Er hatte die ganze Nacht Zeit darüber nachzudenken.
Gegen zwölf Uhr bat die Schwester ihm ein Bett an. Das gleich neben Simon war noch frei.
Vorsichtig betrat er das Zimmer. Da lag er,mit einem dicken Verband um den Kopf und einem Tropf im Arm.
Felix lag die ganze Nacht wach, zu Simon gedreht und hörte ihn leise atmen.
Ob er ihn wirklich liebte? Vielleicht reagierte er auch nur über?
Vier Wochen später:
Es war Winter geworden im Düsseldorfer Hafen und nach dem Unfall hatte sich alles geändert.
Alle hielten noch mehr zusammen als früher. Keinen Abend gingen sie früh nach Hause,sie verbrachten viel mehr Zeit in ihrer kleinen Kollegen -Clique.
Und so war es wieder einer dieser Abende als Felix Simon in die Spätvorstellung von "Die Geisha" einlud.
Felix hatte das Buch gelesen und wollte unbedingt den Film sehen.
Beide genossen die schönen Bilder und die feengleichen asiatischen Frauen, doch Felix schielte immer wieder verstohlen zu Simon.
Auch Simon begann zu schauen als er Felix Blicke bemerkte.
Nach dem Film begleitete Felix Simon zu dessen altem, klappernden Auto.
"Ähm, Simon, ich.. äh, ich muss dir etwas sagen..
"Klar, Felix, was soll´s denn sein?"
"Tja, also.. Weisst du, als du im Krankenhaus lagst,da war ich die ganze Nacht wach und habe nachgedacht."
"Das hab ich in den Nächten zu Hause auch. War echt krass. Man, Alter, wir sind dem Tod von der Schippe gesprungen."
"Das meinte ich nicht."
"Nee? Was denn sonst. Und beeil dich ´n bisschen ,es ist kühl und ich will heim."
"Okay, du willst es kurz und schmerzlos? Ich liebe dich Simon! War das kurz genug?
"B..bitte, was?"
"Ich.. liebe..dich"
Simon runzelte die Stirn: "Du willst mich doch verarschen, oder?"
"Nein, ich mein das eigentlich ziemlich ernst."
" Du spinnst doch. Du bist nicht schwul. Hör auf mich anzulügen und mit mir zu spielen,nur weil ich dir neulich erzählt habe,dass ich bi bin.."
"Nein, Simon, so ist das nicht.Du verstehst nicht, ich mein das Ernst."
"Ja,nee, is klar. Weisst du was Felix, du kannst mich mal!!"
Und Simon rannte. Weg von seinem Auto, weg von Felix, weg von den Worten die in seinem Kopf widerhallten..
"e.. dich", "..liebe dich.."- Satzfetzen verfolgten ihn.
Während er rannte begann es zu schneien.
Der Schnee schlug Simon schmerzhaft ins Gesicht, doch er lief immer weiter.
"Verdammt, ich fühl mich wie Forrest Gump",dachte er, als er völlig ausser Atem auf einer Brücke Halt machte.
Als er seine Hände in die Taschen steckte um sie vor der Kälte zu schützen, spürte er seinen I-pod.
Musik schien im jetzt genau das Richtige.
Er steckte die Stöpsel in sein Ohr und drückte play.
Coldplay.. Ausgerechnet eine von Felix Lieblingsbands.Doch weiter kam er nicht mit seinen Gedanken,denn Chris Martins Worte brannten sich in sein Gehirn:
Stood on a bridge, tied to a noose
And sick to the stars
You can say what you mean
But it won't change a thing
I'm sick of the secrets
Genauso war es,er hatte keine Lust mehr auf die verdammten Geheimnisse und die Lügen.
Nein, er würde jetzt nicht einem spontanen Gefühl nachgeben und sich von der Brücke stürzen.
Dann war er eben in Felix verliebt. Na und. Schon tausend andere Männer hatten sich vor ihm in Männer verliebt. Wir schreiben schließlich das Jahr 2005.
Das muss doch gehen.
Und wieder rannte er. Zurück, zurück zu seinem Auto, zurück zu Felix und zurück zu den Worten..