Leben und Sterben - Kapitel 21

Jul 09, 2010 09:14



Titel:   Leben und Sterben
Autor:   drea78
Beta: KonnyFan
Chapter:   21/ ?
Word Count this part: 2278
Series:   Zwillings-Universum
Pairing:   Dean/OC
Rating:   p-16

Kapitel 21:

John hatte das Tagebuch angezündet, während Bobby und Jared bereits auf dem Weg nach draußen waren.
Einen Moment hatte er dagestanden und zugesehen, wie das Feuer die Seiten zerfraß und sich dann schnell ausbreitete. Es faszinierte ihn und jagte ihm gleichzeitig eine Todesangst ein - eine Tatsache, die er seit über zwanzig Jahren sorgfältig für sich behielt.
Er hatte keine Ahnung, was seine Söhne denken würden, wenn sie wüssten, dass ihm das kleinste Feuerchen eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
Als er nach draußen kam, hatten sowohl Jared als auch Bobby bereits ihre Telefone am Ohr. Sie nickten sich zu, machten sich auf den Weg zu ihrem Auto und waren innerhalb von wenigen Minuten auf der Strecke zurück zum Monroe County.
Ungeduldig wartete John darauf, dass Jared das Gespräch mit Sam beendete und ihnen endlich sagte, was zu Hause los war.
Das Gesicht seines Jüngsten war grimmig. John trommelte ungeduldig mit den Fingern auf das Lenkrad und atmete erleichtert auf, als Jared endlich das Telefon zuklappte.
„Und, geht es ihnen gut? Was ist passiert?“, fragte er, bevor sein Sohn von selber etwas sagen konnte.
„Sam sagt, Krankenwagen sind bereits unterwegs, und wir sollen am besten direkt zum Krankenhaus kommen“, antwortete dieser.
„Was zum Teufel soll das bedeuten?“
John sah stur auf die Straße, nachdem er im Rückspiegel gesehen hatte, wie Jared zusammengezuckt war. Er hatte nun wirklich weder die Geduld noch die Nerven für Feinfühligkeit, solange er nicht wusste, was mit seinen Kindern los war.
„Jensen und Jenna sind angeschossen“, erklärte Jared, und Johns Augen weiteten sich. „Sie haben beide einiges an Blut verloren, sind aber noch bei Bewusstsein. Sam selber hat seine verletzte Schulter etwas überstrapaziert, sich aber nicht weiter verletzt. Und Dean… Schnittwunden an der rechten Hand, eine Platzwunde am Kopf, weil Sam ihn niederschlagen musste, und vermutlich angeschlagene Rippen.“
Bevor John etwas dazu sagen konnte, fuhr Jared fort: „Mehr weiß ich auch nicht, Dad. Sam konnte nicht sagen, wie ernst es ist, er war selbst ziemlich durch den Wind. Wir sollen einfach zum Krankenhaus kommen und Jennas Vater verständigen.“
„Okay, schon gut“, antwortete John. Er war alles andere als beruhigt, sah aber ein, dass er sich für weitere Informationen gedulden musste.
Jared verfiel in Schweigen.
John lauschte abwesend Bobbys Gespräch mit Ash. Sie hatten nicht absprechen müssen, dass sie das Hunter-Netzwerk einschalten mussten. Das Connorsche Haus stand inzwischen sicherlich in Flammen, und Dean war besessen gewesen und hatte Verletzungen verursacht. Bei Schussverletzungen wurde in Krankenhäusern grundsätzlich die Polizei eingeschaltet. Wenn sie nicht wollten, dass diese unangenehme Fragen stellte, dann musste ihr Verbindungsmann vom Netzwerk diese Sachen regeln. Und das war Ash.
John vertraute dem Mann, aber ihm war es ganz Recht, wenn Bobby sich um diese Dinge kümmerte. Er wollte nichts mit den Details zu tun haben, sondern einfach nur wissen, wie es seinen Söhnen und Jenna ging.

Philip Matthews hatte keine Ahnung, wie er überhaupt zum Krankenhaus gekommen war.
Aber er war nun da, stand vor dem weitläufigen Gebäude und traute sich nicht, hinein zu gehen.
Als John Winchester ihn angerufen hatte, hatte er das Gefühl gehabt, sein Herz bliebe stehen.
Er hatte noch nicht einmal das Gespräch mit seiner Tochter und ihrem Freund verarbeitet, und nun bekam er die Nachricht, dass seine Jenna angeschossen worden war.
Philip konnte sich ausrechnen, was passiert war. Jedenfalls ungefähr. Schließlich hatte er zusehen müssen, wie seine Frau durch seine eigenen Hände gestorben war.
Doch er hatte diese Ereignisse so tief in sich vergraben, dass er Mühe hatte, nun mit ihnen umzugehen. Das alles war definitiv zu viel auf einmal. Er wollte wissen, was genau heute passiert war.
Aber gleichzeitig hatte er auch Angst davor.
Er konnte unmöglich sein kleines Mädchen verlieren. Allein der Gedanke jagte ein Schaudern über seinen Rücken. Alles durfte passieren, nur das nicht.
Mit einem tiefen Atemzug zwang er sich dazu, Ruhe zu bewahren. Sein Eindruck von Dean Winchester war gewesen, dass dieser Jenna wirklich gern hatte, und daher musste er einfach darauf vertrauen, dass der junge Mann alles getan hatte, um sie zu schützen.
Schließlich war das auch sein Job, als Freund und als Jäger.
Auch wenn es Philip immer noch seltsam vorkam, dass es in dieser Welt wirklich Leute gab, die ihren Lebensunterhalt damit verdienten, Geister und andere übernatürliche Geschöpfe zu jagen. Aber Dean hatte ihm versichert, dass es ein ganzes Netzwerk von Jägern gab - das allerdings weitgehend im Geheimen operierte.
Der Junge wusste anscheinend, wovon er sprach, und Jenna hatte es bestätigt - sie hatte ihm sogar erzählt, dass sie tatsächlich Geister gesehen hatte. Die Geister ihrer Vorfahren, in einem alten, verfallenen Haus.
Jemand rempelte ihn an und riss ihn damit aus seinen konfusen Gedanken.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass er immer noch mitten vor dem Eingang des Krankenhauses stand.
So würde er nie herausfinden, wie es seiner Tochter ging.
Philip straffte die Schultern und ging dann endlich in das Gebäude hinein.
Am Empfang fragte er nach Jenna und wurde zur Notaufnahme geschickt.
Inzwischen war es beinahe 22 Uhr, und als er bei dem großen Wartebereich vor den Behandlungsräumen ankam, war dort nicht allzu viel los.
Die Winchesters fielen ihm sofort ins Auge.
Sie saßen am Rande des Wartebereichs, wo es etwas dunkler war und nicht so viel Aufmerksamkeit auf sie fiel. Aber allein die Zwillinge sorgten dafür, dass Philip sofort wusste, wen er vor sich hatte.
Jenna und Dean hatten ihm schließlich erzählt, dass nicht nur dieser einen Zwilling hatte, sondern dass es noch zwei jüngere Brüder gab, bei denen es sich ebenfalls um ein Zwillingspärchen handelte.
Irgendwie hatte er nach den kurzen Erzählungen geglaubt, die jüngeren Brüder müssten noch halbe Kinder sein, aber wie es aussah, waren sie weit davon entfernt.
Selbst im Sitzen sah man, dass sie ziemlich groß waren.
Neben den Zwillingsbrüdern saß ein Mann seines Alters mit Dreitagebart, der seinen Kopf an die Wand gelehnt hatte und nervös mit den Füßen scharrte. Das musste John Winchester sein.
Neben diesem wiederum saß ein weiterer Mann, der genauso besorgt aussah wie alle anderen. Dean hatte von einem engen Freund der Familie berichtet, aber Philip hatte den Namen wieder vergessen.
„Was ist passiert? Wie geht es meiner Tochter?“, fragte er, noch bevor er die Familie erreicht und sie ihn bemerkt hatten.
John Winchester schreckte auf, und für einen Moment hatte Philip das Gefühl, der Mann wollte eine Waffe ziehen und einfach los schießen. Anscheinend war das Familienoberhaupt kein Mann, der zögerte.
Vier Augenpaare beäugten ihn misstrauisch, und erst als er noch weiter auf sie zuging und seine Hand ausstreckte, entspannten sich die Männer etwas.
„Ich bin Philip Matthews, Jennas Vater“, stellte er sich vor.
„John Winchester. Das sind meine Söhne Sam und Jared und unser Freund Bobby Singer.“
Sie schüttelten sich kurz die Hände und dann entstand ein unangenehmes Schweigen, bevor er sich räusperte und noch einmal nachfragte: „Haben Sie schon etwas gehört? Wie geht es Jenna und ihren Söhnen?“
„Es war noch niemand hier“, antwortete ihm einer der Zwillinge mit Besorgnis, Anspannung und einem Hauch von Ungeduld in der Stimme.
„Ich werde mal nachfragen gehen“, antwortete Philip. Er hatte keine Ahnung, was er sonst machen sollte, und mit Sicherheit war dies nicht der richtige Ort und Moment, um darüber zu reden, was passiert war.
Gerade als er sich umgedreht hatte, kam ein Arzt auf sie zu.
„Die Familien von Jenna Matthews sowie Dean und Jensen Winchester?“
„Ja, hier!“, sagten sie beinahe alle gleichzeitig, und es dauerte nur Sekunden, bis sie den Arzt quasi umringt hatten.
„Ich bin Jennas Vater“, machte Philip auf sich aufmerksam. Er konnte die Ungewissheit keine Minute länger ertragen.
„In Ordnung“, meinte der Arzt. „Mein Name ist Gabe Randell. Ihrer Tochter geht es soweit gut. Sie hat einen glatten Durchschuss im rechten Oberarm. Es sind keine wichtigen Nerven verletzt, der Arm wird daher aller Voraussicht nach bald wieder vollständig beweglich sein. Sie hat zwar einiges an Blut verloren, aber sie ist körperlich fit, und mit ein wenig Ruhe werden ihre Kräfte bald zurückkehren. Es sollte keine Probleme geben, solange sie die Antibiotika nimmt, damit sie keine Infektion bekommt.“
Philip fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Jetzt hoffte er nur noch, dass die beiden jungen Männer, die seiner Tochter geholfen hatten, ebenfalls in Ordnung waren.
Der Arzt warf einen kurzen Blick auf die Krankenblätter in seinen Händen, bevor er sich an John Winchester und die anderen drei Männer wandte.
„Dean hat mehrere Schnitte am rechten Unterarm, einige waren ziemlich tief und wurden genäht. Zum Glück waren weder Arterien noch größere Venen betroffen, der Blutverlust ist bei ihm daher ebenfalls verkraftbar. Sein Brustkorb ist ein einziger großer Bluterguss, aber die Rippen sind nicht gebrochen.“
Der Arzt hielt einen Moment inne und schüttelte den Kopf, bevor er weiter sprach.
„Ein wenig Sorgen macht mir, dass Dean zwar anscheinend bei Bewusstsein ist, aber um sich herum nichts richtig wahrzunehmen scheint. Seine Augen sind offen, aber er reagiert nicht auf Licht oder Bewegungen.“
Philip hörte John Winchester neben sich leise fluchen. Philip hatte das Gefühl, der Mann wusste genau, was das zu bedeuten hatte.
„Was ist mit Jensen?“, fragte er dann.
„Ein Schuss traf ihn in die linke Seite. Wie es aussieht, sind keine lebenswichtigen Organe verletzt, aber es gibt wahrscheinlich innere Blutungen, und die Kugel muss raus. Er wird gerade für den OP vorbereitet.“
„Sie müssen ihn erst zu seinem Bruder bringen!“, verlangte der älteste Winchester mit fester Stimme, und seine Söhne und Bobby Singer nickten zustimmend.
„Mr. Winchester, ihr Sohn verliert stetig Blut, und wir sollten ihn so schnell wie möglich operieren, bevor sein Körper zu schwach wird!“, antwortete der Arzt in missbilligendem Ton.
„Dad, vielleicht…“, fing einer der Zwillinge an.
„Nein, Sam! Sie brauchen das beide, und das weißt du auch.“
Er blickte seinen Sohn ernst an, bis dieser schließlich nickte.
„Dr. Randell, ich muss darauf bestehen, dass sich meine Söhne erst sehen, bevor sie Jensen operieren.“
Die Stimme des Mannes ließ nicht den geringsten Widerspruch zu, geschweige denn Zweifel erkennen.
Philip hatte keine Ahnung, warum das so wichtig war und neigte dazu, dem Arzt zuzustimmen.
Aber dieser schien einzusehen, dass er keine Chance hatte und nickte.
„Wie sie meinen“, meinte er lediglich.

Es war, wie das Gefühl, in Ohnmacht zu fallen: ein Rauschen in seinen Ohren; Geräusche, die lauter wurden, um sofort wieder zu einem Flüstern zu schrumpfen, und Bilder, die sich nicht fokussieren ließen - sie schienen greifbar nah, dann wieder unerreichbar weit entfernt.
Seine Wahrnehmung schien begrenzt auf die hell erleuchtete Lampe, die über ihm an der Decke hing.
Es war beinahe, als wäre er mitten in einem Traum, nur dass er keine Ahnung hatte, was sich gerade abspielte.
Er könnte sich einfach so treiben lassen, bis in alle Ewigkeit.
Doch irgendetwas am Rande seines Bewusstseins zog und zerrte an ihm, wollte ihm den Frieden nicht gönnen.
Vielleicht hatte es etwas mit der Leere zu tun, die allgegenwärtig war. Es schien, als wäre er abgeschottet von der Welt, seinen Erinnerungen und auch von allem anderen. Nichts schien mehr wichtig zu sein.
Er hatte etwas Fürchterliches getan.
Der Gedanke hatte sich einfach so eingeschlichen. Er wusste genau, dass es die Wahrheit war, aber er wollte nicht wissen, was das bedeutete. Was immer es war, es war zu schrecklich, um damit umzugehen.
Irgendetwas, nein, irgendwen, hatte er verloren.
Ohne diesen Jemand war es besser, in diesem Stadium der Ohnmacht zu bleiben, der Realität auszuweichen.
Doch dieses Ziehen und Zerren in seinem Inneren hörte nicht auf, ließ ihn nicht in Ruhe.
Es war wie ein Rufen, doch zu schwach, als dass er erkennen konnte, wer es war, und zu schwach, um entscheiden zu können, ob derjenige es Wert war, aus diesem ohnmächtigen Zustand herauszukommen.
Dann, mit einem Schlag änderte sich etwas.
Er spürte eine Wärme neben sich, eine Berührung - innen wie außen.
Es war, als würde die Kraft zu ihm zurückfließen, die ihm abhanden gekommen war.
Als wäre ein fehlendes Puzzelteil zurück an seinem Platz.
‚Dean!’
Ich bin Dean, dachte er.
Mit der Stimme in seinem Kopf kehrte alles zu ihm zurück.
‚Jensen!’, rief er in Gedanken seinen Zwillingsbruder.
Er weitete sein Bewusstsein aus, machte Platz für seinen Bruder, die andere Hälfte seines Ichs.
Er hatte das Gefühl, zu sehen, wie das papierdünne Band, das kaum zu spüren gewesen war, stärker wurde. Erleichterung trieb ihm die Tränen in die Augen, aber das war äußerlich. Damit konnte und wollte er sich jetzt nicht befassen.
Er schloss die Augen, konzentrierte sich auf seinen Zwillingsbruder, spürte seine Nähe und begann wieder zu fühlen, was dieser empfand.
Jensens Körper schmerzte, ebenso wie seiner.
‚Du bist verletzt’, sagte er, tiefe Reue in der Stimme.
‚Dein Geist hast mir eine Kugel verpasst, Brüderchen’, kam die Antwort ohne jeden Vorwurf.
‚Jensen…’, setzte er an, aber wurde sogleich unterbrochen.
‚Komm mir jetzt nicht mit Schuldgefühlen, Dean. Das warst nicht du!’
‚Aber…’
‚Sie werden die Kugel gleich rausholen, hat der Arzt gesagt.’
‚Himmel, was machst du dann hier? Du verlierst doch Blut, warum machen sie nicht längst etwas?’
Am liebsten hätte er sich aufgesetzt und die Ärzte angeschrieen, aber dafür fehlte ihm die Kraft.
‚Dean… verdammt, was glaubst du denn?’
Er konnte praktisch sehen, wie Jensen ärgerlich das Gesicht verzog.
‚Die werden mir eine Narkose verpassen, und was glaubst du, was dann passiert wäre?’
Er wusste es. Natürlich wusste er es.
Ihre Verbindung hatte an einem hauchdünnen Faden gehangen, und er war kurz davor gewesen, sich so weit in sich selbst zurückzuziehen, dass selbst Jensen ihn nicht mehr hätte erreichen können.
Sie brauchten keine Worte, um auszudrücken, was sie sich sonst noch zu sagen hatten.
Als sie Jensen wegbrachten, öffnete Dean die Augen.
Er würde mit jeder Faser seines Bewusstseins die Verbindung festhalten, wenn Jensen in Narkose war.
Doch bis es so weit war, musste er unbedingt wissen, wie es Jenna ging.

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