heiß wie schnee | heißkalt, brennt nieder die stadt (2)

Dec 06, 2020 14:33

AO3 | FFde

Fandom: Bis(s)/Twilight
Relationships: Leah Clearwater x Jasper Whitlock-Hale

Projekt: miss you most (at christmas time)

Projekt II: Das Waisenhaus
Prompt: [#_1721] pallid in moonlight your shimmering skin / is mine to caress, you invited me in. / the delicate architecture of your throat / arcs sweetly away as my hands approach.

Abstract:
Wo ihre Haut seine berührt hat, friert er jetzt, und er sehnt sich nach all den Dingen, die er nicht haben kann.
Sequel zu kalt wie feuer

CN: Verletzung



Sie starrt auf die Hand, die er ihr entgegenhält. Zwischen ihrer zitternden Unterlippe und den Tränen, die über ihre Wange laufen wie Sturzbäche durch Felsgestein, ist sie wunderschön wie Seeglas. Vielleicht ist es zu viel gewesen, die leichtfüßigen Schritte über das geölte Parkett, während die sanftesten Töne aus Edwards Flügel ertönten. Vielleicht hätte er sie nicht um diesen Tanz bitten dürfen, hätte nicht die Hand nach ihr ausstrecken dürfen, so wie er es schon wieder tut.

Vorsichtig lässt er seine Hand sinken, führt sie hinter seinen Rücken, wo er ihre Finger mit denen der anderen verschränkt.

Noch immer hat sie sich nicht bewegt, starrt noch immer auf den Punkt, an dem seine Hand eben noch schwebte. Sie kämpft mit sich, er kann ihren Zwiespalt beinah so deutlich spüren wie das Brennen, das seine Hand in ihrer ausgelöst hat. Er weiß nur, dass der Zwiespalt in seinem Inneren sein eigener ist, der sich schluchtentief in sein Herz geschlagen hat.

Er kann die Kälte seiner Haut spüren, überall, wo sie ihn berührt hat. An beiden Handflächen, kriechend bis auf den Rücken seiner Finger, und auf seiner Schulter, auch wenn eine Stoffschicht sie voneinander getrennt hat. Er friert, wo sie nicht mehr ist, er sehnt sich nach Hitze und Feuer und brennendem Kontakt.

„Du bist“, sagt sie und wendet den Blick ab, die Tränen in ihren Wimpern fangen das Licht ein wie Diamanthaut. Sie schluckt und beißt sich auf die Lippe, dann fixiert sie ihn mit der Intensität von tausend brennenden Sonnen und sagt: „Ich kann das nicht hier.“

Also streckt er seine Hand noch einmal nach ihr aus, nachdem er den Ärmel seines Pullovers über seine Handfläche gezogen hat, als würde es auch nur im Geringsten einen Unterschied machen. Doch vielleicht ist es lediglich die Zurschaustellung von Rücksichtnahme, die vonnöten gewesen ist, um sie aus ihrer Passivität zu stoßen, oder vielleicht ist es allein ihr Trotz, der sie alle Vorsicht in den Wind werfen lässt, aber sie greift nach seiner Hand, den Stoff seines Pullovers zur Seite schiebend.

Die Hitze ihrer Berührung breitet sich von ihrer Handfläche bis zu ihrem Herzen aus und steckt seins gleich mit in Brand. Er führt sie nach draußen in die Kälte der Dezembernacht und sie schließt die Terrassentür hinter ihnen, unbemerkt von den anderen Anwesenden der Feier. Die Stimmen, die Musik und das Tapp-Tapp-Tapp auf dem Parkett verschwimmen zu einem Hintergrundgeräusch für ihren schwergehenden Atem.

„Du hast kein Recht dazu“, stößt sie aus, als er sich zu ihr umdreht und auf ihre roten Wangen und die Schneeflocken, die sich in ihrem tiefschwarzen Haar verfangen, blickt. „Du kannst Dir nicht nehmen, was Du willst.“ Sie starrt auf ihre ineinander verschränkten Hände, aber er denkt, dass sie mehr über die Wut spricht, die sich in seinem Magen zusammenläppert.

„Ich nehme Dir nichts weg“, versucht er sich zu erklären, aber er ist sich nicht sicher, ob das so stimmt. Und der harte Zug um ihren Mund stimmt ihm sogar noch ein bisschen mehr zu als die Worte, die sie durch ihre Zahnlücken presst: „Du nimmst Dinge an, die nicht Dir gehören.“

Er hat nicht gelernt, Nein zu sagen, und wenn er den Rest seiner Familie ansieht, kann er auch nicht davon ausgehen, dass es möglich ist, eine Gabe abzulehnen, die irgendwo in seine Knochen tätowiert ist.

Vorsichtig, ohne den Blick von ihrem Gesicht abzuwenden, geht er einen Schritt auf sie zu, bis nur noch wenige Zentimeter sie voneinander trennen und er die Hitze, die sich über ihrer freien Haut in klitzekleinen Wassertropfen in der Luft absetzt, beinahe auf der Zunge spüren kann. (Ein wenig noch, ein bisschen noch, nur wenige Millimeter, dann könnte er endlich aufhören, zu frieren, wo sie ihn nicht berührt.)

Seine freie Hand kommt nach oben, bewegt sich auf ihren Nacken zu, der viel zu ungeschützt in der kalten Luft liegt. Doch bevor er sie berühren kann, kaum dass er die ausstrahlende Wärme spüren kann, hält er inne und wartet. Unterbewusst hat sie sich zurückgelehnt, hat sich der Möglichkeit einer Berührung entzogen und hat ihm das eindeutige Zeichen gegeben, dass seine Berührung nicht erwünscht ist, oder unerträglich. (Oder unerträglich unerwünscht.)

„Ihr alle macht das“, sagt sie, die Kehle stolz entblößt. Selbst wenn er es versuchen würde, könnte er ihr nichts anhaben, und das weiß sie. „Ihr nehmt euch, wie es euch gefällt.“

Ein Zucken in seinem Finger bringt ihn ihrer Halsschlagader erschreckend nahe, aber er ist ihr immer noch viel zu fern. Er möchte sie berühren, er möchte jegliche Kälte aus sich vertreiben, er möchte warm an ihrer Haut liegen, während der Schnee schmilzt, wenn er ihn berührt.

„Ich möchte nur nehmen, was Du mir gibst“, erwidert er und es fühlt sich ein bisschen wie eine Lüge an, obwohl er es überhaupt nicht so meint. Sein Finger zuckt noch einmal, aber er hält sich fern von ihr.

Sie bleckt ihre Zähne und plötzlich liegt seine Hand auf ihrer Halsschlagader, die gegen seine Haut trommelt. Hitze breitet sich an der Kontaktstelle aus und Schmerz rollt über sie hinweg. Sie brennt vielleicht, aber er, er glüht.

character: leah clearwater, rating: p-12, #_1721, fandom: bis(s), au: modern, pairing: leah x jasper, genre: romance, fanfiction: heißkalt brennt nieder die s, character: jasper whitlock hale

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