Ficathon: für das
Kinkster's Paradise und die
Kink Bingo ChallengeFandom: among heavy skies
Characters: 7-2k & Miraj
Genre: slash, erotic, angst
Stichwort: drunk sex
Fill: 5 / 25
Rating: P-18 Slash
Warning: little knife play, alcohol, flashbacks
Prompt: I wanna touch you but there's history | I can't believe that it's been three years | Now when I see you, it's so bittersweet von
tears_into_wine Gedankenverloren dreht sich Miraj eine Zigarette mit dem letzten Rest Tabak, der übrig ist. Er hält ihn gut versteckt, weil sein kleiner Bruder dazu neigt, alles aufzurauchen, wenn er einmal angefangen hat. Und für solch ein verschwenderisches Getue ist dieser Mist einfach zu schwer aufzutreiben. Vielleicht ist das egoistisch. Vielleicht auch nicht. Miraj denkt nicht bewusst darüber nach. Nivaan schläft - Nevid fest in seinen Armen, der nur so tut, als würde er schlafen. Kurz ist da ein fragender Blick. Dann schließen sich die schwarzen Augen wieder. Er will Nivaan nicht wecken. Der liegt so friedlich da wie schon lange nicht mehr und das ist gut so.
In solch einer Stadt schläft man nachts nicht ruhig, deswegen verlegt man es auf den Vormittag.
Oder man lässt es gleich bleiben.
Miraj wendet den Blick von den beiden ab und steckt sich die fertig gedrehte Kippe zwischen die Lippen. Mit einem leisen Zischen entfacht er ein Streichholz aus dem kleinen Heft, das er immer mit sich herumschleppt. Manchmal tut es einfach gut, spontan Dinge anzuzünden, wenn man unterwegs ist. Und manchmal ... ist es einfach nötig, um zu flüchten oder Beweise zu vernichten. Ersteres macht allerdings mehr Spaß.
Vielleicht sind die Streichhölzer ja mal froh, nur eine Fluppe anzünden zu müssen, denkt er sich flüchtig, ehe ein altbekanntes Bild vor sein inneres Auge zurückkehrt.
Das, was ihn den ganzen Vormittag schon nicht schlafen lässt und das liegt nur bedingt an dem seltsamen Biorhythmus, den jeder in dieser verdammten Stadt hat. Tagsüber ist es zu heiß, um draußen zu sein, und nachts kommt das Gesindel aus seinen Löchern gekrochen. Es gibt nicht wirklich ein Dazwischen.
Nein ... es liegt viel mehr daran, dass er so dumm gewesen ist und 2k selbst aufgesucht hat, anstatt Nivaan zu schicken. Denkt er allerdings genauer darüber nach, ist es die bessere Entscheidung gewesen. Sein Bruder hätte die Ladung Schrot mit Sicherheit abbekommen, da hätte der General nicht lange gezögert.
Seufzend schiebt Miraj den dunklen Vorhang vor dem Fenster ein Stück zur Seite und blinzelt das plötzliche, viel zu grelle Licht, das ihm ins Gesicht fällt. Draußen ist es still. Keine Menschen, keine Vögel. Er sollte schlafen wie alle anderen es tun, aber er kann es nicht. Er macht sich Gedanken und das Schlimme daran ist, dass er gewusst hat, dass es so kommen würde.
Dieses Kapitel, das den Namen 2k trägt, ist noch lange nicht abgeschlossen.
Nicht für ihn.
-
Er saß am anderen Ende der Bar allein am abgelegensten Tisch. Da, wo sich der ganze Zigarettendunst sammelte, weil kein Fenster in der Nähe war, durch das der Rauch abziehen konnte. Er ritzte mit einem Taschenmesser Muster in die Tischplatte und wirkte dabei so abweisend und unnahbar, dass keiner der Kellner ihn darum bat, es sein zu lassen. Sie stellten ihm nur immer schnell einen neuen Krug Bier hin, sobald er seinen geleert hatte, und verschwanden wieder.
Seit Miraj die Bar betreten hatte - eine Blonde am rechten Arm, eine Brünette am linken - waren es insgesamt schon zwei volle Maß. Für ihn selbst wäre das längst zu viel, aber insgeheim bewunderte er den Kerl aus der Ferne dafür, dass er trotzdem noch geradeaus schauen konnte und ihm stellte sich die Frage, ob der Fremde auf jemanden wartete oder ob er sich einfach betrank, weil das im Grunde jeder in dieser sterbenden Welt tat. Er selbst war auch mit diesem Vorhaben hergekommen und weil es sich allein schlecht trinken ließ, hatte er sich nette Gesellschaft gesucht.
Die beiden waren nur schlagartig nicht mehr so interessant, wie sie es noch vor seiner Ankunft hier gewesen waren. Er schob es auf das aufkommende Mitleid, dass er den einsamen Mann an diesem hintersten Tisch immer wieder anstarrte. Der trank und trank. Es schien gar kein Ende nehmen zu wollen.
Allein.
Und er blieb es.
Bis Miraj unter dem Vorwand, aufs Klo zu müssen, aufgestanden war und seine Gesellschaft zurückgelassen hatte, um ihn von seinem einsamen Elend zu erlösen.
-
Er zieht an der Zigarette und weiß nicht, warum er jetzt an seine erste Begegnung mit diesem wirren Mann zurückdenkt, der noch in derselben Nacht und auch Wochen später alles durcheinandergebracht hat, woran Miraj geglaubt hat. Von sich selbst - wohlbemerkt. Ab einem gewissen Alter ist man sich einiger Dinge recht sicher.
Das sollte man sich nie sein.
Das hat er damals gelernt.
Damals, als 2k noch im Besitz all seiner Gliedmaßen gewesen ist und dafür weniger Tätowierungen hatte.
Damals, als sie beide noch so jung gewesen waren, dass man manche Entwicklungen, die auf der Welt passierten, noch gar nicht so richtig für voll nahm. Manchmal ertappt er sich bei der Frage, warum er sich wohl an diesem Ort, zu diesem Zeitpunkt an den Tisch des Anderen gesetzt hat. Nur aus Mitleid?
Nein. Er hat schon damals etwas gespürt. Eine seltsame Verbindung, die sich nicht so einfach erklären lässt, wie die Dinge, mit denen sie tagtäglich zu tun haben. Obwohl es die letzten Tage ruhig gewesen ist. Sie haben Pläne geschmiedet. Und wegen dieser Pläne hat er 2k aufgesucht und wegen diesem Besuch ... steht er nun hier und kann nicht schlafen. Vielleicht hat er den Kerl zu lange aus den Augen gelassen. Und zu viel verdrängt. Mit gerunzelter Stirn blickt er auf die Zigarette hinunter und seufzt abermals.
Das hat er eindeutig.
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»Darf ich mich zu dir setzen?«
Eine Frage, auf die nicht sofort eine Antwort folgte. Nicht einmal den Blick hob der Fremde. Er ritzte nur weiter seltsame Linien und Kurven in das morsche Holz. Wie so viele andere Gebäude der Stadt hatte auch diese Kaschemme ihre besten Zeiten längst hinter sich. Es war kein Geld da für Restaurationen.
Augenblicke später löste sich die Spitze der Klinge jedoch vom Holz und deutete flüchtig auf den freien Stuhl gegenüber dem abwesenden Mann. Miraj setzte sich bedächtig und sah dem heraneilenden Kellner entgegen, der sich mit einem gesunden Sicherheitsabstand neben den Tisch stellte und ihn fragte, was er trinken wollte.
»Bier, dunkel«, antwortete Miraj und zeigte auf sein Gegenüber, dessen Glas sich bereits dem Ende neigte. »Und bringen Sie ihm auch gleich ein Neues mit.«
Die Bedienung verzog das Gesicht, machte sich aber schnell auf den Weg, um die bestellten Getränke zu bringen.
Als der Fremde zum ersten Mal etwas sagte, rann Miraj ein Schauer über den Rücken, den er noch viel später immer wieder spüren würde, sobald er den anderen Mann sah. »Sie werden dich sehen.«
Die kurze Irritation war schnell überwunden, der Schauder angenehm zur Kenntnis genommen. »Wer denn?«
»Die beiden Frauen, die du an der Bar zurückgelassen hast.«
Wann hatte der Kerl das gesehen? Miraj hatte ihn kaum aus den Augen gelassen, seit er angekommen war, und er hatte kein einziges Mal in seine Richtung geschaut. Er hatte nirgendwo hingesehen, außer auf den Tisch vor sich und das Messer, das Muster ritzte.
»Sie haben ja noch einander«, erklärte er und stützte sich auf dem Tisch ab. »Und du hast so einsam ausgesehen.«
Quälend langsam hob sich der Kopf und ihre Blicke trafen sich. Mirajs tiefbraune Augen trafen auf völlig farblose Iriden. Grau wie Gebäude in der Nacht, wie verblasster, kaputter Asphalt auf der Straße, wie ein aufgewühlter Ozean - nur ein Zusammenspiel zwischen schwarzem Wasser und weißer Gischt.
Mirajs Kehle wurde so trocken, dass er froh darüber war, dass der Kellner mit ihrem Bier kam. Mit einem beherzten Sog leerte der noch Namenlose sein Glas und gab es dem jungen Mann mit auf den Weg, als der wieder flüchtete.
»Lass uns ein Spiel spielen«, sagte er, als sie allein zurückblieben. Miraj spitzte die Ohren und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, ehe er kurz nickte. »Wenn ich das Spiel verliere, dann werde ich dich nicht fragen, warum du mich - verdammt noch mal - nicht in Ruhe gelassen hast.«
»Okay«, murmelte Miraj und gönnte sich einen großzügigen Schluck aus seinem Glas. Gott, was war gerade los mit ihm? Er konnte nicht aufhören, in diese Augen zu starren. Er fühlte sich, als würde er ertrinken. Oder in der Wüste verbrennen. Völlig unterschiedliche Emotionen, doch am schlimmsten war, dass er sein Gegenüber kein bisschen einschätzen konnte. »Und wenn du gewinnst?«
»Mal sehen.«
»Was ist das für ein Spiel?«
Kurz war da ein flüchtiges Zucken im Mundwinkel des Grauäugigen, dann legte er das Messer auf den Tisch und seine Hand daneben und Miraj wusste, dass es keine gute Idee gewesen war, diesem Spiel zuzustimmen.
»Ich lege meine Hand auf den Tisch, spreize die Finger und werde dieses Messer nehmen, um den Tisch zu töten.«
»Was?«
»Noch nie etwas von Messerspielen gehört?«
»Schon, aber ... was hat das mit dem Tisch zu tun?«
»Diese Aussage ist eher symbolisch zu betrachten. Du hast nicht wirklich geglaubt, ich will den Tisch töten, oder?«
Miraj gab ihm darauf keine Antwort. Natürlich hatte er das nicht geglaubt, aber ...
Nun ... es gab kein aber.
-
Die Zigarette ist aufgeraucht. Der Rauch verflüchtigt sich. Nur die Bilder - hervorgerufen von viel zu intensiven Erinnerungen - tun es nicht. Miraj lehnt den Kopf gegen die Scheibe und lässt sich das Gesicht von der Sonne wärmen. Als er die Augen schließt, sieht er die Wunde von damals so lebendig vor sich, wie die Verletzungen, die sich 7-2k erst vor ein paar Stunden zugefügt hat. Damals hat der Kerl keine Miene verzogen, als er das Spiel verloren hat. Blickkontakt, während das Messer tanzte. Er hat sich geschnitten, während Miraj die ganze Zeit gegen den Drang angekämpft hat, dem Tanz zuzusehen. Dann hätte er verloren.
Er hat es nie verstanden.
Diese Liebe zu Messern, zu diesen Spielen, zu den Verletzungen, die fast immer die Folge sind.
Und doch hat es ihn damals so unglaublich angemacht. Da hat er das erste Mal an sich selbst gezweifelt.
Ihm ist nach einer weiteren Zigarette, aber er will nicht enden wie sein Bruder, deswegen schließt er den Vorhang wieder und durchquert das Zimmer, um zu ihrem Arbeitszimmer zu gelangen. So leise wie möglich schiebt er den Schrank zur Seite und wirft noch einen letzten Blick zu seinem Bruder und Nevid. Dessen Blick folgt ihm schon wieder und er kann sehen, dass sich der Jüngere Gedanken macht. Er spricht sie allerdings nicht aus und Miraj ist dankbar dafür.
Wie soll er diese ganze Misere auch erklären? Nevid kennt 7-2k nicht. Noch nicht. Hoffentlich wird er das nie. Es ist dumm, dass er so denkt. Doch jeder in dieser Stadt hält 7-2k für einen Irren. Sie kennen ihn nicht so, wie er war, bevor alles den Bach runtergegangen ist. Und niemand glaubt diese alten Geschichten. Am wenigsten sein Bruder.
Deswegen hat 7-2k keine Freunde.
Und auch er selbst hat keine.
Weil sie beide miteinander befreundet sind.
Er muss sich dringend eine Beschäftigung suchen. Die neusten Datenpads nach Informationen durchsuchen, auch wenn er das schon gemacht hat, als er zurückgekommen ist - einfach, um nicht nachdenken zu müssen. Da war er nicht konzentriert genug. Ist er auch jetzt nicht, aber es ist eine Beschäftigung.
Wäre da nicht das Mailsymbol, das plötzlich am oberen Rand des riesigen Bildschirms aufflimmert.
Nur sehr wenige Menschen sind im Besitz seiner Mailadresse. Heutzutage benutzt kaum noch jemand diese altmodische Art der Kommunikation.
Er weiß nicht, warum seine Kehle enger wird und ihm das Atmen schwerer fällt, als er die Hand ausstreckt und das Symbol berührt. Es gibt kein Bild zum Absender. Und keinen Namen. Doch der Inhalt der Nachricht lässt keine Zweifel am Verfasser zu.
Ich habe meine Tablette genommen. Kommst du zurück zu mir?
-
»Ich habe zu viel getrunken. Bringst du mich nach Hause?«
Miraj hob seinen schweren Kopf von der Tischplatte und sah 2k zweifelnd an. Irgendwann nach dem vierten Bier hatte er den Namen aus dem jungen Mann herausgekitzelt und war sich doch sicher, dass es unmöglich dessen richtiger Name sein konnte, doch mehr hatte ihm der Blonde nicht verraten.
Und er klang so viel nüchterner, als Miraj sich fühlte.
»Soll das ein Scherz sein? Eher solltest du mich nach Hause bringen. Ich kann beim besten Willen nicht mehr.«
»Dabei hast du dich gut gehalten. Du bist sitzengeblieben und nicht gegangen. Das checke ich nicht, aber jetzt wirst du mich nicht mehr so schnell los. Und da ich nicht bei anderen schlafe, hast du keine Wahl.«
»Du bist ganz schön überzeugt von dir ...«
»Nun ... warum hast du mich dann verdammt noch mal nicht in Ruhe gelassen?«
»Du hast gesagt, dass du die Frage nicht stellen wirst, wenn du das Spiel verlierst.«
Die grauen Augen weiteten sich eine Sekunde lang, dann entspannten sich die Gesichtszüge und ein viel zu hinreißendes Lächeln zog an den Lippen. »Du hast recht. Dann nehme ich diese Frage zurück und stelle eine andere. Warum hast du dich zu mir gesetzt und hast dich nicht lieber mit deinen Freundinnen beschäftigt?«
Miraj runzelte die Stirn. Es dauerte einen Moment, aber er verstand, worauf das Ganze hinauslief. »Das ist die gleiche Frage, nur anders formuliert.«
»Davon war in den Regeln auch nicht die Rede. Also?«
»Ich habe dir die Frage doch schon beantwortet.« Mirajs Kopf wollte sich nicht unterhalten. Er hätte nicht so viel trinken sollen. Wie hatte es 2k geschafft, so viele Biere zu trinken? Er hatte ja schon vor ihrer Unterhaltung, die schon gute fünf Stunden dauerte, getrunken und das nicht gerade wenig. »Du hast so einsam ausgesehen und irgendwie ... interessant.«
»Wegen dem Messer?«
»Nicht nur ...«
»Bring mich nach Hause und erzähl mir, was du noch interessant fandest.«
Er wusste nicht, warum er dem zustimmte.
Es war nicht seine Stimme, die da sprach und sagte »Okay«. Es war nicht seine ...
-
Er starrt die Nachricht an, als könne das dafür sorgen, dass sie wieder verschwindet. Aber sie tut es nicht. Die Worte sind nicht einmal sonderlich anklagend. Aber sie lösen so schrecklich viel aus, dass Miraj minutenlang nicht weiß, wie er sich fühlen soll. Warum hat 7-2k seine Medikamente nun doch genommen, obwohl es zuvor so ein Kampf gewesen ist, überhaupt irgendetwas Sinnvolles aus dem Anderen herauszubekommen?
Ehe er dieser Frage weiter nachgehen kann, kommt eine weitere Mail ein und sie legt sich automatisch über die andere, weil der Absender derselbe ist.
Du bist lange nicht mehr hier gewesen und ich habe nicht viel davon mitbekommen. Außerdem wolltest du doch irgendetwas, oder? Jetzt können wir darüber reden.
Wie schrecklich normal dieser Eine von den Vielen ist. Der, der am seltensten auftaucht. Miraj fühlt sich in seinen Grundfesten erschüttert, weil der Kerl, der ihm da gerade schreibt, auch der ist, in den er sich damals verliebt hat, obwohl er nie von sich gedacht hätte, dass es je passieren würde ... und schon gar nicht bei einem anderen Mann.
Aber wie lange hält die Wirkung der Tabletten wohl an? Drei, vier Stunden?
Und wie lange wird es wohl dauern, bis das Ziehen in seiner Brust verschwindet?
Miraj schließt die Augen, lehnt sich nach vorn und bettet seinen Oberkörper auf die inaktive Tastatur. »Ach, shit ...«
Der General ist damals der Erste gewesen, der sich herauskristallisiert hat. 7-2k hat sich von der ganzen Welt abgeschottet und damit begonnen, seine Wohnung zu verbarrikadieren, damit niemand ihm mehr schaden kann. Und er hat paranoide Verhaltensweisen entwickelt. Das ständige Prüfen der Bildschirme, das mehrfache Abschließen der Tür, das mit sich selbst Reden. Dann entwickelte sich der Hass auf die Welt. Wie aus dem Nichts. Der Doktor und seine Assistentin sind Nummer 2 und 3. Er begann mit sich selbst darüber zu debattieren, dass der Zustand seines Seelenheils bedenklich ist und er dringend Medikamente braucht. Damals ist er selbst noch oft bei dem Anderen gewesen, hat versucht, ihn in seiner Not zu unterstützen, und Nummer 4 hat sich herauskristallisiert. 4-2k spricht nur davon, wie sehr er Miraj vermisst, wie sehr er ihn liebt und was er alles mit ihm tun würde, wenn er nur da wäre. Nichts, was 7-2k nach ihrer Trennung noch so zur Schau tragen würde, auch wenn Miraj sich darüber im Klaren ist, dass sich an den Gefühlen des Anderen für ihn nichts geändert hat.
Und ihm geht es genauso.
Aber wie soll er diese sieben unterschiedlichen Menschen nur handhaben? Wie? Er ist jetzt noch so schrecklich überfordert damit. Damals war es so schlimm, dass er sich von 7 getrennt hat. Er hat ihn allein gelassen, als er ihn eigentlich am meisten gebraucht hat und er macht sich Vorwürfe deshalb. Sie ändern nur nichts daran, dass es nie wieder so werden wird, wie es vorher gewesen ist. Und zu diesen Zeiten sehnt er sich zurück. An diese Zeiten erinnert er sich - in schwachen Momenten wie diesem.
-
Miraj kam nicht dazu, die Dinge aufzuzählen, die er an 2k interessant fand. Nicht einmal der Aufbau oder die Einrichtung der Wohnung waren noch von Bedeutung, als 2k ihn küsste.
Im dunklen Flur, nachdem sie es gerade so geschafft hatten, ihre Schuhe auszuziehen. Wie aus dem Nichts, auch wenn irgendeine Stimme Miraj zu flüsterte »Lass es zu!«. Trotz des vielen Alkohols konnte er das nicht. Nicht einfach so.
»Was ... tust du?«
»Ich küsse dich.«
»Warum?«
»Weil ich es will.«
Das ergab Sinn - irgendwie. Miraj sollte sein Wissen teilen und 2k mitteilen, dass er nicht wirklich für dieses Team schwamm. Aber in der Dunkelheit, die nur von dem Mondlicht, das durch irgendwelche Fenster, die er noch nicht entdeckt hatte, in den Flur schien, sah der Andere so ... schön aus.
Er musste wirklich zu viel getrunken haben.
Seltsam war nur, dass ihm dieser Gedanke schon gekommen war, als er mit den beiden Damen die Bar betreten hatte. Er hatte ihn nur nicht zugelassen.
»Ich ...«
2k schüttelte den Kopf, drückte ihm den Finger auf die Lippen und griff mit der anderen Hand nach seinem Unterarm, um ihn in eines der Zimmer zu führen, das direkt an den Flur anschloss und es roch so sehr nach dem Anderen, dass Miraj nicht sehen musste, was die Möbel über diesen Raum aussagten.
Er wusste, dass es 2ks Schlafzimmer war.
»Ich ...«, versuchte er, sich noch irgendwie aus der sich anbahnenden Situation zu winden, aber beherzt wurde er auf das Bett geschubst und die weiche Matratze unter seinem Po machte ihn so schrecklich träge. Die Brille auf seiner Nase verrutschte etwas. Aber es war nicht wichtig, dass seine Sicht verschwamm. Es blieb dunkel und 2ks Präsenz war viel mehr ein Ahnen, als ein wirkliches Wissen. Dessen Parfümduft hing in der Luft. Seine Hände strichen über Mirajs Oberschenkel und hielten im Schoß an, drückten zu, brachten wieder etwas Klarheit zurück.
»Ich glaube nicht, dass ich ...«
»Shht ... mach einfach die Augen zu. Es macht nicht wirklich einen Unterschied - vertrau mir.«
»Was?« Miraj hatte eher darauf angespielt, dass er zu betrunken war, um einen hochzukriegen, doch mit dieser indirekt formulierten Erkenntnis, hatte er Denkstoff, der ihn noch mehr daran hindern würde, dass da unten irgendetwas passierte.
2k war ein Mann.
Er hatte noch nie Interesse an einem gehabt. Warum kam das jetzt so plötzlich? War das immer da gewesen? Zu was machte ihn das? Definitiv nicht mehr zu einem Hetero. Aber darüber hatte er auch nie bewusst nachgedacht. Frauen waren interessant gewesen. Männer nicht. Das war nichts, worüber man nachdachte, weil es die Mehrheit so handhabte.
Aber das hier ...
War auch nichts, worüber er sich den Kopf zerbrach. Als er spürte, wie geschickte Finger seine Hose öffneten und sein noch ganz schlaffes Glied hervorholten, fand er sich einfach damit ab, dass es vergebene Liebesmühe sein würde.
Bis zu dem Augenblick, als sich eine warme Zunge und ab und an sanft kratzende Zähne über ihn hermachten. Miraj ließ sich nach hinten sinken und verbarg sein wärmer werdendes Gesicht unter seinen Armen. Er hörte nur noch leise, feuchte Geräusche, die anregender nicht hätten sein können. Und irgendwann mischten sich verhaltene Seufzer und unterdrücktes Keuchen darunter. Von ihm selbst. Von 2k. Er reagierte, obwohl er sich darüber im Klaren war, dass da ein Mann zwischen seinen Beinen hockte und ... nun ... er dachte tatsächlich nicht darüber nach. Es war ein Gedanke am Rande, der sich wieder verflüchtige. Seine rechte Hand tastete sich in Richtung des Anderen, bis er die weichen, blonden Haare unter seinen Fingern spüren konnte. Er vergrub sie zwischen ihnen und folgte den Bewegungen des Kopfes.
Dann zog er an ihnen, brachte den schlanken Körper über seinen und die Brille glitt ihm ganz vom Gesicht, als er die Lippen öffnete und sie auf die herb schmeckenden des anderen Mannes presste.
Viel zu intensiv nahm er die sanfte Kurve des fremden Rückens wahr, als seine Finger über ihn strichen und sich unter den Bund der Jeans schoben. 2ks Hüften kamen in Bewegung, derber Jeansstoff rieb sich an Mirajs Härte und seine Sinne machten sich mehr und mehr davon. Der Alkohol hatte sie schon in alle Winde verstreut, aber nun drifteten sie noch weiter auseinander.
Alles andere ... war ein völliger Selbstläufer.
Wie er 2k herumwälzte, das Shirt nach oben schob und nicht einmal Brüste vermisste, weil sich die wohlgeformte Muskulatur genauso gut anfühlte, weil sich Oberkörper des Anderen viel zu schnell hob und senkte und wirklich jeder einzelne Muskel arbeitete. Miraj wusste, dass er irgendetwas sagte, aber es kam nicht mehr bewusst bei ihm an. Aber es entlockte 2k ein Keuchen. Seine Lippen trafen auf salzig schmeckende Haut, fanden die hart gewordenen Nippel und er biss sanft in sie hinein. Finger gruben sich in seine langen Haare, brachten sie noch mehr durcheinander und drückten ihn tiefer.
Das ... konnte er nicht.
Dennoch zog er die Jeans und die Shorts darunter aus, entledigte sich selbst fahrig seiner Hose und legte sich zwischen die langen Beine. Er drängte sein Becken vor und zurück, rieb ihre Erektionen direkt und hart aneinander und irgendwann zwischen weiteren Küssen und Bissen, forderte 2k mehr. Schneller ... tiefer.
Miraj tat es.
Die Küsse schmeckten nach Bier.
Und sie schmeckten nach mehr.
Und nur ganz flüchtig, unbeachtet, blitzte die Frage auf, was er hier eigentlich gerade tat.
-
Damit hat alles angefangen und Miraj verflucht den Umstand, dass er sich gerade jetzt viel zu intensiv daran erinnert. Hitze flutet seinen Körper und er fühlt sich seltsam beschämt deswegen.
Diese Zeiten liegen hinter ihm. Warum also vermisst er sie? Es war die meiste Zeit einfach nur wild, beinahe rücksichtslos. Aber dann ... waren da Momente - wie an den Morgen danach oder den Pausen dazwischen - als sie einfach nur nebeneinanderlagen, nichts gesagt, sondern einfach nur einander gespürt haben. Es war stets ein angenehmes Schweigen. Wie ein stilles Einverständnis.
Das ... wäre jetzt gar nicht mehr möglich.
Oder redet er sich das nur ein, um eine Erklärung dafür zu haben, warum er abgehauen ist und lieber still leidet, als ihnen eine weitere Chance zu geben?
Er ist ein schrecklicher Mensch.
Die letzte Nachricht wird von einem kleineren Fenster überlagert. Eine weitere Mail. Miraj wagt es nicht, den Kopf zu heben.
Er weiß, was drin steht und als er dem Drang doch nachgibt, seufzt er verhalten.
Es ist okay, wenn du nicht kommst. Ich habe es nicht wirklich erwartet.
»Ach, du verdammter Mistkerl!«
Wäre die Tastatur nicht fest installiert, dann hätte er sie nun quer durch den kleinen Raum geworfen. Stattdessen aber steht er auf, schaltet den Bildschirm auf Standby und verlässt die Kammer, ohne noch einmal zu Nivaan und Nevid zu sehen. Er greift nur ruppig nach der Sonnenbrille und einem Basecap, ehe er die Tür aufschließt und die Hitze willkommen heißt.
Er wird das bereuen.
Sehr.
Doch obwohl er sich dessen völlig im Klaren ist, tragen ihn seine Füße zu 7-2ks Zuhause.
Ein letztes Mal, redet er sich ein.
Wie kann ein Mensch sich nur so sehr irren?