Kollektive Absurdität: Machen oder auch nicht [Holtby/Moritz]

Jul 09, 2012 00:27

PG-16



„Was willste denn machen, hmm? Was zum Teufel willst du tun?“ Ein ungehaltenes Schnauben, eine zurückgeschobene Bettdecke. Lewis war aufgestanden, ging zum Fenster. Die Vorhänge blockierten ihm die Sicht und er schob sie unwirsch zur Seite.

Sofort ergoss sich die warme Nachmittagssonne über den Fussboden, erhellten die tanzenden Staubpartikel. Christoph zog nur die Augenbrauen zusammen, setzte sich etwas weiter auf. „Zu dir runter fahren. Was sonst?“

„Du kannst nicht die ganze Zeit zu mir runter fahren.“ Lewis zog mit einer heftigen Bewegung Den Vorhang wieder zu, drehte sich mit verschränkten Armen zu seinem Freund. „Wie wird das bitte aussehen?“
„Na, als ob ich dich besuchen würde.“ Christoph biss die Zähne zusammen. Er hasste das. So wenig Zeit und so viel Streit. „Was hast du denn?“

Ein Seufzen kam als Antwort zurück. Lewis setzte sich wieder aufs Bett, zupfte an der Bettdecke herum. „Ich... ich weiß nicht, Chris.“ Seine Augen flackerten hin und her, zwischen seinen Händen und der Wand, der Nachttischlampe, dem Wandschrank. Nur Christoph sah er nicht an. „Du bist so weit weg.“

„Ich sitze hier.“ Sagte Christoph und diesmal war seine Stimme wesentlich härter. „Genau hier. Ich könnt’ dir jetzt eine runter hauen, ohne mich zu bewegen.“
„Dann machs doch!“ Lewis fuhr sich durch den Schopf. „Schlag mich, gib’s mir hart...“ ein bitteres Lachen. „Ach ja, hast du ja schon.“

„Lewis.“ Christoph legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter, drehte ihn mit voller Gewalt zu sich. „Jetzt rede endlich Klartext.“
Ihre Blicke trafen sich und der Aufprall war hart. Lewis schluckte und registrierte gleichzeitig, wie rasch sich Christophs Brust hob und senkte.
„Ich denk daran, erst mal be Weile... pause zu machen.“ Sagte er schließlich. Die Worte hallten im Raum wieder und wiederholten sich. Christoph sog hörbar Luft ein.
„Warum redest du’s noch schön? Du willst Schluss machen.“

„Ich... ach, Scheiße!“ Lewis ließ sich nach hinten fallen, starrte die Decke an. „Ich weiß es nicht.“
„Jetzt entscheid’ dich mal.“ Ein Seitenblick sagte ihm, dass Christoph aufgestanden war und sich gerade seine Shorts anstreifte. Der Anblick ließ sein Herz schneller schlagen. Es simmte. Er wusste es wirklich nicht.

„Oder hast du wen anderen gefunden?“ Die Wut in Christophs Stimme war leicht zu hören, aber Lewis wusste, dass sie nicht lange bleiben würde. Er war niemals über längere Zeit wütend. „Bin ja leicht zu ersetzen.“
„Jetzt halt die Klappe!“ und urplötzlich griff er nach dem erstbesten, was in Reichweite war und schleuderte es Christoph entgegen. Das Kissen traf ihn weich und harmlos am Hinterkopf, doch Christophs Miene war absolut mörderisch als er sich zu ihm umdrehte.
„Warum sollte ich? Du hast gerade schluss gemacht!“

„Ich hab’ nicht Schluss gemacht, verdammt noch mal! Ich hab nur dran gedacht!“ Kaum hatte er ausgesprochen, bekam er auch schon das Kissen ins Gesicht geschleudert. Der Miniaturreißverschluss des Bezugs erwischte ihn an der Unterlippe und er schmeckte sofot Blut. „Fick dich, man, fick dich doch!“
„Gerne, wirklich gerne.“ Christoph stämmte die Hände in die Hüfte, nickte mit zusammengekniffenen Lippen. „Das war’s dann wohl.“

„Wie oft noch? Ich habe nicht schluss gemacht!“ Lewis wischte sich quer durchs Gesicht und schob das rot bespritzte Kissen zur Seite.
„Dann tu ich’s jetzt!“ und auf einmal brüllte Christoph. „Ich will das nicht mehr, klar?“ Seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt und er spürte das Bedürfnis, etwas einzuschlagen. Am liebsten hätte er Lewis jetzt wirklich eine runter gehauen.

„Verdammt, du spinnst doch!“ mit einem Satz war Lewis bei ihm, schubste ihn rücksichtslos nach hinten. „Was soll das jetzt?“
Ohne groß nachzudenken schubste er zurück. Lewis taumelte einen Schritt nach hinten, reagierte schnell und holte aus.

Der Schlag fühlte sich fast schon gut an. Er rieb sich das schmerzende Kinn und blickte auf, nur um Lewis’ fassungslose Miene zu sehen. Verdammt, er liebte diesen Typen wirklich.
„Chris.“ Murmelte Lewis. „Scheiße, Chris, das wollte ich nich’.“ Seine Augen waren geweitet und er machte einen Schritt auf seinen Freund zu. „Scheiße.“
Christoph sagte nichts. Er hatte auch nicht vor zurück zu schlagen. Mit seinem Handrücken fuhr er sich rasch über die Wange, doch die heiße Flüssigkeit war schneller.

„Scheiße.“ Flüsterte Lewis. Dann umarmte er Christoph einfach. Schloss seine Arme um ihn und hielt ihn so fest, dass es fast schon wieder weh tat. „Es tut mir so leid.“
Und es tat ihm tatsächlich leid, mehr als alles andere. Die Tränen zu sehen waren für ihn fast physischer Schmerz. Christoph heulte nie. Jetzt schon... und das brachte ihn aus dem Konzept. Völlig.
„Warum denkste an Schlussmachen?“ seine Stimme war dumpf, mit dem Weinen hatte er längst schon aufgehört. Hatte eben auch seinen Stolz. „Warum... warum denkst du an sowas?“

„Weil ich die Distanz... weil sie mich fertig macht.“ Nuschelte Lewis gegen seine Halsbeuge. „Und weil ich Angst habe.“
Dann löste er sich von Christoph, trat einen Schritt zurück, begutachtete den vagen blauen Fleck, der sich nun auf seinem Kinn bildete. Lewis streckte sich ein wenig und küsste das Kinn, leicht und zart. „Tut mir leid.“ Nur ein Flüstern war es.

„Ich muss mich hinsetzen.“ Brummte Christoph. Er ging zum Bett und ließ sich fallen. Lewis ging ihm hinterher, setzte sich zögerlich auf die Kante. „Ich liebe dich.“
„Das ist wahrscheinlich auch das Problem.“ Murmelte Christoph. „Ich dich auch. Viel zu sehr... das is’ nicht mehr gesund.“
Langsam beugte sich Lewis über ihn, sah ihm in die Augen. „Ich denke nur daran, mit dir Schluss zu machen,... aber schaffen würd’ ich’s nie. Deshalb traue ich mich überhaupt, daran zu denken... verstehst du?“
„Nein.“ Murmelte Christoph. Dann zog er Lewis zu sich herunter und küsste ihn. „Aber ich... ich kann dich immer noch besuchen.“

„Ich wünschte, du wärst ein Mädchen, oder so.“ Murmelte Lewis in den Kuss hinein. „Dann wäre alles... weniger kompliziert.“
„Du spinnst.“ Und Christoph konnte immer noch lächeln. Lewis erwiderte es, drückte seinem Freund dann einen Kuss auf die Schläfe. Dann noch einen. Und noch einen.
„Machen wir die Pause, Chris.“
Christoph hielt inne, starrte ihn ungläubig an. „Wie?“
„Ja, mach’ Schluss mit mir.“ Lewis nahm seine Lippen nicht von seinem Hals weg. „Dann weiß ich, wie es ist. Ohne dich.“

Das Gefühl der absoluten Hilflosigkeit stieg in Christoph auf. Er verstand die Welt nicht mehr. Verstand Lewis nicht mehr.
„Wenn es das ist, was du willst.“ Seine Stimme versagte gegen Ende ein bisschen. Er schob Lewis von sich runter und rutschte zur Seite. „Lewis... ich kenn’ dich nicht mehr.“ Ratlos rieb er sich ein paar mal übers Gesicht. Sie waren sich so nahe und doch so fern.

Dann fing Lewis an zu lachen. Er hielt sich die Seite und lachte, dass ihm eine Träne über die Wange lief, dann noch eine.
„Siehst du, verdammt, siehst du? Ich halt’ es nicht mal... zehn Sekunden aus. Keine zehn Sekunden, Chris.“ Und plötzlich waren die Lachtränen gar keine Lachtränen mehr. Lewis Augen waren rot gerandet als er Christophs Hand nahm.
„Bleiben wir doch zusammen?“

„Ja.“ Flüsterte Christoph. „Ich... was ist bloß mit dir los, Lewis?“
„Ganz ehrlich?“ Lewis zog seinen Freund wieder an sich, fand sofort seine Lippen. „Ich werde einfach verrückt vor lauter Gefühlen.“ Er vergrub beide Hände in Christophs Haarschopf.
„Ich glaub’, ich verstehe dich sogar.“ Murmelte Christoph zurück.

Und dann ein Kuss, ein ganz Sanfter.

"kollektive absurdität, pairing: moritz/holtby, repost, fiction, player: christoph moritz, football, player: lewis holtby

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