Prompt: AU - Seelenverwandte - fürs Team
Team: Weiß (Titanic)
Fandom: Tatort Münster
Rating: P 6
Genre: AU, Seelenverwandte, etwas Humor
Handlung: Eines Tages macht Thiel eine Entdeckung.
Länge: ca. 1.100 Wörter
Zeit: ca. 100 Minuten
A/N: Dazu hatte ich vor der großen Schreibflaute eine Idee, aber es ist nie was draus geworden. Jetzt ist der Anfang fertig geschrieben und ich habe auch noch eine Vorstellung, wie’s weitergeht - aber keine Ahnung, wie ein Ende aussehen könnte. Mal schauen. Also einen weiteren Teil gibt es sicher noch ;)
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Es war eine dieser blöden Geschichten gewesen, die ihm immer wieder passierten - genauer gesagt, die ihm immer wieder passierten, seit er Boerne kannte. Für eine Sekunde hatten sie wirklich beide geglaubt, daß der Typ das Baby durch die Luft warf, und natürlich war Boerne sofort hinterher gehechtet, und natürlich war er im Goldfischteich gelandet. Und während sie festgestellt hatten, daß da nur eine Puppe eingewickelt war, und er Boerne geholfen hatte, aus dem verschlammten Tümpel zu kommen, hatte der Kerl mit dem Kinderwagen schon längt Reißaus genommen. Ein klassischer Tag in Münster eben.
Und jetzt schimpfte Boerne wie ein Rohrspatz, klar, er war naß bis auf die Haut, und dreckig noch dazu. Thiel blendete das ganze Gezeter mal lieber aus, während sie nach Hause fuhren, damit Boerne sich umziehen konnte, und rief stattdessen Nadeshda an, damit die eine Fahndung veranlasste. Und dann trottete er hinter Boerne her in dessen Wohnung, denn Boerne hatte schließlich vor ihm gestanden und freie Sicht auf den Typen gehabt, und er brauchte jetzt eine Beschreibung. Sobald Boerne wieder einigermaßen ansprechbar war.
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Eine Dusche und zehn Minuten später stapfte Boerne mit einem Handtuch um die Hüften durch die Wohnung, sagte ihm wenig im Hinblick auf eine Personenbeschreibung - groß und dunkelhaarig, Herrgott Thiel, ich hatte das Kind im Blick - und suchte sein weißes Hemd. Nein, nicht das weiße, das andere! Thiel unterdrückte mit Mühe ein Grinsen, als Boerne in Hosen und mit dem Handtuch um den Hals, aber immer noch ohne Hemd zurück in den Flur kam, weil keines der Hemden in seinem Schrank das richtige gewesen war.
„Da ist es ja!“ Boerne zeigte neben ihn, Richtung Garderobe. „Warum haben Sie mir das denn nicht gesagt, Sie wissen doch, was ich suche!“
Thiel rollte mit den Augen. Ja, da hing ein Hemd, das offensichtlich in der Wäscherei gewesen war - es trug noch seinen Plastiküberzug - aber woher um Himmels Willen sollte er denn wissen, welches seiner Hemden Boerne suchte! Das wollte er dem auch gerade genauer auseinandersetzen, als sein Blick auf Boernes Rücken fiel. Den unteren Rücken, um genau zu sein. Direkt über dem Hosenbund.
„Was verstecken Sie da denn für Jugendsünden?“ Thiel mußte grinsen. „Sind das etwa die Reste eines Steißgeweihs?“
„Das ist ein Muttermal“, erklärte Boerne grimmig, während er sich suchend umsah. „Ich weiß überhaupt nicht, was es da zu lachen gibt.“
„Nichts … gar nichts …“ Er nahm dem anderen den Plastiküberzug aus der Hand, den der gerade vom Hemd gepult hatte. „Wenn Sie sagen, das ist ein Muttermal, ist es das selbstverständlich.“
„Thiel …“ Boerne kämpfte mit den Knöpfen seines Hemdes. „Das geht Sie überhaupt nichts an.“
Er verbiß sich das Grinsen, schielte aber trotzdem noch einmal nach Boernes Rücken. Muttermal, von wegen. Das war doch garantiert eine Tätowierung. Sah ein bißchen aus wie … er stockte. Das sah verdammt bekannt aus.
„Jetzt erzählen Sie mir nicht, Sie sind einer von diesen Seelenverwandten-Spinnern und haben sich da … einen Namen hintätowieren lassen.“
Das Handtuch traf ihn mitten ins Gesicht, und als er wieder sehen konnte, hatte Boerne das Hemd schon übergezogen und war dabei, es zuzuknöpfen.
„Ich hab‘ gar nichts tätowieren lassen. Das ist ein Muttermal, das war schon bei meiner Geburt da. Und selbstverständlich bin ich keiner dieser ‚Seelenverwandten-Spinner‘, wie Sie es so passend formuliert haben. Ich glaube auch nicht an Horoskope, Wahrsagerei oder das Karma, auf dem Ihr Herr Vater so gerne herumreitet.“ Boerne sah ihn herausfordernd an. „Können wir dann? Das Kind kommt garantiert nicht von alleine zurück.“
Thiel nickte, immer noch ein wenig perplex. Natürlich. Die Arbeit wartete nicht, dafür aber vermutlich eine Schar von Kollegen, die mehr Informationen als groß und dunkelhaarig brauchten, um den Entführer zu fassen. Es war nur … für einen Moment hätte er schwören können, daß das sein Name war. In seiner Handschrift, seine Unterschrift. Nicht unbedingt leserlich, aber er kannte ja seine Unterschrift. Aber vermutlich war das eine dieser Sinnestäuschung. So wie wenn man in Farbklecksen Gesichter sah oder so.
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Der Fall löste sich zum Glück schnell auf. Keine Entführung im eigentlichen Sinn, nur eine Kindesentziehung. Falls man da von „nur“ sprechen konnte, die Mutter war jedenfalls in Todesangst gewesen. Zum Glück war der Kindsvater keiner dieser Irren, die der Meinung waren, wenn sie ihr Kind nicht haben konnten, sollte es keiner haben, ganz besonders nicht die Mutter. Klassische Entführungen waren zwar spektakulärer und schafften es eher in die Medien, aber getrennte Väter, die ihre Kinder umbrachten, gab es weitaus häufiger. Gut, daß es diesmal glimpflich ausgegangen war. Der Mann war zusammengebrochen, als sie ihn aufgespürt hatten, und dem Kind war nichts passiert.
Thiel drückte den Bügelverschluß seiner Flasche auf, entschlossen, heute nicht an Lukas zu denken. Das passierte ihm leider mit Vorliebe dann, wenn es in einem Fall um Kinder ging. Oder Eltern. Oder Scheidungen. Also viel zu oft. Er nahm einen Schluck Bier. Und dachte natürlich doch an Lukas. Nein, er hatte überhaupt kein Verständnis für Menschen, die ihren Kindern etwas antaten, weil sie mit sich selbst und ihrem Leben nicht zurechtkamen. Aber den Schmerz, den konnte er nur zu gut verstehen. Er seufzte. Am Wochenende sollte unbedingt mal wieder anrufen. Nicht jetzt, jetzt war er zu K.O., aber am Wochenende, wenn er wieder runtergekommen war, würde er anrufen.
Er nahm die Fernbedienung in die Hand und zappte sich lustlos einmal durchs Fernsehprogramm, nur um bei einer dieser schrecklichen Sendungen hängenzubleiben, bei denen irgendwelche B-Promis über irgendwelche Themen redeten, von denen sie nichts verstanden. Normalerweise schaltete er da so schnell drüber weg, daß er möglichst wenig mitbekam, aber diesmal war gerade in dem Moment, als er reingeschaltet hatte, eines dieser Namens-Tattoos eingeblendet worden. Thiel dachte an Boerne und schnaubte.
Natürlich glaubte er nicht an sowas - genausowenig, wie er an Horoskope und Wahrsagerei glaubte. Aber natürlich hatte selbst er mitgekriegt, daß „Seelenverwandte“ oder „Soulmates“, wie es neudeutsch hieß, gerade der letzte esoterische Schrei waren. Wahrscheinlich hatten irgendwelche Schauspieler damit angefangen, diese alten Märchen auszukramen, und jetzt glaubte auch Tante Frieda aus Münster an den Quatsch. Er hatte natürlich kein Problem damit, wenn jemand seinen Seelenverwandten zu finden geglaubt hatte. Etwas prätentiös der Begriff, aber natürlich hatte er das zu glücklicheren Zeiten auch einmal geglaubt. Aber das ganze drumherum, das mit der Vorbestimmung und dem Schicksal und daß es natürlich nur wenige auserwählte Menschen waren, die Seelenverwandte der esoterischen Art hatten, das fand er höchst albern. Und das mit den Zeichen am Körper erst recht. Merkwürdige Male, die schon in der Kindheit den Namen des oder der Zukünftigen verrieten. Das nahm dem Leben doch jede Spannung!
*** tbc ***