Christopher Retsch. Sprechendes Metall? Die Rüstung als Objekt und Bedeutungsträger in Gesellschaft und Kunst des Spätmittelalters. 2022 In der Waffenkunde hat sich seit dem 19. Jahrhundert eine Fachterminologie zur Bezeichnung der Forschungsobjekte etabliert. Für Rüstungsteile ist diese beispielsweise im „Glossarium Armorum. Arma defensiva“ nachzuschlagen, oder auch im „Bildwörterbuch der Kleidung und Rüstung“. Beide Werke bringen Zeichnungen der Objekte mit der Fachterminologie zusammen. Das umfangreichere „Glossarium Armorum“ bietet die Terminologie zudem in den gängigsten europäischen Sprachen. Ebenfalls in beiden sind auch mehrfach Quellenbegriffe genannt, jedoch aufgrund der lexikalischen Kürze ohne überprüfbare Quellenangaben. Diese Quellenbegriffe und die auf diesen teilweise aufbauende Fachterminologie vermitteln auf den ersten Blick den Eindruck, die zeitgenössischen Bezeichnungen der Objekte wiederzugeben. Dies ist jedoch nur in sehr geringem Umfang tatsächlich der Fall. Viele Fachbegriffe klingen zwar nach einem Quellenbegriff, sind aber tatsächlich Neuschöpfungen (z. B. ,Topfhelm‘), andere sind zwar Quellenbegriffe oder zumindest an diese angelehnt, aber auf die falschen Objekte bezogen worden (z. B. ,Hundsgugel‘). Dass es nicht leicht ist, eine gute Fachterminologie zu entwickeln ist bekannt. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit eine komplett moderne, von Quellenbegriffen losgelöste Terminologie zu verwenden. Für eine rein entwicklungsgeschichtliche oder technologiegeschichtliche und auf Abbildungen und erhaltenen Originalen basierende Forschung ist dies ausreichend.
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Hier kann auf die zahlreiche archäologische Literatur verwiesen werden, die zumeist einfach Typen definiert und nummeriert. Aus dem Bereich der Waffenkunde dürfte einer der bekanntesten derartigen Terminologien die von Ewart Oakshott entwickelte Terminologie zu Schwertern sein, die klar moderne Bezeichnungen verwendet wie z. B. ,Paranussknauf‘ (,Brazil-nut pommel‘) und ,Teekannenwärmerknauf‘ (,Tea-Cosy pommel‘) (OAKESHOTT: Sword. 2006 [1964], S. 81). Speziell zu Rüstungen ist die kürzlich von Matthias Goll in seiner
Dissertation veröffentlichte Typologie zu nennen, welche schlicht die zu schützenden Körperteile unter scheidet und die verschiedenartigen dafür gedachten Rüstungsteile der Größe/geschützten Fläche nach durchnummeriert, z. B. ,Schulter-Typ-2‘ (Goll-shoulder-protection-type-2) schützt mehr Fläche als ,Schulter-Typ-1‘ (GOLL: Iron Documents. plate armour production. 2014, S. 42-51).
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Jedoch ist eine solche Terminologie im Umgang mit Quellentexten nicht weiterführend. Wünschenswert wäre daher eine Terminologie, welche die ursprünglich zeitgenössisch und regional benutzten Begriffe verwendet. Allerdings ist eine solche nur äußerst schwierig zu rekonstruieren, so dass Gerhard Jaritz’ Feststellung wohl weiterhin gelten wird: „Die Hoffnung, dies einmal konsequent durchführen zu können, ist allerdings - gelinde gesagt - als Illusion zu bezeichnen.“ In der Praxis hat sich daher, nicht nur in der Waffenkunde, eine Mischung aus beiden Ansätzen durchgesetzt. Dies führte jedoch dazu, dass mittlerweile die Unterscheidung zwischen ursprünglichen Quellenbegriffen und Neuschöpfungen nicht mehr klar bewusst ist. Die falsche Verbindung von Quellen begriffen und Objekten führte zu fehlerhaften Deutungen von Textquellen und sogar zu pseudoetymologischen Erklärungen, bei denen die Form des Objektes das ursprünglich gar nicht auf dieses bezogene Wort erklären soll.
Перевод не даю, засунуть текст в
DeepL может каждый. Только обращайте внимание - zeitgenössischen программа порывается перевести "современным", как и moderne. В данном случае, чтобы не путаться, zeitgenössischen и zeitgenössisch лучше переводить, как "аутентичный".
Ровно то, о чём часто приходится повторять. Должно быть две терминологии. Одна - для сохранившихся физически (в той или иной степени) предметов и изображений. Желательно, чтобы она использовала современные, подчеркнуто неаутентичные, обозначения и не вводила в заблуждение красивыми "старинными" словами, которые, на практике, слишком уж часто оказываются или псевдо-аутентичными неологизмами, или полуслучайно выхваченными из источников именованиями, значения которых мы толком не знаем. Вторая - аутентичные термины из письменных источников, с известным из этих же источников значением. Между собой они могут не пересекаться вообще. Как пример - любая археологическая культура без письменных памятников, та же
майкопская. Есть находки оружия (археология), ноль письменных источников. Там языковая принадлежность носителей толком не известна, что уж говорить об "аутентичной терминологии".