(no subject)

Sep 09, 2023 19:05

Team: D.A.V.E.
Challenge: h/c - jemanden stützen/tragen
Fandom: Final Fantasy XV
Charaktere: Noctis, Gladio, Ignis, Prompto
Wörter: 1521
Anmerkung: Es sollte mich nicht wundern, dass es sich in eine andere Richtung entwickelt hat, als geplant. Aber ich würde sagen, es zählt trotzdem noch als h/c *hust*

Es war fast unmöglich, seinen Atem ruhig zu halten. Bei seinem Herzschlag versuchte er es gar nicht erst. Die Energie der Königswaffe pulsierte durch seinen Körper und schien sich nicht beruhigen zu wollen. Vielleicht, weil sie in der letzten Nacht kaum zum Schlafen gekommen waren. Vielleicht, weil er selbst wenn er schlief, Alpträume hatte. Vielleicht, weil dieser merkwürdige Pakt mit Titan noch zu frisch war.
Genau würde er es nie wissen und er hatte nicht vor, Ignis danach zu fragen, der möglicherweise eine Antwort oder wenigstens eine brauchbare Theorie hatte. Dafür hatten sie keine Zeit. Keine Zeit für Schwäche.
Ihre Zeit lief ab, Insomnias Zeit lief ab. Neuigkeiten aus der besetzten und zu einem großen Teil zerstören Stadt waren so rar, dass keiner von ihnen bereit war, ihnen irgendeine Aufmerksamkeit zu schenken. Zu hoch war das Risiko, dass es nur haltlose Gerüchte waren. Gerüchte über Menschen, die einfach auf der Straße erschlagen wurden, weil sie es wagten, Anschein von Widerstand zu erregen. Über Siecher, die immer wieder gesichtet wurden. Dass die Versorgungslage katastrophal sein musste, was klar. Wie viele starben an vermeidbaren Krankheiten, in den kalten Nächten oder verhungerten?
“Wir müssen weiter”, drang Gladios Stimme von viel zu weit entfernt zu ihm durch. Noctis nickte. Das wusste er selbst. Im Moment konnten sie nichts weiter tun, als weglaufen. Sich verstecken. Hoffen, dass sie nicht versagten. Nein, dass er nicht versagte.
Die Königin, in deren Grab sie sich gerade befanden, war vor hunderten von Jahren gestorben und immer noch galt ihre Weisheit als Vorbild. Ihre Waffe hatte angeblich eher einen zeremoniellen Zweck erfüllt aber die Kraft die immer noch zu versuchen schien, ihn auseinander reißen zu wollen, sprach eine andere Sprache.
Als er die Hände zu Fäusten ballte, schien die Luft zu knistern. Was war nur los? Wurde jetzt endgültig klar, was für eine Nullnummer er als Thronfolger war? Das hatte er schon vorher gewusst.
“Noct?” Bevor Prompto näher kommen konnte, schüttelte Noctis schnell den Kopf. “Ich bin okay.”
“Du siehst nicht okay aus”, merkte Ignis an. Na toll. Jetzt stand er vermutlich für die nächsten Tage unter genauer Beobachtung. Schnell sah Noctis zu Gladio, der aber am Eingang zur Grabkammer stand und in die Dunkelheit des Labyrinths starrte, durch das sie sich hatten kämpfen müssen. Er wirkte deutlich zu angespannt für Noctis’ Geschmack. Nicht nur deswegen fragte er: “Was ist los?”
“Ich höre etwas…”
Das genügte, um Ignis abzulenken. “Siecher?”
Was wiederum ausreichte, Promptos Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. “Noch mehr?!” Noctis konnte das Entsetzen in der Stimme seines besten Freundes gut nachvollziehen. Sie hatten gefühlt alle Siecher im weiten Umkreis hier unten erlegen müssen. Die Alternative zu diesen Monstern war aber auch nicht viel besser.
“Ich hoffe es”, antwortete Gladio düster. “Bereit oder nicht, wir müssen hier raus.” Sein Blick glitt prüfend über Noctis und es war klar, dass er ihn als das schwächste Glied einstufte.
Selbst unsicher ob es Trotz oder Notwendigkeit waren, die aus ihm sprachen, sagte Noctis: “Dann los.” Er warf dem steinernen Sarg einen letzten Blick zu und wandte sich dann ab.
Der erste Schritt ließ ihn kurz schwindelig werden. Scheiße. Verdammte Scheiße.
“Du bist nicht okay”, stellte Gladio fest, eine merkwürdige Mischung aus Verärgerung und Sorge lag in seiner Stimme. Vielleicht auch in seinem Gesicht, aber um das einzuschätzen müsste Noctis in ansehen und das wollte er gerade wirklich nicht.
“Spielt es eine Rolle? Können ja schlecht hier bleiben.”
“Er hat Recht…” Ignis klang ziemlich widerwillig, das änderte aber nichts an dem aktuellen Problem.
“Vielleicht gibt es einen anderen Weg hier raus? Haben Gräber nicht immer irgendwelche Geheimgänge?” Prompos Vorschlag wurde mit einem abfälligen Schnauben von Gladio kommentiert. “In deinen Videospielen vielleicht. Es gibt keine Anzeichen für irgendwelche Geheimgänge.”
Klar hatte Gladio schon alles überprüft. Was Noctis zu der Frage führte, wie lange er weggetreten gewesen war.
Egal. Nicht bereit, alle hier noch länger aufzuhalten, riss er sich zusammen und ging zum Ausgang. Es wurde nach drei Schritten etwas leichter aber er machte sich keine Illusionen, sollte es zu einem Kampf kommen, wäre er nicht nur vollkommen nutzlos, sondern vielmehr eine Last.
“Es bringt nichts, wenn wir am Ende hier in der Falle sitzen”, sagte er und war froh, dass seine Stimme wieder fest klang. Fester jedenfalls. Trotzdem war er sich sehr bewusst, dass Ignis auf ihrem Weg nach draußen sehr dicht bei ihm blieb, während Gladio die Vorhut bildete.
Siecher begegneten ihnen nur einmal und waren erlegt, bevor sie überhaupt begreifen konnten, wie ihnen geschah. Offenbar war Gladio nicht in der Stimmung für unnötige Verzögerungen. Das änderte aber nichts daran, dass immer wieder gespenstische Geräusche durch die Gänge hallten. So gespenstisch, dass Prompto irgendwann flüsternd fragte, ob der Geist der Königin wütend auf sie sein könnte.
Bestimmt schüttelte Noctis den Kopf. “Dann hätte sie mir ihre Lanze nicht überlassen.” So schmerzhaft die Energie auch jetzt noch war, es war nichts zorniges daran. Er war einfach nur nicht stark genug, sie schnell zu verarbeiten.
“Wir werden draußen erwartet”, murmelte Gladio. Das brachte Prompto erstmal zum Schweigen, jedenfalls bis sie sich dem Ausgang endlich näherten. “Was machen wir jetzt?”, fragte er flüsternd. “Uns den Weg freikämpfen?”
“Uns bleibt keine Wahl. Noct, du bleibst zurück, bis der Weg frei ist.”
Noctis presste die Kiefer zusammen und schüttelte den Kopf. “Vergiss es.”
“Das war kein Vorschlag. Wenn die Nifs dich in die Finger kriegen, ist alles vorbei.” Der Tonfall war nicht neu. Gladio hatte gerade keine Geduld für seine Launen. Aber Noctis hatte nicht vor, seine Freunde in den Tod laufen zu lassen. “Nein. Ich kann vielleicht gerade nicht kämpfen aber…” Aber? Die Energie in ihm pulsierte stärker und er krümmte sich. Er konnte sie nicht mehr halten. Aber wenn er die Kontrolle verlor, würden die wichtigsten Personen in seinem Leben sterben.
Moment. Noctis hob eine Hand und es brauchte nicht viel, um eine zuckende, leuchtende Kugel aus… was auch immer heraufzubeschwören. “Was ist das?”, fragte Prompto und Noctis hatte keine Antwort darauf. “Es will schon die ganze Zeit raus.” Allein sie wieder zu absorbieren ging fast über seine Kräfte. “Damit könnte ich vermutlich alles hier zerlegen.”
“Wir wissen, dass ihr da drin seid! Ihr habt keine Chance, also erspart euch den Schmerz und ergebt euch!”, brüllte irgendwer in die Höhle. Die Stimme schien durch die Gänge wieder zurückgeworfen zu werden und Noctis sah Gladio an. “Er hat Recht… wir haben keine Chance. Außer ich benutze… was auch immer das ist.” Langsam fragte er sich, ob ihm da überhaupt eine Wahl blieb. Etwas kitzelte unter seiner Nase und als er die Stelle berührte, spürte er etwas feuchtes.
“Du blutest.” Eine scheinbar nüchterne Feststellung aber die Beunruhigung dahinter war deutlich hörbar.
“Ja, ist mir aufgefallen.” Noctis sah auf seine roten Fingerspitzen. Was in ihm kribbelte, was von von Beunruhigung weit entfernt. Er hatte Angst. Was passierte mit ihm?
“Vielleicht ist es ein letztes Geschenk der Königin.” Ignis klang angespannter als sonst und das wollte etwas heißen. Die Art wie er zum Höhleneingang sah, ließ keinen Zweifel daran offen, wie er seine Worte meinte.
Noctis schnaubte. “Wie auch immer eine Tote wissen sollte, was hier gerade abgeht.”
Aber wenn er diese Energie nicht bald irgendwie rausließ, würde er sich darüber auch keine Gedanken mehr machen müssen. Oder auch nur können. Stechende Kopfschmerzen machten das Denken für ein paar Sekunden vollkommen unmöglich und als sich der rote Schleier wieder lichtete, hielt Gladio ihn aufrecht. “Okay. Aber du gehst da nicht alleine raus.” Wut ließ seine Stimme leicht beben. Das hier war etwas, gegen den der Schild seinen Prinzen, seinen König nicht beschützen konnte. Darum versuchte Noctis auch gar nicht, ihn davon abzuhalten.
“Bleib aber hinter mir. Ich weiß nicht, wie gut ich das gesteuert kriege.” Sein magisches Geschick hielt sich in Grenzen, darin war sein Vater immer deutlich besser gewesen. Der Gedanke an ihn schmerzte auf eine ganz andere Art und Weise.
Die ersten Schritte musste Gladio ihn noch stützen und seine Nähe war irgendwie beruhigend. Noctis hatte immer noch Angst, aber wenn er hier draufging, dann hatte er wenigstens alles getan, um seine Freunde zu retten.
Vielleicht sollte er sich etwas einsamer fühlen, als er aus eigener Kraft ins Licht stand und sah, wie groß die Übermacht war. Das tat er aber nicht. Er hörte Gladios Schritte hinter sich, auch wenn die für so einen großen Mann erstaunlich leicht waren. Was auch immer passieren würde, er war nicht alleine.
Einige Meter vor ihm stand ein Mann mittleren Alters, der triumphierend lächelte und den Mund öffnete, um etwas zu sagen. Es spielte keine Rolle. Für einen Moment schloss Noctis die Augen und spürte die zerstörerische Kraft, die durch seinen Körper tobte.
Dann wurde alles irgendwie weicher. Wie ferngesteuert öffnete er die Augen wieder, hob die Hände und sah, wie die Lanze der Königin sich manifestierte. Kristallin und nur scheinbar filigran lag sie in seinen Händen. Mehr ein Gefühl als eine Stimme befahlt ihm, loszulassen. Für den Bruchteil eines Bruchteils einer Sekunde erkannte er noch wie nacktes Entsetzen ins Gesicht des niflheimischen Offiziers kriechen wollte, dann schwang er die Lanze und alles verschwand in einem gleißenden kalten Licht.
Kurz bevor er das Bewusstsein verlor, spürte er starke, warme Hände die ihn auffingen.

120 minuten, luina schreibt, sommerchallenge

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