Prompt: Romantik/Intimität - altmodisch - für mich
Team: Weiß (Titanic)
Fandom: Tatort Münster
Rating: P 12
Genre: Humor, Fluff, Pre-Slash
Handlung: Es wird ernst …
Länge: ca. 1000 Wörter
Zeit: ca. 60 Minuten
A/N: Ich habe Boerne hier ein bißchen jünger gemacht, als zumindest JJL zu diesem Zeitpunkt (nach "Erkläre Chimäre") war ... künstlerische Freiheit und so. Thiel ist dann selbstverständlich auch zwei oder drei Jahre jünger ;)
Prolog ***
„Ich faß‘ es immer noch nicht“, brummelte Thiel. „Aber zieh dir was Ordentliches an - Und das von meinem Vater.“
„Er will eben, daß es ein schöner Tag wird.“ Boerne tippte ihn leicht an der Schulter an, bis er in der richtigen Position war, um in sein neues Jackett zu schlüpfen. „Ich finde das jetzt nicht so ungewöhnlich.“
„Ja, Sie.“ Er ruckelte an den Jackettaufschlägen, bis das Ding richtig saß. „Aber mein Vater ist doch sonst nicht so altmodisch. Und natürlich mußte er mir das unter die Nase reiben, von Ihnen kein Wort.“
„Bei mir ist der Hinweis ja auch nicht nötig“, erklärte Boerne trocken und zupfte seinerseits noch einmal an Thiels Jackett.
***
Er hätte es ja nun gegenüber Boerne nie zugegeben, aber es war wirklich eine schöne Hochzeit. Das Standesamt war über und über mit Rosen geschmückt und die Braut trug ein schlichtes weißes Sommerkleid und ebenfalls Rosen in den locker zusammengesteckten Haaren. Sowas sah man gar nicht so oft, dachte Thiel - Frauen in dem Alter mit langen Haaren. Dabei stand ihr dieses silbergrau sehr gut. Als Herbert ihn vor knapp zwei Wochen nochmal auf die Einladung angesprochen hatte und ihm klar geworden war, daß das ganze ernstgemeint war, hatte er ja das schlimmste befürchtet und mit einer „Stiefmutter“ gerechnet, die halb so alt war wie er. Er kannte seinen Vater ja schließlich. Hatte er zumindest gedacht. Stattdessen war Ilka eine, so weit er das nach so kurzer Bekanntschaft beurteilen konnte, ganz reizende Dame in Herberts Alter.
Und beide strahlten so sehr, daß es wirklich schwer war, nicht gerührt zu sein. Er blinzelte, und Boerne, der neben ihm stand, drückte ihm ein Taschentuch in die Hand. Stoff, fehlte nur noch, daß ein Spitzenrand dran gehäkelt war. „Heuschnupfen“, murmelte er und Boerne nickte ohne zu erwähnen, daß Heuschnupfen Ende August eher selten war. Während die ersten Gratulanten lautstark das glückliche Paar umrundeten, schneuzte er sich und bis er dann endlich auch zu den Frischvermählten vorgedrungen war, hatte er sich glücklicherweise wieder gefaßt. So ein Mist aber auch, daß ihn Hochzeiten immer so sentimental machten. Er war so durcheinander, daß er Herbert tatsächlich umarmte, was sie beide verwunderte; aber Herbert sah zumindest nicht unglücklich darüber aus, eher im Gegenteil. Neben ihm gratulierte Boerne Ilka, und dann regnete auch schon ein wahrer Schauer an Rosenblättern über das glückliche Paar und über Boerne und Thiel gleich mit, während Ilkas Enkelkinder fröhlich kicherten. Im Gegensatz zu Herbert hatte die Braut nämlich eine große Familie aufzuweisen - drei Kinder und sieben Enkelkinder, dazu noch diverse Geschwister und deren Nachkommenschaft. Auf Herberts Seite war er selbst alles an Familie, aber andererseits kannte Herbert in Münster Gott und die Welt und die Zahl seiner Freunde, die zu der Feier gekommen war, stand der anderen Seite in nichts nach. Nicht, daß das wichtig gewesen wäre, das war ja hier kein Wettstreit. Aber irgendwie war er trotz allem sehr froh, weil ihm das wieder bewußt machte, daß es seinem Vater gut ging. Daß er Freunde hatte und jetzt auch wieder eine ganz schön umfangreiche Familie, die ihn noch dazu bereits ziemlich gut zu kennen schien.
Auf der Fahrt zu der Ausflugsgaststätte, in der die Feier stattfinden sollte, landete ein guter Teil der Blütenblätter in Boernes Wagen. Eigentlich hätte er gedacht, daß der andere sich darüber beschweren würde, aber Boerne summte nur vor sich hin und konzentrierte sich ausnahmsweise einmal darauf, den Wagen zu steuern. Er hätte die Ruhe wirklich genießen sollen und Boernes vorbildliches Verhalten positiv verstärken, aber stattdessen machte er selbst den Mund auf.
„Ich weiß wirklich nicht, warum er mir Ilka nicht schon längst mal vorgestellt hat. Oder erzählt, daß er wieder heiraten will.“
„Sieh mal an, und wer ist jetzt altmodisch?“ Boerne lachte. „Meinen Sie, sie hätte bei Ihnen um Erlaubnis fragen müssen, ob sie Ihren Vater heiraten darf?“
„Quatsch.“ Obwohl es schon irgendwie schön gewesen wäre, wenn ihn jemand gefragt hätte. Oder eben wenigstens informiert. „Ihre Familie kennt Herbert jedenfalls schon.“
„Nun ja …“ Boerne zögerte.
„Was?“
„Vielleicht hat er sich nicht getraut.“
„Mein Vater? Reden wir hier von derselben Person?“ fragte Thiel ungläubig.
„Sie können schon manchmal etwas … schroff sein.“
„Ich!?“ Er drehte sich empört zur Seite, aber Boerne sah weiter stur nach vorne auf die Straße. Was ja auch gut so war. „Ich bin überhaupt nicht … schroff.“
„Dann eben direkt.“
Thiel brummelte etwas. Direkt. Gut, er hätte seinen Vater vielleicht gefragt ob er sie noch alle beieinander hatte, in seinem Alter nochmal zu heiraten. Oder gefragt, wer um Gottes willen sich das antun würde. Aber … sein Vater war doch kein bißchen besser. Und außerdem wußte Herbert, daß er sowas nicht so ernst meinte. Oder?
„Er wirkt sehr glücklich.“ Boerne klang fast ein wenig neidisch. „Wenn man so glücklich ist, will man nicht unbedingt hören … was auch immer Sie als erstes gesagt hätten.“
So sensibel war sein Vater jetzt wirklich nicht, hätte er am liebsten geantwortet. Aber dann verkniff er sich das doch, weil er sich wieder an Herberts Gesichtsausdruck erinnerte, als er ihn umarmt hatte. Vielleicht wurde sein Vater ja auch sentimental auf seine alten Tage. Oder es lag dran, daß er frisch verliebt war. Und jetzt hatte ihn der Neid genauso erwischt wie Boerne, verdammt. Thiel seufzte.
„Aber machen Sie sich keine Gedanken, ich weiß, daß Sie nicht anders können“. Boerne parkte ein und grinste ihn an.
„Pfff.“
„Nein, im Ernst, Ihr Vater weiß das garantiert auch. Und deshalb hat er Sie ja auch eingeladen und freut sich, daß Sie gekommen sind.“
„Naja … wenigstens das Essen wird sich lohnen“, brummte Thiel. Aber er fürchtete, das klang jetzt nicht mehr ganz so überzeugend miesepetrig, wie es eigentlich klingen sollte. Er zuckte zusammen, als sich neben ihm die Tür öffnete - da war er wohl einen Moment etwas weggetreten. Boerne hielt ihm die Hand entgegen.
„Bevor Sie sich wieder beschweren, daß ich ein Auto gekauft habe, aus dem kein Mensch aussteigen kann.“
Natürlich mußte ausgerechnet in diesem Moment die Klemm neben ihnen einparken und ihnen vielsagend zulächeln. Als wäre die Geschichte mit Boernes Onkel nicht schon schlimm genug gewesen …
* tbc *