Titel: A star just for me (#046 Stern
44/100)
Teil: Oneshot (Generell-Claim -
fanfic100_de)
Fandom: Yu-Gi-Oh!
Hauptcharaktere/Pairing: YMalik, Marik, Ishizu, Odeon
Word Count: 1.127
Entstehungsdatum: 9. November 2007
Genre: Drama
Warnungen: Düster, Odeons Bestrafung aus der Canon!Rückblickszene
Rating: PG
Kritik: Ja
Inhaltsangabe: Die Rückblickssequenz aus dem Battle-City-Turnier: Maliks erste Chance, sich zu befreien bzw. Mariks und Ishizus folgenschwerer Ausflug.
Sonstige Anmerkungen: Da ist übrigens mehr oder weniger meine Fanon!Theorie enthalten, warum ich Yami Marik Malik nenne. (Außer, dass ich finde, dass es besser klingt und mir "Yami" für "Dunkelheit" in FFs inzwischen zu fangirl!japanisch ist. *hust*)
Als Marik zum ersten Mal frische Luft schnappte, zum ersten Mal den freien Himmel erblickte, war er tief beeindruckt.
„Schwester, da leuchten ganz viele, kleine Punkte oben. Sind die verzaubert?“
Ishizu lachte leise.
„Nein, Marik, das sind Sterne. Eigentlich sind sie gar nicht so klein, das glaubst du nur, weil sie so weit weg sind.“
Marik starrte noch immer zum Himmel und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Die sind wunderschön.“
Ishizu betrachtete ihren kleinen Bruder eine Weile, bevor ihr einfiel, dass sie ja eigentlich noch einen kleinen Ausflug geplant hatten.
„Marik, wir dürfen nicht trödeln. Wir müssen uns beeilen.“
„Ja, Ishizu“, sagte er, doch als er ihr folgte, warf er dauernd bewundernde Blicke zum Himmel. Sterne waren das also, wunderschöne Sterne, die so unerreichbar für ihn waren.
Doch weder Marik, noch Ishizu ahnten, dass noch jemand mit ihnen diese Sterne zum ersten Mal sah.
Eigentlich war jemand schon zu viel gesagt, denn es handelte sich um einen separaten, kleinen Teil Mariks, der sich darüber auch seine eigenen Gedanken machte. Dieser andere Teil wusste noch nicht einmal, wie er sich selbst bezeichnen sollte - „Der andere Marik“?, „Der zweite Marik“? oder „der dunkle Marik“? Im Endeffekt spielte es wohl keine große Rolle, aber ein Name hätte seine Identität bekräftigt. Er war etwas Eigenes. Wenn er auch nichts besaß, so doch wenigstens seine eigenen Gedanken, von denen Marik nichts wusste. Noch nicht.
Als dieser andere Marik jetzt die Sterne sah, war auch er tief beeindruckt, doch für ihn waren diese Sterne ein Symbol - sie vermittelten Freiheit. Eines Tages würde er sie ansehen können ohne in die Dunkelheit zurückkehren zu müssen. Eines Tages würde er sie mit eigenen Augen sehen können und nicht durch Mariks Augen. Er war sicher, dass es dort irgendwo einen Stern gab, ganz für ihn allein, der heller und strahlender leuchten würde als alle anderen, sobald er die Freiheit erlangt hatte. Sein Stern würde für sein Glück und für seine Rache strahlen und seinen Sieg zu einem erhebenden Augenblick machen.
Sobald die Morgendämmerung einsetzte und die Sterne kaum noch zu sehen waren, kam vor ihnen ein Dorf in sich. Marik wandte sich gut gelaunt vom Himmel ab und versuchte mehr vom Dorf zu erkennen; nahm alles in Augenschein, was es da Neues zu sehen gab. Doch das zweite Bewusstsein vergaß die Sterne nicht. - Obwohl es sich auch wichtigeren Dingen zuwandte, zum Beispiel, wie es sich aus Marik befreien konnte, wie es für die lange, einsame Zeit im Dunklen Rache nehmen konnte und, sehr wichtig, wie es denn heißen sollte. Dinge brauchten nun einmal einen Namen. Ein Name war der erste Schritt zu einer eigenen Existenz.
Er hatte noch nie so klar denken können wie unter dem freien Himmel.
Es dauerte einige Stunden bis Marik und Ishizu zurück zu dem Eingang kamen, der sie aus der ewigen Finsternis unter der Erde ans Licht geführt hatte. Ishizu war zu dieser Zeit bereits wieder tief in düstere Gedanken versunken, die sich um den Fremden drehten, den sie auf dem Markt getroffen hatten, ein Fremder, der über sie Bescheid wusste. Schon fast auf dem gesamten Rückweg hatte sie die Augenbrauen sorgenvoll zusammengezogen und fragte sich, mit welchen Konsequenzen sie jetzt rechnen mussten. Dabei hatte sie Marik doch nur etwas Gutes tun wollen; er war nach der Weihe so unglücklich gewesen.
Marik hatte den Fremden zwar nicht vergessen, aber doch schon wieder verdrängt. Es gab ja so viele, interessantere Dinge, wie zum Beispiel den Zeitschriftenausschnitt mit dem Bild von einem Motorrad. Marik wusste es nicht, aber er hatte ganz ähnliche Gedanken wie der zweite Teil seines Bewusstseins davor. Denn es schoss ihm durch den Kopf, dass er einmal, irgendwann, auf so einem Ding in die Freiheit fahren würde, weg von allen Problemen und Verpflichtungen des Grabwächterdaseins.
Der andere Teil in ihm hatte sich währenddessen einen Namen überlegt. Leider fehlte es ihm jedoch an Fantasie, darum hatte er Mariks Erinnerungen angezapft und war fündig geworden. Malik, so hatte Marik als Kleinkind versucht, seinen eigenen Namen auszusprechen. Das kam ihm perfekt vor, denn damit stellte er immer noch eine Verbindung zu Marik her, war aber andererseits etwas Neues. Malik, ja, Malik sollte es sein. Er war zufrieden. Jetzt brauchte er nur noch eine Gelegenheit, sich von seinem marikförmigen Gefängnis zu befreien.
Als sie den Schacht mit der Treppe, die in die Tiefe führte, wieder erreichten, erstarrte Ishizu für einige Momente. Es gab ein Warnsystem! Sie musste es in der Dunkelheit übersehen haben. Mariks Augen wurden groß und verzerrten sich in Angst, als er das hörte. Was würde sie jetzt erwarten? Was würde Odeon erwarten, der sich für sie verbürgt hatte?
Beide liefen so schnell sie konnten hinunter in die Gruft, die, seit sie sich erinnern konnten, ihr Zuhause gewesen war.
Das Zimmer, in dem Marik eigentlich hätte schlafen sollen, war leer und die Bettdecke, die sie mit Sorgfalt so arrangiert hatten, dass es aussah, als würde er schlafen, hatte jemand zurückgeschlagen. Der Polster lag achtlos auf dem Fußboden.
„Odeon!“, keuchte Marik mit zittriger Stimme, drehte sich um und suchte die Räume nach seinem Stiefbruder und Diener ab. Ishizu blieb gar nichts anderes übrig, als ihrem kleinen Bruder zu folgen und zu hoffen, dass ihr Vater sich irgendwie besänftigen ließ.
Marik fand schließlich sowohl seinen Vater, als auch Odeon. Das Feuer der Fackeln vollführte zittrige Tänze und tauchte den Raum in flackerndes Licht. Die Peitsche knallte. Er hielt atemlos in der Türöffnung an und starrte auf das Schauspiel vor ihm: Odeon lag am Boden und musste für ihn müssen. Während Marik vom Grauen gepackt dastand, war sein zweites Bewusstsein, nicht nur aufgeregt, sondern jubelte. Synchron mit Mariks Wut und Hass wurde nämlich auch es stärker.
„Vater!“, rief Marik und hoffte inständig, dass er doch aufhören würde, dass er Odeon irgendwie retten könnte. Sein Vater hielt inne und wandte den Kopf ihm zu. Der struppige, blonde Bart verdeckte seinen Mund, doch nicht seine Augen, die vor Wut verengt waren. Marik schluckte. Er wollte nicht hier sein, wollte nicht so von seinem Vater angesehen werden, doch er konnte auch nicht zulassen, dass er Odeon wehtat.
Ishizu erreichte ihn endlich und hielt keuchend neben ihm an. Auch sie traf die Szenerie vor ihnen völlig unvorbereitet.
Marik sah die Peitsche nicht kommen, denn für ihn war so etwas unvorstellbar. Malik aber lag nichts an dem Mann, den Marik Vater nannte; er sah seine Chance und deshalb war er vorbereitet.
Die Wut half ihm, als wäre sie seine Gehilfin, als er Mariks Körper übernahm und die Peitsche abfing. Malik grinste und war gleichzeitig überglücklich, dass er das jetzt konnte.
Neben ihm respektvoll aufgebahrt lag der Millenniumsstab, der golden strahlte, als er seine Hand um ihn schloss.
Und da war Malik sicher, dass er seinen Freiheitsstern in der Hand hielt.