Das Meer ist schon wundersam. Wenn man zu zweit hinausblickt, ist es irgendwie egal, ob man redet oder schweigt, das spielt überhaupt keine Rolle mehr. Man kann sich einfach nie satt sehen am Meer. Das Rauschen der Wellen und die Bewegungen des Wassers werden einem nie zuviel, auch wenn es stürmt, was das Zeug hält. (…) auf das Meer war Verlaß; es war da, wenn ich mich umsah, ob ich klein war oder groß, (…) still und weit umsäumte das Meer die Stadt, schwoll an und zog sich wieder zurück, alles zu seiner Zeit, immer, mit Gewißheit. (…) Wo nehmen die Leute aus der Großstadt bloß ihr »seelisches Gleichgewicht« her, wohin blicken sie? Wahrscheinlich in den guten alten Mond. Aber der Mond ist doch so weit weg und klein, da muß man sich ja erst recht klein und verlassen vorkommen!
- Banana Yoshimoto: Tsugumi
Ziele ohne Fristen bleiben Träume.
- Frank Berzbach: Kreativität aushalten
Das war einfach so hundertprozentig die westliche Sicht auf Beziehungen. Vereinfacht gesagt sieht sie so aus: Die Gesellschaft ist eine Ansammlung von Individuen, die sich lose untereinander bewegen wie Blätter im Swimmingpool im Herbst. Jeder Mensch ist ein Unternehmer in Sachen menschlichen Beziehungen. Man investiert in andere: Zeit, Aufmerksamkeit, Zuneigung oder Geld. Dann erwartet man sich einen Shareholder-Value von diesem Menschen, eine Rendite. Kommt es nicht dazu, trennt man sich von ihm.
- Benjamin Prüfer: Wohin du auch gehst
Denn wenn man etwas nur mit seinen eigenen Sinnen und in seinem eigenen Kopf weiß, dann ist es, als ob man es nicht wüßte. Und wenn die eigene Arbeit nur dazu dient, über die Runden zu kommen, zu überleben, nur für sich allein, dann ist dies die schlimmste aller Einsamkeiten.
- Roberto Saviano: Gomorrha
Ich bin nicht sicher, ob es wichtig ist, zu beobachten und wirklich dabeizusein, um die Dinge zu kennen, aber es ist wichtig, dabei zu sein, damit die Dinge dich kennen.
- Roberto Saviano: Gomorrha
Glücklicherweise ist die Gastro an einem etwas erhöhten Punkt, beruhigte sich Herr Lehmann, während es in der Schlange nur schneckenhaft vorbeiging, was ihn sehr nervös machte. Andererseits, dachte er, kann man ja nun nicht die Kinder hier anpfeifen, das ist irgendwie asozial, das kommt schlecht an, dachte Herr Lehmann und bewunderte dabei die Frau am Tresen, die mit einer Engelsgeduld und unbeschadet der geringen Umsätze, die mit Weingummi-Schlangen, Weingummi-Teufelchen und Weingummi-Krokodilen und ähnlichem zu machen waren, geradezu vorbildlich auf die Wünsche und vor allem auf die vielen Sinneswandel ihrer zwergenhaften Kundschaft einging. Die hat die kleinen Scheißer richtig lieb, dachte Herr Lehmann und liebte dafür wiederum die Frau, wir sollten alle so sein, dachte er, darum geht es, wenn man hinter dem Tresen steht, dachte er, jeder hat die gleichen Rechte (…)
- Sven Regener: Herr Lehmann
Es sah so aus, als ob der Sommer vorbei war. Ihm sollte es recht sein. Er mochte den Sommer zwar gerne, es war die schönste Jahreszeit in Berlin und er hatte nie verstanden, warum die Leute ausgerechnet im Sommer in den Urlaub fuhren, aber andererseits hatte der Sommer auch immer so etwas Forderndes, im Sommer wurde Herr Lehmann immer von dem Gefühl bedrängt, er müßte aus dem schönen Wetter etwas machen, etwas mit Freunden unternehmen oder so, Grillen, Ausflüge machen, an Badeseen fahren … alles Aktivitäten, auf die Herr Lehmann keinen großen Wert legte, die auch bei seinen Freunden nicht hoch im Kurs standen, deren theoretische Möglichkeit ihm aber das Gefühl gab, etwas zu verpassen, geradezu zu verplempern. Den Rest des Jahres war es einfacher.
- Sven Regener: Herr Lehmann
Es gibt ein Mittel gegen die Einsamkeit, die einen plötzlich in einer fremden Stadt überfällt: etwas kaufen: eine Ansichtskarte, einen Kaugummi nur, einen Bleistift oder Zigaretten: etwas in die Hand bekommen, teilnehmen am Leben dieser Stadt, indem man etwas kauft (...)
- Heinrich Böll: Irisches Tagebuch
Ich trete ans Fenster, gerade noch rechtzeitig, um Diannes in graubraunen Stoff gekleidete Gestalt zwischen ein paar Bäumen verschwinden zu sehen. Es sind dieselben Bäume, in deren Stamm ich vor Jahre, nachdem Kyle uns verlassen hatte und Dianne von ihrer Suche nach einem Pfeil zurückgekehrt war, tiefe zornige Einschnitte entdeckt hatte, wo die Rinde aus ihnen herausgehackt worden war. Damals sammelte ich im Garten weiches Moos und stopfte die größten Löcher notdürftig damit aus, wie Wunden, die es zu verbinden galt.
- Andreas Steinhöfel: Die Mitte der Welt
Schon mit acht Jahren schlief sie so ein, die eine Hand gegen die andere gedrückt, und stellte sich vor, sie hielte den Mann, den sie liebte, den Mann ihres Lebens. Wenn sie also Tomas' Hand im Schlaf so hartnäckig festhielt, kann man das gut verstehen: von Kindheit an hatte sie sich darauf vorbereitet, hatte es eingeübt.
- Milan Kundera, Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
Der Mann genießt das Glück, das er empfindet, und die Frau das, das sie verschafft.
- Choderlos de Laclos: Gefährliche Liebschaften
»(...) Weißt du, was die Beatles so groß gemacht hat?«
»Was?«
»›I Wanna Hold Your Hand.‹ Ihre erste Single. Verdammt großartig. Vielleicht der verdammt großartigste Song, der jemals geschrieben worden ist. Weil sie es wussten. Was jeder wirklich will. Nicht vierundzwanzig-Stunden-sieben-Tage-in-der-Woche heißen, geilen Sex. Keine Ehe für hundert Jahre. Keinen Porsche oder einen Blowjob oder eine Million auf der Bank. Nein: Was jeder wirklich will. I Wanna Hold Your Hand.«
- Rachel Cohn | David Levithan: Nick & Norah - Soundtrack einer Nacht
People tend to stick to their own size group because it's easier on the neck. Unless they are romantically involved, in which case the size difference is sexy. It means: I am willing to go the distance for you.
- Miranda July, No one belongs here more than you.
"Es war niemand in der Kirche, außer einigen Schweinen, denn in der Tür war kein Schloß, und Schweine lieben im Sommer Steinpflaster, weil es so kühl ist. Da kann man es sehen: Die meisten Leute gehen nur in die Kirche, wenn sie müssen, bei den Schweinen aber ist es genau umgekehrt."
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"Gern lagen wir in solchen Stunden auf dem Rücken, blickten hinauf und stritten darüber, ob die Sterne erst gemacht oder immer schon dagewesen seien. Jim war der Ansicht, daß die Sterne erst gemacht worden seien, ich dagegen behauptete, sie seien schon immer dagewesen, denn um die vielen, vielen Sterne zu machen, hätte man zuviel Zeit gebraucht. Jim meinte, auch der Mond könne sie gelegt haben. Darüber ließ sich schon eher reden, ich widersprach daher nicht, denn ich habe einmal einen Frosch Eier legen sehen, und zwar so viele, daß das mit dem Mond schon seine Richtigkeit haben konnte. Wir sahen auch Sternschnuppen fallen und am Himmel entlangsausen. Jim hielt sie für faule Eier, die aus dem Nest geworfen würden."
- mark twain: huckleberry finn.
... wenn ich mir mitten im Winter die Hände reibe, wärmt mich die Reibung von JA und NEIN, wenn ich in die Hände klatsche, zeige ich meinen Beifall durch die Trennung und Vereinigung von JA und NEIN, ich sage "Buch", indem ich meine gefalteten Hände langsam auseinander falte, für mich stellt jedes Buch eine Balance zwischen JA und NEIN dar, selbst dieses, mein letztes, ganz besonders dieses.
- Jonathan Safran Foer; Extrem laut und unglaublich nah
Wenn wir so nomadisch mit der Wahrheit sind, warum machen wir die Geschichte dann nicht besser als das Leben? Es scheint mir so, dass wir die Geschichte sogar schlechter machen. Wir machen uns so, als ob wir Dummköpfe wären, und wir machen aus unserer Reise, die eine erhebende Reise war, etwas ganz Normales und Zweitklassiges. Wir könnten deinem Großvater zwei Arme geben und ihn treulich machen. Wir könnten Brod geben, was sie verdient, anstatt das, was sie bekommt. Wir könnten sogar Augustine finden, Jonathan, und du könntest ihr danken, und Großvater und ich könnten uns umarmen, und es könnte perfekt und wunderschön und komisch und nützlich traurig, wie du sagst, sein. Wir könnten sogar deine Großmutter in deine Geschichte schreiben. Das ist, was du sehnst, nicht? (...) Ich glaube nicht, dass es irgendwelche Grenzen dafür gibt, wie ausgezeichnet wir das Leben scheinen lassen könnten.
- Jonathan Safran Foer - Alles ist erleuchtet
"Für die meisten von uns ist es morgens. Da sind diese wenigen Sekunden nach dem Aufwachen, wenn wir noch nicht richtig bei klarem Bewusstsein sind. In diesen wenigen Sekunden sind wir etwas Primitiveres als das, in was wir uns kurz darauf verwandeln. Wir haben gerade den Schlaf unserer ältesten Vorfahren geschlafen, und etwas von ihnen und ihrer Welt haftet uns noch an. In diesem kurzen Moment sind wir unzivilisiert, noch nicht geformt. Wir sind nicht die Menschen, als die wir uns kennen, sondern Kreaturen, die eher mit einem Baum im Einklang stehen, als mit einem Keyboard. Wir haben keinen Titel, keinen Namen, wir sind natürlich, bewegen uns zwischen dem, was war, und dem, was wird, die Kaulquappe, bevor sie Frosch wird, die Raupe, bevor sie Schmetterling wird. Für einen Augenblick sind wir pure Existenz, wir können alles und jedes sein. Und dann..."
Er zog seinen Tabaksbeutel hervor und stopfte die Pfeife neu. Ich roch Kirschgeruch. Er entzündete ein Streichholz. Der Pfeifenkopf zog die Flamme an, als wollte er sie verführen oder als wäre sie ein Raubtier.
"und dann - ah! - öffen wir die Augen und vor uns liegt der Tag und" - er schnippte mit den Fingern - "wir sind wieder wir selbst."
- Jerry Spinelli - Stargirl