Titel: Plastikwelten an Dezembertagen
Pairing: René Adler/Patrick Helmes
(minimal angedeutet: Fabian Giefer/Benedikt Fernandez)
Warnung: Dasselbe wie immer bei mir. Nicht ohne Vorsicht zu genießen und den Verstand sollte man eingeschaltet lassen.
Timeline: Dezember 2009
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Alles war voller Schnee. Kalter Tag. Man sah den weißen Atem in der Luft und fast erfrorene Nasenspitzen.
Typischer Dezembertag.
Überall sah er knutschende Paare.
Nicht, dass er das auch haben wollte. Aber zu viel war dann doch zu viel.
Dabei machte er schon extra einen großen Bogen um jeden Weihnachtsmarkt. Was ihm gar nicht so leicht vorkam. Er hatte fast schon das Gefühl, dass er vor Weihnachtsmärkten kaum noch treten könnte.
Überall sah er Paare, die zusammen klebten wie die Kletten.
Er wollte das nicht sehen.
Er steckte die Hände in die Jackentaschen und kniff die Augen zusammen.
Irgendeine Melodie kam ihn in den Sinn und er summte, während er einfach weiter lief.
„Scheiß Unterbewusstsein, ne?“ Würde Rico jetzt sagen, aber der konnte ihn gerade nicht sehen.
Überall sah er Paare, die sich dämliche Kosenamen geben mussten.
Er wollte das doch eigentlich gar nicht hören.
Wahrscheinlich würde er seinem kleinen Bruder jetzt auch noch Recht geben, während seine Gedanken bei mehr als schiefen Tönen und viel Lachen festhingen.
Er hörte nicht auf zu summen.
Überall sah er Paare, die Händchen hielten und durch die Stadt liefen ohne sich loszulassen.
Nicht, dass er etwas dagegen hätte.
Ihm wurden seit der Trennung von Jule auch genug Beziehungen, Affären oder sonst was angehangen.
Was soll er dazu schon sagen? Vielleicht schüttelt er, Augen verdrehend, den Kopf. Mehr nicht. Das wäre seine einzige Reaktion.
Überall sah er Paare, die sich anlachten als wäre diese weiße und leuchtende Plastikweihnachtswunderwelt das Paradies.
Er mochte diese Plastikwelten nicht und lebte irgendwie doch in einer.
Er fragte sich, wieso ihm eigentlich niemand entgegen kam, der auch nur halb so frustriert war wie er. Keine Chance. Niemand der auch nur ansatzweise unglücklich aussah. Niemand, der aussah als würde er an einer Winterdepression zu Grunde gehen.
Alles nur Plastikwelten - Plastikhüllen.
Er merkte schon gar nicht mehr, dass er immer noch summte.
Überall sah er Paare, die sich in den Armen lagen und so taten als wäre das der Himmel auf Erden.
Sie sollten bloß aufpassen, dass sie da nicht rausgeschmissen werden, dachte er. Ging schnell.
Weil Plastikhüllen leicht zu beschaffen waren, einfacher als die Wahrheit sowieso. Das war nicht schwer - wusste er. Lief doch alles bestens!
Es war doch nichts gewesen - ein paar viel zu lange Nächte und am nächsten Morgen fehlten einem schon die Worte. Man spuckt sie eher in die eigene Kaffeetasse, als sie dem Anderen ins Gesicht zu sagen.
Plastikweltengewohnheit. Den Schein wahren. Es tot schweigen.
Überall sah er Paare, die sich am hellichten Tag, an öffentlichen Orten, befummeln mussten.
Das war eindeutig zu viel des Guten.
Jetzt fehlte ihm nur noch, dass er Fabi und Bene zusammen in der Kabine erwischte, aber es war trainingsfrei und es war ja auch nicht so, dass die beiden was miteinander gehabt hätten. Aber manchmal da sahen die beiden aus, wie eines der verliebten Pärchen in den Straßen. Und ein bisschen brachten sie ihn damit immer zum Lächeln.
Vielleicht gab es doch nicht nur diese Kauf mich - Benutz mich - Vergiss mich-Mentalität bei den Plastikweltenbewohnern, dachte er dann immer.
Überall sah er Paare, die sich verliebte Blicke zuwarfen.
Und das hasste er am meisten.
Er dachte daran, wie Patrick Sarah anschaute.
Nämlich genauso. Nichts in seinem Blick hatte sich geändert. Keine Veränderung.
Er konnte in solchen Momenten nur daneben stehen und so tun als wäre nichts. Er konnte nur darauf warten, dass es aufhörte.
Darauf hoffen, dass es endet. Auch wenn es nur Sekunden waren. Bruchteile - Bruchstücke.
Und er wartete darauf, dass die Plastikhülle zerfetzt. Löcher bekommt. Darauf, dass Patrick sie für unbestimmte Zeit wieder ablegte.
Er hatte doch selbst eine - war Teil des Ganzen.
Das waren sie: Seine Plastikwelten an Dezembertagen.
Ihre Plastikwelten in kalten Dezemberwochen.