Kapitel 13 - An ordinary life

Nov 10, 2010 17:46




*Sams POV:*
Es war nun schon ein Monat her. Ein ganzer Monat, seitdem Dean und ich getrennte Wege gingen.
Doch es kam mir so viel länger vor. Das Leben, was ich damals hatte. Alles wirkte wie ein Traum. Es war, als ob es eine komplett andere Welt gewesen wäre. Das war es wohl auch gewesen. Dies hatte ich nach den ersten Tagen ohne Dean und ohne die Jagd bemerkt.
Oder wieder entdeckt? Es war beinahe wieder so wie damals als ich nach Stanford ging… nur diesmal lag mir keine wirkliche Zukunft bevor. Es schien ja geradezu lächerlich zu sein in der Apokalypse einen Neuanfang zu wagen. Doch es musste sein. Ich musste das tun. Nicht nur für Dean. Nein, für mich. Ich hatte mich selbst verloren. Mich selbst verraten und war tiefer und tiefer gefallen. Es war nicht Rubys Schuld oder das des Dämonenblutes. Ich wollte es alles so sehr. Wollte alles schaffen. Alleine. Doch das ging nicht. Ich musste Dean verlassen, um wieder klar zu werden. Musste wieder das finden, was mich früher angetrieben hatte. Das, was mich ausgemacht hatte. Ich wusste nicht, wann oder wie es passiert war, doch irgendwo hatte ich es verloren. Und ehe ich es nicht wieder gefunden hatte, konnte ich Dean nicht unter die Augen treten. Ohne *_Es_* konnte ich nicht wieder jagen.

Nachdem Rufus mich mitgenommen hatte, waren wir Richtung Süden gefahren. Nach Louisiana. Er hielt in einer Kleinstadt, wo er bleiben wollte, um nach Jobs zu suchen. Doch ich war nicht bereit dafür, ich zog weiter und wir trennten uns. Ich wollte anonym bleiben, also „besorgte“ ich mir ein Auto und fuhr zur nächst größeren Stadt: Lake Charles, Louisiana.
Es dauerte nur wenige Stunden und ich kam mitten in der Nacht an. Ich suchte mir eine Unterkunft am Rande der Downtown. Das Viertel war zwar nicht gerade sicher, doch es war billig und ich hatte kaum mehr Geld bei mir. Meine nächste Station war also: einen Job finden. Ich verbrannte zuallererst alle meine falschen Ausweise und Kreditkarten. Ich brauchte sie nicht mehr. Ich wollte wenigstens etwas Ehrlichkeit in mein Leben bringen. So dachte ich jedenfalls. Denn obwohl meine Jobanforderungen nicht hoch waren, schien nichts zu klappen. Ich wollte nur schnell und ausreichend Geld kriegen für wenig Aufwand - doch harter Arbeit - die mich ablenkte. Aber ich musste feststellen: Der Arbeitsmarkt war katastrophal!
Nach einer Woche rann mir das Geld langsam aus den Fingern und wenn ich nicht bald (SOFORT!) einen Job finden würde, müsste ich wohl doch wieder mit dem Kreditkartenbetrug anfangen.

*_Einige Tage vor dem Anruf _*

Der Wecker klingelte und ich wachte auf. Das Laken war bis ans Ende des Bettes geknüllt. Ich raffte mich auf und streckte mich kurz und warf einen Blick auf das Ziffernblatt.
8:45 Uhr.
Ich ging ins Badezimmer und stellte mich unter die Dusche. Erst warm mit Einseifen und dann kurz ein kalter Schauer um wach zu werden. Besser als jeder Morgenkaffee.
Ich rasierte mich und putzte mir die Zähne.
Links dreimal kreisen, rechts dreimal kreisen, Mitte. Es war komisch doch all diese simplen Dinge tat ich mit einem Bewusstsein, das schon beängstigend war. Doch ich fühlte mich frei… friedlich.
Zu wissen, dass man nicht um sein Leben bangen muss und die größten Sorgen waren, was man sich wohl zu essen kaufte oder wie man die Rechnungen rechtzeitig beglich. Dies alles ließ eine Ruhe in mir einkehren, die ich schon lange nicht mehr hatte. Ich war nicht mehr wütend. Ich glaube nicht, dass diese Wut oder der Ärger in mir verschwunden sind… doch verschüttet und tief begraben unter der neu gefundenen Ruhe.

Ich wollte mir mein Frühstück machen, ein einfaches Putensandwich. Ich öffnete den Kühlschrank der Wohnküche und gähnende Leere schlug mir entgegen.
„Huh, ich muss wohl wieder einkaufen gehen“, murmelte ich zu mir selbst. Ich nahm den Saftkarton und trank die letzten paar Schlücke aus. Dann verschwand er im Müll, den ich kurzerhand griff und mit nach draußen schaffte. Als ich den Müll entsorgt hatte und aus der schattigen Gasse meines Apartment-Blocks trat, schien mir die Sonne direkt ins Gesicht und ich hielt schützend meine Hand vor die Augen. Ein Lächeln umspielte meine Lippen und ich ging los.
Heute war ein schöner Tag. Ungewöhnlich warm für Ende November.
Die Straßen von Lake Charles waren gefüllt mit Menschen, die ihrem Alltag nachgingen. Die Busse fuhren lautscheppernd und die Fahrradkuriere schlängelten sich durch jede noch so kleine Lücke in dem stockenden Verkehr der Downtown. Es gab Bettler an den Ecken, die wie so oft ignoriert worden und auch natürlich ein Landstreicher, der seine Hiobsbotschaften vom Ende der Welt laut heraus krakelte, bis er von der örtlichen Sitte festgenommen wurde.

„DAS ENDE IST GEKOMMEN! WIR SEHEN DER APOKALYPSE ENTGEGEN! DER TEUFEL, ER LACHT UND TANZT BEREITS! DER ANTICHRIST WIRD KOMMEN UND DIE TOTEN WERDEN SICH ERHEBEN! DER TOD WIRD SICH ERHEBEN UND UNS ALLE IN DIE VERDAMMNIS-“ Weiter kam er nicht, denn er wurde nun in den Polizeiwagen verfrachtet. Doch für mich war es genug gewesen. Meine Stimmung war im freien Fall nach unten und ich konnte nichts dagegen tun. Klar, es gab immer Spinner, die Stuss vom Weltende schrieen. Doch in dieser Zeit und mit Tod, kam mir sofort der Apokalyptische Reiter in den Sinn.

Ach, das wird schon nichts bedeutet haben schalte ich mich selbst, immerhin war heute ein strahlend blauer Himmel und kein Wölkchen in Sicht. Plötzlich musste ich lachen. Die Leute um mich herum schauten mich komisch an, doch ich ignorierte sie. „Wölkchen“, für dieses Wort hätte Dean mich garantiert wieder dumm angemacht, warum ich immer so schwul daherrede. Ich merkte wie ein Stechen in meinen Magen kam. Und ich wusste, was es war. Ich vermisste Dean. Vermisste, wie er mich immer aufgezogen hat. Gott, sonst nervte er mich sosehr, dass ich ihn auf den Mond wünschte und nun, nun wollte ich einfach nur hören, wie er mich Bitch nennt. Ich schüttelte den Kopf und versuchte meinen Trübsal abzuschütteln. Dean war nicht hier und wenn ich nicht langsam anfing auch ohne ihn klar zukommen, würde ich nie wieder mit ihm jagen können. Würde ich mir selbst nie wieder vertrauen können.

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Sam betrat den kleinen Supermarkt. Er schnappte sich einen der für ihn viel zu winzigen Einkaufswagen und suchte sich seinen typischen Wocheneinkauf aus, den er noch von Stanford gewohnt war. Er fühlte sich fremd hier. Alles in ihm schrie danach hier wegzukommen, er gehörte nicht hierher. Und das lag nicht nur daran, dass sein Kopf über die Regale ragte und er sich immer wie ein Riese fühlte, wenn er diese Minisnacks und Winzlingsverpackungen in der Hand hielt.

Er bog in den nächsten Gang ein und bemerkte wie jemand sich nach den Cerealien streckte.
Sam sah wie die blonden Locken auf und ab wippten, während die Frau versuchte mit ihren Fingerspitzen die Schachtel zu erreichen. Sams Blick folgte den Locken und landete unweigerlich auf ihren Hintern.
‚Die sieht richtig süß aus.‘

Er ging auf sie zu und schnappte sich die ersehnten Cerealien und hielt sie ihr von hinten direkt in Reichweite vor ihr Gesicht.
„Suchst du dir immer das aus, was am Höchsten liegt?“, fragte Sam schmunzelnd.

Die Frau schnappte sich die Box und drehte sich freudestrahlend um. Sie war im Gegensatz zu ihm wirklich winzig. Doch ihr Lachen war ehrlich und ansteckend. Ihre Augen waren haselnussbraun und ihre Haut sah weich aus.
„Hi, äh?“
„Sam“, half er aus.
„Danke, Sam.“ Ihr Lächeln wurde noch breiter. „Ich heiße Alison. Und Sam lauerst du immer Frauen im Supermarkt auf!“, erwiderte Alison gespielt empört.

„Nur denen, die sich immer unnötig das Leben schwer machen nur für eine Schachtel Cornflakes.“

„Das sind nicht „nur“ Cornflakes. Das sind die Besten und deshalb stehen sie auch so hoch.“

Sam runzelte die Stirn und schaute sich die Schachteln genauer an.
‚Da ist nichts Besonderes dran. Und selbst wenn ist diese Logik auch nicht wirklich…‘

„Das sind die Besten, da so Singlefrauen schnell Bekanntschaften machen können“, sagte Alison keck und beobachtete Sams Gesicht ganz genau.

„Du hast also auf mich gewartet? “ Sam war etwas verwirrt.

„Wer weiß? Doch ich glaube, die Cornflakes sind ihr Geld allemal wert gewesen.“
Alison hakte sich bei Sam ein und legte ihren Einkaufsbeutel auf seinen Wagen.

„Oh, achso, ich meine, meinst du?“

Alison lachte kurz. „Ich hätte nicht erwartet, dass du so schüchtern bist, Sam.“
Sam wurde leicht rosa und kratzte sich nervös am Nacken. Eine Angewohnheit, die er sich vor langer Zeit von Dean abgeschaut hatte.
„Nein, bin ich nicht, aber es ist ne Weile her, dass ich-“
„- geflirtet habe?“, beendete Alison seinen Satz mit einem wissenden Blick.
Sam lächelte und nickte.
„Ja, das ist es.“
„Hm, ist wirklich schade. Ich glaube, du kannst das nämlich richtig gut.“
Dann bugsierte Alison ihn weiter zu dem Gemüse.
Sie erzählten und Sam tischte ihr ein paar Halbwahrheiten auf. Wo er zur Schule gegangen war, was seine Eltern gemacht haben. Es fiel ihm nicht schwer. Er musste bereits so oft lügen, dass er einfach dran gewöhnt war. Außerdem war es sehr schön so ungezwungen mit Alison zu reden.
Als sie ihre Einkäufe zusammen hatten und an der Kasse alles aufs Band legten, schaute Sam kurz zum Fernseher, der in der Ecke hing und in dem die Landesnachrichten ausgestrahlt wurden. Seine gute Laune verflog auf der Stelle.

Nachrichtensprecher: „Das kleine verschlafene Nest Red Oaks hat sich über Nacht zur Pilgerstätte für Alien-Fans entwickelt. Eine Gasexplosion, welche sich vor kurzem ereignete und 13 Menschen das Leben gekostet hatte, ist der Grund dafür. Videoaufnahmen zeigen, dass es sehr ungewöhnlich war. Statt aus dem Boden heraus zu explodieren, so scheint die Lichtsäule vom Himmel zu kommen. Diese Lichtsäule allein ist schon mysteriös genug, da sie grell strahlend und kilometerweit hoch war. Nicht nur das, es kommt hinzu, dass es nach Zeugenaussagen keine üblichen Geräusche gab. Es war still. Nichts war zu hören außer einem ominösen Rascheln. Aufnahmen zu folge sollen auch mehrere schemenhafte Gestalten in dem Licht gesehen worden sein….“

‚Verdammt, das sieht sehr nach Engeln aus! Aber wozu war das gut? War es ein Kampf gegen Dämonen?‘

„SIR!? Würden sie jetzt bezahlen?!“, riss eine ungeduldige Kassiererin Sam aus seinen Gedanken.
„Ähm, ich -“ Sam suchte seine Brieftasche. Doch er fand sie nicht. Dann kam ein weiterer Bericht über eine sich schnell ausbreitende Seuche in Los Angeles und Sam schien wieder abgelenkt zu sein.
Alison sah das Ganze und schritt ein. Sie holte ein paar Scheine raus und bezahlte. Sam bemerkte es und wollte protestieren: „Nein, du brauchst nicht, ich kann das schon bezahlen!“
„Sicher kannst du. Doch die anderen Kunden haben nicht den ganzen Tag Zeit“, erwiderte Alison grinsend.
„Aber-“ Alison zog ihn aus der Schlange und gab ihm seine gepackten Tüten.
„Kein aber, hier.“
„Ich werd’s dir wieder geben, ich-“ Sam fischte nun seine Brieftasche raus und wollte seine Schuld begleichen, doch mehr als zehn Dollar und zwei Quarter waren nicht mehr übrig. Alison sah es und nahm Sams Hand und drückte ihm ihre Visitenkarte herein.
„Du kannst es mir später wieder geben. Komm einfach in der Bar vorbei. Ab 15 Uhr ist offen. Und falls du dein Geld zuhause nicht findest, kannst du es auch gerne bei mir abarbeiten. Ich suche sowieso noch jemanden und ich glaube du bist genau der Richtige dafür.“

Und damit nahm sie ihre Einkäufe und verließ den Laden. Jedoch nicht ohne sich noch ein letztes Mal umzudrehen um Sam zuzuwinken. Dieser winkte schüchtern zurück und schaute auf die Karte. Die Bar war nur drei Blocks von seinem Apartment entfernt.

‚Endlich geht es bergauf. Und die Nachrichten waren auch nicht so schlimm. Ich muss mir angewöhnen, dass nicht alles gleich mit der Apokalypse zu tun hat.‘

Sam nahm seine Einkäufe und verließ den Laden.

‚Etwas positiver zu denken kann mir auch nicht schaden. Immerhin ist doch auch so schönes Wetter-‘
Ein Donnern riss Sam aus den Gedanken und er schaute gen Himmel. Nun gen Wolken eher. Dunklen schwarzen Sturmwolken, die um Lake Charles sich in Kreisen zusammenzogen. Sam sah wie hier und da Blitze in den Wolken aufleuchtete und das dumpfe Grollen rollte über die Stadt.

‚Vor 15 Minuten war kein Wölkchen zu sehen und nun sieht es nach dem Sturm des Jahrhunderts aus! Ihr wollt mich doch verarschen oder?‘ Sam ließ den Kopf hängen und trottete nach Hause.

‚Na wenigstens Regne-‘ ein bedrohliches Donnern fegte über Sams Kopf hinweg und er wagte es nicht seinen Gedanken zu Ende zu führen. Misstrauisch blickte er in den Himmel. Die Wolken wirbelten schneller und dichter, doch das befürchtete Nass blieb aus, vorerst.

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Alison schaute nervös auf ihre Uhr, während sie eines der Biergläser abtrocknete:

‚19:04 Uhr schon und er ist immer noch nicht da.‘
Alison stellte das Glas wieder hin und ging in ihr Arbeitszimmer. Jeffrey war ebenfalls noch in der Bar und übernahm den Ausschank. Sie betrachte sich im Spiegel und zupfte sich ihre Haare zurecht. Wie immer waren sie eine reine Katastrophe in ihren Augen. Plötzlich hörte sie die Tür aufgehen. Sofort stürmte sie aus dem Büro um zu sehen, ob es Sam war. Doch sie hatte sich zu früh gefreut. Es war nur Karl. Groß und bullig wie er war machte er auch öfters Ärger. Doch solange man auf seinen Alkoholpegel achtete war er mit ein paar derben Drohungen von Polizei schnell wieder draußen und im Taxi zu seiner Frau zu besänftigen.

Alison seufzte enttäuscht.

„Na wartest du etwa auf jemanden?“, fragt sie Jeffrey, während er gerade das bestellte Bier eingoss und es Karl reichte.
„Hm, vielleicht“, erwiderte Alison mit einen verträumten Blick.
Jeffrey lachte und bohrte weiter:
„Ok, wie heißt der arme Kerl?“
„Sam“, seufzte Alison sofort, doch als sie merkte, dass Jeff sie auf den Arm nahm, wollte sie sich das nicht gefallen lassen.
„Und HEY! Was heißt hier armer Kerl! Arme Alison eher! Er hat mir doch den Kopf verdreht!“
„Sicher, sicher hat er das. Du bist ja immer so unschuldig, wenn es um Kerle geht“, erwiderte Jeffrey mit einer gespielt ernsten Miene und weisem Nicken.
„Komm, er war so süß, dass ich ihm sogar seinen Einkauf ausgelegt habe, als er sein Geld nicht dabei hatte!“, kam es nun empört von Alison, die sich nichts unterstellen lassen wollte.
„Und so spinnt die Witwe ihr Netz für das arme Männchen“, sagte Jeffrey im altklugen Ton und grinste Karl dabei an.
„Du verstehst wie immer alles falsch, Jeff! Ich habe ihn auch angeboten hier zu arbeiten, wenn er kein Geld hätte also-“
Nun musste auch Karl lachen. Jeff beugte sich zu ihm runter und „flüsterte“ überaus laut:
„Siehst du, doch armer Kerl, für sie zu arbeiten, tsetse, der Arme wird dann erst mal erfahren, was sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz heißt. Glaub mir, mich hat sie am Anfang angeguckt, ich dachte sie wollte mich auffressen.“
„Du bist so ein Idiot“, fuhr Alison ihn an, doch konnte sich nun auch ein kleines Grinsen nicht mehr verkneifen. Sie nahm ein Handtuch und warf es Jeff an den Kopf und marschierte an ihm vorbei.
„Und nebenbei er ist viel heißer als du!“, zischte sie ihm beim Vorbeigehen mit einem Grinsen zu, was Jeff sagte, dass sie es nicht böse meinte.
„Uh, oh, mein Herz!“
Jeff griff sich theatralisch an die Brust und sank kurz auf den Tresen. Nur um eine Sekunde später anzufangen zu prusten und sich eine Lachträne wegzuwischen.
Alison war dabei tatsächlich rot geworden. Hatte sie sich doch wirklich ein bisschen verknallt gehabt in Jeffrey, als er bei ihr angefangen hatte. Doch das war bereits 3 Jahre her und sie musste feststellen, dass er ein viel besserer Freund war als ein Partner.
„Los an die Arbeit, du hast noch durstige Gäste!“, ließ sie nun den Chef raushängen und scheuchte Jeffrey zurück an die Zapfhähne. Alison drehte sich um und knallte sogleich gegen etwas Großes.
Sie prallte leicht zurück, doch sofort spürte Alison wie zwei starke Arme sie festhielten. Erschrocken blickte sie auf und sah in diese braunen Augen mit dem besorgten Welpenblick.
„Sorry, ist alles in Ordnung?“, fragte Sam vorsichtig.
„Huh!“ Die Antwort von Alison war nur ein hohes Piepsen, das ihr entwich.

„Hey, Chefin! Hast du nicht noch Kunden zu bedienen? Du solltest besser ein gutes Vorbild sein!“, kam es nun von Jeffrey, der alles mit angesehen hatte und schallendes Gelächter ertönte an der Bar.
Alison lief knallrot an und nahm sich wieder zusammen. Sie schritt aus Sams Armen.
‚Obwohl sie so stark und warm sind und ich sie schon vermisse!‘, kamen ihre Gedanken auf einmal.

„Jeff, halt die Klappe und arbeite, sonst kann ich gleich nach zwei neuen Leuten suchen!“ Sie nahm Sam an den Arm und zog ihn außerhalb der Hörweite ihres neugierigen Freundes.
„Hey, ist alles in Ordnung? Ich kann auch später-“, wollte Sam sagen, doch Alison unterbrach ihn sogleich.
„Nein, ist perfekt. Jeff macht gerne seine Späßchen mit mir“, winkte Alison ab.
„Also ich, ich bin gekommen, weil, nun ich wollt mich noch mal bedanken, aber ich würde gerne auf dein Jobangebot zurückkommen, wenn es noch steht.“ Sam schaute sie mit seinem Welpenblick an. Nicht ganz unbeabsichtigt, wusste er doch, dass er damit oft Erfolg hatte. Meistens war das bei Dean gewesen. Und das sollte schon was heißen.
„Du brauchst den Job!? Ja klar, ist noch offen. Mann, ich bin so froh!“, erwiderte Alison aufgeregt.
„Toll, schön, dass es dich freut, dass ich so abgebrannt bin und pleite, um mir nicht mal nen 20 Dollar-Einkauf leisten zu können“, gab Sam schmunzelt wieder.
„Oh, das meinte ich nicht so. Ich, ich, nein, wirklich nicht das“, faselte Alison wieder und eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht.
„Ruhig, ich nehm’s dir nicht übel. Also was soll ich tun?“ Sam lehnte sich zurück, spreizte seine langen Beine, um bequem sitzen zu können und breitet seine Arme demonstrativ aus. Dabei sah Alison die Muskeln zucken und sie bekam einen guten Blick auf seine breite Brust.

‚Was du tun musst? Einfach nur so sitzen bleiben, bis ich zu mache und mit dir allein sein kann! Gott, ist er heiß!‘

„Warte kurz hier, ich hol dir deine Sachen.“ Alison stand auf und flitzte in ihr Büro. Sie nahm den Wischeimer sowie eine Schürze. Dann holte sie ihre Kiste mit den Shirts hervor, auf denen das Bar Logo gedruckt war.
‚Hm er wird wohl eine XL brauchen.‘ Alison holte sie raus und fühlte den weichen Stoff.
‚Hm wie das wohl auf seiner Haut liegt?‘
Dann viel ihr die L-Größe ins Auge.
‚Hm die dürfte wohl ein bisschen eng sein, doch von der Länge passt sie schon… doch eng… Hauteng…‘ Alison kaute auf ihrer Lippe rum. Noch hadernd mit ihrem Gewissen.

Doch es verlor. Das XL-Shirt landete im Mülleimer und sie griff nach der kleinen hautengen Größe für Sam.
‚Das ist sowas von falsch‘, dachte sich Alison, als sie mit den Sachen zurückging.
‚Nein, ich handele nur wirtschaftlich. Er sieht gut aus und animiert in einem engen Shirt vielleicht meine weibliche Kundschaft‘, versuchte Alison sich selbst zu rechtfertigen.
Als sie in den Schankraum trat, holte sie doch wieder die Realität ein. Frauen waren bei ihr Mangelware. Sie glaubte alle, die im Monat sich in ihre Bar verirrten an einer Hand abzählen zu können.
‚Ok, dann ist es halt nicht wirtschaftlich… doch es ist trotzdem gut fürs Geschäft. Denn wenn die Chefin eine nette „Landschaft“ zu bewundert hat, ist sie gleich viel glücklicher. Und eine glückliche Chefin bedeutend ein brummendes Geschäft‘, schloss sie ihre Logik ab und das Thema war für sie beendet.

Zufrieden, ihre unmoralische Tat logisch begründet zu haben, schritt sie strahlend auf Sam zu. Dieser stand auf und schnappte sich den Besenstiel, den Alison ihm samt dem Abwaschkarren entgegen rollte.
„Hier ist dein T-Shirt. Heute brauchst du es noch nicht zu tragen, doch ab morgen immer.“
‚Obwohl ich sterbe vor Neugierde zu sehen wie du darin aussiehst!‘, wimmerte Alison innerlich.

„So, deine Aufgaben sind die Tische zu wischen. Beim Abwasch zu helfen, am Ende jeden Arbeitstages einmal den Laden auszuwischen und während der Rushhour auch mal Jeffrey beim Ausschenken beistehst. Glaub’s oder glaub’s nicht, von 16 bis 18 Uhr ist hier der Teufel los.“

„Ah ok. Da hab ich ja wohl dann ordentlich zu tun“, gab Sam grinsend zurück.
„Ja und noch was…“, Alison kaute kurz nervös auf ihrer Unterlippe.
„Das hab ich ja ganz vergessen, wenn mal jemand Ärger macht, kannst du ihn rausschmeißen?“
„Was ich soll als Rausschmeißer arbeiten?“
„Hm, wenn es nötig ist, ja, bitte. Ich meine, bei den Armen sollte das doch kein Problem sein.“
Alison klopfte Sam kumpelhaft gegen seinen Oberarm und drückte jedes Mal sanft zu, als sie ihn berührte.
‚Sweet Lord in Heaven!‘ Alison wurde mächtig heiß und schnell nahm sie ihre Finger weg und schaute woanders hin.
Sam jedoch fing an zu lachen
„Ach so, jetzt wird mir klar, warum du noch niemanden für die Stelle hast.“
Alison schaute ihn perplex an.
„Du bekommst keine Anzeige hin auf der all die Jobbezeichnungen drauf passen würden.“
Nun erinnerte Sam Alison wieder an Jeffrey, der sie auch so gerne auf den Arm nahm. Sie fühlte sich wieder sicherer und ihre schelmische Seite kam zum Vorschein

„Nein, das ist nicht das Problem. Nur es antworten nicht sehr viele Kerle auf die Annonce:
Suche ‚Mädchen-für-Alles‘!“, erwiderte Alison keck und lachte.
Jeff, der alles mit angehört hatte, prustete auch los und Sam konnte es nun auch nicht mehr halten.

‚Alison ist schon eine. Und Jeff scheint auch ganz in Ordnung zu sein‘, dachte sich Sam.
Seit er hier war, hatte er seine Sorgen vergessen.
‚Ich glaube, das tut mir hier wirklich gut.‘
Mit einem strahlenden Lächeln widmete sich Sam nun dem Abräumen der Tische und begann seinen ersten Arbeitstag.

Nicht wissend, dass er in dieser Bar sein neues Schicksal finden würde.

Tbc…

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