PG-15
Max schläft sofort ein.
Er ist dabei nicht aufdringlich, kuschelt sich nicht an mich, wie ich es bei vielen anderen schon erlebt hatte. Er bleibt einfach ausgestreckt liegen und hat den Mund leicht offen. Sein Atem kommt tief und ruhig, gibt der Atmosphäre etwas Friedliches.
Ich rolle mich auf die Seite, um ihn besser zu sehen.
Es ist merkwürdig.
Er ist immer noch derselbe. Meistens verändern sich Menschen auf einen Schlag, nachdem ich sie so intim erlebt habe. Es fühlt sich dann seltsam an, sie am hellichten Tag anzublicken. Alles scheint dann irgendwie anders, alles geht wieder auf die Bettaktivitäten zurück. Irgendwann hatte ich dann immer die Nase voll, war wohl zum Teil auch enttäuscht, dass es wieder nichts geworden war.
Aber mit Max ist es anders. Ich werde ihn morgen im Training wiedersehen, und er wird mich genauso freundlich grüßen wie vor einem Jahr. Wir werden Partnerübungen machen und er wird mir dabei offen in die Augen sehen und etwas Lustiges erzählen.
Manchmal frage ich mich, ob es die Jugend und seine Leichtfertigkeit ist, die ihn so sorglos durch die Gegend tanzen lässt.
Aber so ist er nun auch wieder nicht.
Er ist merkwürdig.
Er wusste sehr wohl, worauf er sich eingelassen hat. Ich hatte ihm von Anfang an klar gemacht, woran er war. Es hatte ihm gepasst. Er hatte genickt und mich geküsst. So, wie man jemanden küsst, der nicht mehr bedeutet als der jetztige Moment.
Damals hatte ich die Schnauze voll von den immer neuen Versuchen, jemanden zu finden. Jetzt frage ich mich nur noch, ob er es merkt. Ob er merkt, wie aus dem ganzen hier mehr wird.
Max rührt sich. Nach einer Weile kneift er die Augen zusammen und öffnet sie. Er sieht mich an und zieht fragend die Augenbrauen hoch. Genau die selbe Mimik wie auf dem Platz, wenn er mir winkt und danach verlangt, angespielt zu werden.
Dann zuckt er mit den Schultern und zieht die Decke ein wenig höher. Schließt wieder die Augen.
Ihm kommt nicht der Gedanke, bei Kälte ein wenig näher an mich zu rücken.
Ich spüre die Enttäuschung in meiner Magengegend und schüttel den Kopf. So sollte es nun wirklich nicht sein.
Ich bin merkwürdig, in letzter Zeit.
Nur, weil es ihn kalt lässt. Weil er es nicht merkt.
Ich streiche sanft über seine Stirn und er runzelt sie kurz.
Ich fühle mich alt.
Und Max schläft.