Starsky & Hutch und der Tote im Kofferraum (1. Teil)

Dec 29, 2012 13:58




Diese Geschichte wurde geschrieben für journeystory Bigbang
Author: Hutcherie hutcherie
1. Artist: Mella68 mella68

2. Artist: Hutcherie hutcherie
Fandom: Starsky & Hutch
Type: Gen
Rating: PG
Word Count: 14.168
Warnings: keine

Summary: Eine Verfolgungsjagd ist eigentlich etwas Alltägliches für Starsky & Hutch, aber dieses Mal stolpern die zwei Cops aus Bay City dabei über einen rätselhaften Mordfall. Okay, auch das ist nichts Neues für unsere taffen Cops, aber, wie das Leben so spielt, nicht immer läuft alles glatt … und manchmal gibt es am Ende ein böses Erwachen.

Author’s Notes:  Vielen Dank an Elke fluffya1 fürs Drüberlesen und Finden meiner Flüchtigkeitsfehler. :) Außerdem ein dickes Dankeschön an meinen Artist mella68 für die wunderschönen Bilder, die Du für meine Geschichte gemacht hast. Ich bin begeistert! :)



Starsky & Hutch und der Tote im Kofferraum

Starsky ließ seine Zeitung sinken.

"Hutch?"

"Hm?"

"Wie ist es möglich, dass in der Welt jeden Tag genauso viel passiert, wie in eine Zeitung hineinpasst?" Starsky schaute Hutch fragend von der Seite an und zog eine Augenbraue hoch.

"Was?" antwortete Hutch perplex und runzelte die Stirn.

"Wie ist es möglich, dass in der Welt jeden Tag genauso viel passiert, wie in eine Zeitung hineinpasst?" wiederholte Starsky seine Frage geduldig. „Verstehst Du was ich meine, Hutch? Genauso viel, nicht mehr und auch nicht weniger!“

"Das ist die dümmste Frage, die ich jemals in meinem Leben gehört habe, Starsk", antwortete Hutch kopfschüttelnd.

"Wieso? Hast Du schon mal eine Zeitung gesehen, wo eine Zeile frei geblieben ist, oder wo sie über den Rand geschrieben haben? Na, hast Du? Hast Du?“

"Emmm ... nö“, musste Hutch zugeben.

"Dann zurück zu meiner Frage, Mister Allwissend, wie ist das möglich?"

Hutch zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung! Frag Huggy! Du weißt ja, er ist der Kerl, der behauptet, alles zu wissen!"

„Ja, das werde ich morgen auch machen. Ich bin sicher…PASS AUF, HUTCH!“ Starsky ließ die Zeitung fallen und klammerte sich haltsuchend mit der einen Hand am Beifahrersitz fest, auf dem er saß, und mit der anderen Hand am Türgriff.

„Verdammt! Spinnen die?“ Hutch riss das Steuer nach rechts und der Wagen geriet unverzüglich ins Schlingern.

„Pass auf!“ schrie Starsky erneut, als der Wagen zwischen zwei Bäumen hindurch auf den Bürgersteig schleuderte, drei dort abgestellte Mülleimer zur Seite stieß, so dass der Müll sich in hohem Bogen auf dem Bürgersteig verteilte, und letztendlich mit quietschenden Reifen nur wenige Zentimeter vor einem Hot-Dog-Stand zum Stehen kam.

„Ist alles in Ordnung?“ Starsky hatte die Autotür aufgerissen und schaute den Hot-Dog-Verkäufer besorgt an, der mit weit aufgerissenen Augen und zur Salzsäule erstarrt, auf seinem Klappstuhl saß.

‚Auch das noch‘, dachte Starsky und rüttelte den Mann an der Schulter. „Hallo! Alles in Ordnung bei Ihnen?“ fragte er noch einmal.

„Si, si, Señor“, stotterte Manolo, der Hot-Dog-Verkäufer und stand zitternd von seinem Stuhl auf.

„Tut uns leid“, sagte Starsky, mit entschuldigendem Grinsen. „Natürlich kommen wir für den Schaden auf, den wir verursacht haben.“

„Steig schon ein, Starsk!“ schrie Hutch seinen Partner an. „Die Verkehrsraudies kriegen wir noch!“

Während Starsky sich um den Mann gekümmert hatte, hatte Hutch dem weißen Camaro hinterher gesehen, der ihnen soeben die Vorfahrt genommen hatte und der nun in rasender Geschwindigkeit die Hauptstraße entlang Richtung Flughafen fuhr. Am Steuer hatte ein Farbiger gesessen, Hutch war sich da ganz sicher, und auf dem Beifahrersitz, mit ziemlicher Sicherheit, ein Weißer. Diese Verkehrsraudies würden nicht ungestraft davonkommen. Nicht wenn er es verhindern konnte. Immerhin hatte sein Auto den Unfall mit den Mülltonnen nicht ohne mehrere Beulen überstanden und Hutch war deshalb ziemlich sauer.

Starsky drückte dem Hot-Dog-Verkäufer eine seiner Visitenkarten in die Hand, die ihm Kiko erst letzte Woche gebastelt hatte. Dann sprang er in den Wagen und knallte die Autotür zu. „Na los, Hutch! Fangen wir die Burschen!“

Hutch ließ sich das nicht zweimal sagen. Er gab Gas, dass der Motor aufheulte. Der Wagen machte einen Satz vorwärts und beschleunigte dann in wenigen Sekunden auf seine Höchstgeschwindigkeit.

Starsky nahm das Mikrofon des Funkgerätes aus seiner Halterung und rief das Hauptquartier an. Mildred, die nette Kollegin aus der Funkzentrale, meldete sich am anderen Ende der Leitung.

„Mildred, wir verfolgen einen weißen Camaro, der mit überhöhter Geschwindigkeit auf dem Bay City Blvd. Richtung Flughafen fährt. Der Fahrer hat uns von der Fahrbahn abgedrängt. ….nein, wir sind nicht verletzt, aber wir benötigen Unterstützung!“ Starsky hatte Mühe sich auf dem Beifahrersitz festzuklammern, während er die Durchsage machte, denn Hutch gab alles, um den Camaro einzuholen. Dabei nahm er auf seinen Partner keine Rücksicht und Starsky machte schmerzhaft Bekanntschaft mit der Beifahrertür, als Hutch ohne abzubremsen von der Hauptstraße nach links in eine Seitenstraße einbog, in die der Camaro kurz vor ihnen verschwunden war.

„Ah! Verdammt, Hutch!“ beschwerte Starsky sich lautstark und rieb sich die geprellte Schulter. „Wo hast Du eigentlich deinen Führerschein gemacht?“

„Den habe ich in der Lotterie gewonnen“, knurrte Hutch und trat auf die Bremse, so dass Starsky gegen das Armaturenbrett knallte.

Starsky warf Hutch einen wütenden Blick zu und schaute sich dann um. Von dem Camaro war weit und breit nichts mehr zu sehen.

„Tja, mit meinem Torino hätten wir die bösen Jungs nicht verloren“, stellte Starsky trocken fest. „Dein Auto ist eben eine lahme Ente. Ach und übrigens, deine Klapperkiste fällt langsam aber sicher auseinander.“ Mit diesen Worten überreichte Starsky Hutch die Kurbel, mit der üblicherweise das Fenster der Beifahrertür hoch und runter gekurbelt wird.

Hutch schnappte hörbar nach Luft.

„Gib das her“, knurrte er und schnappte sich die Kurbel. „Mein Auto ist keine alte Klapperkiste, sonder antik, dass du es nur weißt. Außerdem haben wir den Camaro nicht verloren, wir wissen nur nicht genau wo er gerade ist.“

„Aha, na wenn das so ist“, entgegnete Starsky und grinste. „Dann gib mal Gas, damit wir ihn wiederfinden.“

Hutch seufzte und ließ den Wagen langsam die Straße entlang rollen. Wo war der weiße Camaro? Er war nirgendwo zu sehen, aber irgendwo musste er doch sein. Während ihrer wilden Verfolgungsjagd hatten sie den Stadtteil durchquert und nun befanden sie sich in den Docks. Rechts und links von der Straße, auf der Starsky und Hutch im Moment langsam entlang fuhren, standen dutzende Lagerhallen und zwischen diesen Hallen gab es auf beiden Straßenseiten mehrere Einfahrten, in die der Camaro verschwunden sein konnte. Und verschwunden war das Auto, soviel stand fest.

‚Hoffentlich finden wir den Wagen wieder‘, dachte Hutch. ‚Wenn nicht, dann muss ich mir die nächsten Jahre vorhalten lassen, dass mein Auto Schuld war, dass wir diese Typen verloren haben‘.

„Hutch!“ Starsky deutete mit dem Zeigefinger in eine Seitenstraße. Keine 50 Meter entfernt stand der weiße Camaro und glänzte unschuldig in der Sonne. Der Wagen schien verlassen; der Motor war aus. Nichts und niemand war zu sehen.

Starsky und Hutch schauten sich an. ‚Was jetzt? Ist der Wagen tatsächlich leer, oder ist das eine Falle, und die Ganoven warten nur darauf, dass wir hineintappen? ‘

Hutch beantwortete Starsky’s nichtgestellte Frage mit einem Kopfnicken. Okay, schleich dich an, ich passe auf, war damit gemeint.

Starsky nickte und öffnete vorsichtig die Beifahrertür. Direkt neben der Tür standen Holzpaletten an der Wand, in deren Schutz Starsky sich an den Camaro heranschleichen wollte.

Hutch scannte die Lagerhallen rechts und links, ohne seinen Partner dabei aus den Augen zu lassen. Die ganze Situation war Hutch nicht geheuer.

‚Wenn das hier keine Falle ist, dann fresse ich einen Besen, oder einen von Starsky’s ungenießbaren Spezialburritos‘, dachte Hutch. Voll konzentriert bemerkte er gar nicht, wie ihm der Schweiß in Tropfen von der Schläfe den Hals hinunter ran und dort gierig von seinem Hemd aufgesogen wurde.

Starsky hatte inzwischen seine Waffe gezogen und war hinter den Holzpaletten verschwunden. Hutch gab Gas und rollte mit seinem Wagen langsam auf den Camaro zu. Nichts rührte sich. Hutch wusste nicht, was er sich jetzt mehr wünschen sollte, dass die Burschen im Camaro auf sie lauerten, oder dass sie draußen herumschlichen und auf eine Gelegenheit warteten, um anzugreifen. Hutch beobachtete Starsky aus dem Augenwinkel, wie er vorsichtig näher an den Camaro heranschlich. Im Camaro rührte sich immer noch nichts. Wieder scannte Hutch misstrauisch die Umgebung. Wo hatten sich die Kerle nur versteckt?

Plötzlich geschah es. Die Hölle brach los. Mehrere Schüsse krachten und großkalibrige Kugeln schlugen in Hutchs Auto und in die Holzpaletten ein, hinter denen Starsky sich schutzsuchend zu Boden geworfen hatte. Hutch ging hinter seinem Steuer in Deckung und knallte gleichzeitig, ohne die Kupplung zu treten, den Rückwärtsgang rein. Das Getriebe protestierte lautstark, bei der Behandlung. Dann warf Hutch sich auf den Beifahrersitz und schubste die Beifahrertür auf.

„Starsky! Komm her!“ schrie Hutch und Starsky ließ sich nicht lange bitten. Mit einem Satz sprang er auf den Beifahrersitz, ging im Fußraum in Deckung und zog die Beifahrertür hastig hinter sich zu. Sofort gab Hutch Vollgas und fuhr seinen Wagen so schnell wie möglich rückwärts aus der Gefahrenzone.

Verdammt, das war knapp gewesen. Mit massivem Gewehrfeuer von zwei Seiten hatten sie natürlich nicht gerechnet. Da war ihnen wohl doch ein weitaus größerer Fisch ins Netz gegangen als zwei kleine Verkehrsraudies.

‚Tja, oder eben NICHT ins Netz gegangen‘, dachte Hutch und fluchte laut. Wütend mussten die beiden Cops dann mit ansehen, wie zwei Männer, mit Gewehren bewaffnet, in den Camaro sprangen und der Wagen mit quietschenden Reifen aus ihrem Blickfeld verschwand.

„Worauf wartest Du, Hutch? Hinterher!“ schrie Starsky seinen Partner an.

Hutch knallte den Vorwärtsgang rein und gab Vollgas, so dass sich die Reifen in den Boden gruben und loser Schotter von den Hinterrädern über die Straße geschleudert wurde. Eine Staubwolke hinterlassend, setzte sich Hutchs Auto in Bewegung um die Verfolgung des Camaros wieder aufzunehmen.

Hutch warf Starsky einen schnellen Blick zu.

„Alles in Ordnung mit Dir?“ fragte er besorgt, als er das Blut an Starskys Schläfe sah.

„Klar, wieso?“ Starsky angelte nach dem Mikrofon, um erneut im Hauptquartier anzurufen und den Schusswechsel zu melden und weitere Kollegen zur Unterstützung anzufordern.

„Du blutest, Starsk“, sagte Hutch.

„Wo?“ Starsky schaute an sich herunter, konnte aber kein Blut sehen. Da er auch keine Schmerzen hatte, konnte es ja nicht so schlimm sein, dachte er.

Hutch fasste an den Innenspiegel und drehte ihn in Starskys Richtung, so dass Starsky einen Blick hineinwerfen konnte. Stimmt, da war eine kleine Fleischwunde an seiner Schläfe, wahrscheinlich verursacht durch einen herumfliegenden Holzsplitter während des Schusswechsels. Starsky griff in seine Hosentasche, zog sein Taschentuch heraus und tupfte die Wunde vorsichtig ab. Zufrieden stellte er fest, dass die Wunde kaum noch blutete.

„Alles okay, Hutch! Ist nur ein Kratzer!“ beruhigte Starsky seinen Partner deshalb und drehte den Innenspiegel wieder in seine normale Position. „Keine Sorge, ich bleibe der Hübschere von uns beiden!“ fügte er grinsend hinzu.

„Und wovon träumst Du nachts sonst noch?“ fragte Hutch grinsend. Inzwischen waren sie dem weißen Camaro nähergekommen und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann und wo sie die gefährlichen Männer stellen würden. An der letzten Kreuzung hatten sich Kollegen von der Verkehrsstreife mit zwei Streifenwagen zu ihnen gesellt. Hutch fragte sich, wie lange diese Verfolgungsjagd noch gut gehen konnte. Zum wiederholten Male waren sie nun schon bei ROT über belebte Kreuzungen gerast und bisher hatten sie dabei mehr Glück als Verstand gehabt, wie man so schön sagt. Wie lange würde das Glück noch anhalten? Wieder überquerte der Camaro eine Kreuzung bei ROT und dieses Mal ging es schief. Dieses Mal krachte es ganz fürchterlich.

Hutch schrie auf, trat auf die Bremse und riss gleichzeitig das Steuer nach rechts, als er den großen Bus sah, der plötzlich von links in seinem Blickfeld auftauchte. Sein Wagen schleuderte mit quietschenden Reifen herum und drohte umzukippen. Bevor das jedoch passieren konnte, lenkte Hutch gegen und der Wagen  machte eine 180 Grad Wende bevor er zum Stehen kam. Starsky klammerte sich an seinem Sitz fest und fluchte wie ein Rohrspatz über diese verdammten Volltrottel dort im Fluchtwagen und Verkehrsraudies im Allgemeinen.

Der Camaro war ungebremst, mit lautem Krachen, in den Bus gerast. Glas splitterte, Blech knirschte, Menschen schrien vor Angst und Schmerzen, während der Bus von der Wucht des Aufpralles auf die Seite kippte und die angrenzende Böschung hinunterrutschte.

Währenddessen schleuderte der Camaro, drehte sich im Kreis und krachte mit dem Kofferraum voran gegen einen Baum am Straßenrand. Sofort lief Benzin aus dem beschädigten Tank. Im Innenraum des Wagens bewegte sich niemand.

Starsky war der Erste, der sich wieder bewegte, nachdem Hutchs Auto zum Stehen gekommen war. Schimpfend öffnete er die Beifahrertür und kletterte auf allen Vieren aus dem Auto. Alle Gräten taten ihm weh. Ein Blick zurück in den Wagen ließ sein Herz fast stehen. HUTCH!!! Hutch hing zusammengesunken über dem Lenkrad und rührte sich nicht. Starsky sprang auf den Beifahrersitz und schüttelte Hutch vorsichtig an der Schulter.

„Hutch?“ Starsky strich vorsichtig eine Haarsträhne aus Hutchs Gesicht.

Hutch stöhnte und ließ sich langsam auf seinen Sitz zurücksinken.

„Starsk, was…“, presste er zwischen den Zähnen hindurch, bevor ihn ein Hustenanfall schüttelte.

„Ganz ruhig, Hutch! Bist Du in Ordnung?“ Starsky schaute seinen Partner besorgt an.

„Geht schon!“ flüsterte Hutch, nachdem er wieder Luft bekam. „Was ist mit den Leuten aus dem Camaro und dem Bus?“

„Alles klar bei Euch?“ Einer der Cops aus den nachfolgenden Streifenwagen schaute besorgt aus dem Fenster seines Wagens.

„Ja!“ antwortete Starsky. „Kümmert Euch um die Leute im Bus. Die Burschen im Camaro gehören uns!“

„Okay“, antwortete der Beamte und fuhr grinsend davon.

Hutch war inzwischen aus dem Wagen geklettert und hielt sich stöhnend die Rippen. Verdammt, tat das weh. Wenn da mal nicht eine Rippe angeknackst war. Besorgt schaute er zum Camaro hinüber. Bewegte sich dort nicht etwas im Innenraum? Da war es wieder. Eine Spiegelung! Entweder spielte ihm das Sonnenlicht einen Streich, oder auf dem Rücksitz des Gangsterautos bewegte sich jemand.

„Starsk!“ sagte Hutch kurz und schlich auch schon geduckt auf den Camaro zu. Starsky drehte sich um, sah die Waffe in Hutchs Hand, zog seine eigene Waffe und schlich ebenfalls, von der anderen Seite, auf den Camaro zu.

Hutch hatte mit dem Zeige- und Mittelfinger seiner linken Hand auf seine Augen und dann mit dem Zeigefinger auf den Camaro gezeigt. Starsky wusste sofort was diese Zeichen zu bedeuten hatten. Hutch hatte etwas, genauer gesagt eine Bewegung, im Wageninneren gesehen. Der Tanz war also noch nicht zu Ende. Der Drops war noch nicht gelutscht. Die Ganoven waren noch nicht besiegt. Starsky legte den Sicherheitsschalter an seiner Automatic um. Die Waffe war nun bereit; so bereit wie Starsky. Er konnte die Gefahr förmlich spüren, die da drüben, hinter den zerbeulten Wagentüren lauerte. Starskys Nackenhaare stellten sich auf und eine Gänsehaut kroch ihm über den ganzen Körper. Die Gefahr war zum Greifen nah.

Hutch ging es ähnlich. Auch er konnte die Gefahr, die von den Ganoven im Auto ausging, körperlich spüren. Alle Muskeln in seinem Körper waren angespannt und bereit, ihn, falls erforderlich, sofort aus der Gefahrenzone herauszukatapultieren. Seine schmerzenden Rippen spürte er nicht. Zu stark war seine Konzentration auf die Ganoven gerichtet. Alle anderen Empfindungen waren ausgeschaltet. Selbst das Chaos rund um den verunglückten Bus und das Schreien und Weinen der Verletzten bemerkte und hörte er im Moment nicht. War das der Tunnelblick, von dem in den Lehrbüchern an der Akademie die Rede gewesen war? Oder war das…...

Hutch schmiss sich auf den Boden und rollte sich blitzschnell hinter einem Baum in Deckung, als eine Gewehrsalve seine Gedanken zerriss. Die Einschläge der Kugeln waren nicht in seiner Nähe, stellte Hutch erleichtert fest. Die Kugeln schlugen auf der anderen Straßenseite ein, da wo…

„Starskyyy!“ Hutch schrie aus Leibeskräften gegen den Lärm des Gewehrfeuers an, lugte dabei vorsichtig um den Baumstamm herum und feuerte ebenfalls auf den Camaro.

„Alles okay!“ schrie Starsky zurück.

Hutch atmete erleichtert auf. Ja, das war eindeutig Starskys Waffe, die dort drüben zu hören war. Vielleicht zog Starsky das Feuer auf sich um ihm die Gelegenheit zu geben, sich an den Camaro anzuschleichen? Hutch überprüfte kurz seine Waffe und ersetzte die leeren Hülsen der verschossenen Kugeln in der Trommel seines Revolvers durch neue Patronen. Noch einmal warf er einen kurzen Blick um den Baumstamm herum auf den Camaro. Hinter dem Camaro befand sich ein Graben und dahinter war ein Maisfeld. Er könnte also durch das Maisfeld in den Graben und von dort fast ungesehen an den Camaro herankommen, falls… ja falls der zweite Ganove im Camaro nicht mehr mit im Spiel war. Sollte der zweite Ganove allerdings den Graben und das Maisfeld bewachen, dann würde er abgeschossen werden, wie die Figuren in einer Schießbude auf dem Jahrmarkt. Hutch seufzte. Das gefiel ihm ganz und gar nicht, aber eine andere Möglichkeit, ungesehen an den Camaro heranzukommen, gab es wohl nicht.

Hutch holte tief Luft, drehte sich kurzentschlossen herum und robbte so schnell er konnte zum Maisfeld. Puh, das war geschafft. Hutch blies seine Backen auf vor Erleichterung. Niemand hatte auf ihn geschossen. Ein kurzer Blick Richtung Camaro und weiter ging es. Hutch kam gut vorwärts, ohne dabei allzu viele Geräusche zu machen. Da war der Graben. Im Camaro wurde nicht mehr geschossen. Ob den Ganoven die Munition ausgegangen war? Vielleicht war es ja auch eine Falle um die Cops aus der Deckung zu locken. Nun, Starsky würde darauf nicht hereinfallen und er auch nicht. Vorsichtig sah Hutch sich um. Die Entfernung vom Rand des Maisfeldes, wo er sich gerade befand, durch den Graben und bis zum Camaro betrug noch ca. 5 Meter. Fünf Meter OHNE Deckung. Verdammt! Warum schoss Starsky eigentlich nicht mehr? War ihm die Munition ausgegangen? War er vielleicht getroffen worden? Hutch schaute sich unruhig um. Zu gerne hätte er jetzt seinen Partner gerufen um sich zu vergewissern, dass er okay war. Aber damit würde er seine Stellung verraten, also war das ausgeschlossen. Hutch fluchte tonlos und robbte lautlos in den Graben hinein. Erneut sah er sich sichernd um. Nichts bewegte sich im Camaro. Langsam kniete Hutch sich hin. Niemand schoss auf ihn. Noch einmal sah er sich um. Es schien alles in Ordnung zu sein. Hutch ging in die Hocke und sprang dann wild entschlossen auf und stürmte auf den Camaro zu.

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Starsky machte sich so klein wie möglich hinter dem Auto, hinter dem er, bei der ersten Gewehrsalve, in Deckung gegangen war. Die Gewehrkugeln durchschlugen das Blech der Karosserie wie Butter. Hier konnte er nicht bleiben, auf keinen Fall. Hektisch sah er sich um. Keine drei Meter weiter sah er eine Mauer, nicht sehr hoch, aber hoch genug um dahinter in Deckung zu gehen. Aber wie sollte er es schaffen, hinter diese Mauer zu gelangen, ohne erschossen zu werden?

„Starskyyy!“ hörte er Hutch durch das Gewehrfeuer schreien. Für einen kurzen Moment waren die Ganoven offensichtlich abgelenkt durch diesen Schrei, denn das Gewehrfeuer verstummte plötzlich. Starsky ließ sich diese Chance nicht entgehen. Blitzschnell sprang er auf, macht zwei, drei große Sprünge und warf sich hinter der Mauer in Deckung. Gleichzeitig feuerte er selbst mehrere Schüsse auf die Ganoven ab.

„Alles okay!“ schrie er dann erleichtert, um Hutch wissen zu lassen, dass es ihm gut ging.

Die nächste Gewehrsalve ließ nicht lange auf sich warten, denn der Schütze im Camaro reagierte sofort. Absplitternde Mauerstücke flogen Starsky um die Ohren. Starsky drückte sich flach auf den Boden. Hier konnte er auch nicht bleiben, das war ihm bereits nach zwei Sekunden klar. Starsky feuerte seine Waffe leer, indem er sie über die Mauer hielt und ohne hinzusehen in Richtung des Camaro schoss. So machte das allerdings wenig Sinn. Starsky tauschte blitzschnell das leere Magazin gegen sein letztes volles Magazin aus. Lange würde er damit den Schurken also nicht mehr einheizen können. Hoffentlich hatte Hutch eine Idee. Starsky sah sich vorsichtig um, während die kleine Mauer hinter der er lag, langsam aber sicher in ihre Einzelteile zerschossen wurde. Wie lange würde die Mauer dem Gewehrfeuer noch standhalten können? Starsky wollte nicht auf eine Beantwortung dieser Frage warten.

‚Bloß weg hier‘, dachte er und robbte die Mauer entlang.

Weit kam er allerdings nicht, denn ein Gartenteich mit Goldfischen versperrte ihm den Weg in Sicherheit. Starsky überlegte nicht lange und ließ sich in das kalte Wasser gleiten. Die Goldfische verschwanden blitzschnell zwischen den Grünpflanzen am Boden des Beckens. So ein großer Fisch war ihnen dann doch nicht so ganz geheuer. Vorsichtig schaute Starsky zwischen der Uferbepflanzung hindurch. Das Gewehrfeuer hatte aufgehört. War den Schützen etwa die Munition ausgegangen oder hatten sie bemerkt, dass er sich verdünnisiert hatte? Starsky lauschte. Hutchs Revolver war auch verstummt. Was hatte das nur zu bedeuten? Da war es wieder, dieses ungute Gefühl, das sich tief in seinem Inneren entwickelte, das sein Herz schneller schlagen ließ und seine Nackenhaare aufstellte.

Starsky schlängelte sich zwischen Wasserschwertlilien, Sumpfdotterblumen und gelblichgrünen Rohrkolben hindurch, kletterte aus dem Teich heraus und robbte anschließend durch ein angrenzendes Rosenbeet. Was war denn das? Hinter einem großen Busch war eine Holztür verborgen. Starsky schaute sich sichernd um. Alles schien in Ordnung zu sein. Vorsichtig drückte er die alte, bereits stark verrostete Türklinke herunter. Das Schloss gab ein klickendes Geräusch von sich und die Tür öffnete sich einen Spalt. Starsky spähte vorsichtig durch diese Lücke. Von seiner jetzigen Position aus konnte er den Camaro von der Rückseite sehen. Der Baum, gegen den der Wagen geschleudert war, hatte sich tief in den Kofferraum hineingedrückt. Der Tank war dadurch beschädigt worden und ein Teil des Benzins war ausgelaufen und bildete jetzt eine große Pfütze unter dem Wagen.

Starsky scannte den Innenraum des Autos. War da nicht eine Bewegung auf dem Beifahrersitz? Oder bildete er sich das nur ein? Und was war das? Starsky hatte eine Bewegung im Graben unterhalb des Camaro ausgemacht. Hutch lag dort, platt wie eine Flunder, auf der Erde und beobachtete den Wagen. Starsky schaute von Hutch zum Camaro und dann wieder zu Hutch, der sich soeben hinkniete und offensichtlich kurz davor war zu dem Wagen hinzurennen. Starsky drückte die Holztür mit leichter Gewalt auf, schlich gebückt durch die Öffnung und ging hinter einem Busch in Deckung. Entschlossen zog er seine Waffe und schaute zu seinem Partner hinüber. Hutch war in die Hocke gegangen. Gleich würde Hutch losrennen, das wusste Starsky genau. Starsky machte sich bereit um loszurennen, sobald Hutch angreifen würde. Und dann kam alles anders als gedacht…

Hutch sprang los, Starsky rannte los, im Camaro wurde der Anlasser betätigt und dann gab es einen ohrenbetäubenden Knall und einen riesigen Feuerball als der Camaro explodierte. Die Motorhaube und viele kleinere Teile des Autos flogen in hohem Bogen durch die Luft und der Wagen brannte sofort lichterloh. Starsky wurde durch die Druckwelle der Explosion von den Beinen gerissen und durch die Luft geschleudert. Den Aufprall auf die Straße spürte er nicht mehr.

………………..

Hutch hob den Kopf und schaute sich verwirrt um. Was war passiert? Das Letzte woran er sich erinnern konnte war, dass er aufgesprungen und in Richtung des Camaros gestürmt war und jetzt lag er im Maisfeld und war über und über mit zerfetzten Maispflanzen bedeckt. Um ihn herum brannten Teile von, ja was war es eigentlich, Hutch konnte es nicht erkennen. Verwirrt hob er einen Gegenstand auf, der in seiner Reichweite lag und schaute ihn sich genauer an. Es war der Außenspiegel eines Autos. Hutch schaute in den zersplitterten Spiegel. Ein dreckiges, blutendes Gesicht schaute ihm entgegen. Sein Gesicht!

Was war denn nur passiert? Etwas war direkt vor seiner Nase explodiert. Oder genauer gesagt vor und über ihm, so dass er die Druckwelle nicht in aller Härte abbekommen hatte. Hutch schaute sich um und jetzt sah er das brennende „Etwas“, das einmal ein Auto gewesen war. Menschen standen in sicherem Abstand zur Brandstelle und unterhielten sich aufgeregt. Hutch versuchte Starsky in der Gruppe auszumachen. Wieso war Starsky nicht zu sehen? Wo war er? Hutch kam schwankend auf die Füße und stolperte den Abhang hoch. Starsky, wo war Starsky? Hutchs Blick ging von einem zum anderen und blieb schließlich an einer reglos auf der Straße liegenden Gestalt hängen.

STARSKY???

Hutch rannte so schnell er konnte zu seinem Freund. Starsky war bewusstlos. Zwei Männer bemühten sich um ihn und versuchten ihn in eine stabile Seitenlage zu legen.

„Lasst mich mal ran“, knurrte Hutch die beiden jungen Männer an, die auch sofort bereitwillig aufstanden und Hutch Platz machten.

„Starsky? Starsk?“

Hutch kniete sich neben seinen Freund, beugte sich über ihn und schlug ihm vorsichtig mit der flachen Hand rechts und links auf die Wangen. Starsky bewegte sich, stöhnte und öffnete die Augen. Als er Hutch sah breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.

„Hey, Hutch!“

Hutch wischte mit einer leichten Bewegung Reste einer Schlingpflanze aus Starskys Haaren.

„Alles okay, Kumpel? Sag mal, warst du inzwischen schwimmen oder hat´s geregnet?“ Hutch grinste breit.

Starsky schaute an sich herunter. „Ich war schwimmen!“ antwortete er bierernst und zwinkerte Hutch zu.

Hutch lachte beruhigt. Wenn Starsky Witze machte, dann ging es ihm wohl gut. Deshalb konnte sich Hutch eine passende Antwort auch nicht verkneifen und sagte: „Das ist ja wieder typisch. Ich jage hier Verbrecher und du denkst nur an Dein Vergnügen, Starsk. Was ist, willst Du da ewig rumliegen oder kannst du aufstehen?“

Hutch hielt Starsky eine Hand hin um ihm aufzuhelfen. Starsky nickte, griff zu und zog sich hoch. Er schwankte leicht und stöhnte leise.

„Was ist denn mit dem Camaro passiert?“ Starsky deutete mit dem Zeigefinger auf das brennende Wrack.

Hutch schaute seinen Partner betreten an. In dem Auto waren zwei Menschen verbrannt und egal ob Ganoven oder nicht, solch einen Tod hatte niemand verdient.

Starsky wusste genau was Hutch gerade dachte. Diesen Gesichtsausdruck seines Partners kannte er nur zu gut. Hier half nur sofortige Ablenkung.

Starsky legte seinen Arm um Hutchs Schulter und fragte: „Sag mal, hast Du hier irgendwo einen Krankenwagen gesehen? Ich denke, ich sollte mich mal kurz durchchecken und verarzten lassen.“

Hutch reagierte sofort und legte seinen Arm um Starskys Hüfte um ihn zu stützen. Gemeinsam schlurften sie dann langsam zu den Krankenwagen, die inzwischen zur Versorgung der verletzten Businsassen aus dem nicht weit entfernten Krankenhaus eingetroffen waren.

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„Hier, trink das!“ Hutch hielt Starsky einen großen Kaffeebecher hin, in dem sich eine dampfende Flüssigkeit befand.

„Was ist das?“ fragte Starsky misstrauisch und zog sich sicherheitshalber seine Wolldecke bis über die Nase. Er hatte sich bei seinem Bad im Fischteich eine Erkältung eingehandelt und Hutch hatte ihn, wieder einmal, mit nach Hause genommen und ihm ein gemütliches und warmes Bett auf dem Sofa gemacht.

„Das ist Hühnersuppe, Starsk. Die ist gut gegen deine Erkältung. Na los, trink schon“, erklärte Hutch geduldig.

Starsky schaute in den Kaffeebecher, als ob Hutch ihn vergiften wollte. „Ist das fertige Suppe aus der Dose? Du weißt doch, dass ich nur die selbstgemachte Hühnersuppe von meiner Tante Rosie esse.“

Das Telefon klingelte bevor Hutch antworten konnte. Hutch rollte mit den Augen und nahm den Hörer ab.

„Hutchinson…...ja Captain, er ist hier bei mir…“ Hutch lauschte in den Hörer.

„Ich bin nicht da“, flüsterte Starsky. Er zog sich demonstrativ die Decke über den Kopf. Er fand, dass er für heute genug Aufregung gehabt hatte und außerdem taten ihm alle Gräten weh und diese doofe Erkältung nervte ihn auch.

„WAS?“ Hutch ließ sich auf das Sofa plumpsen, gleich neben Starsky.

Hutchs entsetzter Ausruf ließ Starsky aufhorchen. Sofort kam er wieder unter der Decke hervor und schaute Hutch besorgt an.

„Was ist los?“ flüsterte Starsky neugierig und auch ein wenig ungeduldig.

„Okay, Captain“, sagte Hutch nach einer Weile und legte den Hörer auf.

„Was ist passiert, Hutch? Nun sag schon.“ Starsky schaute Hutch mit großen Augen an und zog die Augenbrauen hoch.

Hutch fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht bevor er antwortete. „Das war Dobey. Sie haben drei Leichen in dem ausgebrannten Camaro gefunden. DREI, Starsk!“

Starsky schaute Hutch mit offenem Mund an. „Wieso drei? Das kann doch nicht…..“ Starsky verstummte mitten im Satz.

„Die dritte Leiche wurde im Kofferraum gefunden. Wir sollen so schnell wie möglich zur Gerichtsmedizin kommen. Dobey wartet dort auf uns.“

Starsky seufzte und befreite sich von der Wolldecke, die sich um seine Beine verheddert hatte. Dann griff er nach dem Kaffeebecher mit der Hühnersuppe, hielt sich mit zwei Fingern die Nase zu und trank den Becher in einem Zug leer. Angewidert verzog er das Gesicht.

„Die Brühe ist wahrscheinlich gut gegen meine Erkältung, aber bestimmt schlecht für meinen Magen. Ich hoffe, das Zeug kommt mir nicht gleich wieder hoch. Nun komm schon, Hutch, worauf wartest du denn?“

Hutch schüttelte grinsend den Kopf, schnappte sich seine Autoschlüssel und rannte hinter seinem Partner her, der offensichtlich, innerhalb von Sekunden, von den Toten auferstanden und wieder fit war.
.....und weiter geht´s in Teil 2...  http://hutcherie.livejournal.com/19170.html

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