... aber ich dachte mir, dass das hier nicht nur meine Freundesseite interessieren dürfte. Warum? Weil hier eine Rezension von Ju Honischs Buch "Das Obsidianherz" folgt. Ju - ich bin ein fauler Mensch. Du darfst diese Rezi aber gerne für alle Seiten, auf denen Du sie haben willst, klauen oder mir sagen, wo ich sie posten soll! ;)
Ich schreibe nicht häufig Buchrenzensionen und bin der Meinung, es auch nicht gut zu können, aber ich will es auf jeden Fall einmal versuchen, weil ich der Meinung bin, dass "Das Obsidianherz" diese Rezi einfach verdient.
Das Buch ist ein insgesamt sehr gelungenes Werk, dass sowohl durch den Plot als auch durch den Stil überzeugt. Jus trockener Humor kommt wunderbar zur Geltung, und sie schafft es hervorragend, die Beweggründe der Charaktere herauszuarbeiten und auch deren Hintergründe dem Leser nahezubringen, ohne dass die Information fehl plaziert oder erschlagend wirken. Es kommt genau die richtige Dosis an der richtigen Stelle, damit der Leser den Charakter versteht und seine Handlungen nachvollziehen kann, ohne dass man das Gefühl bekommt, dass diese Information irgendwo untergebracht werden musste - es passt einfach.
Besonders gut hat mir daran gefallen, dass die Charaktere, auch die nicht-menschlichen, gut dargestellt sind und man ihre Handlungen versteht - den "einfach nur bösen" Charakter gibt es - mit einer Ausnahme - nicht, sie haben alle ihre guten Gründe für ihre Handlungen. Und bei der Ausnahme ist es auch völlig in Ordnung, auch da passt das "einfach nur böse" - und bei näherer und tieferer Betrachtung gibt es auch da einen Grund, warum es so ist.
Das Setting im Bayern des 19. Jahrhunderts, wobei es aber Magie und magische Wesen, die Sí/Feyon gibt, ist sehr interessant und gut ausgearbeitet, auch werden die gesellschaftlichen Umstände gut in die Handlung integriert.
Schön ist auch, dass manche Details für den Leser von Anfang an offensichtlich, für die Charaktere aber völlig unklar sind - genau die Details, die dem Leser das Gefühl geben, den Charakteren überlegen zu sein, ohne wirklich etwas von der Handlung vorweg zu nehmen. Und von dem Charakter, den man von Anfang an am Besten einschätzen konnte, am Ende durch eine geschickt platzierte Bemerkung noch mal völlig im Unklaren zu sein, hat auch einen gewissen Charme! Gemein, aber gut gemacht. Glückwunsch!
Auch die integrierte Liebesgeschichte ist so unaufdringlich und humorvoll, dass sie zur Athmosphäre des Buches beiträgt anstatt sie zu vernichten.
Gab es auch Punkte, die mir nicht gefallen haben?
Ja, aber minimal. Bei einer Szene sehe ich den Bezug zum Rest der Handlung nicht wirklich - die patriotischen Ungarn wirken ein bisschen eingebaut, um Graf Arpard einen Grund zu geben, in diesem Hotel zu sein, da hatte ich irgendwie noch mit mehr gerechnet, aber sie waren dann plötzlich wieder verschwunden, ohne noch irgendeine Rolle zu spielen. Vielleicht nicht so elegant gelöst, aber auch kein Punkt, über den ich mir lange den Kopf zerbrochen habe, dazu war das Buch viel zu interessant.
Und an einer Stelle hatte ich das Gefühl, dass das Buch hier zu Ende sein müsste und war dann überrascht, wie viele Seiten noch kamen. Im ersten Moment war es ein seltsames Gefühl, da jetzt weiterzulesen - aber der Bogen war sehr schnell geschlagen und ich war ganz schnell einfach nur noch froh, dass es noch nicht zu Ende war und ich noch weitere spannende Seiten vor mir hatte.
Insgesamt ist dieses Buch einfach nur empfehlenswert für alle, die einen eleganten Schreibstil und Fantasy mögen.