titel: don't struggle like that (i will only love you more)
fandom: twilight
charaktere: edward cullen, carlisle cullen
prompt: You know that you could be my favourite lullaby
idee:
the cure - lullaby (warnung: das ist etwas verstörend)
TW: angedeutete sexualisierte Gewalt gegen einen Minderjährigen; ungesunde Methoden, damit umzugehen
Edward ist zwölf, als der Spinnenmann zum ersten Mal in sein Zimmer kommt, es ist tief in der Nacht und seine Mutter ist lange zu Bett gegangen.
Edward ist zwölf und der Spinnenmann fasst sein Kinn an, mit dünnen, knotigen Fingern, ein zittriges Lächeln im blassen Gesicht, und flüstert: Mein lieber guter Junge, mit einer Stimme, die an den Rändern in diffuse Dunkelheit zerfließt, als wäre sie gar nicht da, als hätte Edward sie sich nur eingebildet, und er liegt in seinem Bett, ganz starr vor Angst, und der Spinnenmann hat seine Hände überall, hauchzarte Berührungen, von denen Edward sich nicht sicher ist, ob er sie wirklich fühlt oder nur ahnt.
Edward ist zwölf und der Spinnenmann verschlingt ihn mit Haut und Haaren.
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Er sagt es Carlisle nur einmal, kurz bevor er ihn verlässt, getrieben von einer unbändigen Wut auf die Welt und seinem unstillbaren Durst, Ich wünschte, Du hättest mich einfach sterben lassen.
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Als sein Vater stirbt, weint Edward nicht. Er hält seiner Mutter die klamme Hand und lässt zu, daß sie ihr tränennasses Gesicht gegen seinen Oberarm schmiegt, aber er weint nicht, und er ist sich sicher, daß er in die Hölle kommen wird, für seine kalte Gleichgültigkeit, für die vage Erleichterung, die er empfindet, als der Arzt ihnen mitteilt: Wir konnten nichts mehr für ihn tun und die Genugtuung über die Vorstellung, daß Edward sr. in seinen letzten Tagen gebrannt hatte.
Als seine Mutter krank wird, ist Edward selbst fast im Delirium, wie durch einen rotglühenden Schleier nimmt er Dr. Cullen wahr, der mit leiser, sanfter Stimme auf ihn einredet, daß er wieder gesund werden wird, daß er ein junger Mann ist, der das Leben noch vor sich hat. Edward ist zu schwach, darauf zu antworten.
Sie irren sich. Ich habe mein Leben längst hinter mir.
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In Carlisles Bett ist er sich für einige Minuten nicht sicher, ob er tot ist, oder ob alles nur ein Traum war. Zum ersten Mal seit Wochen hat er keine Schmerzen und die Welt hat klar erkennbare Konturen. Aber er spürt bald, daß etwas an ihm, in ihm, sich verändert hat, seine Haut ist eiskalt, und irgendwo in seinem Brustkorb ist ein brüllender Hunger, den er nicht einordnen kann. Carlisle muss es nicht einmal aussprechen, damit er es versteht.
Ich bin ein Monster.
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(du bist ein monster, es ist das, wozu carlisle dich gemacht hat, du siehst menschen und du hörst das blut in ihren adern und du kannst dich kaum beherrschen, wäre da nicht carlisle, der dich wieder und wieder zurückhält und mit weicher stimme auf dich einredet, du bist kein monster, edward, aber du bist eines und er ist dein schöpfer und du hasstliebsthasstliebsthasstliebstliebstliebst ihn dafür, du kannst gar nicht anders)
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Vor der Verwandlung hat Edward Menschen lesen können, ihre Mimik, ihre unbewussten Bewegungen, wie alle kleinen Kinder, die nachts in der Dunkelheit auf den Spinnenmann warten. Aber als Vampir hört er sie zum ersten Mal denken, in Worten und in Halbsätzen, als sprächen sie alle gleichzeitig in seinem Kopf zu sich selbst.
Telepathie, erklärt Carlisle, Du kannst Gedanken lesen. Und er sieht beinahe ängstlich aus, und Edward würde sich am liebsten den Schädel von den Schultern reißen.
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Carlisle gibt ihn als seinen Neffen aus und Edward hasst es. Er hasst es, daß Carlisle ihm seine Hand auf die Schulter legt, wenn er sie beide vorstellt, oder daß er sagt, Edward wäre wie ein Sohn für ihn. Seine Eltern sind tot, ihre verwesten Körper liegend irgendwo oben in Chicago in kühler Erde, und Edward würde am liebsten nie wieder an sie denken, er würde das Kapitel so gerne aus seiner Erinnerung reißen und in unendlich viele winzige Stücke zerfetzen und verbrennen.
Er will Carlisle nicht als Vater betrachten und er will nicht, daß Carlisle ihn als seinen Sohn betrachtet, aber er spricht es nicht aus, er lauscht in der Nacht nach Carlisles Gedanken, um auszumachen, wie er Edward sieht, wenn er glaubt, daß niemand zuhört.
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Edward ist siebzehn, aber er ist achtzehn, neunzehn, zwanzig, einungzwanzig.
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Bitte, murmelt Carlisle, bitte, Edward. Und Edward beugt sich zu ihm herab und küsst seinen Hals und presst sein Becken gegen Carlisles. Carlisle windet sich und seine Gedanken sind ein unkoordiniertes Streitgespräch. Er will es, aber er will nicht, daß er es will, er will nicht, daß es Edward ist, weil Edward ein Kind ist, viel zu jung, um zu wissen, was gut für ihn ist.
Du, flüstert Edward, Du bist gut für mich. Und ich bin kein Kind.
Der Spinnenmann ist tot und begraben und er wird Edward nie wieder wehtun. Und Carlisle sieht selbst jetzt, zwischen Verlangen und Ablehnung, unendlich gütig und verzeihend aus, wie eine weiche Umarmung, in die Edward sich fallen lässt.
Er raunt, Ich will, daß Du mich anfasst und mich küsst, bis ich meinen Namen vergesse., und Carlisle lacht erstickt und streichelt Edwards Oberarm und versucht, ihn von sich zu schieben. Seine Gedanken haben keinen Anfang und nehmen kein Ende, es sind lose Bruchstücke, die ineinander verschwimmen. Ich auch., sagt er irgendwann, die Stimme dick und rau, als müsste er die Worte hochwürgen, und Edward küsst ihn, küsst ihn, küsst ihn und -
verschlingt ihn mit Haut und Haaren.
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(du bist ein monster, aber du bist sein monster)
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Edward ist einundzwanzig Jahre alt, aber er ist siebzehn Jahre alt, und er liegt in seinem Bett, hellwach, und lauscht Carlisles Gedanken wie einem Wiegenlied.
(Und der Spinnenmann ist tot und begraben.)