...weil ich grad so im Schwung bin.
Wieder gilt: wird so hingespuckt ohne Versprechen auf mehr.
Titel: SChuld (alter Titel: Horror)
Genre: öhm.... kein Slash. :D (Etwas Drama, etwas Angst... wenn man die Gedanken weiterspinnt)
Wortanzahl: knapp 600
„Es ist nicht der Unfall, den ich Ihnen vorwerfe. Wir sind alle nur Menschen, und Menschen machen bedauerlicherweise Fehler.“
War die Stimme der Staatsanwältin bis jetzt noch mühsam beherrscht und einigermaßen leise gewesen, wurde sie nun lauter, ätzender. „Was ich Ihnen vorwerfe, ist dass Sie nicht das Rückgrat haben, zu Ihren Fehlern zu stehen. Dass Sie verdammt noch mal leugnen, dass Sie Mist gebaut haben und auf diese billige Art und Weise versuchen, Ihren Arsch zu retten!“ Ihre Augen blitzten vor Zorn. „Ein Schaumschläger waren Sie schon immer, aber dass Sie ein feiger Lügner sind, hätte ich nie gedacht!!!“
Ihr Gegenüber hatte sich während dieses Wutausbruchs unsicher aus seinem Stuhl auf die Füße gekämpft. Er versuchte sich aufzurichten, doch man sah deutlich, wie schwer ihm das fiel; er musste mehrfach schlucken, bevor er ein paar heisere Worte hervorbrachte: „Aber der Wagen…“
Sie ließ ihn diesmal gar nicht mehr ausreden, hatte offensichtlich das Ende Ihrer Geduld erreicht. „Herrgott, hören Sie auf uns für dumm verkaufen zu wollen! Der Wagen ist komplett auseinandergenommen worden, alle Daten des Bordcomputers konnten ausgewertet werden. Das Fahrzeug war in tadellosem Zustand, es gibt keinen einzigen Hinweis auf einen noch so kleinen technischen Defekt! Also beharren Sie doch verdammt noch mal nicht auf dieser absurden Geschichte!“
Fast mitleidig starrte Nadeshda die blasse, zusammengesunkene Gestalt an, die Frau Klemms Zorn nahezu wehrlos ausgeliefert schien. Nur selten drehte die Staatsanwältin so auf, aber in dieser Stimmung konnte sie sogar Schwerverbrecher wie Nüsse knacken. Und das vor ihr war kein Schwerverbrecher.
Der Angeklagte war mittlerweile unsicher gegen die Wand in seinem Rücken getaumelt und schloss nun für einen Moment die Augen. Er sah aus, als würde er jeden Moment in sich zusammensacken, er konnte sich offensichtlich kaum noch auf den Beinen halten.
Aber dass er hier jetzt zusammenbrach, war nun auch nicht Sinn der Sache, egal wie aufgebracht sie alle waren. Instinktiv machte Nadeshda ein paar Schritte auf ihn zu, stockte aber, als Frau Klemm ihr einen bitterbösen Blick zuwarf.
Es war nicht so, dass sie die Staatsanwältin nicht verstehen konnte. Sie stand selber noch unter Schock nach den Geschehnissen vom Vorabend. Unbeschreibliche Sorge hatte sie diese Nacht umgetrieben, wie jeden einzelnen von Ihnen. Und auch bei ihr war diese Besorgnis mittlerweile in den Hintergrund getreten und Unglaube gewichen. Unglaube und zunehmend auch Ärger, denn alle Ausreden und Erklärungen, die der Mann vor ihr sich zurechtgelegt hatte, waren mittlerweile von der KTU widerlegt worden. Und zwar zu hundert Prozent.
Ja, auch Nadeshda wollte Antworten, ehrliche Antworten und keine feigen Ausflüchte. Aber ihr war gleichzeitig klar, dass das hier nicht der richtige Ort und der richtige Moment für diese Auseinandersetzung waren. Professor Boerne war eindeutig nicht in der Verfassung, sich zu verteidigen, er stand kurz vorm Kollaps, das war nicht zu übersehen.
Nur war die Juristin neben ihr gerade völlig außer sich und sah offensichtlich gar nichts mehr außer rot.
„Frau Klemm...“ In dem Versuch, die erboste Frau zumindest ein wenig zu bremsen, legte Nadeshda ihr eine Hand auf den Arm, doch die Staatsanwältin schüttelte sie brüsk ab und machte noch zwei entschlossene Schritte auf den Rechtsmediziner zu. „Die Anklage lautet auf fahrlässige Körperverletzung.“ Sie hatte sich wieder weit genug unter Kontrolle, nur noch leise zu zischen, aber die Verachtung in ihrer Stimme war regelrecht greifbar; und nachdem ihr Blick für einen Sekundenbruchteil zu dem reglosen Mann im Bett hinübergeflackert war, setzte sie tonlos hinzu: „Beten Sie für Thiel, dass wir nicht noch mit Todesfolge dazusetzen müssen.“
Kapitel 2 >>