Fic: In Somniis [Supernatural] (Wichtelgeschenk für callisto24)

Dec 27, 2014 22:53

Fandom: Supernatural
Charaktere: Sam, Dean (mit ein klein bisschen Wincest für das Wichtelkind)
Warning: angst

A/N: Inception AU. Mein Wichtelgeschenk für callisto24, ich hoffe, ich habe irgendwie deinen Geschmack getroffen >_<


Es beginnt so.

Sam wacht auf.

Die Decke über ihm ist weiß.

Dean ist tot.

Das Geschäft des Dreamsharings ist längst zu einem der größten kriminellen Netzwerke geworden, mit dem die Welt je zu kämpfen hatte. Ursprünglich zum Training von Soldaten entworfen, dauerte es nicht lange, bis es seinen Weg in andere Bereiche fand.

Die Sache ist die, hatte Dean Sam erklärt, Jahre und Jahre und Jahre bevor jetzt, Jahre vor allem diesem hier, als Sam noch klein war, aber alt genug, damit er begann, Fragen nach dem wahren Beruf ihres Vaters zu stellen. Und Dean war immer schon viel zu reif für sein Alter gewesen, war viel zu schnell aufgewachsen und die Welt für Sam gewesen. Denn es war nicht ihr Vater gewesen, zu dem Sam ging, wenn er ein aufgeschlagenes Knie hatte oder nachts nichts schlafen konnte. Dean war immer Sicherheit und Wärme und Vertrauen, ihr Vater nichts als ein Schatten, der so weit versunken in seinen eigenen Gedanken schien, dass Sam nicht wusste, ob er wirklich echt war.

Die Sache ist die, hatte Dean gesagt, dass es etwas gibt, was stärker ist als alles andere in der Welt. Er machte eine Pause und sah Sam erwartungsvoll an. Sam hasste diesen Blick, denn er bedeutete, dass sein Bruder wusste, dass er nicht auf die Antwort kommen würde und den Moment der Überlegenheit voll auskosten wollte. Trotzdem hatte er keine andere Wahl, als das Spiel mitzuspielen, wenn er die Antwort von Dean erfahren wollte. Entschlossen, nicht kampflos aufzugeben, nannte er alles, an das er denken konnte - Bomben, Panzer, die Polizei, Grizzlys.

Aber Dean tippte ihm nur an den Kopf und sagte:

„Ein Gedanke, Sammy. Kannst du einen Gedanken aus einem Kopf entfernen? Kannst du verhindern, dass er sich verbreitet? Und exakt das macht ihn so kostbar, das ist, was unser Vater zu schützen versucht.“

Sam hatte damals nur schwerlich verstanden, was ihm sein Bruder sagen wollte - Extraction war lange Zeit etwas gewesen, was die Regierungen totschweigen wollten. Die breite Masse der Bevölkerung schlief sicher, wenn sie ihre Gedanken in Sicherheit wähnte. Es war besser, wenn die Geheimdienste und Top-Manager dieser Welt ihre Kämpfe mit Mitteln ausfochten, die nicht jedem bekannt waren. Aber dann wurde die erste Inception erfolgreich durchgeführt und der Umbruch war nicht mehr aufzuhalten gewesen. Innerhalb von zwei Jahren entwickelte sich die Technologie so rasant, dass keine der umständlichen Maschinen, die alle Träumenden verbanden, mehr nötig waren. Ein leichtes Anästhetikum, um das Ziel lange genug zu betäuben, um es mittels eines starken Senders an einen Verteiler anzuschließen, waren genug, um theoretisch von einem Ende der Welt zum anderen eine Extraction durchzuführen. Das machte jedem zum möglichen Ziel. Und jeden zum möglichen Täter. Die Spielwiese der Hacker, wie diese illegalen Extractor genannt wurden, war gigantisch, der Gedankenraum eines einzigen Menschen konnte riesig sein und voll von wertvollem Wissen.

Und Sams Kopf war voller Dinge, die er wusste-und-nicht-wusste. Denn sein Vater sprach nie viel über das, was er machte, doch Sam war immer scharfsinnig gewesen und begabt darin, die Puzzleteile zusammenzufügen. Und so fragte er sich nicht lange nach dem Grund, als er den leeren Blick seiner Freundin Jessica sah. Sie lag in ihrer Wohnung auf dem Boden, komplett still. Der einzige Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmte, war der schwarze Sender, der unter ihrem Schlüsselbein steckte und das Post-It in ihrer Hand. Darauf waren nur zwei Worte geschrieben: „Endlich, Sam.“

Sam hielt immer noch Jessicas Hand, als Dean hereinstürzte. Nur Stunden zuvor hatten sie sich nach langer Zeit wiedergesehen, um gemeinsam nach ihrem Vater zu suchen. Für Sam war es immer ein Leichtes gewesen, die Verschlüsselung der geheimen Dateien zu umgehen. Nur deswegen wusste er von Dingen wie HELL und ARCHANGEL und Limbus. Es war letzteres, an das er dachte, als er Jessica schließlich verließ. Wenn sie seine Gedanken haben wollte, dann sollten sie sie bekommen, dachte er nur bitter, und hoffte, dass der Traum, den Jessica in der Tiefe ihres eigenen Unterbewusstseins erfand, ein schöner war.

Ironischerweise waren es immer die Inceptions gewesen, vor denen die Menschen die größte Angst hatten, als der Missbrauch des Dreamsharings immer größere Ausmaße einnahm. Weitaus gefährlicher waren jedoch die Extractions - dem Hirn etwas zu entreißen war so viel einfacher als ihm etwas einzupflanzen, so dass sich die Zahl der erfolgreichen Inceptions fast auf Null belief. Extractions jedoch hatten den zusätzlichen Vorteil, dass man nicht auf das Überleben des Ziels angewiesen war. Nicht elegant, aber effektiv. Denn im Grunde genommen, war die Geschichte alt: Gut gegen Böse, eine Seite, die sich nahm, was sie wollte, gleich wer dabei zu Schaden kam und die andere, die versuchte, Unschuldige zu schützen.

Dean und ihr Vater standen auf der Seite der ARCHANGEL, einer Organisation von „Jägern“, spezialisiert darauf, illegale Extractors zu eliminieren. Sie war nicht wirklich Teil einer staatlichen Organisation wie des CIA... aber diese sahen zumindest großzügig weg.

Gegenüber der ARCHANGEL stand HELL, eine schier endlose Gruppe an Extractors, deren Agenda nichts als maßlose Zerstörung zu sein schien.

„Ich brauche deine Hilfe,“ hatte Dean gesagt. „Dad könnte in Gefahr sein.“

„Sie haben es auf uns abgesehen,“ hatte er hinzu gefügt, nachdem Jessica gestorben war. Sam hätte sich weigern können, hätte sich umdrehen können, um ein Leben zu leben, das er wirklich wollte und keines, das ihn von klein auf aufgezwungen worden war. Aber er wusste, ab dem Moment, in dem Dean ihn das erste Mal um Hilfe bat, dass es kein Zurück gab. Noch bevor ihm die Andockstelle für den Sender unter die Haut geschossen wurde, wusste er, dass er sich auf einer Einbahnstraße befand. Denn niemand stellte sich einem Gegner wie HELL und kehrte um.

Niemand, der die Weiten des Geistes durchstreifte, kehrte jemals wieder in die Realität zurück, ohne das ein Teil von ihm fehlte.

Alles, was Sam war, gehörte nun ARCHANGEL. Allein sein Name war für Dean und Dean allein. Bei ARCHANGEL war er „Kain“ und Dean „Abel“ - ein Scherz, den „Raphael“ wohl für unverhältnismäßig großartig gehalten hatte.

Aber bei Dean war er immer nur Sam, Sam, Sammy. Und nichts fühlte sich so sehr nach Heimat an, wie Deans Stimme, wenn sie seinen Namen sprach.

„Kain“, sagt jemand zu Sams Linken und Sam kann nicht ignorieren, wie falsch der Name klingt. Er will „Sam“, aber mehr noch will er Dean, der ihn „Sam“ nennt.

„Zacharias will dich sprechen.“ Castiel ist einer der wenigen, den Sam hier als waren Freund beschreiben würde. Ein begabter Extractor, wie Dean selbst, aber ein ebenso begabter Architekt. Er vermag es wie kein anderer, selbst in den Träumen anderer die Welt um ihn zu verändern, ohne sofort vom Unterbewusstsein des Träumenden ausgeschaltet zu werden. Sam und Dean hatten bevorzugt, im Zweierteam zu arbeiten, Sam als Architekt und Dean als Extractor, mit Bobby als ihrem Mann draußen, der die Recherche übernahm. Sam war nicht unbedingt glücklich gewesen, als Raphael und Michael darauf bestanden, ihr Team zu vergrößern, aber Dean schien Castiel zu schätzen und so hatte auch Sam sich damit abgefunden. Jetzt ist er froh, dass Castiel da ist. Er ist die einzige Gesellschaft, die Sam wirklich erträgt.

Sam träumt nicht mehr.

Keiner, der sich oft in der künstlichen Traumwelt befindet, tut dies mehr. Aber er erinnert sich an Dean als wäre es nur Minuten her, dass er ihn das letzte Mal gesehen hat. Dabei sind es nunmehr drei Monate.

„Er muss nicht tot sein“, hatte Castiel ihm gesagt, kurz nachdem sie Sam aus der Hand von HELL befreit hatten. Dean war nicht bei ihm gewesen. Dean war weg und alles, an das Sam denken konnte war der Anblick, wie unsichtbare Klauen und Zähne das Fleisch seines Bruders zerrissen. Es war nicht real, sagt Sam sich immer wieder, aber er weiß, dass selbst wenn das Blut nicht echt war, Deans Schmerzen es waren.

Sam versucht immer wieder, sie an Deans Stimme zu erinnern, aber alles, was seine Gedanken füllt, sind die Schreie.

Es hätte ein einfacher Fall werden sollen. Stattdessen waren sie in einen Hinterhalt von Lilith geraten, einer der begabtesten Fälscherinnen im Dreamsharing. Sam kann nach wie vor keine Kinder ansehen, ohne an pechschwarze Augen und Blut zu denken.

Michael und Raphael wollen, dass Sam wieder arbeitet. Bobbys Ablehnung dieser Idee ist ebenso laut wie vulgär. Castiel ist diplomatischer, betont, dass er Sams Zurückhaltung verstehe, aber es vielleicht keine schlechte Idee wäre...

Sam unternimmt den ersten Versuch alleine, mit einem alten Gerät, das nicht an das Netzwerk angeschlossen ist. Der Traumraum um ihn ist wie immer und die Brücken und Wege schlängeln sich vor ihm mit nicht mehr als einem Gedanken.

„Bereit, Sammy?“ Die Stimme neben ihm reißt ihn aus dem Gedanken, denn Dean ist da. Dean ist hier bei ihm und alles an ihm ist so vertraut, das es wehtut. In der Ferne kann Sam eine Explosion hören, kann hören, wie Holz und Stein zerspringen, sieht wie Deans Gesicht langsam die Farbe verliert, als er sieht, was um sie herum geschieht. Aber Sam achtet auf nichts von diesem, denn er ist zu abgelenkt von Dean.

Das letzte was er sieht, bevor alles schwarz um ihn wird, sind Deans Augen und die Tatsache, dass sie Sams suchen, als der Traum um sie herum zusammenbricht.

Die Einsamkeit klingt wie ein schriller Ton in Sams Brust, als er die Augen umschlägt. Sam weiß von Projektionen, die das eigene Unterbewusstsein im Traumraum erschaffen kann. Aber er vermisst Dean so sehr, dass er keine Sekunde zögert, um das Gerät erneut zu aktivieren.

Es ist die gleiche Stadt, die gleiche Straße. Neben ihm ist Dean. Und dieses Mal schlingt Sam beide Arme um Dean und lässt ihn nicht los, bis der Traum in alles verschlingender Schwärze endet.

Es ist sein Geheimnis. Seine Kraft und sein Einsatz gehören ARCHANGEL, gehören Castiel und Balthazar, die mit ihm in den Traumraum vordringen, um HELL zu bekämpfen, gehören Bobby und Chuck und Kevin und allen anderen, die sie von Außen mit Informationen versorgen.

Aber die Nächte gehören nur ihm und Dean und all den Dingen, für die sie niemals Zeit gehabt hatten. Sie sind ein Zuhause, wie es Sam bisher noch nicht kannte. Sie sind das, was Sam die Kraft gab, weiterzumachen, obwohl die Opferzahlen stetig steigen und sie nie nur einen Hinweis darauf finden, was mit Dean passiert sein könnte.

In seinen Träumen ist Dean noch bei ihm und nach zwei, drei Wochen beginnt es ihm, immer weniger auszumachen, dass sie nicht real sind.

„Hey Sammy. Ich bin tot, oder?“ fragt Dean eines Tages (Nachts) ganz unvermittelt. Sie sitzen an einem See und angeln. Sie fangen nie etwas, aber der See ist immer in das gleiche warme orangefarbene Licht der Abendsonne getaucht.

„Das glauben einige,“ antwortet Sam nach einigem Zögern.

„Du hast Zweifel.“ Es ist keine Frage.

„Michael und Raphael. Irgendetwas scheint sie glauben zu lassen, dass wir Lilith und deinen Tod näher untersuchen sollten.“

„Du glaubst, sie wissen mehr als sie zugeben.“

„Natürlich.“

„Bastarde“, murmelt Dean und nimmt einen Schluck von seinem Bier. „Was glaubst du?“

Sam wagt es nicht, auszusprechen, denn er will nicht noch das letzte zerstören, das er hat. Und so küsst er Dean stattdessen.

Wenn es wirklich eine Hölle gibt, dann ist sich Sam sicher, dass sein Platz dort sicher ist. Aber es ist schwer, sich um Dinge wie diese zu sorgen - oder sich um irgendetwas zu sorgen, wenn er die Weite von Deans Rücken oder die Wärme seiner Arme hat. Wenn er es ist, auf dem Deans Augen ruhen, wenn die Hände, die sich nach ihm ausstrecken, die dumpfe Leere in ihm zum Schweigen bringen können.

„Na, ob das dein Brüderchen wohl gutheißen würde?“ Dean hat die Waffe gezückt, bevor Sam überhaupt wirklich klar ist, auf welcher Richtung die Stimme kommt. Sie sind in einem geschützten Traum, in dem Sam und Castiel das neue Layout eines Traumlevels ausprobieren wollen und es sollte niemand hier sein - aber all das ist zweitrangig, denn der Schuss aus Deans Waffe ist so laut, dass sich Sam krümmt vor Schmerzen. Er braucht einen Moment, bis er seine Gedanken unter Kontrolle hat (es ist nur ein Traum, da ist kein Schmerz), aber als er aufschaut, liegt der Eindringling tot auf dem Boden.

„Was ein Beschützerinstinkt“, und dieses Mal ist es Sam, der schießt, obgleich der Schuss daneben geht (auch wenn sich Sam sicher war, dass er getroffen haben sollte).

Der Mann ihnen gegenüber hat das gleiche Gesicht wie der Tote zu ihren Füßen. Ein Fälscher und ein ziemlich guter dazu, denkt Sam.

„Sag deinem... Bruder... er soll bitte nicht noch einmal auf mich schießen. Das wird langweilig.“ Der Unterton ist nicht zu überhören und obwohl Sam dem Mann nicht traut, bedeutet er Dean, nicht abzudrücken. Der Mann grinst zufrieden und leckt obszön laut an einem Lutscher. Er ist klein, aber irgendetwas an ihm sagt Sam, dass er nicht zu unterschätzen ist.

„Hmmm, so viel Selbstbeherrschung. So wie ich es von dem berühmten Sam Winchester erwartet habe.“ Ein kalter Schauer läuft über Sams Rücken, als der andere seinen richtigen Namen nennt.

„Wer bist du?“

„Sagen wir, eine interessierte Partei. Und du musst tief hinein in den Kaninchenbau, wenn du weiterkommen willst, Alice. Immer dem weißen Kaninchen folgen, ja?“

Bevor Sam etwas erwidern kann, hört er Castiels Stimme nach ihm rufen. Sam antwortet ihm, doch als er sich zurückdreht, ist er verschwunden.

Zwei Tage später stellt sich heraus, dass das „weiße Kaninchen“, das der andere erwähnte, wortwörtlich gemeint war - genauer gesagt, war eine riesige Gruppe von mindestens Hundert Kaninchen gemeint, die durch ihren Traumlevel stürmen. Sam läuft hinterher, denn selbst wenn es eine Falle ist, alles, was sie näher an HELL heranbringt, ist ein Schritt nach vorne.

Er kann Castiel nicht mehr hinter sich sehen, aber Deans Schritte begleiten ihn so beständig wie eh und je.

Eine Gruppe von HELLs Schergen fällt unter ihren Schüssen (und den Kaninchen), als neben ihnen eine Wand zerbricht, niedergerissen unter schweren Tritten. Sam zückt seine Waffe, aber was er sieht, lässt ihn innehalten: Es ist als ob er in einen Spiegel schauen würde - ihm gegenüber steht er selbst, wenn auch anders gekleidet, irgendwie weicher im Gesicht, als wären die letzten Monate nicht geschehen. Aber das ist nicht so wichtig wie der, den er daneben steht.

Es ist Dean.

Und Sam weiß dass es sein Dean ist - der echte, kein Fälscher und keine Projektion.

„Wir stecken in einer viel größeren Scheiße als wir dachten, Sammy“, sind Deans erste Worte an ihn.

„Überrascht es dich?“

Deans Antwort an ihm ist eine Umarmung, besser als alles, was er hätte sagen können. Denn was auch immer kommen mag, fürchtet Sam nicht halb so sehr wie das, was hinter ihm liegt.

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