Die drei Fragezeichen | Justus, Peter und Bob | G | gen | 685 words | 02..12.21 | written for the Adventskalender at
deutsch_fandom with the prompt Schmuddelwetter
Weiße Vorweihnachten
“Oh Mann... Mir wurden weiße Weihnachten versprochen!"
Bob sah nicht einmal von seinem Buch auf. "Niemand hat dir so etwas versprochen."
“Okay, vielleicht nicht weiße weiße Weihnachten, aber doch nicht..." Er gestikulierte zum Fenster und dem in der Dunkelheit kaum zu erkennenden Regen. "Das."
“Zweiter, ich weiß nicht was du hast, es ist erst der zweite Dezember, nicht Weihnachten."
Peter verdrehte die Augen. “Was du nicht sagst, Erster."
“Was ich damit sagen will ist, dass Ouray durchaus im Dezember Minusgrade hat. Bis zum Ende des Monats wird es sich noch deutlich abkühlen. Ich meine sogar, dass der Wetterbericht den ersten Schneefall schon für diese Woche erwarten lässt."
Peter schüttelte bloß den Kopf wandte sich wieder dem Fenster zu um missmutig in den Regen zu starren--und vielleicht einen Blick auf ihren Verdächtigen erhaschen zu können.
“Ich meine ja nur. Dezember in Colorado weckt halt gewisse Erwartungen…”
Draußen, vor dem Fenster ihres kleinen Motelzimmers, fiel weiter leichter Regen, nur beleuchtet vom schummrigen Licht aus anderen Zimmern und den Scheinwerfern der selten vorbeifahrenden Autos. Das Fenster war nicht wirklich dicht und Peter war dankbar über den dicken Wollpulli, den Kelly ihm noch vor ihrer Abfahrt aufgezwungen hatte. "Kollegen, mir ist egal, ob unser Verdächtiger heute noch auftaucht, mich bringt nichts mehr nach da draußen."
"Es ist höchst unwahrscheinlich, dass der angebliche Mr. Gates noch heute zuschlägt. Wir werden morgen in aller Ruhe die Stadt erkunden können, dafür sind wir ja extra so früh angereist", erklärte Justus, als wären sie diesen Plan nicht schon während des knapp viereinhalbstündigen Fluges nach Montrose dreimal durchgegangen. Und einmal auf der Fahrt vom Flughafen zum Motel, nur um sicher zu gehen. "Heute abend können wir uns einfach entspannen."
Natürlich bedeutete entspannen für Justus, auf seinem Laptop Informationen über das Motel aus dem Stadtarchiv zu sichten, während Bob im einzigen Sessel des Zimmers saß und einen neuen Thriller laß. Für Peter hätte entspannen bedeutet, eine Runde durch die Stadt zu joggen oder vielleicht ein paar Einheimische nach guten Skipisten zu fragen. Aber nicht bei drei Grad und Regen.
"Peter, du wirst auch mal einen Tag ohne Bewegung überleben", seufzte Bob und schloss sein Buch. "Draußen ist es kalt und regnerisch aber wir haben es gemütlich warm. Was willst du mehr?"
Peter zuckte mit den Achseln. "Lichterketten und Kakao. Oh, und Schnee!"
"Sonst nichts? Keine Weihnachtselfen oder Orgelkonzerte?" ätzte Bob aber schaffte es nicht, sein leichtes Lächeln zu verstecken. "Ich guck mal nach was zu trinken."
"Bring mir ne Coke mit!"
"Du wolltest mehr Wasser trinken, Erster."
Die Moteltür fiel überraschend schwer hinter Bob ins Schloß und Peter seufzte. "Ist dir klar, dass hier das vermutlich einzige Motel in den Vereinigten Staaten ist, das keine kitschige Weihnachtsdeko hat? Vielleicht will Gates sie deshalb aufkaufen..."
"Zweiter, ich weiß nicht, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist, aber es wäre schön, wenn du das Nörgeln einstellen könntest."
"Mir ist überhaupt keine Laus über die Leber gelaufen, es ist nur... Na ja. Es war ein langer Tag mit viel sitzen und das Wetter ist einfach..." Er schüttelte sich.
"Sehr eloquent, Surfer Boy."
Das entlockte Peter dann doch ein Grinsen. "Schon klar. Irgendwas interessantes in den Grundbucheinträgen?"
"Noch nicht." Justus knetete seine Unterlippe, offensichtlich näher an einer Erkenntnis als ihm selbst klar war, als die Zimmertür wieder aufgestoßen wurde. Bob trat rückwärts ins Zimmer und balancierte ein Tablett mit--
"Ist das Kakao?"
"Oh ja."
Es war heißer, nicht wirklich guter Kakao in Werbetassen der örtlichen Unternehmen und als Peter sich vom Fenster weg drehte und seine Hände um die pinke Keramik mit dem Logo von June's Nail Salon schloss, konnte er den Regen beinahe vergessen. Justus nahm seine Tasse (Ouray Hardware & Mercantile) mit einem dankbaren Lächeln entgegen. Bob setzte sich auf die Armlehne des Sessels.
"Lichterketten gab es nicht. Wirklich. Keine einzige im Motel sagt Kim an der Rezeption. Was ist da los? Ein Motel ohne Weihnachtsdeko? Ist das legal?"
Justus grinste in seinen Kakao. "Ja, das scheint das wirkliche Mysterium zu sein. Dem sollten wir uns widmen, sobald wir den Gates-Fall aufgeklärt haben."
"Einverstanden", erklärte Peter. "Aber danach gehen wir Skifahren. Keine Widerrede. Ich will weiße Vorweihnachten."