vielleicht nicht mächtig, aber mächtig lästig) vertrieben hatten, konnten sie immer wenn sie in der Nähe waren einige Tage kostenlos bleiben. Sam seufzte. Er verstand seinen Bruder ja, aber auf noch eine Nachtfahrt im Wagen mit steifen Muskeln nach dem Aufwachen, konnte er eigentlich verzichten. "Versuch zu schlafen, Sam. Ich weck dich, wenn wir da sind."
Leider war an Schlaf nicht zu denken. Das war Sam spätestens dann klar, als ihn Deans Niesen zum dritten Mal wieder wach riss. Er warf seinem Bruder einen Seitenblick zu. Während er selbst zum Glück nicht allzu anfällig für Erkältungskrankheiten war, brauchte Dean ein Schnupfenopfer nur durchs Autofenster anzusehen und hatte schon eine Triefnase. Sam erinnerte sich noch lebhaft an den letzten Winter, in dem sein Bruder dank einer Lungenentzündung ganze drei Wochen das Bett hüten musste. Die ersten beiden Wochen waren richtig angenehm gewesen, da Dean durch das hohe Fieber die meiste Zeit geschlafen hatte, aber diese ruhige Zeit wurde durch die letzten Tage wett gemacht... Sam rollte bei der Erinnerung mit den Augen. Ein weiteres Niesen, gefolgt von einem schmerzerfüllten Schnaufen holte ihn wieder in die Gegenwart zurück. Er konnte ein Grinsen nur schwer unterdrücken, als er seinem Bruder einen Blick zu warf, das ihm aber wieder gefror, wie er mit ansehen musste, wie Dean seine Nase am Ärmel seines Hemdes abwischte - und das offensichtlich nicht zum ersten Mal, wie Sam angeekelt feststellte. Natürlich gab es im Handschuhfach keine Taschentücher. Als Sam die Erste Hilfe Sachen dort herausgeholt hatte, hätten sie ihm auffallen müssen. Zum Glück bemerkte der jüngere Winchester etwas anderes: sie fuhren gerade durch eine kleine Stadt...
"Dean! Bleib sofort stehen!"
Der Ältere der beiden warf seinem Bruder einen teils besorgten, teils verwirrten Blick zu. "Was ist los, Sam? Eine Vision?"
"Halt einfach an!"
Sein Bruder klang sehr bestimmt und so drosselte Dean dann doch die Geschwindigkeit und hielt am Strassenrand an. Er wollte gerade den Mund aufmachen, um Sam auszufragen, als der auch schon den Wagen mit einer Geschwindigkeit verlassen hatte, als ob gleich eine ganze Horde Vampire gleichzeitig an ihm saugen wollten. Dean duckte sich ein wenig, um auf der Beifahrerseite durch die Fenster sehen zu können und stellte fest, dass sein seltsamer Bruder trotz angeknacksten Knöchels offensichtlich nicht schnell genug den 24-Stunden-Shop einer Tankstelle betreten konnte. "Er hätte ruhig sagen können, dass er mal pinkeln muss..." grummelte Dean und drehte das Radio lauter.
Keine fünf Minuten später trat Sam wieder hinaus in die eisige Nacht und humpelte zum Wagen. Bis auf den Bass, der aus dem Impala drang und davon zeugte, dass sein Bruder die kurze Pause auf seine Art genutzt hatte, war es auf der Strasse totenstill. Der gelangweilte Teenager, der einzige Angestellte um die Zeit im Laden, hätte ihn wahrscheinlich nicht entgeisterter angesehn, wenn Sam ihm statt zu bezahlen einfach Deans Schrotflinte unter die Nase gehalten hätte. Dieses Kaff WIRKTE offensichtlich nicht nur verschlafen... Egal, er hatte was er wollte und so wappnete sich der jüngere Winchester gegen den unmittelbar bevorstehenden Angriff gegen seine Ohren und öffnete die Beifahrertüre. Dean war anscheinend noch immer voll im Schokoladehoch, denn wenige Augenblicke später, Sam hatte noch nicht mal die Wagentüre wieder geschlossen, drang die Musik nur mehr in Zimmerlautstärke durch das Auto.
"Und?" Dean drehte sich neugierig und erwartungsvoll zu seinem Bruder. "Alles erledigt?"
Sam nickte und zog eine kleine Packung mit 10 Taschentüchern aus dem Sack seiner Jacke. In dem Laden hatten sie beinahe einen Dollar für so eine kleine Packung verlangt. "Du weisst, was das für Dinger sind und wie man sie benutzt?"
Der Ältere der beiden rollte mit den Augen. "Geht das schon wieder los..."
"Diese Packung steckst du dir ein und die," er holte eine weitere aus seiner Tasche, "die leg dir irgendwo griffbereit hin. Und ich schwöre dir, wenn ich noch ein einziges Mal sehe, wie du in deinen Ärmel rotzt, dann benutze ich das hier als Nasentropfen!" Sam zog eine Tube Sekundenkleber aus seinem Sack und lies keinen Zweifel daran, wie ernst es ihm mit dieser Drohung war. Dean war noch seine letzte Begegnung mit einer solchen Tube lebhaft in Erinnerung - und auch der Kampf die mit Sekundenkleber an seiner Hand festgemachte Bierflasche wieder ab zu bekommen. Also verzog er sein Gesicht zu einem gequälten Grinsen und nickte.
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