Titel: Old'n Merry go round
Autor: Anja
Fandom: Buffy
Genre: Humor
Rating: kein Rating
Inhalt: Habt ihr euch je gewundert, ob durch Willows Zauber auch Jägerinnen erweckt wurden, die das „Jägerinnenalter“ schon seit langem überschritten haben? Nein? Nun das solltet ihr vielleicht. :-D
A/N: Marge und Betty gehören mir. Das Konzept gehört Joss. Gebetad hat
watchersgoddess. Übrige Fehler gehen auf meine Kappe.
„Links blinken, Betty!“, krächzte die runzelige Gestalt auf Bettys Beifahrerplatz.
„Jaja, das mache ich doch“, antwortete sie und kniff wieder angestrengt die Augen zusammen. Die schienen tatsächlich von Tag zu Tag schlechter zu werden. Unbewusst strich ihre Zunge über ihre trockenen Lippen und ganz vorsichtig nahm sie den Fuß vom Gas. Bremsen war überflüssig, denn auch während des Fahrens stand Betty mehr, als dass sie fuhr.
Also blieb sie nach einem zwei Meter langen Rollweg stehen und starrte auf die Querstraße, Nebenstraße wohlbemerkt, als wolle sie sie hypnotisieren.
Lautes Hupen drang an ihr Ohr von der langen Autokolonne, die seit 15 Minuten hinter ihrem VW Beatle hinterher tuckerte.
„Das andere Links“, piepste ihre alte Freundin Marge. Betty schob den Blinkhebel in die andere Richtung und zusammen beobachteten sie weiter den entgegenkommenden Verkehr, der ohne Pause an ihnen vorbeirauschte.
„Hach ja“, seufzte Marge und ihre Aufmerksamkeit wurde von einem kleinen Terrier abgelenkt, der mitsamt Herrchen rechts auf dem Fußweg an ihnen vorbeilief.
„Schau doch nur, Betty. Ist der nicht putzig?“, sagte sie und hustete. „Oh jeh, mein Asthma!“
„Jaja“, säuselte Betty und vergaß über die Leiden ihrer Freundin vollkommen den Gegenverkehr zu beobachten. Es dröhnte erneutes, lautes Hupen, als sie eine große Lücke verpasste, durch die sie dreimal hätte abbiegen können.
„Diese Jugend von heute“, kommentierte Betty, schüttelte missbilligend ihren weißen Lockenkopf und wandte sich wieder an Marge. „Als wir noch jung waren, da waren die Menschen nicht so ungeduldig, oder irre ich mich?“
„Nein, nein“ *röchel* „Da hast du ganz Recht.“ Marge kramte ein neues Taschentuch aus ihrer Handtasche. „Das Leben ist in der heutigen Zeit nur noch Stress. Ja ja! Kein Wunder, dass mein Rücken mir wieder Probleme bereitet.“
Mitfühlend nickte Betty und sah, dass hinter dem entgegenkommen Pick Up offenbar eine große Lücke war. Jetzt konzentrieren und...
„Wie spät ist es?“, unterbrach Marge erneut und Betty warf einen Blick auf die Uhr neben der Tankanzeige.
„Es ist kurz vor vier, meine Liebe.“
Oh schade, da war auch schon wieder der nächste Autoschub.
„Verdammt noch mal, wie dämlich muss man denn sein?“, ertönte eine empörte Stimme aus einiger Entfernung. Was die beiden alten Damen aber nicht hören konnten, da sie beide ihre Hörgeräte zu Hause vergessen hatten.
„Also, ich muss dir sagen, das Wetter ist zur Zeit ganz furchtbar. Diese Hitze. Und dann Nachts, diese Kälte. Nein, nein, nein. Das ist nichts für meine alten Knochen.“
Betty nickte bestätigend und warf einen Blick in den Rückspiegel, um ihre weißen Strähnen zu richten. Dort sah sie auch, dass nun aus dem Wagen hinter ihnen ein junger Mann ausstieg. Neugierig wanderte ihr Blick zum Seitenspiegel, wo sie sehen konnte, dass der junge Mann offensichtlich zu ihrer Autotür gelaufen kam.
„Wie wärs denn mal mit Fahren, du alte Schnepfe?“, wütete der junge Mann. Erschrocken sah Betty, dass er einen - Gott bewahre - Nasenring trug .
„Meine Güte junger Mann, ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihre Mutter Ihr Auftreten gutheißen kann“, bemerkte Betty.
„Meine Mutter? Verdammt, willst du mich verarschen? Wie wärs wenn du deine Glasaugen mal auf den Verkehr richtest und endlich fährst.“
„Ein sehr unhöflicher junger Herr“, murmelte Marge neben ihr und behutsam tätschelte Betty die mit Altersflecken übersäte Hand ihrer Freundin. „Nicht aufregen, meine Liebe. Ich werde das regeln.“
Betty nahm sich ihre Handtasche von der Mittelkonsole und öffnete mit ihren zittrigen Finger die Fahrertür.
„Was denn nun? Wollen Sie mir den Po versohlen?“, begann der Junge hämisch zu lachen und machte anzügliche Gesten mit seinen Händen.
„Junger Mann, ich habe schon schwereren Jungs als Ihnen die Leviten gelesen“, näselte Betty und wurde langsam aber sicher doch ärgerlich. Das Hupen und die wütenden Rufe wurden von Sekunde zu Sekunde zahlreicher, die Schlange reichte schon seit langem bis über die vorangegangene Kreuzung und vermutlich würde sogar der Verkehrsfunk nicht mehr lange verschweigen „das sich auf der B96 Richtung Germantown, TN, ein Stau wegen eines liegengebliebenen PKW gebildet hatte“.
Die Autos auf der anderen Straßenseite gaben sich allergrößte Mühe möglichst langsam an den beiden vorbei zu fahren, was nichts ganz einfach war, da sie halb auf der Gegenfahrbahn standen.
„Was denn, Oma? Soll ich jetzt Angst kriegen? Uuhhh, ich will nicht von Ihrer Tupperdose erschlagen werden“, witzelte der junge Mann und zeigte auf Bettys Handtasche, die sie fest mit weiß hervortretenden Knöcheln in den Händen hielt. „Soll ich vielleicht Ihre Rheumadecke vorwärmen oder schaffen Sie es heute noch mir zu antworten?“
Zu viel war zu viel.
„Junger Mann!“, schimpfte sie und stemmte beide Hände in ihre ausladenden Hüften. „Das muss ich mir von einem Küken wie Ihnen nicht gefallen lassen!“
Wütend schleuderte Betty dem jungen Mann einige Male ihre Handtasche um die Ohren und drehte sich um, um wieder ins Auto zu steigen. Sie hatte es nicht nötig, sich mit Grünschnäbeln herumzuschlagen, die noch vor zehn Jahren in den Windeln gelegen haben. So bekam sie auch nicht mit, wie der junge Mann benommen zu Boden glitt und auf der Gegenfahrbahn liegen blieb. Die entgegenkommenden Autos hielten an und der Beifahrer des jungen Mannes kam hastig angelaufen und versuchte vergeblich den Bewusstlosen zum Aufstehen zu bewegen.
Schwer atmend ließ sich Betty in ihren Beatle fallen.
„Hach“, stöhnte sie und fummelte mit ihren alten, knochigen Fingern nach dem Anlasser. Der liegengebliebene Verkehr hatte sich inzwischen zu einen großen Knäuel geformt und eine große Lücke für die Linksabbieger hinterlassen. So gab Betty vorsichtig Gas und bog im Schritttempo in die Seitenstraße ab. Eine zeitlang fuhren sie schweigend weiter bis Betty ihre Nerven wieder einigermaßen beruhigt hatte.
„Die jungen Leute von heute. Wenn mich meine Asthma nicht so quälen würde, dann hätte ich es ihm aber gegeben. Das kann ich dir sagen.“ Rote Flecken hatten sich auf ihrer Wange gebildet und sie hatte ihre liebe Mühe sich ihren Ärger nicht ansehen zu lassen.
Doch schließlich räusperte sich Marge, fischte nach einem Hustenbonbon in ihrer violettfarbenen Handtasche und krächzte beeindruckt: „Hach Betty, deine Kondition hätte ich gerne.“