Titel: Leben und Sterben
Autor: drea78
Beta: KonnyFan
Chapter: 17/ ?
Word Count this part: 2400
Series: Zwillings-Universum
Pairing: Dean/OC
Rating: p-16
Kapitel 17:
Die Stimme seines Vaters riss Jensen aus seinem unruhigen Schlaf.
Er blinzelte und brauchte einen Moment, um die Gestalt vor sich genau zu erkennen.
„Bobby, Jared und ich fahren jetzt los zum Connorschen Haus“, sagte John Winchester, als Jensen sich vorsichtig aufsetzte und versuchte die Übelkeit hinunterzuschlucken, die ihn wieder einmal übermannen wollte. „Dean hat vorhin eine Nachricht geschickt, dass es etwas länger dauert bei Jennas Vater. Sie müssten aber bald hier sein.“
„Ja, klar, ihr könnt ruhig fahren“, antwortete er mit krächzender Stimme und nahm dankbar das Glas Wasser an, das sein Vater ihm reichte.
Als dieser ihn skeptisch ansah, rollte er mit den Augen.
„Wir sind große Jungs, Dad!“
„Sicher seid ihr das…“, kam die Antwort mit einem leisen Lachen. „Meldet euch, wenn irgendwas ist, okay?“
Er nickte leicht und lächelte, als sein Vater ihm freundschaftlich auf die Schulter klopfte, bevor er seine Tasche nahm und den Raum verließ.
Sam kam zu ihm herüber, setzte sich mit einem Seufzen neben ihn und lehnte den Kopf an die Couchlehne. Er sah müde aus, und Jensen war sich sicher, dass er auch Schmerzen hatte.
„Hast du deine Medikamente nicht genommen?“, fragte er den Jüngeren.
„Sie machen mich so müde, und ich wollte Dad bei den Tagebüchern helfen“, gab Sam zu.
„Und du behauptest immer, du wärst der vernünftige von uns“, stichelte Jensen, als er vorsichtig aufstand und zu der Anrichte lief, auf der die Tabletten lagen. Er nahm die Packung mit Sams Schmerztabletten und reichte sie ihm, dann nahm er sich selber seine Medikamente gegen die Schmerzen und die Übelkeit.
„Habt ihr denn wenigstens etwas gefunden in den Tagebüchern?“, fragte er, während er Wasser in zwei Gläser schüttete.
„Nichts, was uns weiterhilft“, antwortete Sam in resigniertem Ton. „Es wäre hilfreicher, wenn die Ehemänner Tagebücher geschrieben hätten.“
„Selbst wenn sie es getan hätten, existieren die bestimmt nicht mehr“, vermutete Jensen. „Aber vielleicht hilft uns ja, was Jennas Vater erzählt hat.“
„Wenn er etwas erzählt hat!“, warf Sam ein.
„Ich glaube nicht, dass sie sonst lange da geblieben wären.“
„Kann schon sein“, stimmte Sam ihm zu und lehnte sich wieder auf der Couch zurück. Seine Züge entspannten sich ein wenig, als das Schmerzmittel anfing zu wirken.
Jensen machte es sich auf einem der Sessel bequem und schloss die Augen. Jede Bewegung hatte momentan den Effekt auf ihn, als wäre er bei einem Marathon mitgelaufen.
Er versuchte an nichts zu denken und sich einfach ein wenig zu entspannen. Er konnte nur hoffen, dass die Gehirnerschütterung schnell abheilte, denn es machte ihn ganz kribbelig, zum Nichtstun verdammt zu sein.
Jensen öffnete die Augen erst wieder, als er den Schlüssel im Schloss der Haustür hörte, und kurz darauf standen bereits Dean und Jenna in der Tür.
Beide sahen ziemlich erledigt aus, und in Jennas Gesicht waren Spuren von Tränen zu sehen.
„Was ist passiert?“, fragte er besorgt, was auch Sam dazu bewegte die Augen zu öffnen und die beiden Ankömmlinge zu mustern.
Dean hielt seine Hand hoch, um ihnen zu zeigen, dass sie einen Moment warten sollten und fasste dann Jenna bei den Schultern, um sie an sich zu ziehen.
Sie sprachen leise miteinander, und schließlich verließ Jenna den Raum wieder.
Dean hingegen trat ganz hinein und setzte sich zu Sam auf die Couch. Jensen konnte seine Müdigkeit und Besorgnis spüren.
„Jenna wollte noch ein wenig an der frischen Luft sein“, erklärte sein Zwilling dann.
„Wir können doch später reden, warum bleibst du nicht bei ihr?“, fragte Sam erstaunt.
„Nein, sie möchte lieber, dass ich euch allein von dem Gespräch berichte, und es ist ziemlich wichtig“, antwortete der Ältere. „Die Fluch-Theorie können wir vergessen“, erklärte er dann.
Jensen beugte sich gespannt vor, aber Dean stand erst noch einmal auf.
„Ich brauche unbedingt ein Bier!“, erklärte er und verschwand für einige Minuten in der Küche. Jensen war klar, dass er anscheinend für kurze Zeit allein sein wollte, um sich wieder zu sammeln.
Als er zurückkam, blieb er am Esstisch stehen und lehnte sich dort an, während er die Flasche ansetzte und einen ordentlichen Schluck nahm.
„Na, komm schon, Dean, was habt ihr erfahren?“, drängte Sam nun ungeduldig.
„Jennas Vater wollte erst nicht mit der Sprache herausrücken, aber er war dann doch nicht ganz abgeneigt, an das Übernatürliche zu glauben, da er schon Erfahrung damit gemacht hatte“, erzählte dieser schließlich. „Er hatte allerdings geglaubt, er wäre verrückt.“
Sam stöhnte. „Ehrlich, großer Bruder, eigentlich ist es gar nicht deine Art, so um den heißen Brei herumzureden“, beschwerte er sich.
„Lass ihn in Ruhe!“, mischte Jensen sich ein, der die Unruhe in seinem Zwilling spürte.
Dean beachtete ihre Einwände gar nicht und sprach weiter: „Wie es aussieht, glaubte Philip, also Jennas Vater, dass seine Frau einfach Depressionen hatte und ihr Gerede vom Tod damit zusammenhing. Er hat versucht, sie zu einem Psychologen zu schleppen, aber sie hat sich geweigert, weil sie meinte, ihr würde sowieso niemand glauben.
An ihrem Geburtstag dann wachte er in den frühen Morgenstunden auf und hatte das Gefühl, irgendetwas sei bei ihnen im Schlafzimmer.“
Dean hielt inne, und nahm einen weiteren Schluck aus seiner Flasche.
„Philip hat erzählt, von jetzt auf gleich hätte er das Gefühl gehabt, in seinem eigenen Körper nur noch ein Gefangener zu sein. Irgendwas ist in ihm gewesen, und er hatte keinerlei Kontrolle mehr über seinen Körper und seine Handlungen.“
„Du meinst, er war besessen?“, fragte Jensen. Sie hatten keinerlei Hinweise auf Dämonen gefunden. Dean und ihm hätte etwas auffallen müssen, wenn sie es mit Dämonen zu tun hatten, davon war er überzeugt.
„Es hat sich so angehört. Aber es war nicht dämonisch.“
„Wieso bist du dir da so sicher?“, fragte Sam.
„Er meinte, was da in ihm war, war einzig und allein von Rache besessen und fixiert auf seine Frau. Es war verrückt, hatte wirre Gedanken, die kaum einen Sinn ergaben.“
„Das klingt tatsächlich nicht nach einem Dämon - die wissen genau, was sie wollen“, gab Sam zu.
Dean nickte.
„Ich nehme an, dass es der Geist von Josef Connor war. Er ist stark genug, um die Körper von Menschen zumindest kurzzeitig zu übernehmen. Und er hat Hannah Matthews halb erwürgt und dann aus dem Fenster geworfen. Sie hat sich das Genick gebrochen…“
Jensen zog scharf die Luft ein. Kein Wunder, dass Jenna so mitgenommen war. Es war sicher nicht leicht gewesen, das zu erfahren.
„Jennas Dad sagt, am Anfang konnte er sich kaum erinnern, was passiert war, aber nach und nach kamen die Erinnerungen zurück. Er hat nur wegen Jenna weitergemacht und weil ihm im Unterbewusstsein klar war, dass nicht wirklich er seine Frau umgebracht hat. Aber er hat alles verdrängt und mit niemandem darüber gesprochen. Dass Jenna in Gefahr sein könnte, hat er ganz einfach nicht wahrhaben wollen!“
„Das ist furchtbar“, sprach Sam aus, was sie alle dachten.
Jensen musterte seinen Zwilling derweil besorgt. Er war sich ziemlich sicher, dass die Situation Dean nun noch mehr belastete. Er machte sich nicht nur Sorgen um Jenna und ihre Emotionen, sondern mit Sicherheit dachte er auch daran, was passieren würde, wenn sie die Sache nicht beenden konnten. Denn dann würde Josef Connor vielleicht ihn als Werkzeug benutzten, um Jenna zu töten - immerhin war er ihr Freund.
„Das bedeutet, wir müssen unbedingt herausfinden, was mit Connor passiert ist“, stellte Sam fest.
„Genau, weil wir bisher ja auch so wahnsinnig viel Erfolg damit hatten.“ Deans Stimme klang besorgniserregend resigniert.
„Vielleicht finden Dad, Bobby und Jared etwas im Haus“, versuchte Jensen ihm Hoffnung zu geben. ‚Wir finden heraus, was mit ihm passiert ist und halten ihn auf!’ fügte er in Gedanken hinzu.
Dean blickte ihn beinahe dankbar an, und Jensen stellte wieder einmal fest, wie sehr sich sein Bruder in den letzten Wochen verändert hatte.
„Soll ich Dad anrufen und ihm erzählen, was ihr erfahren habt?“, fragte Sam und wollte schon nach seinem Handy greifen.
Aber Dean hielt ihn zurück. „Wir können ihm das immer noch berichten, wenn sie wieder da sind“, meinte er. „Ich gehe jetzt zu Jenna, und ihr beiden solltet euch ausruhen, damit ihr wieder fit werdet!“
Dean verließ den Raum, und zwei besorgte Augenpaare folgten ihm.
Die Umgebung des alten Connorschen Hauses war an diesem Abend genauso still und friedlich wie am Abend zu zuvor. In der Ferne konnten die drei Männer zwei Spaziergänger mit Hunden sehen, ansonsten saßen die Familien wahrscheinlich gerade alle gemütlich am Abendbrottisch.
John parkte vor dem Haus, und er und Bobby ließen sich von Jared zur Rückseite des Hauses führen.
Sie hatten während der Fahrt nicht viele Worte gewechselt, jeder hatte seinen Gedanken nachgehangen.
Im Haus angekommen nahm Bobby sich den Keller vor, Jared das Erdgeschoss und John machte sich auf den Weg nach oben, wie sie es vorab besprochen hatten.
Er lief langsam und vorsichtig am äußersten Rand der Treppe hinauf, wo sie wahrscheinlich am stabilsten war. Aber trotzdem kam ihm das Klopfen seines Herzens extrem laut vor. Diese Treppe war inzwischen ziemlich morsch, und er sah sich bereits auf dem Boden des Kellers liegen.
Doch auch wenn die Stufen protestierend knarrten, kam er wenig später sicher in der oberen Etage an und atmete erleichtert auf.
Er begann seine Suche systematisch auf der rechten Seite des Flures und arbeitete sich von Zimmer zu Zimmer.
Der erste Raum war ein Schlafzimmer, wahrscheinlich das der Eltern, wie er vermutete. Es war noch vollständig möbliert. Anscheinend hatte in diesem Haus nach dem Tod der Einwohner niemand auch nur das Geringste verändert.
Das große Bett stand in der Mitte, und selbst das Bettzeug lag noch darauf - wenn die Laken auch mehr als mottenzerfressen waren. Ansonsten gab es eine Kommode, deren Schubladen er vorsichtig herauszog. Er fand vergilbte und ebenfalls mottenzerfressene Kleidungsstücke und benutzte seine Taschenlampe, um in den Schubladen nachzusehen, ob sonst noch etwas darin war. Doch er hatte kein Glück.
Er schaute ebenfalls in den großen Kleiderschrank und unter dem Bett nach, war dort aber genauso wenig erfolgreich.
Anschließend ging er in das angrenzende kleine Badezimmer, um nichts zu übersehen.
Nach wenigen Minuten war er in den nächsten Raum gewechselt, bei dem es sich offensichtlich um das Zimmer des Babys gehandelt hatte.
John schauderte beim Anblick der Krippe und des Wickeltisches. Hier hatte das Leben einer Familie ebenso abrupt ein Ende gefunden, wie es bei seiner eigenen Familie passiert war. Der Tod und das Übernatürliche veränderten einfach alles.
Er konnte sich nicht vorstellen, dass in diesem Raum irgendetwas war, aber seine jahrelang antrainierte Gründlichkeit ließ ihn trotzdem das Zimmer durchsuchen.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis er das Babyzimmer verließ und sich dem nächsten Raum zuwandte.
Er hatte kaum die Tür geöffnet, als ihm klar wurde, dass sie hier ihre Antworten finden würden, sofern es welche zu finden gab.
Direkt gegenüber der Tür stand ein großer alter Schreibtisch, und die Wände waren vor lauter Regalen kaum zu sehen.
Dies war ein Arbeitszimmer, und es war sicher nicht der Raum von Elisabeth Connor gewesen.
Er ging zurück zur Treppe und rief nach seinen Begleitern.
„Bobby? Jared? Wie weit seit ihr?“
Jared erschien in der Eingangshalle und zuckte mit den Schultern.
„Hier ist nichts“, meinte er. „Nur alter, zerfressener Kram und Ungeziefer. Der Altar, oder was es war, ist auch vollständig vernichtet.“
„In Ordnung. Bobby?“
„Hier sind nur zwei Kellerräume“, tönte es von unten. „Ein Haufen Dreck und Ratten, aber nichts was uns weiter hilft.“
„Okay, dann kommt beide hier nach oben, aber seit vorsichtig auf den Stufen! Ich denke ich habe Josef Connors Arbeitszimmer gefunden. Das ist unsere beste Chance.“
Draußen kam heftiger Wind auf…
Er war pünktlich zwei Monate vor dem Geburtstag seines nächsten Opfers aus seinem Winterschlaf erwacht.
So nannte er die Jahre und Monate, in denen sein Geist ruhte und wartete.
In ihm wüteten kalter Hass und warme Erinnerungen.
Sie wirbelten durcheinander und wenn er es zuließe, könnte er sich in dem Chaos verlieren.
Aber etwas war immer am Rande seines Bewusstseins: Rache.
Sie würde bezahlen!
Sie hatte sein Baby getötet, hatte sein kleines Mädchen voller Hass die Treppe hinuntergestürzt und zugesehen, wie das Licht in ihren Augen erloschen war.
Er hatte es ihr heimgezahlt.
Und dann hatte er einen Teil von ihr genommen und einen Teil seiner Tochter…
Er hatte den Altar errichtet, damit sein kleines Mädchen eine Chance bekam zu kämpfen, damit sie nicht für immer gehen musste. Und damit ihre Geister ihn schützten - soviel waren sie ihm schuldig, weil sie die Familie zerstört hatten.
Seine Vorfahren hatten Hexenblut gehabt. Er wusste alles über die Gabe und das Übernatürliche, auch wenn er selber keine Macht besaß.
Aber er hatte sein Wissen genutzt.
Es half ihm, Rache zu nehmen. Immer und immer wieder.
Es würde bis in alle Ewigkeit so weitergehen.
Die Linie ging auch noch anderswo weiter, da einer der Connorschen Nachfahren eine Schwester gehabt hatte.
Wenn nicht…
Die Wut ließ ihn rasen - heftiger Wind kam auf…
Jäger.
Er hatte von ihnen gehört, aber nie einen zu sehen bekommen.
Sie hatten seine Tochter und seine Frau zerstört.
Sie hatten sein Versteck ungeschützt gelassen.
Sie suchten nach ihm.
Er überlegte, was er tun wollte.
Drei der Jäger waren im Haus, suchten.
Mit ihnen allen konnte er es nicht aufnehmen.
Aber er konnte das letzte Mal Rache üben. Ja, das konnte er tun.
Es war zu früh, es war noch nicht ihr Geburtstag.
Egal. Das war egal.
Das Mädchen hatte kein Kind. Noch nicht. Sie hatte nicht mehr genug Zeit, um es zu bekommen.
Er konnte sie töten. Jetzt.
Danach war alles egal.
Er warf einen letzten Blick auf die suchenden Männer.
Er musste sich beeilen.
Zeit, ihren Freund aufzusuchen…
Dean folgte Jenna hinaus in den Garten und wanderte suchend zwischen den Bäumen und Büschen hindurch.
Sie hatte gesagt, dass sie die frische Luft brauchte und sich die Beine vertreten wollte.
Wenn er ehrlich war, hatte er es nicht ganz so eilig, sie zu finden.
Er wollte einfach ein paar Minuten haben, um seine Gedanken zu ordnen.
Danach würde er zu ihr gehen und sie trösten.
Er würde ihr alles geben, was er hatte, wenn es nur wieder ein Lächeln in ihr Gesicht zauberte.
Denn ihr Lächeln sorgte regelmäßig für ein warmes Gefühl in seinem Inneren und einen Optimismus, den er sein Leben lang nicht gekannt hatte.
Um ihn herum wurde der Wind ein wenig heftiger.
Dean fröstelte leicht.
Warum war es nur mit einem Mal so kalt?
Dann riss ihn eine Kraft von den Beinen, und noch während er dalag und nach Luft schnappte, spürte er etwas in sich eindringen.
‚Oh Gott, nein!’, schrie er innerlich.
‚NEIN!’
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