z u h a u s e

Oct 06, 2016 22:30

Ficathon: happily ever after
Fandom: Griechische Mythologie
Prompt: Apoll x Hyakinthos | If You Lived Here, You’d Be Home Now ["If you lived here, you'd be home now", The Lucksmiths / "If you lived here, you'd be home now", Emmylou Harris & Rodney Crowell]
Promptsteller*in: schmokschmok

A/N: Erster Post hier, erster OS im Latin-Fandom, erster Promptfill für SchmokSchmok. Ich bin nervös und entweder ist das hier genial oder furchtbar.



z u h a u s e

Es war, denkt Apollon und nimmt einen tiefen Zug, einfach nur die falsche Zeit. Der richtige Ort, aber die falsche Zeit.

Er gibt Dionysos seinen Joint wieder und unterdrückt ein Lachen. Hier sitzen sie und rauchen, ohne je high werden zu können. Einfach, weil es trotzdem beruhigt (und weil Dionysos findet, als Gott des Rausches gehört sich das so).

[…]

Es ist dreitausend Jahre her. Man sollte meinen, Apollon hätte ihn vergessen. Man sollte meinen, all die Menschen und Nymphen und Götter und all die Nächte in Dionysos’ Armen hätten die Erinnerung an einen zerbrechlichen, ernsten Jungen verblassen lassen.

Aber hier liegt er, auf einer Wiese mitten im Nirgendwo, hält eine von tausenden Schwertlilien in seinen Händen und lächelt. Noch immer sind sie die einzigen Blumen, die ihm nicht eingehen, und noch immer hallt in ihm dieses warme, wohlige Gefühl von Hyakinthos’ Gegenwart nach, wenn er sie ansieht. (Und ehrlich? Wenn er nicht zufällig Apollon und selbst ein Gott wäre, würde er die Hände zum Himmel strecken und die Götter anflehen, dass sich das niemals ändert.)

Die Blütenblätter fühlen sich samtig-weich unter seinen Fingerspitzen an. Apollon fährt immer wieder darüber; er kann nicht anders, er muss es nur noch ein Mal spüren, nur noch ein Mal. Stunde um Stunde lässt er so ungezählt verstreichen - was für eine menschliche Angewohnheit, der Zeit so viel Bedeutung beizumessen -, bis es Abend wird und die Dunkelheit sich vom Horizont her anschleicht, den Himmel erobert und sich über die Wiese senkt.

Eine Spur Bedauern in seinem Lächeln, richtet Apollon sich auf und klopft Erde und einzelne Grashalme von seiner Kleidung. (Er ist ein Gott, aber niemand trägt irdischen Dreck in die heiligen Hallen seines Vaters, ohne eine sehr gute Entschuldigung parat zu haben.)

Wenn ich hier leben könnte …, geht ihm durch den Kopf, millionste Wiederholung von Worten, die damals gesagt worden sind. Er zuckt mit den Schultern, macht sich auf den Weg und lässt den Gedanken unvollendet zurück.

[…]

Das ist es, was Hyakinthos damals gesagt hat, vor der schmalen kleinen Hütte, als Apollon noch den Einsiedler gemimt hat: „Wenn du hier leben könntest, wäre das ein wundervolles Zuhause.“ Ein blasser Ersatz für die Worte, die auszusprechen er sich nicht getraut hat.

Apollon hat das nicht verstanden. „Aber ich lebe hier!“, hat er im Brustton der Überzeugung widersprochen und sich an dem feinen Lächeln auf Hyakinthos’ Lippen erfreut.

Sie hatten beide Recht und dann auch wieder nicht.

[…]

Zum ersten Mal seit über zweitausend Jahren wagt Apollon sich auf die vollen Straßen Spartas. (Es ist ein merkwürdiges Gefühl, als Gott des alten Griechenlands im neuen Griechenland unterwegs zu sein.)

Er tut so, als sei er Tourist und als könne er nicht jeden noch so winzigen Unterschied zwischen der damaligen und der heutigen Stadt benennen. Es ist alles anders, voll und laut und schnell. Während die Menschen an ihm vorüber eilen, würdigen sie ihn keines zweiten Blickes, sondern stufen seine Anwesenheit als selbstverständlich und in Ordnung ein.

Irgendwann steht er in der Menge plötzlich vor Dionysos - einem untypisch schweigsamen, von erstaunlich wenigen Mädchen umgebenen Dionysos. Sie reden nicht, während sie langsam in den Norden der Stadt wandern. Die vertrauten Bilder tauchen vor Apollons Augen auf und überlagern die neuen Gebäude und die Ruinen von früher, aber irgendetwas stimmt dabei nicht.

Vor dem Heiligtum seiner Schwester bleibt Apollon schließlich stehen. „Es fühlt sich nicht mehr wie ein Zuhause an“, sagt er und beginnt zu verstehen, wohin er damals eigentlich wirklich zurückgekehrt ist.

Zu wem.

[…]

Sie sitzen noch immer in der Hütte, obwohl Apollon sich längst zu erkennen gegeben hat. Draußen rauscht der stürmische Westwind an den Holzwänden vorbei, doch das Draußen kümmert sie nicht.

Es ist merkwürdig, aber auf gewisse Art und Weise fühlt Apollon sich hier wohl. Fast so, als seien sie in diesem winzigen Unterschlupf nicht Mensch und Gott, sondern einfach Apollon und Hyakinthos. (Wenn es nicht so lachhaft wäre, würde er fast glauben, dass das hier mehr Zuhause ist als jeder andere Ort zuvor, aber er ist ein Olympier, wie kann er da auf der Erde daheim sein?)

Trotzdem hallen die Worte in seinem Kopf nach - nicht Gott und Mensch, nicht Gott und Mensch - und er lehnt sich zur Seite. Einen Moment lang verharren sie beide so dicht beieinander, dass ihre Lippen sich beinah berühren. Apollon schließt die Augen vor dem Blick, der ihn von Anfang an durchschaut hat, denkt: Morgen (und es klingt wie ein Vorwand), denkt: Wenn du hier leben könntest …

Und als sie sich küssen, weiß er noch nicht, dass er es nicht kann, weiß er noch nichts von unvollendeten Gedanken, ist er einfach nur glücklich.

rating: p12slash, pairing: apoll x hyakinthos, character: hyakinthos, character: apoll, fandom: griechische mythologie, ficathon: happily ever after, character: dionysos

Next post
Up