"Das Feuer Eos" - Kapitel 7

Sep 16, 2008 13:00

Endlich fertig! Bitteschön.
Ich habe noch nie so lange an einer Bettszene gesessen, also wehe, sie gefällt euch nicht! XD

Titel: "Das Feuer Eos" - Kapitel 7
Rating: NC-17
Sprache: Deutsch
Zusamm'fassung: Tattoos, Wahrheiten, Lügen und schmutzige Handlungen im nussbaumhölzernen Schlafzimmer...

- Prolog - Kapitel 1 - Kapitel 2 - Kapitel 3 - Kapitel 4 - Kapitel 5 - Kapitel 6



In der Nacht vom 22. auf den 23. August 1890

„Hast du jemals...?“
Farin sah ihn unsicher an.
„Ja,“ erwiderte Bela ruhig und verflocht seine Finger mit denen des Blonden. Sie lagen auf dem großen Bett im Master-Schlafzimmer, nah beieinander, aber voll bekleidet.

Irgendwie hatten sie es geschafft, getrennt voneinander die Bibliothek zu verlassen. Farin hatte die Türen des Hauses verschlossen. Bela derweil hatte ihre Teetassen in die Küche gebracht und das Licht im gesamten Haus gelöscht - routinierte Aufgaben, für die er fast schon dankbar war, weil sie ihm dabei geholfen hatten, seine wirren Gedanken ein wenig zur Ruhe zu bringen.

Schließlich hatten sie sich im flackernden Kerzenschein hinter Farins verschlossener Schlafzimmertür wieder getroffen. Der Gesichtsausdruck des Briten war so unlesbar gewesen, dass Bela fast schon erwartete, dass er ihn erneut abweisen würde. Ein Teil von ihm hatte darauf gehofft, ein anderer hatte sich vor Angst verkrampft, während er scheinbar ruhig seine Öllampe löschte und sie auf der Marmorplatte des Nachttisches aus dunklem Nussbaumholz abstellte. Der gesamte kerzenbeschienene Raum hatte ihm entgegen geschrien, dass er, der Dieb, nicht hierher gehörte. Das ausladende Bett, gleichfalls aus dunklem Nussbaumholz, mit den Schnitzereien und den gestärkten Laken flüsterte davon, dass ausschließlich Adligen das Recht vorbehalten war, auf ihm zur Ruhe zu kommen. Der gebeizte Kleiderschrank, verziert mit im Kerzenschein geheimnisvoll glänzendem Wurzelholz, sprach von reichen, unnahbaren Lords, die eine Million Meilen von Belas Lebens- und Gefühlswelt entfernt waren.
Zimmer wie dieses betrat er nur, um Dinge daraus zu stehlen - nicht, um zu verweilen, während die strengen Portraits der Barone von Inglewood auf ihn und Jon herab starrten.

Fast hatte er erwartet, dass ihn der Schlag treffen würde - die Rache der Barone, hatte er zynisch gedacht, während er angesichts Farins fast schon stoischem Gesichtsausdruck in Erwägung zog, so schnell wie möglich wieder aus dem Raum mit der schweren, von der Vergangenheit überladenen Atmosphäre, zu flüchten.
Bevor er den Gedanken zu Ende denken konnte, war Jon auf ihn zugetreten, hatte seine beiden Hände genommen und ihn geküsst. Nur ein kurzes Aufeinandertreffen ihrer Lippen, nahezu schüchtern, keusch, wäre da nicht das kaum merkbare Zittern der feingliedrigeren Hände in den seinen gewesen. Farin hatte Angst, das spürte Bela mit jeder Faser seines Körpers, und es traf ihn tief.
Natürlich wusste er, dass es nicht er war, vor dem Farin Angst hatte - es war die Tatsache an sich, sich mit einer einzigen Handlung gegen alles zu stellen, das zu glauben der junge Lord erzogen worden war.

Bela selbst war all dies zutiefst fremd. Er war schon immer eine sehr sinnliche, hedonistische Person gewesen, hatte sich immer genommen, was und wen er wollte. Nicht umsonst hatte er mit seinen Eltern gebrochen - er hasste Konventionen und liebte es geradezu, gegen sie zu verstoßen.
Das war jedoch nicht der Grund gewesen, warum er Jon sanft zum Bett geleitet, sich neben ihn gelegt, für eine Weile einfach nur seine Nähe genossen und ihn festgehalten hatte, während er darauf wartete, dass die Atmung des Blonden sich langsam beruhigte und er mit ihm sprechen würde. Belas Herz schlug seltsam unregelmäßig und er schob den Gedanken daran, wie viel sein Gegenüber ihm eigentlich bedeutete, ganz weit hinab in die Tiefen seines Gewissens. Dorthin, wo er alle unwillkommenen Gefühle lagerte, wie seine Mutter früher die wurmstichigen Winteräpfel in der hintersten Ecke ihrer Speisekammer eingelagert hatte, so lange, bis sie faulig und ungenießbar gewesen und der Frühling schon lange angebrochen war.

Jons Frage nach seinen Erfahrungen hatte ihn nicht überrascht; der Dieb hatte sich bereits gedacht, dass der Blonde keine Erfahrung mit Männern haben würde, nicht haben konnte, angesichts seiner strengen Erziehung, seit er aus Indien zurückgeholt worden war. Er fragte sich nur, wie weit der junge Botschafter zu gehen bereit sein würde - er wollte ihn zu nichts drängen.

„Hab keine Angst,“ sagte Bela jetzt. „Ich werde nicht lügen. Ich würde gerne bei dir liegen.“ Er lächelte, küsste Farins Hals, der unter seinen Worten errötete. Auf Belas Liebkosungen hin seufzte er leise unter ihm und schien sich nicht recht entscheiden zu können, ob er mehr wollte, oder stocksteif daliegen und warten, bis es vorüber war.
Bela seufzte gleichfalls, aus gänzlich anderen Gründen als Jon vor ihm, und streichelte vorsichtig über die Seite des Mannes, der im alltäglichen Leben so imposant wirkte, der jetzt allerdings verunsichert und zwei Köpfe kleiner als noch vor wenigen Minuten schien.

„Wir müssen nichts tun, das dir nicht geheuer ist. Und schon gar nicht müssen wir das überstürzen. Ich kann mich zurückhalten,“ beendete Bela schließlich seinen Gedankengang. „Sprich mit mir, Jon... Ich... will nichts tun, das du nicht möchtest.“
Er hob eine Hand, fuhr sanft mit dem Zeigefinger Farins Gesichtszüge nach; die immer so beweglichen Augenbrauen, die gerade Nase, die kantigen Wangenknochen, die schmalen Lippen.

Endlich schien ein wenig Bewegung in den Engländer zu kommen. Er hielt Belas Hand fest, küsste die einzelnen Knöchel seines Zeigefingers. Langsam kehrte die alte Willenskraft in Farins Augen zurück, sie waren fest auf Belas eigene Augen gerichtet.
„Nein,“ sagte Farin, in seiner Stimme die gesamte Autorität des arroganten Lords. „Zeige es mir.“ Seine Gesichtszüge wurden sanft. „Bitte. Ich will es erfahren. Mit dir. Just you.“

Bela lächelte, legte seine Arme um den langen, dünnen Körper und hielt ihn fest, wollte ihn nie wieder loslassen.
„So gerne ich das würde, nicht heute. Das wäre... unpassend.“
Er küsste Farin kurz.
„Muss ich dich daran erinnern, dass wir beide in wenigen kurzen Stunden einen langen Arbeitstag vor uns haben?“
Farin grummelte und verteilte unzählige kleine Küsse auf Belas Kieferlinie; auf einmal seltsam entschlossen. „I don’t care,“ murmelte er, seine Stimme vibrierend auf der Haut des Diebes. „Es wäre nicht das erste Mal, dass ich wenig schlafe...“
Seine Hand stahl sich zu Belas Schritt und bewegte sich prüfend auf und ab.

„I want to experience you... this,“ sprache Farin in Belas Ohr, während der sich, erstaunt unter ihm aufbäumte, Jons Hand entgegen, die sich viel zu gut anfühlte, warm und fest über dem zu dicken Stoff seiner Valet-Uniformhose. „Ich will endlich einmal das tun, was ich selbst will, nicht das was andere wollen. Und ich will dich. Deinen Geruch, deinen Geschmack, all of your...,“ seine Hand drückte zu und Bela konnte nicht verhindern, dass er laut in Farins Ohr stöhnte, „assets. Show me.“
Farin richtete sich halb auf, sein warmer Atem strich über Belas Gesicht.
„Do I have to beg again, first? Fine. Bitte. Bitte, zeige mir, wie... wie wir, als... Mann und Mann beieinander liegen können. Bitte, zeige mir, wie es ist, to feel you; bei, nein, mit dir zu sein.“ Er zögerte, schloss seine Augen kurz, öffnete sie wieder und schaute an Bela vorbei, auf das gestärkte weiße Laken mit dem eingearbeiteten Emblem seiner Familie. „Dirk, please,“ fuhr er fort, ohne ihm in die Augen zu sehen, seine Finger auf einmal wieder zitternd an Belas eigener Hand. „Show me how I can make love to you.“

Bela seufzte. Er wollte nichts lieber, als Farins Wunsch zu erfüllen. Aber er musste übermorgen einen Safe knacken, ohne entdeckt zu werden und brauchte dafür seine gesamte Beweglichkeit. Und selbst wenn dem nicht so wäre, keiner von ihnen beiden konnte es sich im Augenblick erlauben, die kommenden Tage über nicht richtig laufen zu können. Dafür wurden sie beide zur Zeit von viel zu vielen Menschen beobachtet - von unzähligen Hausgästen, Lords und Ladies, Bediensteten, Freunden und Bittstellern gleichermaßen. Lord Farin in seiner Eigenschaft als Botschafter und er selbst in seinem angenommenen Beruf des Valets, der eifrig Getränke und Essen, Mäntel, Hüte und Zeitungen hin- und wieder wegbrachte. Das Letzte was er wollte, war, dass jemand eins und eins zusammen zählen würde; Jon in Gefahr geraten könnte, weil er zum ersten Mal in seinem Leben seinem Herzen folgte und seinen sonst so messerscharfen Verstand für den Moment ausgeblendet zu haben schien.

Er sah in die verletzlichen, im verräterischen Kerzenlicht fast braun scheinenden Augen, drückte die zitternden Finger beruhigend und zog Jon zu sich hinab, küsste ihn, um sich bereits im Vorhinein für die kommende Zurückweisung zu entschuldigen. Es war ein ungeschickter Kuss, allein schon durch ihrer beider seltsamer Position auf dem Bett, aber Jon erwiderte seine Zärtlichkeit mit einer Ernsthaftigkeit, die Bela zutiefst rührte.

„Jon...,“ setzte er an und schluckte. „Ich will nichts lieber als mit dir zu schlafen. Wirklich. Aber wir können das nicht tun, nicht heute.“
Er zögerte, legte seinen Finger auf die Lippen des über ihm Lehnenden, der allzu schnell zu sprechen ansetzte.
„Hör mir zu. Es tut weh. Es gibt nichts schöneres, auch das ist wahr, aber... - wenn du in mich eindringst, oder ich in dich, einer von uns würde den Anderen tagelang in sich spüren. Er könnte nicht sitzen, nicht laufen, sich kaum bewegen, ohne, dass es ein bisschen weh täte. Ein angenehmer Schmerz, ja, aber...“

Farin nickte, lachte auf einmal. „People would be bound to notice. Ich verstehe. That wouldn’t do, indeed. Ich setze mich auf einen Stuhl, verziehe schmerzhaft das Gesicht, während jemand dir als meinem Valet sagt, du sollest mir gefälligst ein neues Kissen für meinen Hintern bringen, and quick. Neither of us is a good enough actor for that.“ Er lachte wieder und Bela lachte mit, froh, dass Farin den Humor der Situation einsah.

Er strich mit einer Hand durch die blonden Haare, wie so oft fasziniert von ihrer fast unnatürlich hellen Farbe, den feinen, widerspenstigen Strähnen unter seinen Fingern. Farin lächelte und drehte seinen Kopf leicht, so dass er Belas Handfläche küssen konnte.

„Dirk,“ murmelte er, während dieser die ersten leichten Stoppeln an Farins Wange unter seiner Hand spürte. „Promise me... wenn dieser ganze Affenzirkus vorbei ist bist du noch da und wir holen das nach. In Ordnung?“

Belas Herz rutschte in seine Hose. Würde er noch da sein?
Seine Pläne waren völlig andere, aber auf einmal schien es ihm unmöglich, Farin, Jon, einfach alleine zu lassen.
„Ja,“ murmelte er. „Wir holen das nach. Ich verspreche es.“
Er hasste sich dafür, Halbwahrheiten auszusprechen. Streng genommen hatte er nur versprochen, mit Farin zu schlafen, nicht, bei ihm zu bleiben. Dennoch - es tat weh. Treue zu seinen wahren Freunden war ihm, Diebesgewerbe hin oder her, immer wichtig gewesen, und nun... nun fand er sich in einer Situation, die sich völlig ausweglos anfühlte. Er konnte kein Valet bleiben, das war nicht er, er würde daran zerbrechen, früher oder später. Aber ohne Farin konnte er auch nicht mehr sein, zumindest konnte er es sich im Augenblick nicht vorstellen. Er seufzte, schloss die Augen.

Sanfte Finger strichen über seine Gesichtszüge und seine geschlossenen Augenlider. Er ließ es geschehen und dachte, dass er lieber das Heute genießen sollte, statt sich über das Morgen Gedanken zu machen. Dann verlagerte Farin sein Gewicht und sein Ellenbogen bohrte sich schmerzhaft in Belas Magengrube.
„Aahumpf,“ machte der Dunkelhaarige verblüfft, während ihm die Luft wegblieb, und schlug die Augen auf.
„Entschuldige,“ Farin beugte sich über ihn, die Knie hatte er links und rechts von Belas Hüften in das Laken gestemmt. „Du sahst für einen Moment so traurig aus. Aber auch so schön. And then, “ der Blonde lächelte verlegen, „I lost my balance. Sorry.“

„Ist schon in Ordnung.“ Bela lachte und zog Jon hinab, küsste ihn kurz.
„Weißt du,“ seine Hand strich über Farins Seite, verschwand unter seinem Hemdsaum, widmete sich der warmen Haut über seiner Hüfte. „Es gibt andere Wege, für uns beide, Befriedigung zu finden.“
Farin unterbrach ihn, lachte kurz auf. „Entschuldige bitte, aber... haha, hör auf, that tickles, damnit!“
Bela zog erschrocken seine Hand zurück und sah Farin verlegen an. „Tut mir Leid.“

„Don’t worry.“ Jon verzog den Mund zu seinem charakteristischen Grinsen, küsste ihn wieder.
„Now, was meinst du mit anderen Wegen?“
„Ich zeige es dir.“

Sie zogen sich aus, unendlich langsam, fasziniert vom Körper des jeweils Anderen, nahmen sich Zeit, sich kennen zu lernen, auf eine Weise, die keiner von Beiden zuvor bewusst geplant hatte.
Jon knüpfte Belas Trikotage auf, entblößte seine Brust, küsste sein Schlüsselbein, streifte den Stoff ab und küsste seine Schulter, verharrte an seinem Bizeps.
„Tattoos,“ murmelte er leise, während seine Augen sich verengten. Belas linker Oberarm war verziert mit einer schwarzen Fledermaus vor einem roten Nachthimmel, darunter verschnörkelt sein selbstgewählter Name, Bela. Auf dem anderen Arm prangte ein teils hinter einer Wolke versteckter, von einem Dolch durchbohrter Vollmond. Er hatte sie sich jeweils nach besonders gelungenen Raubzügen im Hamburger Hafen von einem pensionierten Seebären stechen lassen, in mühevoller Kleinarbeit mit einer Nadel, einem Faden und zahlreichen teuren Farben, jedes ein kleines Meisterwerk in Details und Aussage.
Die Tattoos dienten ihm als Symbol und sichtbares Zeichen seiner Passion, das nächtliche Diebesgewerbe, ohne dass übereifrige Polizisten diese tiefere Bedeutung allzu leicht ergründen könnten.

Nur, wie konnte er Farin erklären, dass er, der Valet mit dem vermeintlich so properen Lebenslauf, tätowiert war? Er wusste, dass dies nicht nur ein sofortiger Kündigungs-, sondern auch Misstrauensgrund erster Güte war, und zwar nicht nur im Haushalt eines reichen britischen Lords, sondern nahezu überall.
„Ich...“ setzte er an, nicht sicher, wie er den Satz beenden sollte.
Farin legte ihm einen Finger auf den Mund, küsste die Fledermaus.
„Ich will es nicht wissen. Du bist hier, bei mir. Mehr zählt nicht. Ich mag sie sogar, irgendwie And... I trust you, Dirk.“

Bela holte zitternd Luft. Immer mehr bekam er das Gefühl, dass er die Lüge nicht fortsetzen sollte.
Er richtete sich halb auf, suchte und fand Jons Lippen.

„Hier,“ sagte er dann und führte Farins Finger am den Schriftzug unter der Fledermaus entlang. „Bela. So werde ich genannt.“
Farin sah ihn ernst an, offenbar hin und hergerissen zwischen Neugier und Angst.
„Bela,“ sagte er schließlich, sein Ton schwer interpretierbar. „Warum?“

„Ja, Bela. Der Name erinnert mich an einen Ungarn, den ich einmal kannte. Er hieß Béla und hat mich die Schönheit der Nacht lieben lernen.“

Farin strich nachdenklich mit den Fingern über Belas Brustkorb und starrte auf das Laken.
„Was ist mit ihm passiert?“

„Er ist tot.“
Bela schluckte kurz.
„Du musst wissen, ich bin nicht der, für den du mich hältst.“

„Don’t! Sag nicht mehr!“

Farin sah hoch, seine Augen sprühten Feuer und Verzweiflung.
„Du bist Dirk. Hier, für mich, auch Bela, denn der Name passt zu dir, more than Dirk or Nestor ever could.“
Er nestelte am Stoff der unhandlichen Unterwäsche, befreite den Dunkelhaarigen gänzlich davon und zog ihn an sich. Bela bildete sich ein, er könnte durch ihrer beider erhitzter Haut hindurch spüren, wie Farins Herz genau so schnell schlug wie sein eigenes.

„Bela.“ Farin sprach seinen Namen nahezu ehrfürchtig aus, und nie hatte er schöner geklungen.
„You’re the most important person in my life right now. And my valet. Du hast versprochen, bei mir zu bleiben... Ich... ich will nicht mehr über dich wissen, nicht, wenn es hieße, dass ich dich nach bestem Wissen und Gewissen sofort zum Teufel jagen müsste. Like I said, I trust you. Mit meinem Namen, meiner Ehre, meinem Leben, wenn es sein muss.“

Bela küsste ihn dann, er konnte nicht anders. Farin, seine Wangen gerötet, seine Fäuste geballt, sein Blick verzweifelt ehrlich, war nie schöner gewesen. Es war egal, was sein würde, beschloss er. Er würde bei Farin bleiben. Solange es ging. Irgendwie musste es gehen.

Behutsam löste er sich, leckte sich die Lippen und drehte sie beide umsichtig herum.
„Leg dich hin,“ sagte er schließlich. „Ich habe dir noch etwas anderes versprochen,“ sagte er schließlich. „Lass mich dir Freude bereiten...“

Jon gehorchte, legte sich auf den Rücken und sah zu ihm hoch, in seinem Blick meinte Bela die gleiche Unzahl an Gefühlen zu erkennen, die ihm selbst zusetzte. Zärtlichkeit. Ehrlichkeit. Angst. Unterdrückter Zweifel. Freude. Erwartung. Unsicherheit.

„Habe keine Angst,“ murmelte er, während er, gänzlich nackt über ihm kniend, seinen Weg am entblößten Brustkorb des Anderen entlang küsste. „Es wird dir gefallen. Uns beiden.“
Er verharrte am Bauchnabel, tauchte seine Zunge kurz hinein und strich mit seinen Lippen über den flachen Bauch, genoss den einzigartigen Geruch nach leicht parfümierter Seife und... einfach nur Jon selbst. Der ließ derweil seine Hände an Belas Seiten entlangstreichen, atmete schnell und murmelte eine Vielzahl an halb englischen, halb deutschen Ermutigungen, weiterzumachen, immer wieder durchsetzt von seinem Namen, Bela.
Den immer so starken, unnahbaren Lord so zu sehen, ihm willenlos ergeben, erregte den Dieb mehr, als er sich eingestehen wollte, und so wanderte er kurzentschlossen weiter hinab, wollte Jons Erektion spüren, in seinem Mund, so bald wie möglich.

Der Blonde schien keine Unterwäsche zu tragen, hatte Bela vorhin gedacht, wurde jedoch eines besseren belehrt, als er die schwarze Hose mit den schmalen weißen Nadelstreifen öffnete.
„Seide,“ stellte er amüsiert fest und küsste den weichen Stoff, unter dem er Farins hartes Glied spüren konnte.
„Ja,“ keuchte Farin unter ihm. „I guess you just ruined it. Egal. Dekadenz nennt meine Mutter das. Ich nenne es... just a little vanity.“
Er wand sich unter ihm, ergriff Belas Hände, legte sie auf seinen Hosensaum und hob den Hintern, so dass Bela die lästige Kleidung abstreifen konnte.
„Bela please. Just get it off. I want to feel you.“
Der Angesprochene ließ sich nicht lange bitten.

Zum ersten Mal lagen sie völlig nackt aufeinander, Belas heiße Erektion an der Jons; das Gefühl war überwältigend. Der Dunkelhaarige konnte es nicht lassen, musste sich auf Farin auf und ab bewegen. Sie teilten einen Kuss, stöhnten in den Mund des Anderen hinein, genossen das wunderbare Gefühl ihrer sich aneinander reibenden Körper.

Bela schloss seine Hand um Jons Glied, küsste seine Nasenspitze und bewegte sich zielstrebig an seinem Körper hinab.

„You can’t...“ weiter kam Farin nicht, biss sich auf die Hand um nicht zu laut zu keuchen, während Belas Zunge vorsichtig über die Spitze seiner Eichel fuhr.
„Doch,“ murmelte Bela, wohl wissend, dass die Worte als Vibrationen an Jons Penis entlang huschten. „Ich kann und ich werde.“
Er lauschte auf weitere Proteste, die nicht kamen, stattdessen grub Jon seine Hände in Belas Haare und sah ihn flehend an. „Do it, then. Please. Dirk. Bela.“

„Ich hätte nie gedacht, dass du mich so sehr um dies alles bitten würdest...“
Bela lächelte zu ihm hinauf und ließ sich nicht hetzen, dafür genoss er zu sehr, was er tat.
Seine Zunge umkreiste Farins Penis, ertastete die kleinen Besonderheiten, den Übergang von der Eichel zum Schaft, spielte kurz mit der zurückgezogenen Vorhaut. Er wanderte tiefer, zu Jons Hoden, küsste sie und saugte an ihnen, bis er nach einer Weile zur Spitze zurückkehrte, hungrig nach dem leicht salzigen Geschmack der kleinen Tropfen, die langsam hervortraten - und mindestens genauso sehr nach Farins verzweifelt erregter Reaktion auf jede neue Bewegung, die er machte.
Der Blonde war Wachs in seinen Händen, streckte sich ihm entgegen und schien zu nichts weiter fähig zu sein, als ihn aus fiebrig glänzenden Augen anzustarren, während er die Kiefer aufeinanderklemmte, um nicht zu laut zu werden. Der Anblick war so ungeheuer sinnlich, dass Bela seine Linke zur Faust ballen musste, um sie nicht zu seinem eigenen Glied wandern zu lassen.

Stattdessen widmete er sich wieder ganz Farin und dessen Gefühlen. Er wollte, dass es gut war, etwas Besonderes für sie beide. Er richtete sich leicht auf und ergriff Farins Hände.
„Komm her,“ sagte er. „Ich will etwas versuchen.“
Sie rutschten gemeinsam zum Rand des Bettes, Bela kniete sich auf den Boden davor und legte Farins Beine auf seine Schultern. Zuerst war es ungewohnt für sie beide, doch als er eine Hand zu Jons Hintern führte und mit seinen Fingern zärtlich über seine Pobacken strich, während er ihm in die Augen sah und ihn langsam ganz in seinem Mund aufnahm, behutsam saugte, spürte er nichts mehr von seiner eigentlich unbequemen Position. Zu konzentriert war er darauf, demjenigen, der ihm so bedingungslos vertraute, Freude zu bereiten. Jons Augen waren fest auf die seinen gerichtet, er murmelte unentwegt kurze, zustimmende Laute und das Gewicht seiner Beine auf seinen Schultern machte alles für Bela um so realer.

Sein Kopf wanderte auf und ab, darauf bedacht, seine Bewegungen auf Jons mühsam unterdrücktes Zucken unter ihm abzustimmen.
„Wait,“ keuchte der nun, seine Hände zitternd an Belas Wangen.
Der Dunkelhaarige dachte nicht daran, zu warten, verschnellerte seine Bewegungen noch, während er tief in seiner Kehle leicht summte und einen Finger vorsichtig zwischen Jons Pobacken schob.
„Bela,“ Farin stöhnte unterdrückt, die braungrünen Augen glänzten vor Lust vernebelt im Kerzenschein. „I can’t last.“

Bela wusste es, hatte es kommen fühlen, dennoch erwischte ihn der Klimax des Blonden zu unvorbereitet. Farin keuchte seinen Namen, heißer Samen füllte seinen Mund, er konnte nicht schlucken, merkte er sofort. Er zog seinen Finger vorsichtig aus der heißen Enge von Farins Körper, die ihn noch vor zehn Sekunden so sehr erregt hatte, dass er meinte, kommen zu können, ohne auch nur Hand an sich selbst zu legen, und griff schnell wahllos nach einem der auf dem Boden liegenden Kleidungsstücke. Es war sein eigenes Hemd, steif vor Stärke, in das er ausspuckte.
Das war nicht sein Plan gewesen, innerlich schüttelte er den Kopf über sich selbst, während er mit der Hand langsam Farins Glied streichelte, um ihn sanft hinabzugeleiten.

„Tut mir Leid,“ murmelte er schließlich. „Das war nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte.“
Jon nahm seine Beine von Belas Schultern, zog den Dieb zu sich hoch, so nah an sich wie möglich.
„Sei nicht albern,“ flüsterte er, küsste ihn, gierig und lang. Danach hielt er kurz Belas Unterlippe mit seinen Zähnen gefangen, leckte mit der Zunge an ihr entlang.
„Das war...“ Er schüttelte ratlos den Kopf, schien nicht zu wissen, wie er den Satz beenden sollte. „Wundervoll,“ endete er schließlich. „Thank you.“

Sie fielen zurück auf das Bett, hielten sich fest, Haut an Haut, Belas Erektion an Farins Hüfte.

„Ich gehe besser,“ sagte der Dieb schließlich und seufzte. „Morgen muss ich, wie immer, für deine Morgentoilette sorgen, und es ist schon spät.“

„Bleib,“ sagte Farin, zog ihn näher an sich.
„Du hast noch keine Erlösung gefunden...“ seine langen Finger schlossen sich um Belas Glied, fuhren daran auf und ab. „Let me give you pleasure, too. Und, more importantly, schlafe hier, bei mir. Bitte.“
Bela stöhnte langgezogen. Er hatte nicht bleiben wollen, sich nicht noch mehr binden wollen. Aber er konnte unmöglich nein sagen, nicht jetzt, nicht hier, nicht zu Jon.

„In Ordnung,“ murmelte er schließlich an Farins Hals. „Ich bleibe gerne. Lass morgen sein, was morgen ist.“

- TBC -

--

Ein Wort zur Unterwäsche um 1890. Nicht allzu lange zuvor war es - außer in höchsten Kreisen - noch höchst unüblich gewesen, als Mann Unterwäsche zu tragen. Lange Hemden, deren Enden man zwischen den Beinen hindurchziehen konnte, waren das höchste der Gefühle.
Seit den 1870ern änderte sich dies rapide in den deutschsprachigen Landen - ein gewisser Herr Huber von der Firma Schiesser hatte das Knüpftrikot erfunden, aus heutiger Sicht ein ziemlicher Liebestöter, aber damals durch die durchgehende Knopfleiste extrem gewagt. Obendrein war es bezahlbar, da aus günstigerem Stoff gefertigt als die bis dahin in der Oberschicht beliebte Seidenunterwäsche, und ganz einfach praktisch, besonders im Winter, wenn den Herren allzu schnell kalt wurde. Bela, modebewusst wie er nun einmal ist, hat sich gleich ein Exemplar gesichert, lange bevor besagtes Design auf der Weltausstellung von 1900 den großen Innovationsreis gewann.
Farins Seidenunterwäsche war zu jener Zeit bereits aus der Mode geraten, da sie einfach zu teuer war - diejenigen, die sie noch trugen, galten als allzu verschwenderisch, vielleicht sogar ein bisschen rebellisch. ;)

Durchaus kunstvolle Tattoos in verschiedenen Farben gab es natürlich schon, auch in Europa, obwohl sich die elektrisch angetriebene Tätowiermaschine, und damit die Praxis des professionellen Tätowierens erst etwa 10-20 Jahre später auch in Kontinentaleuropa verbreitete. Bela hat allerdings völlig recht - Tattoos waren alles andere als hoch angesehen, wurden im Allgemeinen mit Seefahrern und Kriminellen assoziiert und waren sofortiger Kündigungsgrund, wenn nicht gar Verhaftungsgrund.

Noch etwas: ich habe natürlich recherchiert, was Schlafzimmereinrichtung, Kleidung, etc. der beiden Herren angeht. Solltet ihr etwas finden, das euch spanisch vorkommt, sagt bitte Bescheid. Gar nicht so einfach, sich mit damaliger Mode vertraut zu machen...
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