Titel: Katzenfotos
Autor: Grisu
Fandom: Hana Kimi
Personen: Akiha Hara und Hokuto Umeda
Disclaimer: Kein Geld, kein Ruhm, kein Leben
Rechtfertigung: Maddle hat Schuld.
Die Katze war klein und größtenteils schwarz. Und flauschig. Sie hatte winzige, weiche, weiße Pfötchen, auf denen sie neugierig herumtapste. Die ebenfalls weiße Schwanzspitze zuckte nervös hin und her, während riesige, nicht mehr ganz blaue Augen aufmerksam zu Akiha sahen. Alles in allem war sie heute mal wieder unerträglich niedlich.
„Ist der Film nicht bald voll? Und könntest du vielleicht mal mit dem schwachsinnigen Gebrabbel aufhören?“, fragte Umeda genervt. „Es ist eine Katze, kein Kleinkind. Sie versteht nicht, was du sagst und wenn, dann würde sie dich jetzt für komplett bescheuert halten.“
Das Blitzlicht ging ein letztes mal und der Film lief mit einem Surren zurück, das die Katze zusammenzucken und in Deckung gehen ließ. Akiha legte die Kamera zur Seite und nahm das Tier auf den Arm, wo es anfing zutraulich an seinen Haaren zu kauen.
„Sie ist einfach so süß,“ sagte er ungefähr zum hundertsten mal, seit sie Umedas Wohnung betreten hatten.
„Ja ja.“
„Und sie mag mich.“
„Mhmmm...“
„Ich fasse nicht, dass du mir noch nie von deiner Katze erzählt hast.“
Umeda fragte sich, ob er tatsächlich wie einer von diesen Leuten wirkte, die andere mit Geschichten von ihren Haustieren langweilten. „Ich fasse es nicht, dass du hier seit einer halben Stunde Fotos von meiner Katze machst, statt mit mir in die Kiste zu steigen.“
Akiha sah von der Katze auf und grinste. „Kann ich Fotos von dir machen?“
„Macht diese Frage in diesem Zusammenhang irgendeinen Sinn?“
„Kann ich?“
„Ich geh schlafen. Gute Nacht,“ Umeda drehte sich um und ging. Und wenn Akiha ihn nicht eingeholt hatte, bevor er im Schlafzimmer war, konnte er was erleben.
~*~
Der Schüler hustete erbärmlich. Er war viel besser als die meisten anderen Simulanten, die zu Umeda kamen. Er schwitzte und seine Augen tränten. Er schien sich da richtig reinzusteigern.
„Zwiebelsaft,“ sagte Umeda, weil ihm nichts schlimmer schmeckendes einfiel, was er glaubhaft und gefahrlos verschreiben konnte „fünfmal täglich und Gurgeln mit Salzwasser. Und wehe, ich seh dich in den nächsten zwei Tagen irgendwo rumlaufen.“
Umeda hasste die Prüfungszeit. Die Prüfungszeit mit ihren Simulanten und diesen kleinen, schniefenden Hypochonda aus der 3 C, der ihn das ganze Jahr über belästigte.
Es klopfte an der Tür und Akiha kam herein, ohne eine Antwort abzuwarten. Der Schüler verdrückte sich, bevor Umeda doch noch auf die Idee kommen könnte, ihn tatsächlich zu untersuchen.
Wäre Umeda eine Frau gewesen, hätte er jetzt Kopfschmerzen bekommen. „Akiha, was tust du hier?“
Akiha strahlte, als hätte man ihm gerade irgendwas besonders freundliches gesagt. „Ich habe die Katzenbilder entwickelt.“
„Was für Katzenbilder?“
„Na, die von deiner Katze. Wie heißt sie eigentlich?“
„Katze. Gelegentlich Mistvieh.“
Akiha sah etwas beleidigt drein, drückte Umeda einen Stapel Fotos in die Hand und hing auf seiner Schulter, während er sie durchsah. „Na, wie findest du sie?“
„Keine Ahnung. Es sind Bilder. Von meiner Katze.“ Umeda gab Akiha die Fotos wieder und angelte nach der Krankenakte des Simulanten. Akiha hielt ihn fest und hielt ihm die Fotos wieder unter die Nase. „Ja, aber ist sie nicht entzückend?“
Umeda fühlte sich überfordert. „Ja. Ja, ist sie. Außer Fressen und Schlafen ist das das einzige, was sie kann.“ Er versuchte, das Krankenblatt auszufüllen, aber immer wenn er den Kopf bewegte, um an den Fotos vorbeizusehen, schob Akiha sie wieder in sein Blickfeld.
„Aber guck doch mal, hier! Da hat sie irgendwas im Auge und guckt so komisch. Und da! Da ist das Licht auf ihren Schnurrbarthaaren so hübsch.“
„Na ja, ich nehme an, du bist nicht umsonst Profi,“ bemerkte Umeda, während er versuchte, Akihas lange Arme von seinem Hals zu zerren.
„Sempa~ai!“
„Was?“
„Du bist heute wieder so niedlich grummelig,“ sagte Akiha mit demselben hingerissen debilen Grinsen, mit dem er von Umedas Katze redete.
~*~
„Sempai? Weißt du, wo das Bild von Mausi ist, wo sie auf dem Fensterbrett sitzt und einer Fliege auflauert?“
Umeda fegte schnell die Fotoschnipsel vom Küchentisch in den Mülleimer, schmiss die Schere zurück in die Schublade und ließ das Bild in der Hosentasche verschwinden, bevor Akiha in der Küche auftauchte.
Wie zum Teufel war es möglich, dass Akiha ein Bild in einem herumliegenden Stapel von Fotos vermisste, keine zehn Minuten nachdem es verschwunden war? Was hatte er getan? Den Stapel drei Zentimeter weiter links wieder hingelegt als vorher?
„Ich habe keine Ahnung,“ log Umeda, als Akiha hereinkam.
Akiha sah ihn misstrauisch an und schwieg.
„Bist du sicher, dass es nicht eins von denen war, die du Rio gegeben hast?“ probierte Umeda weiter.
„Ja.“
„Aber du hast ihr eins gegeben, wo sie am Fenster sitzt.“
„Das war das, wo sie rausguckt. Ich würde die Bilder nie verwechseln, die Atmosphäre ist ganz anders.“
Umeda fiel nichts ein, was er dazu sagen konnte. „Wolltest du nicht schon weg sein?“
Akiha sah auf die Uhr, seine Augen weiteten sich. „Ich komm zu spät. Ebi bringt mich um.“
Umeda lächelte. „Unsinn, sie wird dir nur sehr weh tun.“
„Du bist so gemein,“ sagte Akiha und küsste ihn trotzdem, bevor er hinaushastete.
Umeda nahm das Foto aus seiner Hosentasche. Mit den abgeschnittenen Rändern würde es genau in sein Portemonnaie passen. Er tat es zu den Bildern von seiner Familie. Er hatte sogar ein Bild von Akiha, das er in irgendeiner Zeitschrift gefunden hatte.
Niemand würde es jemals wieder sehen. Aber das machte nichts, Akiha schmiss niemals Negative weg.