Spieglein, Spieglein
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watchersgoddessAuthor:
annj_g80Disclaimer: Nichts gehört uns.
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Teaser
![](http://pics.livejournal.com/annj_g80/pic/00044bbf)
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Spiegel lügen nicht. Ob sie dabei schweigen, oder lauthals ihre Meinung kundtun. Sie geben immer genau das wieder, was ihnen gegenübersteht. Jede Narbe, jeder Fleck, jeder Riss in der hart erkämpften Fassade muss sich der Realität stellen.
Sie seufzt, streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie wollen partout nicht dort bleiben, wo sie sie hin gesteckt hat. Vermutlich fühlen sie sich genauso nervös, wie ihre Besitzerin es im Moment tut.
Der Stoff unter ihren Händen fühlt sich weich an, unschuldig. Als wolle es sie in etwas einhüllen, das die bevorstehende Kollision mit ihrer Umgebung dämpfen könnte. Aber um in der heutigen Nacht nicht gegen etwas zu kollidieren, dafür benötigt es mehr als einige Lagen weichen Stoffes.
„Du hast noch nie so schön ausgesehen wie in diesem Moment.“ Er kommt auf sie zu, schlingt seine Arme um ihre Hüfte und starrt sie über ihre Schulter hinweg im Spiegel an.
„Das sagst du nur, weil du Angst hast, dass wir die heutige Nacht nicht lebend überstehen“, murmelt sie, doch er gibt es als Antwort nur ein winziges Lächeln. Seine Lippen finden ihre Halsbeuge und der Kuss darauf ist kaum mehr als ein Luftzug.
„Wir haben auch den Krieg gegen den dunklen Lord gewonnen“, betont er, als wäre das schon alles, was es braucht, um ihr die Angst vor diesem Abend zu nehmen. Doch um ehrlich zu sein, würde sie lieber eine Horde Todesser bekämpfen, als ihrem heutigen Schicksal entgegenzutreten.
„Wie konnte es nur dazu kommen?“ fragt sie und schürzt ihre Lippen. Eine Geste, die jedes Mal ihren Zauber aufs Neue entfalten lässt und die Arme um ihre Hüfte halten sie noch näher, noch wärmer, noch fester.
Bis in die Unendlichkeit könnte sie so stehen bleiben, doch schließlich lässt er sie los und verschließt mit langsamen Bewegungen die Perlenkette an ihrem Nacken. Sie fällt ihr tief ins Dekolleté und sie wirft einen letzten Blick auf ihre Erscheinung.
„Wie es soweit kommen konnte?“, wiederholt er. „Es war deine Idee.“
Ein weiteres Seufzen. Sie hat diese Art der Worte inzwischen perfektioniert und er sagt immer, dass er sie inzwischen alle auseinander halten kann. Das Wohlige, das Trauernde, das Verzweifelte... das Genervte.
Er zieht sie mit sich. Nicht fest, aber doch so, dass sie sich seinem Griff nicht entziehen kann. Und sie folgt ihm willig.
Und bevor sie die Tür zu ihrem gemeinsamen Schlafzimmer schließt, ermahnt sie ihn: „Erinnere mich daran, nie wieder eine Party in unserem Haus zu veranstalten.“