Prompt: Weihnachtsfeier
Rating: P14
Genre: Slash, Freundschaft, Fluff, Humor;
Handlung: Was nach der Weihnachtsfeier passiert...
Länge: ca. 2.500 Wörter
Anm: Dieses Jahr gibt's im Adventskalender ein Zusatztürchen, sozusagen also Türchen Nr. 25. ;-) Kommis wie immer willkommen, egal welcher Art.
Ich wünsche euch alle noch frohe Feiertage und kommt gut ins neue Jahr.
Beta: Cricri hat sich wieder der Beta angenommen. Vielen Dank.
Kapitel 3- Zuhause
Thiel wollte nicht, dass der Abend schon vorbei war, also lud er Boerne noch auf ein Bier ein. Dieser nickte. Offensichtlich hatte auch er keine Lust alleine in seine Wohnung zu gehen. Aber als Thiel die Tür öffnete, kam ihm ein eisiger Windstoß entgegen. Kacke, das Fenster. Kurz bevor Boerne reingeplatzt war, hatte er das Schlafzimmerfenster groß geöffnet um zu lüften. Und dann nicht mehr zu gemacht. In seiner Wohnung waren es mit Sicherheit höchstens fünf Grad. Und jetzt? Die Nacht würde verdammt kalt werden, und Boerne konnte er das auch nicht zumuten. War der Abend jetzt doch vorbei? Hier würden sie es kaum sehr lange aushalten, selbst wenn sie alle verfügbaren Decken über sich ausbreiteten.
„Kommen Sie Thiel, wir gehen zu mir. Das hier ist unserer Gesundheit nicht unbedingt zuträglich. Außerdem habe ich noch einen hervorragenden Rotwein offen.“
Der Abend war wohl doch noch nicht vorbei. Zum Glück. Er ging ins Schlafzimmer, schloss das Fenster und drehte alle Heizungen voll auf, damit seine Wohnung möglichst schnell wieder einigermaßen bewohnbar wurde. Dann folgte er Boerne in seine Wohnung. Hier war die Temperatur weitaus angenehmer. Boerne verschwand in die Küche, während Thiel sich aufs Sofa setzte.
Dort stand immer noch das Bild, das Boerne ihm geschenkt hatte. Gedankenverloren nahm er es in die Hand und fuhr ganz leicht mit dem Zeigefinger über die Stelle, an der sich Boernes Gesicht befand.
Plötzlich zuckte er zusammen, denn Boerne hatte sich neben ihn gesetzt. Hoffentlich hatte der andere das nicht gesehen. Das wäre wohl kaum zu erklären gewesen, also ohne das offensichtliche anzusprechen. Jetzt hatte er das Gefühl etwas sagen zu müssen. Und gleichzeitig wollte er sich noch für das Foto bedanken, denn das war etwas Besonderes. Aber wie sollte er…? Im Kopf versuchte er sich die passenden Worte zurecht zu legen. Boerne hatte immer noch nichts gesagt. Komisch, normal war Boerne dafür bekannt ein komplettes Gespräch alleine führen zu können. Und jetzt sagte er gar nichts. Entweder hatte er das gerade wirklich nicht gesehen, wobei die Chancen da ziemlich gering waren, oder er kommentierte es einfach nur nicht weil… ja, weil was..?
„Boerne…?“
„Ja?“
Thiel zeigte auf das Bild, das er immer noch in der Hand hatte.
„Das ist das schönste Geschenk das ich je bekommen habe. Danke.“
„Es freut mich, wenn es Ihnen gefällt.“ Boerne nahm eines der Gläser, die er gerade mit Wein gefüllt hatte, in die Hand und hob es in die Höhe. „Prost Thiel.“ Dann stand er auf und lief zur Musikanlage. Er legte eine alte Platte auf, die Hülle wirkte schon etwas mitgenommen. Der andere musste diese Platte schon sehr lange haben, oder er hatte sie oft gehört. Seine eigenen Platten waren ja irgendwann einfach verschwunden. Er hatte keine Ahnung wo sie geblieben waren. Einige hatte er ausgemistet, als er mit Susanne zusammengezogen war. Aber früher hatte er um die 200 Stück besessen. Manche hatte er verliehen und sie dann nicht wieder bekommen, aber die anderen?
„Haben Sie alle Ihre Platten noch?“
„Natürlich Thiel. Die meisten stehen aus Platzmangel aber momentan im Keller. Die höre ich auch nicht mehr so oft. Aber die, die ich besonders mag, habe ich hier.“
Im Hintergrund fing langsam ein Klavier zu spielen an. Thiel mochte rein instrumentale Musik eigentlich nicht so, da er fand dass der Gesang fehlte, aber das war schön. Entspannend und beruhigend.
„Wollen wir noch eine Runde?“
„Was…?“
„Na Tanzen?“
Naja, vorhin hatte er nicht unbedingt freiwillig mit Boerne getanzt, die Klemm hatte ihn quasi dazu genötigt. Andererseits, hier würde ihnen niemand zuschauen und diese Nähe nochmals zu spüren war ein sehr verlockendes Argument. Warum also nicht?
Und so kam es, dass sie wie vorhin eng umschlungen tanzten, zu langsamer Klaviermusik. Dieses Mal war Thiel gar nicht aufgeregt und angespannt. Er fühlte sich völlig entspannt, so als könnte er fliegen. Sie tanzten in der gleichen Position wie auf der Weihnachtsfeier, größentechnisch wäre es andersrum auch schwer möglich gewesen, nur dieses Mal kraulte Boerne sanft seinen Nacken am Haaransatz. Hatte die Klemm vielleicht doch recht? Boerne wollte ihm offensichtlich nahe sein, sonst hätte er wohl kaum gefragt, ob sie noch eine Runde tanzen wollten. Und wenn er ihm nicht nahe sein wollen würde, hätte er auch andere Musik wählen können. Und nicht so etwas Romantisches. Als das Lied zu Ende war fuhr Boerne mit den Fingern sanft über seinen seitlichen Hals. Thiel bekam sofort eine Gänsehaut. Das bildete er sich jetzt definitiv nicht ein.
„Thiel…?“
Erst jetzt sah Thiel Boerne an. Er wirkte jetzt wieder so verletzlich wie zu dem Zeitpunkt, als Thiel ihn nach seinen Wünschen gefragt hatte. „Ja?“
Die eine Hand lag immer noch in seinem Nacken, die andere war jetzt auf Thiels Wange gewandert.
„Darf ich dich küssen?“
Thiels Herzschlag setzte aus. Und der andere hatte ihn gerade mit du angesprochen. Ja, er wollte, war aber in dem Moment nicht fähig zu antworten. Warum auch reden? Anders ging es doch auch. Also zog er den größeren an seiner Krawatte langsam und sanft zu sich herunter. Manchmal waren diese Dinger doch praktischer als gedacht. Boerne berührte erst ganz vorsichtig mit den Lippen die Lippen von Thiel. Ganz leicht nur. Das war gut, aber Thiel wollte mehr. Also zog er den anderen erneut zu sich runter und küsste ihn, dieses Mal richtig. Nur ganz leicht leckte er mit der Zunge über Boernes Lippen, die sich bereitwillig öffneten und sie verloren sich in einen langen Kuss.
„Du solltest heute hier schlafen.“
Er sah den anderen erschrocken an. Wie? Er konnte doch jetzt nicht mit Boerne schlafen. Obwohl das sehr verlockend war. Aber sie waren sich doch gerade erst näher gekommen.
„Bei, nicht mit, Thiel! Da drüben holst du dir noch den Tod.“
Oh, das hatte er wohl falsch verstanden. Recht hatte der andere vermutlich auch, in seiner Wohnung würde es kaum wärmer sein als vorhin. Und war es nicht mittlerweile schon so spät, daß die Nachabsenkung eingesetzt hatte? Bestimmt war es dort immer noch viel zu kalt, während es in Boernes Wohnung angenehm und gemütlich war.
„Danke.“
„Wofür?“
„Dass ich hier bleiben kann.“
Boerne lächelte ihn an. „Das ist doch selbstverständlich.“ Er griff wieder nach seinem Weinglas, nahm den letzten Schluck und sagte: „Wollen wir dann schlafen gehen?“
„Ja.“ Langsam war er auch müde. Er wollte es sich gerade auf dem Sofa bequem machen, als Boerne ihn verwirrt ansah.
„Das ist doch bescheuert auf dem Sofa zu schlafen, wenn wenige Meter weiter ein großes bequemes Bett auf uns wartet, oder?“
Thiel schluckte. Er konnte doch jetzt nicht zu Boerne ins Bett. Das ging nicht. Was wäre, wenn er wieder einen seiner nächtlichen Träume mit Boerne hatte. Das wäre wirklich mehr als peinlich.
„Außerdem ist es ab einem gewissen Alter, welches du definitiv erreicht hast, nicht mehr von Vorteil auf einem Sofa zu nächtigen. Morgen früh wirst du es mir danken.“
Boerne war offensichtlich wieder der alte. Und leider hatte er auch noch Recht. Schon wieder. Ein Bett war wirklich bequemer als dieses Designersofa. Diese eine Nacht würde er sich wohl zusammenreißen können. Also erhob er sich und folgte Boerne ins Schlafzimmer. Dort drehte sich Boerne zu ihm um und griff nach dem Knoten an seinen Hals, den er vor einigen Stunden gebunden hatte. Thiel wurde schon bei dieser Geste warm, und als er dann auch noch den Atem des anderen auf seiner Wange spürte, wurden seine Knie im wahrsten Sinne des Wortes weich.
„Geht schon“, versuchte er Boerne abzuhalten. Nochmal würde er diese Prozedur nicht überstehen. Boerne interessierte das offenbar wenig, denn er fuhr mit seiner Arbeit fort. Als er endlich fertig war öffnete er seine eigene Krawatte und legte beide zusammen in den Schrank.
Thiel hatte sich in der Zwischenzeit erst mal auf die Bettkante gesetzt um nicht umzukippen. Es war dringend nötig, kurz zu verschnaufen.
Boerne hatte ihm den Rücken zugewandt und stand vor dem großen Spiegel. Langsam öffnete er die Knöpfe seines Hemdes und streifte es ab. Thiel sah jetzt Boernes freien Oberkörper im Spiegel. Er konnte die feinen dunklen Brusthaare erkennen und hinten zeichnete sich leicht das Schulterblatt ab. Unweigerlich spürte er eine gewisse Spannung in seiner Jeans. Er musste unter die Decke, schnell. Aber zuerst musste die Hose weg. Er konnte ja schlecht in Jeans schlafen. Und Boerne sollte das bitte nicht mitbekommen, denn dem ging es anscheinend nicht so wie ihm. Der andere hatte mittlerweile auch seine Hose ausgezogen und stand jetzt in schwarzen Boxershorts vor ihm. Das machte die Sache nicht besser. Als Thiel seine Hose endlich ausgezogen hatte drehte Boerne sich um, um nach seinem Schlafanzug zu greifen, der auf dem Bett lag. Na super. Top Timing Frank, dachte sich Thiel. Boerne musste das bemerkt haben, die Delle war nicht zu übersehen. Nicht mal mit viel gutem Willen. Er hatte schon mit einer dummen Bemerkung gerechnet, aber Boerne schwieg und zog sein T-Shirt an. Schnell huschte Thiel unter die Decke um sich weitere Peinlichkeiten zu ersparen. Als Boerne sich auch umgezogen hatte legte er sich zu Thiel ins Bett und kuschelte sich an ihn. Was durchaus schön war, nur schlief der andere direkt ein, während er inzwischen wieder hellwach war und mit einer Erektion kämpfte. Na super. Zum Glück war er keine sechzehn mehr und nachdem er einige Zeit angestrengt an möglichst langweilige Dinge gedacht hatte, legte sich sein Problem wieder und er konnte endlich einschlafen.
Als er am nächsten Morgen aufwachte, war es schon hell. Zuerst nahm er den Geruch von Boerne wahr. Logisch, er lag hier schließlich in Boernes Bett. Oh, und fast nackt. Dann erinnerte er sich wieder an den gestrigen Abend uns musste lächeln. Er lag auf der Seite mit dem Rücken zu Boerne und eine Hand streichelte sanft seinen Bauch. Wie hatte er nur so lange alleine schlafen können? Thiel genoss die Wärme und diese Berührungen. Der andere musste wach sein. Er hätte hier noch ewig so liegen können, aber genau jetzt musste er niesen. Verdammt. Schnell versuchte er sich wieder schlafend zu stellen, damit Boerne nicht aufhören würde.
„Versuch erst gar nicht dich schlafend zu stellen, das funktioniert nicht. Dazu atmest du zu schnell, und außerdem kann man nicht im Schlaf niesen. Das ist wie bei Morbus Parkinson Patienten, wenn sich wach sind zittern sie, aber wenn sie schlafen ist der Tremor komplett verschwunden.“
Darüber hatte er bis jetzt noch nie nachgedacht, aber Boerne würde wohl recht haben. Vermutlich konnte man im Schlaf wirklich nicht niesen. Jetzt musste er sich wohl bemerkbar machen und Boerne hatte bis jetzt nicht aufgehört ihn zu streicheln, also würde er das jetzt sicherlich auch nicht tun. Thiel rutschte noch ein Stückchen näher an Boerne.
Eine Weile langen sie noch eng aneinander gekuschelt im Bett.
„Kaffee?“
„Jetzt?“ fragte Boerne leicht irritiert .
Als sie am Frühstückstisch saßen, versuchte Thiel die Ereignisse der vergangenen Nacht einzuordnen. Wie standen sie jetzt zueinander? Waren sie jetzt zusammen oder nicht? Früher war das einfacher gewesen, damals mit Susanne. Nach dem ersten Kuss waren sie zusammen. Ganz automatisch, in dem Alter war das so. Aber galt das auch heute noch, und mit Boerne? Es war vermutlich sicherer zu fragen.
„Boerne...?“
„Ja, sind wir, aber findest du es jetzt nicht angebracht, mich mit meinem Vornamen anzureden?“
Der andere hatte seinen Gedanken wohl erraten. Und er hatte schon wieder recht, eigentlich wäre es an der Zeit sich mit dem Vornamen anzusprechen, aber Karl-Friedrich? Das war nicht unbedingt… kurz. Aber vielleicht sollte er es mal versuchen.
„Karl-Friedrich …?“
Jetzt mussten sie beide lachen. Irgendwie hörte sich das doch zu kurios an. Aber der andere konnte ja nichts dafür. „Ich glaub, ich bleib bei Boerne!“
Als sie sich wieder beruhigt hatten fragte Thiel dennoch, was er gerade fragen wollte. „Könnten wir das vorerst für uns behalten?“
„Ich glaube zwar, dass das wenig Sinn macht, aber wenn es dir dann besser geht.“
„Warum sollte das keinen Sinn machen?“
„Thiel, wir haben gestern ziemlich lange und ziemlich eng miteinander getanzt! Das war ja wohl offensichtlich. Und nebenbei bemerkt waren wir von lauter Polizisten umgeben. Auch wenn davon die Hälfte wahrscheinlich recht unfähig ist, konnten sie das kaum übersehen.“